Telepolis

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Telepolis
Onlinemagazin
Sprachen Deutsch
Betreiber Verlag Heinz Heise
Registrierung Nein
Online 1996
https://www.heise.de/tp/

Telepolis ist ein Onlinemagazin des Heise Zeitschriften Verlags. Das Netzmagazin, das bis 1998 auch als Printausgabe erschien, reflektiert nach eigener Darstellung „kritisch die gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen, kulturellen und künstlerischen Aspekte des digitalen Zeitalters“. Im Juli 2015 erreichte die Internetseite von Telepolis über 14 Millionen IVW-geprüfte Seitenabrufe.[1] Neben Büchern werden weiterhin auch gedruckte Sonderhefte unter diesem Titel vertrieben.

Thematisiert werden seit Anfang 1996 Netzpolitik, Netzkultur, Wissenschaft, Politik, Technik, Medien, Kulturkritik und digitale Kunst.

Geschichte

Gegründet wurde Telepolis von den Redakteuren Armin Medosch und Florian Rötzer, nachdem sie 1995 gemeinsam die Veranstaltungsreihe Telepolis konzipiert und organisiert hatten.[2] 2001 wurde das Team um die Münchner Journalistin Michaela Simon erweitert.

2002 reduzierte der Verlag das Budget aus Betriebsgründen und Armin Medosch musste seine Redaktionsstelle in London schließen.[3] Danach spielten die klassischen netzpolitischen Themen, die Telepolis in der Internetszene bekannt machten, zeitweise eine etwas geringere Rolle.

Später wurde mit der Erwähnung von Netzproblemen wie den Abmahnwellen um Domains, Urheberrecht, Impressum etc. diese Thematik jedoch wieder aufgegriffen. 2004 wurde das Redaktionsteam um Wolf-Dieter Roth ergänzt, der 2007 das Magazin jedoch gemeinsam mit Michaela Simon und einigen weiteren Autoren wieder verließ.

Seit November 2012 veranstaltet Telepolis in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Amerika-Akademie in München eine Gesprächsreihe.[4]

Themen

Auf Telepolis erscheinen sowohl Nachrichten- als auch Meinungs-Artikel. Das Magazin berichtet und kommentiert vor allem über das politische Zeitgeschehen sowie naturwissenschaftliche Themen und Aspekte der digitalen Kultur.

Das Magazin widmete sich unter dem Eindruck der Terroranschläge vom 11. September 2001 verstärkt geopolitischen Themen.[5][6][7] Daneben gibt es Reportagen und Kommentare zu neuen naturwissenschaftlichen Forschungsergebnissen mit Sonderberichten zu Weltraumfahrt und Astronomie,[8][9] Gentechnik[10][11][12] und alternativen Energien.[13][14][15]

Bekannt ist das Magazin durch seine Specials zum weltweiten Abhörsystem Echelon,[16] zu den Enfopol-Papieren[17] oder zum Urheberrecht.[18][19][20] Von Mathias Bröckers erschien ein Special zu Verschwörungstheorien rund um den 11. September 2001, welches ihm von Wolfgang Wippermann Antisemitismusvorwürfe einbrachte.[21] Telepolis bietet zu allen Artikeln Leserforen, in denen häufig kontroverse Diskussionen stattfinden.

Seit dem Jahr 2000 gibt der Heiseverlag die Bücherreihe Telepolis heraus. Die erfolgreichsten sind bislang der von Christiane Schulzki-Haddouti herausgegebene Band Vom Ende der Anonymität – Die Globalisierung der Überwachung,[22] sowie der von Armin Medosch und Janko Röttgers herausgegebene Band Netzpiraten.[23] Im November 2004 erschien das erste, von Harald Zaun herausgegebene Telepolis-Special als Hochglanzmagazin mit dem Titel Wie Forscher und Raumfahrer ALIENS aufspüren wollen[24] in einer Auflage von 15.000 Exemplaren, welche inzwischen vergriffen ist.

Medientheorie und Medienkritik

Telepolis widmet einen Teil seiner Online- und E-Book-Veröffentlichungen[25] den Medien und der Medienkritik mit den Schwerpunkten Medientheorie, Onlinemedien, Infowar, Überwachung („Außer Kontrolle“) und aktuellen auch technischen Neuerungen („Neben der Spur“).[26] Aufsehen erregte Telepolis im September 2014 mit der Veröffentlichung eines internen Resümees des nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Protokolls des Programmbeirats der ARD vom Juni 2014.[27] In diesem Resümee wird die Berichterstattung der ARD über den Ukraine-Konflikt im Zeitraum Dezember 2013 bis Juni 2014 als einseitig, undifferenziert und lückenhaft gerügt. Besonders für den Beginn der Berichterstattung wird eine oberflächliche und einseitig Partei ergreifende „Schwarz-Weiß-Zeichnung“ festgestellt.[28] Der Chefredakteur der ARD, Thomas Baumann, wies die Kritik des Programmbeirats „energisch“ zurück.[29]

Der Spiegel veröffentlichte kurze Zeit später eine Darstellung, in der die Kritik des Programmbeirats ebenso wie die Art der Bekanntmachung durch Telepolis als ungewöhnlich bezeichnet wurden: „Sowohl Form und Schärfe der Kritik und die Art und Weise, wie sie öffentlich wurde, sind aber ohne Beispiel in der Geschichte der ARD. Durchgestochen an die Öffentlichkeit wurde nur ein vierseitiges und aus dem Zusammenhang gerissenes Resümee.“[30]

In Interviews, Artikeln und Analysen machen Telepolis-Autoren in Übereinstimmung mit der Redaktionslinie deutlich, „dass es Problemzonen aufseiten der Medien gibt, die schon lange ersichtlich sind.“ Die Beiträge, die teilweise in einer Ebook-Publikation zusammengefasst wurden, „sind Splitter einer expliziten oder impliziten Medienkritik.“[31][32] Im Telepolis-Gespräch zwischen Markus Klöckner und Hauke Brunkhorst wird dargestellt, dass die Massenmedien „die willigen Vollstrecker der globalen Ideologie des Neoliberalismus“ gewesen seien. Sie hätten die kritischen Stimmen an die Peripherie gedrängt und zum Schweigen gebracht. Dabei weiche die nicht veröffentlichte von der veröffentlichten Meinung beträchtlich ab, und die Kritik aus der Gegenöffentlichkeit werde stärker. Der „Teufelskreis“ aus institutionell abgesicherter Meinungsbildung und politischer Apathie werde aber in den heutigen Medien in derselben Weise stabilisiert „wie in der frühen Kulturindustrie, deren Selektions- und Silencing-Mechanismus John Ford in dem Hollywoodwestern Liberty Valence auf den schon klassischen Satz gebracht hat: “If legend becomes fact, print the legend”.“[33]

Auszeichnungen

Europäischer Preis für Online-Journalismus 2000

Im Juli 2000 erhielt Telepolis für seine Enfopol-Berichterstattung den Europäischen Preis für Online-Journalismus der Medien-Konferenz Net-Media in der Kategorie „Investigative Reporting“[34]

Grimme Online Award 2002

2002 wurde das Magazin mit einem Grimme Online Award geehrt.[35] Die Jury begründete den Preis in der Kategorie Medienjournalismus: „Unbestechlich, unabhängig von den großen Verlagshäusern und deren kommerziellen Interessen, fachmännisch und auf hohem Niveau werden hier wichtige Themen schon diskutiert, wenn sie für die meisten Webangebote noch nicht einmal in der Themen-Planung sind. Ob Lauschangriffe der Geheimdienste, topologische Effekte der Quantenmechanik, eine Übersicht über die Verschwörungstheorien zum Anschlag auf das WorldTradeCenter oder die neuesten Vorstöße aus der Brüsseler Kommission zu Copyright oder Cookies: schwierige, wichtige, kontroverse Themen aus Wissenschaft, Technik, Politik, Kunst sind das alltägliche Brot des Angebots aus dem Heise-Verlag […].“[36]

LeadAward 2004

2004 erreichte Telepolis den dritten Platz in der Kategorie Special-Interest-Onlinemagazin des LeadAwards.[37][2]

Autoren

Bekannte ehemalige und aktuelle Telepolis-Autoren sind:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mediadaten. Abgerufen am 28. November 2014.
  2. a b Michaela Simon: 10 Jahre Telepolis. In: Telepolis. 6. März 2006, abgerufen am 28. November 2014.
  3. Telepolis wird 10 - foebud.org.
  4. Heise: Telepolis-Gespräch.
  5. Harald Neuber: "Saakaschwili hatte die Rückendeckung der USA". In: Telepolis. 19. August 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  6. Florian Rötzer: Abkommen über US-Militärstützpunkte im Irak. In: Telepolis. 3. Juni 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  7. Mona Sarkis: Ausnahmeerscheinung im Libanon. In: Telepolis. 4. März 2007, abgerufen am 28. November 2014.
  8. Florian Rötzer: Hubble kann wieder sehen. In: Telepolis. 30. Oktober 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  9. Harald Zaun: Jupiters bleierner Bruder? In: Telepolis. 27. Oktober 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  10. Andrea Naica-Loebell: Goldene Knollen. In: Telepolis. 13. Juli 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  11. Florian Rötzer: Die Bienen und der Gen-Mais. In: Telepolis. 1. Juni 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  12. Brigitte Zarzer: Nutzen von transgenen Pflanzen zweifelhaft. In: Telepolis. 12. Mai 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  13. Haiko Lietz: Durchbruch bei der Gewinnung von Energie aus Wasserstoff? In: Telepolis. 21. Oktober 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  14. Tomasz Konicz: Mit Vollgas gegen die Wand. In: Telepolis. 13. Juli 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  15. Wolfgang Pomrehn: Lieber Wind als Agrarsprit. In: Telepolis. 15. Januar 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  16. Florian Rötzer: Ein europäisches Echelon? In: Telepolis. 16. Januar 2002, abgerufen am 28. November 2014.
  17. Erich Moechel: ENFOPOL: EU-Abhörstandards für die Telekommunikationsnetze. In: Telepolis. 11. Februar 2002, abgerufen am 28. November 2014.
  18. Markus Kompa: Das Landgericht Köln und das Geheimnis der E-Mails. In: Telepolis. 29. September 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  19. Ralf Streck: Ausgerechnet France Télécom gegen geplante Internet-Sperrung. In: Telepolis. 26. März 2008, abgerufen am 28. November 2014.
  20. Matthias Becker: Wie geht Copyright? In: Telepolis. 18. Juli 2007, abgerufen am 28. November 2014.
  21. Wolfgang Wippermann: Agenten des Bösen. Verschwörungstheorien von Luther bis heute, be.bra. Verlag, Berlin 2007, S. 134–140.
  22. Christiane Schulzki-Haddouti (Hrsg.): Vom Ende der Anonymität – die Globalisierung der Überwachung. Telepolis. H. Heise, Hannover 2001, ISBN 3-88229-192-3.
  23. * Armin Medosch, Janko Röttgers (Hrsg.): Netzpiraten – die Kultur des elektronischen Verbrechens. Telepolis. H. Heise, Hannover 2001, ISBN 3-88229-188-5.
  24. Harald Zaun (Hrsg.): Aliens. Telepolis special. Heise, Hannover 2005,1 (auch als E-Paper – CD-ROM).
  25. Florian Rötzer (Hg.): Medien im Krieg. Krise zwischen Leitmedien und ihren Rezipienten. Verlag Heinz Heise ISBN 978-3-95788-025-3.
  26. https://www.heise.de/tp/inhalt/medien-x/default.html, abgerufen am 15. Januar 2015.
  27. Ein Tipp für unsere Leser/innen: Nutzen Sie die Kritik des Programmbeirats der ARD für Ihre Aufklärungsarbeit - NachDenkSeiten – Die kritische Website.
  28. Malte Daniljuk: Ukraine-Konflikt: ARD-Programmbeirat bestätigt Publikumskritik. In: Telepolis. 18. September 2014, abgerufen am 28. November 2014.
  29. Dietmar Neuerer: Berichtet die ARD zu russlandkritisch? In: handelsblatt.com. 18. September 2014, abgerufen am 28. November 2014.
  30. Benjamin Bidder: Programmbeirat wirft ARD „antirussische Tendenzen“ vor. In: Spiegel Online. 23. September 2014, abgerufen am 28. November 2014.
  31. Florian Rötzer (Hg.): Medien im Krieg. Krise zwischen Leitmedien und ihren Rezipienten. Verlag Heinz Heise ISBN 978-3-95788-025-3.
  32. https://www.heise.de/tp/ebook/ebook_17.html, abgerufen am 15. Januar 2015.
  33. https://www.heise.de/tp/artikel/43/43837/1.html, In den Medien muss sich fast alles ändern, Der Soziologe Hauke Brunkhorst über die „publikative Gewalt“ Telepolis-Gespräch, von Marcus Klöckner, Telepolis online vom 16. Januar 2015, abgerufen am 16. Januar 2015.
  34. https://www.heise.de/newsticker/foren/S-Telepolis-erhaelt-Europaeischen-Preis-fuer-Online-Journalismus/forum-4768/list/
  35. Grimme Online Award - 2002.
  36. Grimme Online Award 2002 vom Adolf-Grimme-Institut.
  37. Lead Awards 2004 - Preisträger.