Schlesischer Bankverein

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Der Schlesische Bankverein ist eine ehemalige Regionalbank mit Sitz in Breslau. Dieses Kreditinstitut wurde 1856 gegründet und 1917 von der Deutschen Bank übernommen.

Geschichte

Am 17. Juli 1856 wurde der Schlesische Bankverein als Kommanditgesellschaft auf Aktien gegründet. Deren persönlich haftende Gesellschafter waren die Bankiers Heinrich Fromberg aus Breslau, Graf Adrian Joseph von Hoverden aus Breslau und Wilhelm Lehfeld aus Glogau. Lehfeld war Inhaber des Bankhauses L. Bambergs Wwe. & Söhne in Glogau, das 1865 als erste Filiale des Schlesischen Bankvereins übernommen wurde.

In den 1850er und 1860er Jahren war die wirtschaftliche Lage in Schlesien so unbefriedigend, dass die Bank nur mit Mühe 6 % Dividende zahlen konnte. Aus Mangel an industriellen Investitionsmöglichkeiten kaufte der Schlesische Bankverein 1868 die Herrschaft Kuhnern mitsamt ihrer Zuckerfabrik, die erst 1889 mit einem geringen Buchgewinn wieder verkauft wurde.

Nach der Gründung des Deutschen Reiches gab es eine Gründungswelle von Industriebetrieben. Durch die Gründung von Tochtergesellschaften in Beuthen (Oberschlesien), Glatz, Görlitz, Leobschütz, Neisse und Reichenbach erweiterte der Schlesische Bankverein sein Geschäftsgebiet auf die ganze Provinz Schlesien. Im Sog des Aktienbooms konnte der Schlesische Bankverein seinen Aktienkurs bis 1871 auf 189 % steigern und 1872, nach einem Rekordgewinn von 6,2 Millionen Mark, 14 % Dividende zahlen. Im darauffolgenden Jahr 1873 führte der Börsenkrach in Wien zu einer europaweiten Wirtschaftskrise und der Jahresgewinn der Bank sank auf 243.000 Mark. Im Zuge der Wirtschaftskrise fielen auch die Aktien des Schlesischen Bankvereins und erreichten 1877 mit 79 % ihren tiefsten Stand.

Erst in den 1880er Jahren besserte sich die wirtschaftliche Lage wieder und der Schlesische Bankverein wurde gefragter Finanzierungspartner bei Neugründungen im Oberschlesischen Industrierevier. 1886 wurde die Filiale in Liegnitz eröffnet.

Im Jahre 1897 übernahm die Deutsche Bank die Mehrheit des Aktienkapitals, wodurch der Schlesische Bankverein praktisch zu einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bank wurde. Zwischen 1898 und 1899 ließ die Bank ein neues Verwaltungsgebäude in Breslau (Albrechtstraße 33/34) errichten.

Im beginnenden 20. Jahrhundert erweiterte die Bank ihr Geschäftsgebiet durch neue Filialen in Gleiwitz (1900), Hirschberg (1905) und Rybnik (1904) sowie später in Guben (1913), Jauer (1912) und Schweidnitz (1912). Die Mehrheitsbeteiligungen der Gesellschaft am Bankverein in Katowice (seit 1904) sowie am Oberschlesischen Kreditverein in Ratibor (seit 1905) wurden 1916 in Filialen umgewandelt. Ein Jahr später, im Jahre 1917, wurde der Schlesische Bankverein selbst von der Deutschen Bank als regionales Filialnetz übernommen.

Literatur

  • Manfred Pohl: Konzentration im deutschen Bankwesen (1848–1980). Verlag Fritz Knapp, Frankfurt am Main 1982.