Werner Scheler
Werner Scheler (* 12. September 1923 in Coburg) ist ein deutscher Arzt und Pharmakologe. Er wirkte unter anderem von 1959 bis 1971 als Professor, Institutsdirektor und zeitweise als Rektor an der Universität Greifswald sowie von 1979 bis 1990 als vorletzter Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR.
Leben
Werner Scheler wurde 1923 als Sohn eines Steinacher Schlossermeisters im Krankenhaus in Coburg geboren und besuchte die Volksschule in Steinach und das Realgymnasium in Sonneberg in Thüringen. Während des Zweiten Weltkrieges diente er als Flaksoldat. Nach dem Ende des Krieges erwarb er von 1946 bis 1947 an der Vorstudienanstalt in Jena sein Abitur. Parallel dazu begann er 1946 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ein Medizinstudium, das er 1951 mit einer Promotion über die biologischen Wirkungen von Cholin abschloss. Anschließend ging er an die Humboldt-Universität zu Berlin und wirkte dort bis 1959 zunächst als wissenschaftlicher Assistent, später als Oberassistent und wissenschaftlicher Mitarbeiter. 1956 wurde er in Pharmakologie und Toxilogie habilitiert.
Im Jahr 1959 übernahm Werner Scheler an der Humboldt-Universität eine Gastprofessur mit Lehrauftrag für Pharmakologie und Toxikologie. Gleichzeitig wirkte er bis 1971 als Direktor des Pharmakologischen Instituts der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. 1962 folgte eine Professur mit Lehrstuhl an der Greifswalder Universität, die er dann von 1966 bis 1970 auch als Rektor leitete. 1971 wurde er Direktor des neugegründeten Forschungszentrums für Molekularbiologie und Medizin der Akademie der Wissenschaften der DDR, dem Verbund der biowissenschaftlichen und medizinischen Akademie-Institute. Von Anfang Juli 1979 bis Ende Juni 1990 wirkte er dann als vorletzter Präsident der Akademie. Sein Nachfolger wurde Horst Klinkmann, der die Akademie bis zu ihrer Einstellung im Jahr 1992 leitete.
1982 wurde er als auswärtiges Mitglied in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen.
Schwerpunkt der Forschung von Werner Scheler war die Funktion des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin. Er veröffentlichte rund 350 wissenschaftliche Publikationen.
Politisches Wirken
Werner Scheler trat während der Zeit des Nationalsozialismus im Jahr 1941 in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) ein.[1] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er 1945 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) und 1946 der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED). 1963 trat er dem Kulturbund der DDR bei und wurde Mitglied des Präsidialrates des Kulturbundes, den er von 1963 bis 1967 als Abgeordneter in der Volkskammer vertrat.[2]
Bedingt durch seine exponierte Tätigkeit wurde Scheler Mitglied der SED-Kreisleitung der Akademie der Wissenschaften. Auf dem IX. Parteitag der SED 1976 wurde er zum Kandidaten und zwei Jahre später zum Vollmitglied des Zentralkomitees der Partei gewählt, dem höchsten Organ in der Parteistruktur zwischen den Parteitagen, dem er bis zur politischen Wende in der DDR 1989 angehörte. 1981 erhielt Scheler darüber hinaus wieder ein Mandat des Kulturbundes als Abgeordneter der Volkskammer, deren Mitglied er ebenfalls bis zur Wende war.
Auszeichnungen
Werner Scheler erhielt in der DDR eine Reihe hochrangiger Ehrungen. Zu seinen staatlichen Auszeichnungen zählten unter anderem der Vaterländische Verdienstorden in Gold und Bronze, der Orden Banner der Arbeit in der Stufe II, die Verdienstmedaille der DDR und der Karl-Marx-Orden. Als wissenschaftlich-medizinische Anerkennungen erhielt er unter anderem 1970 den Nationalpreis der DDR II. Klasse und den Ehrentitel „Verdienter Arzt des Volkes“.
In die Akademie der Wissenschaften der DDR wurde er 1971 als korrespondierendes und zwei Jahre später als ordentliches Mitglied aufgenommen. Darüber hinaus ist er seit 1977 Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina Halle (Saale)[3], die seit 2008 die Aufgaben der deutschen Nationalen Akademie der Wissenschaften wahrnimmt. Seit dem Jahre 1993 gehört er als Mitglied zur Gelehrtenakademie Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.
Mehreren Gelehrtengesellschaften in anderen Ländern, darunter die Akademien der Wissenschaften der ČSSR und Bulgariens sowie die Akademie der Wissenschaften und die Akademie der medizinischen Wissenschaften der Sowjetunion, gehörte er als auswärtiges Mitglied an. Die Universitäten in Greifswald und Vilnius verliehen ihm die Ehrendoktorwürde.
Werke (Auswahl)
- Grundlagen der allgemeinen Pharmakologie. Verlag Gustav Fischer, Jena 1969, 1980, 1989
- Von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin zur Akademie der Wissenschaften der DDR. Dietz, Berlin 2000
- Zwischen Arznei und Gesellschaft. Trafo-Verlag, Berlin 2002
Literatur
- Hubert Laitko: Scheler, Werner. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, S. 871.
- Scheler, Werner. In: Werner Hartkopf: Die Berliner Akademie der Wissenschaften. Ihre Mitglieder und Preisträger 1700–1990. Akademie Verlag, Berlin 1992, ISBN 3-05-002153-5, S. 315.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Harry Waibel: Diener vieler Herren: Ehemalige NS-Funktionäre in der SBZ/DDR. Lang, Frankfurt am Main 2011, ISBN 978-3-631-63542-1, S. 284
- ↑ Handbuch der Volkskammer, 4. Wahlperiode, 1964
- ↑ Mitgliedseintrag von Prof. Dr. Werner Scheler (mit Bild) bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, abgerufen am 20. Juli 2016.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Georg Tartler | Rektor der Universität Greifswald 1966/70 | Werner Imig |
Personendaten | |
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NAME | Scheler, Werner |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Pharmakologe, Präsident der Akademie der Wissenschaften der DDR, Politiker (SED), MdV |
GEBURTSDATUM | 12. September 1923 |
GEBURTSORT | Coburg |
- Pharmakologe
- Mediziner (20. Jahrhundert)
- Rektor (Universität Greifswald)
- Hochschullehrer (Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald)
- Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin)
- Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR
- Mitglied der Leopoldina (20. Jahrhundert)
- Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
- Träger des Nationalpreises der DDR II. Klasse für Wissenschaft und Technik
- Abgeordneter der Volkskammer
- NSDAP-Mitglied
- KPD-Mitglied
- Mitglied des ZK der SED
- Funktionär des Kulturbundes der DDR
- Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold
- Träger des Karl-Marx-Ordens
- Träger des Banners der Arbeit
- Hervorragender Wissenschaftler des Volkes
- Ehrendoktor der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
- Ehrendoktor der Universität Vilnius
- DDR-Bürger
- Deutscher
- Geboren 1923
- Mann
- Verdienter Arzt des Volkes