Schloss Bergedorf
Das Bergedorfer Schloss ist das einzig erhaltene Schloss im Hamburger Stadtgebiet. Es liegt im Hamburger Stadtteil Bergedorf direkt in der Mitte des ehemaligen Ortskerns an der Bille.
Geschichtlicher Überblick
Geschichte des Schlosses
Die Ursprünge des Bergedorfer Schlosses lassen sich bisher nicht eindeutig klären. In Urkunden wird ein „festes Haus“ erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt. Da 1208 Graf Albrecht von Orlamünde den Fluss Bille aufstaute und eine Mühle anlegte, ist es aber möglich, dass damals schon eine erste Schutzeinrichtung errichtet wurde. Wie die Burganlage ursprünglich einmal ausgesehen haben könnte, zeigt ein Modell, das im Schloss ausgestellt ist. Vermutlich handelte es sich um eine palisadenumschlossene und mit doppeltem Wassergraben und Zugbrücke gesicherte Anlage. Im Inneren wird sich – wie in anderen neudeutschen Niederungsburgen auch – ein massiver Turm als Rückzugsort für den Angriffsfall sowie ein Wirtschafts- und Wohngebäude mit Stallungen und Brunnen befunden haben. Da bisher keine systematischen Bodenuntersuchungen durchgeführt wurden, bleibt dies aber Spekulation.
Bis 1420 diente die Anlage den Herzögen von Sachsen-Lauenburg zeitweise als Residenz. Danach brachten die Hansestädte Lübeck und Hamburg das Amt Bergedorf (inklusive der Vierländer Dörfer Altengamme, Curslack, Kirchwerder und Neuengamme sowie Geesthacht) unter ihre Herrschaft, und das Schloss wurde Sitz einer beiderstädtischen Verwaltung. (→ Liste der Amtmänner des Beiderstädtischen Amtes Bergedorf).
1868 kaufte Hamburg den Lübecker Anteil auf und beendete so das fast 450 Jahre währende Kondominium (Doppelherrschaft). Das Gebäude beherbergte fortan verschiedene Teile der kommunalen Verwaltung, wie Gericht und Polizei. Nach deren Auszug in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das Schloss seit 1953 Sitz des Museums für Bergedorf und die Vierlande.
Heutige Nutzung
Das Schloss beherbergt das Museum für Bergedorf und die Vierlande und ist Teil der Bergedorfer Museumslandschaft. Ein kulturhistorischer Rundgang präsentiert die Geschichte der Region. Außerdem finden wechselnde Ausstellungen statt. Im Erdgeschoss des Nordflügels befindet sich ein Café. Im Innenhof werden gelegentlich Konzerte veranstaltet, außerdem ist es möglich, innerhalb der Schlossmauern zu heiraten. Alle zwei Jahre gastiert im Schlosspark ein mittelalterlicher Markt.
Baulichkeiten
Das Schloss
Das Schloss ist eine etwa 30 × 30 Meter große Vierflügelanlage, die von einem Wassergraben umgeben ist. Die ältesten Bauteile bilden die Schauseite zur Stadt. Zwei einander gegenüberliegende Flügel stammen vom Beginn des 17. Jahrhunderts und liegen stilistisch an der Grenze von der Backsteingotik zur Backsteinrenaissance. Sie verbindet ein 1661 errichteter Fachwerktrakt. Zwischen 1899 und 1901 wurden der baufällige Torbau, der Nordflügel und der Turm dem Geschmack der Zeit entsprechend in Formen der Neogotik neu errichtet. 1939 wurde schließlich der bisher die Silhouette prägende Dachreiter auf dem Westflügel entfernt. Im Schloss erinnern unter anderem das Gerichts- und das im Heimatstil eingerichtete Landherrenzimmer an die Vergangenheit des Gebäudes als Verwaltungssitz.
Der Schlosspark
Nach dem Ende der französischen Herrschaft ließ Amtsverwalter Lindenberg – zugleich ein bekannter Botaniker – das Umfeld des Schlosses als einen Park gestalten und an der Südseite Gewächshäuser für seine Pflanzen errichten. Der Öffentlichkeit war der Park allerdings nicht zugänglich. Erst am Ende des 19. Jahrhunderts wurde mit der einsetzenden Industrialisierung der Ruf nach einem Bürgerpark immer lauter. Schließlich wurden die Befestigungsanlagen und die unmittelbare Umgebung des Schlosses zu einem Landschaftsgarten umgestaltet. Seit 1926 steht der idyllische Schlosspark, der an die Bille grenzt, unter Denkmalschutz.
Literatur
- Erich von der Heide: Beten wat öber "Dat Huß" Bergedorp. In: Lichtwark-Ausschuß (Hrsg.): Lichtwark-Heft. Nr. 61. HB-Werbung, 1996, ISSN 1862-3549.
- Martin Knorr: Das Bergedorfer Schloß. In: Jörgen Bracker (Hrsg.): Bergedorf-Porträt. 2. Auflage. Nr. 3. Museum für Bergedorf und die Vierlande, Hamburg-Bergedorf 1989.
- Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt: Der Erwerb des Bergedorfer Schlosses durch Hamburg und Lübeck 1420 im Rahmen der städtischen Territorialpolitik. In: HB-Werbung (Hrsg.): Lichtwark-Heft. Nr. 73, 2008, ISSN 1862-3549.
- Jörg Meyn: Überlegungen zur Entstehung und frühen Geschichte des Schlosses zu Bergedorf. In: HB-Werbung (Hrsg.): Lichtwark-Heft. Nr. 68, 2003, ISSN 1862-3549.
- Victoria Overlack (Hrsg.): Das Bergedorfer Schloss: Een sloten Huß. Entstehung, Funktionen, Baugeschichte. Museum für Bergedorf und die Vierlande, Hamburg 2008, ISBN 978-3-936300-49-9.
- Helmuth Thomsen: Das Bergedorfer Schloß im Wandel der Geschichte. In: Lichtwark-Ausschuß (Hrsg.): Lichtwark. Nr. 3, 1951, ISSN 1862-3549.
Siehe auch
Weblinks
- Internetseite des Museums für Bergedorf und die Vierlande im Bergedorfer Schloss
- Bergedorfer Schloss auf einer Bürgervereins-Seite
- Private Seite mit Bildern und Informationen zum Bergedorfer Schloss
- Schloss Bergedorf als 3D-Modell im 3D Warehouse von SketchUp
- Rekonstruktionszeichnung von Wolfgang Braun
Koordinaten: 53° 29′ 23″ N, 10° 12′ 44″ O