St. Johannis Enthauptung (Biebelried)

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St. Johannis Enthauptung in Biebelried

St. Johannis Enthauptung ist die katholische Pfarrkirche von Biebelried.

Baugeschichte

Im Jahre 1251 wurde eine bereits bestehende Kapelle dem Johanniterorden zu Würzburg übergeben[1]. Dieser hatte 1244 bereits die fürstbischöfliche Burg in Biebelried erworben, um dort ein Kastell zu errichten.

Nachdem die Vorgängerkirche St. Peter 1606 den Flammen zum Opfer gefallen war, erbaute man unter Komtur Johann Friedrich von Saulheim eine neue Kirche, von der heute noch die nördliche Stirnmauer des Langhauses, der ehemalige Ostchor (jetzt Sakristei) und der Turm erhalten sind. Diese Kirche hatte einen wenig eingezogenen Chor mit einem Joch und Schluss in drei Seiten sowie ein grätiges Kreuzgewölbe resp. Kappengewölbe. Am Gewölbe befand sich ein Bronzewappen mit Umschrift:

"Anno 1606 den 9. Jan. Hans Friderich Hund von Saulheim St. Johannes: Ord: Ritter Comethur vnd Prior Datiae."

Des Weiteren fanden sich darin ein runder Chorbogen mit profiliertem Kämpfergesims, eine kleine Sakristei nördlich vom Chor und zwei spitzbogige Fenster mit nachgotischem Maßwerk an der ehemaligen Nordmauer des Langhauses (jetzt Stirnseite des Chores).

Die Kirche hat Klangöffnungen mit nachgotischem Maßwerk nach vier Seiten und einen spitzbogigen Zugang mit Stabwerk. Über der Türe befindet sich eine Steintafel mit einem Wappen, Spitzhelm und einer Inschrift in Renaissanceumrahmung:

"Anno 1606 den 9. Jann. hat der wolehrwürdige Gestrenge und Edle Herr Hans Friderich Hundt von Saulheim St. Johans ordes Ritter, prior Datiae Comethur zue Würtzberg, Schleußingen und Weyßsensee Röm. kay. Maj. Rath diese Kirchen laßen abbrechen vnd mit Hülff einer Gemain zue Biebelriedt soclhe von grundt wider auffbauen vnd zum Gottesdienst Consaeriren und verfertigen laßen."

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab es wiederum Planungen für einen Neubau, dessen Entwürfe 1911 erhalten waren. [2]

Der tatsächliche Neubau incl. Saalbau mit eingezogenem polygonalem Chorabschluss und Langhaus erfolgte 1822 unter Einbeziehung der genannten älteren Gebäudeteile. Diese heutige Kirche ist nördlich gerichtet. Der Quadratische Turm steht vor der Westseite.

Eine Restaurierung fand in den Jahren 1903/04 statt.

Ausstattung

Zur Ausstattung gehören ein Kruzifix auf dem Hochaltar (um 1903 ausgezeichnet) und die Figur des Salvators von Tilman Riemenschneider. Beide waren einst Bestandteil des um 1510 vollendeten Hochaltars im Würzburger Dom.

Das Kruzifix, dessen Kreuz und Arme ersetzt wurden, ist aus Lindenholz, ungefasst und 1,5 m hoch. Es wurde eigenhändig von Tilman Riemenschneider um das Jahr 1500 herum geschnitzt. [3]

Der Christus Salvator mit reich bewegter, flatternder Gewandung ist ebenfalls aus naturfarbenem Lindenholz und 1,03 m hoch. Seine rechte Hand wurde ersetzt. Er stammt aus der Riemenschneider Schule um 1510 und ähnelt dem Christus Riemenschneiders, der ursprünglich in der Marienkapelle stand. [4][5]

Ein vergoldeter Silberkelch aus der Zeit um 1700 ist 29 cm hoch und hat eine Kuppa mit Überfang, am Fuß und an der Kuppa Engel mit Leidenswerkzeugen, am Nodus drei Engelchen, Akanthusranken sowie an Fuß und Kuppa farbige Emails mit blauen Steinen umgeben.

Baudenkmal

Die Kirche wird vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege unter der Nummer D-6-75-113-15 als Baudenkmal geführt: "An den Dorfbrunnen 3. Simultanpfarrkirche, Chorturmkirche, 1712; mit Ausstattung nachqualifiziert"

Literatur

  • Georg Lill, Friedrich Karl Weysser: Stadt und Bezirksamt Kitzingen (= Kunstdenkmäler von Unterfranken & Aschaffenburg Heft II), München, R. Oldenbourg 1911, S. 65ff
  • Tilmann Breuer u. a.: Biebelried. In: Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Bayern I: Franken, München, Deutscher Kunstverlag, 2. durchg. u. erg. Aufl. 1999, S. 218

Weblinks

Commons: St. Johannis Enthauptung in Biebelried – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Monumenta Boica 37, Nr. 317, S. 354 Volltext bei Google Books
  2. Kreisarchiv Würzburg, Misc. 2782
  3. E. Tönnies, Leben und Werke des Würzburger Bildschnitzers Tilmann Riemenschneider, Straßburg 1900, S. 238
  4. E. Tönnies, S. 102
  5. A. Weber, Leben und Wirken des Bildhauers Dill Riemenschneider, Würzburg und Wien 1888, S. 25

Koordinaten: 49° 45′ 52,7″ N, 10° 4′ 57,8″ O