Ulrich Andreas Vogt

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Ulrich Andreas Vogt (* 6. August 1952 in Dortmund) ist ein Unternehmer und Kultur-Manager in Dortmund, war Tenor am Opernhaus Dortmund, Geschäftsführer und Gründungsintendant des Konzerthauses Dortmund.

Unternehmer und Sänger

Theater Dortmund

Ulrich Andreas Vogt wuchs in Dortmund auf und wollte ursprünglich Musiker werden. Nach dem Besuch des Leibniz-Gymnasiums in Dortmund studierte er am örtlichen Konservatorium Klavier und Geige. Als sein Vater 1974 plötzlich verstarb, übernahm Ulrich Andreas Vogt – zuerst gemeinsam mit seiner Mutter Lieselotte Vogt – die Geschäftsführung der Firma, die, 1932 von seinem Großvater Franz Vogt gegründet, ein bekanntes Dienstleistungsunternehmen in Dortmund war. Er absolvierte an der Handwerkskammer in Berlin die Prüfung zum Gebäudereinigermeister und besuchte die Wirtschaftsakademie für Führungskräfte in Bad Harzburg. Gleichzeitig wuchs in ihm der Wunsch, Sänger zu werden. Er nahm fünf Jahre lang Unterricht bei der Sopranistin und Kammersängerin Elisabeth Grümmer in Paris und besuchte dort die Ecole d'Art Lyrique der Grand Opera von Rolf Liebermann. Er wurde Meisterschüler von Elisabeth Grümmer und trat mit ihr u. a. in Berlin und bei den Internationalen Musikfestspielen in Luzern auf. Weitere Studien erfolgten in Köln und in Bayreuth. 1979 erhielt er ein Engagement als Tenor am Opernhaus Dortmund, wo er – parallel zu seiner Unternehmertätigkeit – als Solist in Opern, Lieder- und Oratorienabenden auftrat und dabei insbesondere von Hans Wallat gefördert wurde.

Das stetige Wachstum des Familienunternehmens und die Doppelbelastung zwangen ihn, vom Traum einer Sängerkarriere Abstand zu nehmen. Er gab 1984 seine Sängerlaufbahn auf und widmete sich verstärkt seiner Firma, die er in den folgenden Jahren zu dem Dienstleistungsunternehmen „Vogt-Gruppe“ (Schwerpunkt Facilitymanagement) ausbaute. Heute ist das Unternehmen in acht unterschiedliche Gesellschaften gegliedert und mit über 1 800 Beschäftigten in sechs Bundesländern aktiv, u. a. mit Standorten in Dortmund, Aachen, Heidelberg, Magdeburg und Leipzig.

Gründungsintendant

Konzerthaus in der Brückstraße
Saal des Konzerthauses
Orgelbühne zum Wallat-RING

Der Musik blieb Ulrich Andreas Vogt weiter verbunden und engagierte sich im Vorstand der Theater- und Konzertfreunde Dortmund e.V., deren Vorsitzender er von 1985 bis 1994 war. In dieser Zeit gelang es ihm, mit über 2.300 Mitgliedern den damals größten Theaterverein der Bundesrepublik zu formen und wurde später zum Ehrenvorsitzenden ernannt. 1992 initiierte er unter dem Dach der Dortmunder IHK (Industrie und Handelskammer) die Gründung der Kulturstiftung Dortmund und des Arbeitskreises „ProPhilharmonie“ und warb für den Bau eines Konzerthauses, einer „Philharmonie für Westfalen“, wofür er in kurzer Zeit über 2000 Förderer und viele Sponsoren gewinnen konnte. Nach langjähriger Diskussion um die Finanzierung und um die Standortfrage - ursprünglich wollte man für 120 Millionen DM die Westfalenhallen sanieren und darin ein Konzerthaus integrieren - wurde 1997 schließlich die politische Entscheidung für den Bau des Konzerthauses an der Stelle des ehemaligen UFA-Filmtheaters in der Brückstraße, unweit des Hauptbahnhofes, gefällt und Vogt im März 1998 von der Stadt Dortmund zum Geschäftsführer, Bauherrn und Intendanten der neu gegründeten Dortmunder Konzerthaus GmbH berufen.

Grundsteinlegung

Unter seiner Leitung wurde das Konzerthaus nach Vorgaben einer optimalen Akustik und einer relativ kleinen Grundfläche detailliert geplant und zügig gebaut. Zeitgleich wurde ein Marketingkonzept entwickelt und als Symbol und Logo das „Rhinoceros alatus“ (geflügeltes Nashorn) etabliert, das auf Anregung von Vogt zum „Stadtmaskottchen“ avancierte und bis heute an exponierten Stellen der Dortmunder Innenstadt zu finden ist. Für die künstlerische Gestaltung der inneren Räumlichkeiten gewann Vogt den Maler Oliver Jordan, dessen übergroße Künstlerporträts in Öl heute die Foyers zieren.[1]

Am 15. Oktober 2000 war die Grundsteinlegung [2], im September 2002 wurde das Haus eröffnet. Zum ersten Tag „der offenen Tür“ kamen über 40.000 Besucher. Die dann folgenden Eröffnungskonzerte am 13., 14. und 15. September fanden beim Publikum und bei den Medien großen Anklang.[3] Mit einer Mischung aus Klassik und gehobener Unterhaltung (beispielsweise Circus Roncalli, Christmas-Show, Kinderkonzerte, Chorkonzerte) wurde das neue Konzerthaus im Einzugsgebiet von Dortmund schnell angenommen und entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte.

In den ersten drei Jahren, die unter dem Motto "Aufbruch" standen, konnte Vogt international renommierte Orchester, Dirigenten, Solisten und Künstler verpflichten, beispielsweise die Spitzenorchester aus Wien, London, Amsterdam, Berlin, Münchner, Dresden und Leipzig mit Dirigenten wie Kent Nagano, Lorin Maazel, Zubin Mehta, Kurt Masur, James Levine, Riccardo Muti, Waleri Gergiew, André Previn, Thomas Hengelbrock und Christian Thielemann. Als „Composer in Residence“ konnte Vogt Matthias Pintscher, Hanspeter Kyburz, Karlheinz Stockhausen und Péter Eötvös gewinnen. Somit rückte das Konzerthaus schnell in die „Premiumklasse“ der weltweiten Konzerthäuser auf (International Society of the Performing Arts) und wurde für zahlreiche Rundfunk- und Fernsehaufzeichnungen genutzt.

Unter Vogts Leitung fand 2003/2004 im Konzerthaus, aus Anlass des 75. Geburtstages von Hans Wallat, eine „halbszenische“ Aufführung des Ring des Nibelungen von Richard Wagner mit hochkarätigen Solisten und den Dortmunder Philharmonikerm unter der Leitung von Hans Wallat, statt. Mit Gudrun Hartmann (Oper Zürich, Bayreuther Festspiele) und Andreas Fuchs (Lichtdisigner von Robert Wilson) gelang eine völlig neue, von der Fachwelt hochgelobte Interpretation.[4]

Nach Unstimmigkeiten mit der politischen Führung der Stadt, legte Vogt im Januar 2005 seine Ämter nieder.[5] Die damaligen Umstände der Trennung entfachten in Dortmund eine Welle der Entrüstung.[6]

Kultur-Manager

2006 wurde Vogt von Christian Wulff in den Aufsichtsrat des Niedersächsischen Staatstheaters Hannover berufen. 2007 wählte die Gesellschaft der Freunde von Bayreuth e.V. Vogt in ihr Kuratorium, im Mai 2009 wurde er ihr stellvertretender Vorsitzender und Geschäftsführer der neu gegründeten „Servicegesellschaft der Freunde von Bayreuth GmbH“, die u. a. für das Sponsoring der Bayreuther Festspiele zuständig ist.[7] Vom Vorstand trat er im Juni 2010 zurück.[8]

Auszeichnungen

Ulrich Andreas Vogt ist Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande, wurde mit dem Ideenpreis des Deutschen Marketing-Clubs geehrt, ist mit dem Bürgertaler der FDP ausgezeichnet worden sowie mit dem Eisernen Reinoldus des Westfälischen Presseclubs.

Einzelnachweise

  1. Triptychon von Oliver Jordan
  2. Grundsteinlegung
  3. Pressemeldung über die Eröffnung
  4. Pressebericht über Götterdämmerung
  5. Presseveröffentlichung zur Kündigung
  6. Ehrenerklärung für Vogt
  7. Pläne für Bayreuth
  8. Nürnberger Zeitung: Freunde von Bayreuth verändern ihr Führungsteam, 28. Juni 2010

Weblinks