Šalim

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Šalim (Šlm, Aussprache verm. Schalem, fälschlich Salem oder Salim) ist ein ugaritischer Gestirns-Gott.

Der in Alphabetschrift auf einer Tontafel aus Ugarit überlieferte „Mythos der freundlichen und schönen Götter“ (SS) berichtet, wie ʿEl die Zwillinge Šaḥar und Šalim mit der Göttin Athirat zeugte, als er von ihr und der Göttin Šapšu an der Meeresküste beim Kochen (?) überrascht und verführt wurde. Es handelt sich dabei wahrscheinlich um einen Gebetstext, wie seine ungewöhnliche Aufteilung andeutet.[1] Die Geschwister wuchsen in der Wüste auf, vielleicht von ʿAṯrt, der Gattin des ʿEl gesäugt.[2] Der Text ist am Ende zerstört und auch sonst teilweise lückenhaft und damit schwer verständlich.

Šalim und Šaḥar werden in den Opferlisten von Ugarit als Götter geführt. Tafel 24.244 hat die Reihenfolge: ʿEl, Ḫorom, Ba’al, Dagān, ʾAnat und ʾAthtart, Yariḫ, Rešef, ll wkmt, Malik, Kothar-Ḫasis, Šaḥar und Šalim.[3], die Geschwister folgen also direkt auf die Hauptgötter der Stadt. Ihre Beinamen sind: nʾmm wysmm, die freundlichen und schönen Götter[4]

Šalim ist als Bestandteil theophorer Namen belegt, so in einem Ostrakon aus Tell el-Kheleifeh (5.–4. Jh.).[5] Das berühmteste Beispiel dafür ist der Name der Stadt Jerusalem, der mit Gründung des (Gottes) Schalem übersetzt werden kann.[6]

Auch in der Bibel wird der Gott erwähnt:

„Jahwe verleiht seinen Segen
und unsere Erde gibt ihre Frucht.
Zedek geht vor ihm her
und Schalem auf der Wegespur seiner Schritte.“

Psalm 85,13–14; Übersetzung: Eckart Otto[6]

William Albright identifizierte Šalim als Gott der Abenddämmerung. Šalim wird auch mit dem Planeten Venus als Abendstern in Verbindung gebracht, dementsprechend seine Schwester Šaḥar als Göttin der Morgendämmerung mit dem Morgenstern.

Für John Gray[7] sind sowohl Šaḥar als auch Šalim als der feurig brennende Morgenstern und der wohltätige milde Abendstern Verkörperungen des Gottes der Venus ʾAthtar (ʾṯtr), dem Sohn von Sin und Athirat. Er sieht Verbindungen nach Südarabien.

Eine Verehrung in Palmyra und Edessa ist möglich, aber nicht sicher belegt. Julian berichtet von der Verehrung von Azizos und Monimos in Edessa,[8] was eine Wiedergabe der Beinamen von Šalim und Šaḥar sein könnte.

Star hält den „Mythos der freundlichen und schönen Götter“ für das Ritual einer Heiligen Hochzeit.[9]

Ob Šalim mit dem assyrischen Gott Šalmanu gleichgesetzt werden kann, ist umstritten.

  • John Gray: The Desert God 'Attr in the Literature and Religion of Canaan. In: Journal Near Eastern Studies 8, 1949, 73
  • Manfred Krebernik: Götter und Mythen des Alten Orients. C. H. Beck, 2012, ISBN 978-3-406-60522-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 27. Juni 2015]).

Einzelnachweise

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  1. John Gray, The Desert God ʾAttr in the Literature and Religion of Canaan. Journal Near Eastern Studies 8, 1949, 73
  2. John Gray, The Desert God 'Attr in the Literature and Religion of Canaan. Journal Near Eastern Studies 8, 1949, 74
  3. André Caquot, Nouveaux documents ougaritiens. Syria 46/3–4, 1969, 248
  4. John Gray, The Desert God 'Attr in the Literature and Religion of Canaan. Journal Near Eastern Studies 8, 1949, 75
  5. John Gray: The Desert God 'Attr in the Literature and Religion of Canaan. In: Journal Near Eastern Studies 8, 1949, 74
  6. a b Eckart Otto: Das antike Jerusalem: Archäologie und Geschichte. C. H. Beck, 2008, ISBN 978-3-406-56881-7, S. 46–47 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 19. Juni 2015]).
  7. John C. Poirier: An Illuminating Parallel to Isaiah XIV 12. In: Vetus Testamentum. 49/3, 1999, 379
  8. John Gray: The Desert God 'Attr in the Literature and Religion of Canaan. In: Journal Near Eastern Studies 8, 1949, 74
  9. Omega Means Starr: An apotropaic Incest Ritual in the Baal and Anath Cycle. In: Folklore 95/2, 1984, 231