Apfelbach (Geisa)

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Apfelbach
Gemeinde Geisa
Koordinaten: 50° 39′ N, 9° 56′ OKoordinaten: 50° 39′ 23″ N, 9° 56′ 25″ O
Höhe: 365 m ü. NN
Einwohner: 40 (30. Jun. 2009)[1]
Eingemeindung: 1. Januar 1957
Eingemeindet nach: Ketten
Postleitzahl: 36419
Vorwahl: 036967
Karte
Lage von Apfelbach in Geisa
Die Ortslage von Apfelbach (2013)
Die Ortslage von Apfelbach (2013)

Apfelbach ist ein Ortsteil mit 8 Hofanlagen und etwa 40 Einwohnern, der Ortsteil gehört zur Einheitsgemeinde Geisa im Wartburgkreis in Thüringen. Apfelbach liegt an der hessisch-thüringischen Landesgrenze im nördlichen Teil der Rhön, der Kuppenrhön und liegt auch im Biosphärenreservat Rhön.

Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Apfelbach befindet sich im Südwesten des Kreises, etwa 32 Kilometer (Luftlinie) südwestlich der Kreisstadt Bad Salzungen und etwa sieben Kilometer südlich der Kernstadt Geisa.[2][3]

Höchste Erhebungen in der Flur sind der Seelesberg – zu dem ein keilförmiger Waldstreifen bis zum Grenzstein 505 reicht (625 m ü. NN), ebenfalls nur anteilig zugehörig ist der Spahler Berg (423,4 m ü. NN) und der Geisaer Berg (412,6 m ü. NN). Östlich der Ortslage markiert der namensgebende Apfelbach einen etwa 1,5 km langen Abschnitt der Landesgrenze, dieser Quellbach zählt zum Flussgebiet der Werra. Die Wasserführung des Baches genügte bereits, um eine Mahlmühle am westlichen Ortsrand und die Schneidmühle bei Ketten betreiben zu können.[2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gebiet der Rhön wurde im Hochmittelalter auch Buchonia genannt. Die gebirgige Landschaft wurde im Westen von Bonifatius (Einflussbereich der Reichsklöster Fulda und Hersfeld) sowie im Süden und Osten von Kilian (Bistum Würzburg) missioniert, woran noch zahlreiche Kirchengründungen und Flurnamen erinnern.

Apfelbach zählte seit dem 13. Jahrhundert zum fuldischen Amt Rockenstuhl, das erst im 17. Jahrhundert in die Stadt Geisa verlegt wurde. Die Pfarrkirche befand sich in Spahl.

Im Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda aus 1605 ist der Ort unter Namen Apffelbach mit 5 Familien erwähnt.[4]

Enge Beziehungen bestanden auch zum Nachbarort Ketten. Die angrenzende Herrschaft Tann bildete im 16. Jahrhundert ein Zentrum der Reformation in der Rhön. Die Glaubenskämpfe und sozialen Spannungen tobten auch im oberen Ulstertal um Geisa, wobei die katholische Seite die Oberhand behielt. 1632 bis 1634 herrschte Wilhelm V. von Hessen-Kassel als Fürst von Buchen über das Reichsstift. Im Prager Frieden 1635 kam es zur Restitution des Reichsstifts. Unter Fürstabt Joachim von Gravenegg (1644–1671) wurden die zahlreichen Kriegsschäden im Fuldaer Gebiet behoben. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurde das geistliche Fürstentum mit seinen Klöstern aufgelöst. Die fuldischen Besitzungen gingen an Friedrich Wilhelm von Oranien-Nassau, bis 1806 Napoleon I. die Provinz Fulda annektierte. 1810 wurde sie Teil des Großherzogtums Frankfurt. Auf dem Wiener Kongress 1815 wurde die Provinz aufgelöst und nach einer einjährigen preußischen Verwaltung gelangte das „Geisaer Ländchen“ an das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach.

Im Jahr 1955 lebten in Apfelbach 66 Einwohner.[5] Die Grenzlage verhinderte oft eine wirtschaftliche Entwicklung des Ortes, der heute aus 8 Gehöften und weiteren Einzelhäusern besteht. In Apfelbach befinden sich zwei landwirtschaftliche Haupterwerbsbetriebe. Tourismus besitzt einen zunehmenden Wert in der industriell noch nicht erschlossenen Grenzregion. Vom 25. März 1994 bis 31. Dezember 2008 bildete Reinhards zusammen mit Geismar, Ketten, Spahl, Walkes und Apfelbach die Gemeinde Rockenstuhl.[6]

Ein bedeutender Teil der Flur entlang des Grenzstreifens wurde dem Naturschutz gewidmet und bildet die Pflegezone des Biosphärenreservates. Mit Bestürzung wurden deshalb im Sommer 2012 die Pläne einer Ausweitung des Schutzgebietes von der Bevölkerung aufgenommen. Diese beträfen auch die Ausweisung einer weiteren Kernzone im Waldgebiet am Selesberg. Die seit September 2012 vom Thüringer Landwirtschaftsminister Jürgen Reinholz persönlich moderierten Beratungen sollen eine einvernehmliche Lösung zwischen den berechtigten Interessen der Einwohner, der Landwirtschaftsbetriebe und den Naturschutzbelangen herbeiführen.[7]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Adelbert Schröter: Land an der Straße. Die Geschichte der katholischen Pfarreien in der thüringischen Rhön. 3. Auflage. St.-Benno-Verlag, Leipzig 1989, ISBN 3-7462-0430-5.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Apfelbach – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Information .. In: Landratsamt Wartburgkreis (Hrsg.): Amtsblatt des Wartburgkreises. Bad Salzungen 10. August 2010, S. 14.
  2. a b Amtliche topographische Karten Thüringen 1:10.000. Wartburgkreis, LK Gotha, Kreisfreie Stadt Eisenach. In: Thüringer Landesvermessungsamt (Hrsg.): CD-ROM Reihe Top10. CD 2. Erfurt 1999.
  3. Klaus Schmidt: Der Wartburgkreis. Natur und Landschaft. In: Wartburgkreis (Hrsg.): Naturschutz im Wartburgkreis. Band 7. Druck und Verlagshaus Frisch, Eisenach und Bad Salzungen 1999, S. 87.
  4. Thomas Heiler: Das Türkensteuerregister der Fürstabtei Fulda von 1605, (Veröffentlichung des Fuldaer Geschichtsvereins in den Fuldaer Geschichtsblättern; Nr. 64), Fulda, Parzeller-Verlag, 2004, ISBN 3-7900-0362-X, Ortsregister auf den Seiten 37–47, von dort Hinweis auf die Seite mit der Anzahl der Steuerpflichtigen
  5. Paul Luther: Materialien für den Heimatkundeunterricht - Kreis Bad Salzungen, Bezirk Suhl. Hrsg.: Rat des Kreises Bad Salzungen, Abt. Volksbildung. Bad Salzungen 1959, Struktur vom Bezirk Suhl (Übersicht der Orte und Einwohnerzahlen der Landkreise), S. 5–11.
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1994
  7. Kompromiss im Biosphärenreservat: Einigung mit Landwirten. Südthüringer Zeitung, Lokalseite Bad Salzungen, 12. September 2012, abgerufen am 12. September 2012: „Der Umweltminister äußerte Verständnis für die Rhöner Grundstückseigentümer, insbesondere mit Blick auf die Erfahrungen aus dem Sperrgebiet. "Den Leuten wird kein Land weggenommen, es wird keine Enteignung geben", versprach er. Nachdem vor einigen Wochen die Landwirte den Moderationsprozess für gescheitert erklärt, und sich die Landtagsabgeordneten Manfred Grob und Michael Heym (beide CDU) eingeschaltet hatten, gab es weitere Gesprächsrunden, die letzte unmittelbar vor der öffentlichen Veranstaltung am Montag. Das Ergebnis war ein Kompromiss, den Dr. Aribert Bach, Vizepräsident des Thüringer Bauernverbandes, vorstellte. "Wir haben sachlich und konstruktiv, aber sehr kritisch diskutiert", schätzte er ein. So wird für landwirtschaftliche Flächen, die neu in die Pflegezone kommen sollen, eine neue Kategorie B definiert. "Es soll kein Ackerland, sondern nur Grünland betroffen sein.“