Wölsenberg

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Wölsenberg
Stadt Nabburg
Koordinaten: 49° 25′ N, 12° 10′ OKoordinaten: 49° 25′ 13″ N, 12° 10′ 25″ O
Höhe: 447 m
Einwohner: 20 (Mai 2011)
Postleitzahl: 92507
Vorwahl: 09433
Wölsenberg (Bayern)
Wölsenberg (Bayern)

Lage von Wölsenberg in Bayern

Wölsenberg (2018)
Wölsenberg (2018)

Wölsenberg ist ein Ortsteil der Stadt Nabburg im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf (Bayern).[2][3]

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wölsenberg liegt etwa 3,5 Kilometer südlich von Nabburg und 400 Meter östlich der Bundesautobahn 93, die hier auf dem Ostufer der Naab verläuft.

Der 500 Meter hohe Wölsenberg, 760 Meter nordöstlich der Ortschaft Wölsenberg, gab der Ortschaft ihren Namen. Die Ortschaft Wölsenberg liegt auf dem Südwesthang des 488 Meter hohen Vogelherds, der ein südwestlicher Vorberg des Wölsenberges ist.[2][3]

Westlich von Wölsenberg fällt die Landschaft steil zur 90 Meter tiefer gelegenen Naab ab. Hier befindet sich der Naabdurchbruch, bei dem die eingeböschten Höhen nur 200 Meter auseinander liegen.[4][2][3][5]

Geologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wölsenberg liegt in einem alten Bergbaugebiet. Hier wurde bereits seit dem 12. Jahrhundert Bergbau betrieben. Dies ist 1534 in einer Bergwerksordnung von Pfalzgraf Ludwig V. bezeugt. Die Gesteine, auf denen Wölsenberg sich befindet, enthalten antozonhaltigen Flussspat (Stinkspat), Schwerspat, Quarz, Dolomit, Kalkspat, Pyrit, Markasit, Zinkblende, Uranpechblende, Eisenglanz und Bleiglanz. Außerdem kommt grobkörniger, bunter, porphyrartiger Granit vor. Im 16. Jahrhundert wurde hier Silber gefördert, im 17. und 18. Jahrhundert Blei, ab dem 20. Jahrhundert Flussspat (Staatsbruch, Weberbruch, Pfeifferbruch).[4][6][7][8] Ein alter Stollen, der Rolandgang (oder Venezianer-Stollen[7]), am Steilhang 330 Meter westlich von Wölsenberg, zeugt noch von dieser Bergwerkstätigkeit.[2][5] Er ist als Geotop Nr. 376A020 registriert. Im Stollen findet sich variszischer Granit und Flussspat in den Farben weiß, grün, lila und schwarz. Das Gebiet wird als Gümbel-Eck bezeichnet, da es von Carl Wilhelm von Gümbel gezeichnet und beschrieben wurde.[9][5]

Volkstümlich wurde der Taleinschnitt, der von Wölsenberg nach Westen zum Stollen hinabführt, als Hölgraben bezeichnet. Der Stolleneingang und die benachbarten Stolleneingänge wurden Wölsenberger Zwerglöcher genannt. Vom obersten Zwergloch wurde erzählt, dass es sich tief in den Berg hineinzieht.[10]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Salbuch von 1473/75 wird Wölsenberg (auch: Welsenperch, Welsenberg, Weltzenberg) mit einem Geldzins von 1 Schilling 8 Pfennig erwähnt.[11] 1477 gehörte ein Hof in Wölsenberg zum Landsassengut Altendorf im Besitz der Familie Plankenfels.[12]

Zum Burggut Nabburg gehörig: Im Herdstättenbuch von 1721 wird Wölsenberg mit 7 Anwesen, 8 Häusern und 9 Feuerstätten verzeichnet. Im Herdstättenbuch von 1762 erscheinen in Wölsenberg 7 Herdstätten, 3 Inwohner und eine Herdstätte im Hirtenhaus mit einem Inwohner. 1792 wohnten in Wölsenberg 18 hausgesessene Burggut-Hintersassen. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Wölsenberg 7 Anwesen und ein Hirtenhaus.[13]

Zu Pilsach, Pflegamt Pfaffenhofen, gehörig: Im Herdstättenbuch von 1762 wird für Wölsenberg verzeichnet eine Herdstätte mit einem Inwohner. Im Steuerbuch von 1772 ist ein Anwesen aufgeführt, das Meillerischer Hof genannt wird. 1783 erscheint der einschichtige Hintersasse des Meilerhofs zu Wölsenberg mit einem Haus mit 5 Einwohnern.[14] 1821 wird dieser Hintersasse an das Landgericht Nabburg übertragen.[15]

1808 begann in Folge des Organischen Ediktes des Innenministers Maximilian von Montgelas in Bayern die Bildung von Gemeinden. Dabei wurde das Landgericht Nabburg zunächst in landgerichtische Obmannschaften geteilt. Wölsenberg kam zur Obmannschaft Diendorf. Zur Obmannschaft Diendorf gehörten: Diendorf, Girnitz, Wölsenberg, Eckendorf, Höflarn, Kumpfmühle und Bärnmühle.[16]

Dann wurden 1811 in Bayern Steuerdistrikte gebildet. Dabei kam Wölsenberg zum Steuerdistrikt Diendorf. Der Steuerdistrikt Diendorf bestand aus den beiden Dörfern Diendorf und Wölsenberg und den Waldungen Wölsenberg, Haberkirch, Vogelherd und Rehberg. Er hatte 24 Häuser, 183 Seelen, 396 Morgen Äcker, 132 Morgen Wiesen, 1000 Morgen Holz, 3 Weiher, 20 Morgen öde Gründe und Wege, 3 Pferde, 46 Ochsen, 32 Kühe, 50 Stück Jungvieh, 70 Schafe und 28 Schweine.[17]

Schließlich wurde 1818 mit dem Zweiten Gemeindeedikt die übertriebene Zentralisierung weitgehend rückgängig gemacht und es wurden relativ selbständige Landgemeinden mit eigenem Vermögen gebildet, über das sie frei verfügen konnten. Hierbei kam Wölsenberg zur Ruralgemeinde Diendorf. Die Gemeinde Diendorf bestand aus den Ortschaften Diendorf mit 23 Familien, Wölsenberg mit 8 Familien, Girnitz mit 10 Familien, Höflarn mit 9 Familien, Eckendorf mit 12 Familien, Kumpfmühle mit einer Familie, Bärnmühle mit einer Familie, Namsenbach mit 10 Familien und Perschen mit 19 Familien.[18] 1842 wurde noch Wiesmühle zusätzlich zur Gemeinde Diendorf verzeichnet und 1946 kamen die Ortschaften Haindorf, Haselhof, Neusath und Richtmühle aus der aufgelösten Gemeinde Neusath zur Gemeinde Diendorf hinzu.[19] Die Gemeinde Diendorf blieb bis 1975 bestehen und wurde dann nach Nabburg eingegliedert.[20]

Wölsenberg gehörte vom 18. bis zum 20. Jahrhundert zur Filialkirche St. Peter und Paul, Perschen, der Pfarrei Nabburg, Dekanat Nabburg.[21][22][23]

Einwohnerentwicklung ab 1792[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1792–1900
Jahr Einwohner Gebäude
1792 19 Hintersassen 9[13]
1819 8 Familien k. A.[18]
1828 39 8[19]
1832 43 9[24]
1838 47 8[22]
1864 44 15[25]
1875 41 26[26]
1885 49 8[27]
1900 37 8[28]
1913–2011
Jahr Einwohner Gebäude
1913 43 7[23]
1925 43 6[29]
1950 43 6[30]
1961 25 6[31]
1964 25 6[19]
1970 24 k. A.[32]
1987 19 6[33]
2011 20 k. A.[1]

Tourismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einige Rad- und Wanderwege[34] führen über Wölsenberg, darunter die Mountainbikeroute 7 Gipfel unserer Heimat in etwas mehr als 70 km.[35] Ein Wanderweg berührt den Kocherstollen, der früher für Besichtigungen zugänglich war, dann aber aus Kostengründen geschlossen wurde.[36]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wölsenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Zensus 2011 bei zensus2011.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  2. a b c d Wölsenberg bei Bayernatlas. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  3. a b c Wölsenberg bei bavarikon.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  4. a b Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 2–6
  5. a b c Carl Wilhelm von Gümbel: Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern / 2. Geognostische Beschreibung des Ostbayerischen Grenzgebirges oder des Bayerischen und Oberpfälzer Waldgebirges, Verlag Justus Perthes, Gotha, 1868, S. 46, 274, 374 Geognostische Beschreibung des Königreichs Bayern bei bavarikon.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  6. Silber- und Bleibergbauzeit bei mineralienatlas.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  7. a b Geschichte des Bergbaus im Wölsendorfer Flussspat-Revier bei stulln.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  8. Carl Wilhelm von Gümbel: Geognostische Bemerkungen über das Vorkommen des antozonhaltigen Flußspates am Wölsenberge in der Oberpfalz, in "Sitzungsbericht der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften", Seite 301–329, München 14. März 1863.
  9. Flussspatgang N von Wölsendorf, Geotop Nr. 376A020 bei umweltatlas.bayern.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  10. Bayerische Sagen und Bräuche: Beitrag zur deutschen Mythologie, München, 1848, S. 105 Bayerische Sagen und Bräuche, S. 105 bei bavarikon.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  11. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 76
  12. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 121
  13. a b Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 356
  14. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 373
  15. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 395
  16. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 408
  17. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 397
  18. a b Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 412
  19. a b c Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 419
  20. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 435
  21. Elisabeth Müller-Luckner, Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 50, Nabburg, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7, S. 97
  22. a b Josepf Lipf (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Hrsg.: Bistum Regensburg. Pustet, Regensburg 1838, S. 184 (Digitalisat).
  23. a b Bistum Regensburg (Hrsg.): Matrikel der Diözese Regensburg. hrsg. i. A. Sr Exzellenz des Hochwürdigsten Herrn Bischofs Dr. Antonius von Henle vom Bischöflichen Ordinariate Regensburg. Regensburg 1916, S. 352 (Digitalisat).
  24. Hohn, Karl Friedrich (1773–1845), Eisenmann, Joseph Anton (1775–1842): Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern, oder alphabetische Beschreibung aller im Königreiche Bayern enthaltenen Kreise, Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Höfe, Schlösser, Einöden, Gebirge, vorzüglichen Berge und Waldungen, Gewässer usw., Erlangen, 1832, S. 1119 Topo-geographisch-statistisches Lexicon vom Königreiche Bayern, S. 1119 bei bavarikon.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  25. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 701, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  26. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 875, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  27. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 823 (Digitalisat).
  28. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 858 (Digitalisat).
  29. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 864 (Digitalisat).
  30. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 735 (Digitalisat).
  31. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 543 (Digitalisat).
  32. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 138 (Digitalisat).
  33. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 276 (Digitalisat).
  34. Wölsenberg - Schwarzachtal bei alltrails.com. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  35. 7 Gipfel unserer Heimat in etwas mehr als 70 km bei schmidgaden.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.
  36. Aussicht Wölsendorf – Heinrich-Kocher-Stollen Runde von Wölsenberg bei komoot.de. Abgerufen am 12. Dezember 2021.