Steyr (Fluss)

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Steyr
Steyrursprung im Stodertal

Steyrursprung im Stodertal

Daten
Lage Oberösterreich
Flusssystem Donau
Abfluss über Enns → Donau → Schwarzes Meer
Quelle Baumschlagerreith in Hinterstoder
47° 38′ 16″ N, 14° 4′ 57″ O
Quellhöhe 850 m ü. A.
Mündung in Steyr in die EnnsKoordinaten: 48° 2′ 33″ N, 14° 25′ 18″ O
48° 2′ 33″ N, 14° 25′ 18″ O
Mündungshöhe 290 m ü. A.
Höhenunterschied 560 m
Sohlgefälle 8,2 ‰
Länge 68 km
Einzugsgebiet 917,35 km²[1]

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Die Steyr (Aussprache/?) ist ein Fluss in der oberösterreichischen Region Pyhrn-Eisenwurzen, der im Toten Gebirge in der Nähe der Baumschlagerreith im Ort Hinterstoder (Bezirk Kirchdorf an der Krems) entspringt und nach rund 68 km in der Stadt Steyr von links in die Enns mündet.

Geografie

Klauser Stausee

Im Oberlauf durchfließt die Steyr das Stodertal. Unterhalb des Steyrsberg wird das Tal enger und der Fluss fließt über den Stromboding-Wasserfall. Ab Steyrbrücke führt der Weg der Steyr durch eine tief eingeschnittene Schlucht, die seit 1975 durch eine Staumauer bei Klaus geflutet ist. Der so entstandene Klauser See wird neben der Energiegewinnung auch als Erholungsraum genutzt. Das rechte Seeufer gehört teilweise zum Nationalpark Kalkalpen.

Unterhalb der Wallfahrtskirche Frauenstein im Mollner Ortsteil Ramsau befindet sich eine weitere Felsschlucht, der sogenannte Steyrdurchbruch. Am Anfang der Schlucht liegt das Kraftwerk Steyrdurchbruch, das durch seine Jugendstil-Architektur bekannt ist. Nach dem Steyrdurchbruch weitet sich das Tal zum Mollner Becken, in dessen Schotterterrasse sich die Steyr tief eingeschnitten hat.

Unterhalb der Mündung der Krummen Steyrling bei Molln findet sich die Rinnende Mauer, eine seltene Traufquelle. Aus porösem Konglomeratgestein tritt Wasser fünf bis sieben Meter über Flussniveau in Form von Sprühregen aus. Dabei handelt es sich um angestautes Grund- und Hangwasser. In diesem Abschnitt der Schlucht kommen Hochgebirgspflanzen bis auf 400 m Seehöhe vor, wie Behaarte Alpenrose, Zwergalpenrose, Petergstamm, Jägerblut oder Behaarter Germer.[3][4]

Bei Leonstein (Gemeinde Grünburg) wird das Tal wieder enger. Über Grünburg erreicht die Steyr danach das Alpenvorland. Bei Sierning ändert der bisher Richtung Norden bzw. Nordosten strömende Fluss seine Fließrichtung nach Osten. In der Stadt Steyr gibt der Fluss einen Teil seines Wassers an den Wehrgraben ab, den früher viele Betriebe zur Energiegewinnung nutzten. Bei der Mündung in die Enns bilden beide Flüsse ein „Y“, das die Stadt Steyr für Marketingzwecke nutzt.

Entstehung

Das Entwässerungsnetz der Donau, zu dem die Steyr mit Nebenflüssen und Zubringern gehört, entstand im Zuge der alpidischen Gebirgsbildung vor etwa 100 Millionen Jahren. Wahrscheinlich bereits vor der Mindeleiszeit (vor 600.000 bis 300.000 Jahren)[5] war die Wasserscheide bei Steyrdurchbruch soweit erniedrigt, dass der Steyrfluss „durchbrechen“ konnte. Davor floss er durch das heutige Kremstal ab.[6] Der jetzige Flussverlauf entstand seit Ende der Würmeiszeit vor etwa 11.000 Jahren. Die alte Talrinne, westlich davon, ist durch Gletscherschotter gefüllt und der Fluss tiefte sich stattdessen in einem sogenannten epigenetischen Durchbruch in das Dolomitgestein ein.[7]

Die Schluchtsysteme der Steyr und ihrer Nebenflüsse Teichl und Krumme Steyrling sind 30 bis 40 Meter hohe, teils überhängende, Konglomeratwände.[8] Die Flüsse tiefen sich bis heute in den Gletscherschutt ein.

Bilder von Mittellauf und Mündung

Wirtschaftliche Bedeutung

Tischzeichen der Ladenkarlfahrer

Die Steyr wurde und wird hauptsächlich zur Energiegewinnung genutzt. Früher zum direkten Antrieb von zum Beispiel Mühlen oder Schmiedehämmern, später zur Stromerzeugung.

Bis 1890 wurde der Fluss mit Ladenkarl genannten Bretterflößen befahren. Diese Flöße waren durchschnittlich 5 m lang, 4 m breit und 50 cm hoch und konnten von einem Mann gesteuert werden. Sie wurden in Steyr meistens auseinandergenommen, manchmal aber auch zur Weiterfahrt auf der Enns zu längeren Flößen zusammengebunden.[9] Das Tischzeichen der Ladenkarlfahrer im Museum der Stadt Steyr zeigt ein Modell eines solchen Floßes in einem Ein’gricht (Geduldsflasche).[10]

Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs spielte auf der Steyr und ihren Nebenbächen die Holztrift als Transportmöglichkeit für Sägewerke eine Rolle. Auf dem Fluss wurden jährlich von März bis Ende November ca. 30.000 Kubikmeter getriftet, aus diesem Grund sind ältere Wehren (wie Steyrdurchbruch) mit Triftgassen ausgestattet.[11]

Kraftwerke

(Engpassleistung und Regelarbeitsvermögen nach Angaben des jeweiligen Kraftwerkbetreibers. Stand: 2011)

Kraftwerk Engpass-
leistung
(kW)
Regelarbeits-
vermögen
(MWh)
Betreiber
Hinterstoder 106 484 Energie AG Oberösterreich
Klaus 19.600 74.000 Ennskraftwerke AG
Steyrdurchbruch 4.000 20.000 Energie AG Oberösterreich
Agonitz 3.100 15.800 Energie AG Oberösterreich
Humpelmühle 980 5.300 Energie AG Oberösterreich
Steinbach 880 6.000 Energie AG Oberösterreich
Pichlern 2.400 13.000 Ennskraftwerke AG

Verhinderte Ausleitung in die Enns

Gedenktafel am Platz Zwischenbrücken in Steyr

Ab 1963 plante die Ennskraftwerke AG, einen Teil des Wassers über einen Großspeicher im Tal der Krummen Steyrling in die Enns auszuleiten. Die Mollner Bevölkerung lehnte das Projekt 1969 mit 2/3-Mehrheit ab, dennoch wurde mit dem Bau begonnen. Ein Entscheid des Verfassungsgerichtes unterbrach 1972 die Arbeiten und der Verein Rettet das Steyrtal startete ein Volksbegehren. Vom Projekt der Pumpspeichergruppe Molln wurde 1973 bis 1975 mit dem Kraftwerk Klaus nur die erste Stufe errichtet.[12][13]

Hochwasserschutz

Nach dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002, wo insbesondere der historische Wehrgraben in Steyr massiv vom Hochwasser der Steyr betroffen war, wurde 2009 am westlichen Stadtrand in Unterhimmel rechtsufrig der Steyr ein künstliches Nebengerinne gegraben. Im sog. Nebenarm Himmlitzer Au kann sich bei Hochwasser der mit dem Fluss transportierte Schotter in diesem Nebengerinne ablagern.[14] Dadurch wird ein Weitertransport der Sedimente und deren Auflandung im Stadtgebiet von Steyr verhindert. Die Errichtung des Nebenarmes Himmlitzer Au ist Teil von umfassenden Maßnahmen zum Hochwasserschutz von Steyr.[15] So wurde 2011 auch die Enns unterhalb der Steyrmündung bei Zwischenbrücken künstlich eingetieft.[16]

Sport

Der Fluss ist für geübte Kajakfahrer sehr interessant und bietet schöne Abschnitte von WW2 bis 3+.

Zuflüsse

  • Ostrawitzbach (links)
  • Weißenbach (rechts)
  • Krumme Steyr (links)
  • Stegerbach (links)
  • Loigisbach (rechts)
  • Eselsbach (rechts)
  • Prielwasser (links)
  • Weißenbach (links)
  • Teichl (rechts)
  • Vorderer Rettenbach (rechts)
  • Steyrling (links)
  • Tiefengraberbach (links)
  • Paltenbach (rechts)
  • Krumme Steyrling (rechts)
  • Rinnerberger Bach (links)
  • Rutzelbach (rechts)
  • Tiefenbach (links)
  • Feuerbach (links)
  • Färberbach (rechts)
  • Harbach (links)
  • Ahbach (rechts)
  • Schreinerbach (rechts)
  • Teufelsbach (rechts)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bundesministerium für Land - und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Flächenverzeichnis der österreichischen Flussgebiete: Ennsgebiet. Beiträge zur Hydrographie Österreichs, Heft Nr. 61, Wien 2011, S. 60 (PDF)
  2. Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.): Hydrographisches Jahrbuch von Österreich 2010. Wien 2012, S. OG 206 (PDF)
  3. ooe.gv.at Angesehen am 7. März 2010
  4. Willibald Girkinger/Wolfgang Heitzmann –- Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. Linz, Landesverlag 1990, 2. Auflage. S. 54
  5. Brockhaus Multimedial premium 2007, Tabelle: Vorgeschichte: Vorgeschichtliche Zeiträume Mitteleuropas. (Dauer der Mindeleiszeit)
  6. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. S. 20
  7. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. S. 48
  8. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß. S. 22
  9. Ernst Neweklowsky: Ladenkarl und Schiftfuhren in: Oberösterreichische Heimatblätter April – Juni 1957
  10. Ernst Neweklowsky: Schiffahrtskundliche Sammlung in: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereines, Linz 1957
  11. Die Steyr. Landschaft und Menschen am Fluß, S. 141f (Die Trift auf der Steyr)
  12. Naturschutzbund Oberösterreich – Geschichtliche Entwicklung aufgerufen am 22. Oktober 2013
  13. Kraftwerk Klaus - Broschüre der Ennskraftwerke AG, S. 4, 1990. Verantwortlich für Inhalt, Darstellungen und Gestaltung: Gerhard Petzl
  14. OÖ Landeskorrespondenz, Bericht über die OÖ Hochwassersituation am 23. Juni 2009 aufgerufen am 31. Oktober 2014
  15. Amtsblatt der Stadt Steyr, 54. Jg. 04/2011, S. 3 aufgerufen am 31. Oktober 2014
  16. wasseraktiv.at, mit zahlreichen Fotos, aufgerufen am 31. Oktober 2014

Weblinks

Commons: Steyr – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien