Vigário Geral

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Vigário Geral
Koordinaten 22° 48′ S, 43° 19′ WKoordinaten: 22° 48′ S, 43° 19′ W
Lage des Bairro Vigário Geral in Rio de Janeiro
Basisdaten
Staat Brasilien
Bundesstaat Rio de Janeiro
Stadt Rio de Janeiro
Unterpräfektur Zona Norte
Verwaltungsregion XXXI Vigário Geral
Einwohner 45.000
Zeitzone UTC−3
Karte

Vigário Geral ist ein Stadtteil von Rio de Janeiro in der Region Zona Norte. Die Einwohnerzahl wird auf etwa 45.000 geschätzt. Weite Teile von Vigário Geral bilden eine Favela.

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vigário Geral grenzt im Norden an den Rio Pavuna, der die Grenze zwischen Rio und Duque de Caxias bildet. Der Ort verfügt über einen Regionalbahnhof.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Haus in der Rua Fernandes da Cunha in Vigário Geral mit Graffiti aus dem Umfeld der organisierten Kriminalität

Die ersten Siedlungen entstanden ab den 1930er Jahren entlang der Stadtautobahn Avenida Brasil.

Im Jahr 1993 machte das Viertel unrühmliche Schlagzeilen durch das Massaker von Vigário Geral (portugiesisch Chacina de Vigário Geral ): Nachdem am 27. August 1993 vier Polizisten bei einer Anti-Drogen-Operation getötet wurden, fuhr zwei Tage später eine Todesschwadron namens Cavalos Corredores (deutsch Rennpferde), welche aus Angehörigen der Polícia Militar do Estado do Rio de Janeiro (Militärische Polizei von Rio de Janeiro) bestand, mehrere Stunden lang durch das Viertel und feuerte wahllos auf Passanten. Insgesamt 21 Menschen wurden dabei getötet, später wurden 6 Polizisten für die Taten verurteilt.[1]

Vigário Geral war Drehort des Dokumentarfilms von 2005 Favela Rising.

Complexo de Israel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2020 nutzten bewaffnete Banden das Machtvakuum während der Corona-Krise und erlangten die Kontrolle über Vigário Geral sowie die benachbarten Ortsteile Cidade Alta, Parada de Lucas, Cinco Bocas und Pica-Pau mit insgesamt 134.000 Einwohnern. Die Tropa do Arão genannten Gangster errichteten dort eine Art evangelikalen Gottesstaat namens „Complexo de Israel“,[2] dessen Symbol ein auf einem Fernsehturm installierter Davidsstern ist, welcher weithin über der Stadt sichtbar ist. Unter dem Motto Amor e Paz (Liebe und Frieden) und unter Verwendung christlicher Symbolik entstand ein Schreckensregime, bei Pogromen gegen Katholiken und Anhänger der afrobrasilianischen Candomblé wurden Tempel niedergebrannt und mehrere Menschen kamen zu Tode. Einige Wochen später eroberten Spezialeinheiten der Batalhão de Operações Policiais Especiais (BOPE) das Viertel zurück. Diese Ereignisse wurden in den Medien Brasiliens, wo radikale Freikirchen und Sekten aus dem Umfeld der christlich-fundamentalistischen Pfingstbewegung zunehmenden Einfluss auf Politik, Gesellschaft und organisiertes Verbrechen gewinnen, als „Religionskrieg“ bezeichnet.[3]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Vigário Geral – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brazil: Rio de Janeiro 2003: Candelaria and Vigario Geral 10 years on. In: amnesty.org. Amnesty International, 27. August 2003, abgerufen am 31. Dezember 2020 (englisch). (PDF; 537 kB).
  2. Traficantes usam pandemia para criar 'Complexo de Israel' unindo cinco favelas na Zona Norte do Rio. In: globo.com. G1, 24. Juli 2020, abgerufen am 29. Dezember 2020 (brasilianisches Portugiesisch).
  3. Traficante evangélico cria "Complexo de Israel" em favelas do Rio e ataca católicos e umbandistas. In: com.br. Revista Fórum, 25. Juli 2020, abgerufen am 31. Dezember 2020 (brasilianisches Portugiesisch).