„Deportation von Juden aus Deutschland“ – Versionsunterschied

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*[[Polskie Koleje Państwowe]] - Polnische Eisenbahngesellschaft
*[[Polskie Koleje Państwowe]] - Polnische Eisenbahngesellschaft

=== Gegenwärtiger Umgang mit der Geschichte der Deportationszüge ===
In Frankreich scheiterte im Dezember 2007 auf dem [[Verwaltungsrecht|Verwaltungsgerichtsweg]] die Entschädigungsklage wegen Deportationen von Juden im Zweiten Weltkrieg, da der Staatsrat [[Conseil d’État (Frankreich)]] die Klagen auf Schadenersatz gegen die Staatsbahn SNCF als höchste gerichtliche Instanz mit der Begründung der Nicht-Zuständigkeit abgewiesen hatte.<ref> http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,524986,00.html FRANZÖSISCHE STAATSBAHN. Entschädigungsklage wegen Deportationen endgültig gescheitert.</ref>


== Deportationszüge während der Stalinistischen Verfolgung ==
== Deportationszüge während der Stalinistischen Verfolgung ==

Version vom 22. Dezember 2007, 11:29 Uhr

Dieser Artikel wurde am 15. Dezember 2007 auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion!
Folgendes muss noch verbessert werden: Vermutlich relevant, aber sprachlich ziemlich misslungen. Einerseits wird mit "Endlösung" etc. der nationalsozialistische Sprachgebrauch aufgegriffen, andrerseits wird von "deutschen Nazis und ihren Kollaborateuren" gesprochen - mMn spiegeln beide Begrifflichkeiten Neutralitätsprobleme wieder. Der Abschnitt zur Vorkriegszeit ist äußerst irritierend, entweder stimmt die einleitende Definition nicht oder er gehört nicht hier her. Eine kurze Google-Abfrage ergab außerdem, dass der Begriff "Deportationszug" wohl auch in Zusammenhang mit dem Gulag verwendet wird. --jergen ? 09:14, 15. Dez. 2007 (CET)

Deportationszüge wurden als effizientes Massentransportmittel für sogenannte Vertreibungsverbrechen sowohl während der Nationalsozialistischen Verfolgung als auch während der Stalinistischen Verfolgung eingesetzt. Den deutschen Massendeportationen und dem Massenmord von Juden im Zweiten Weltkrieg folgten von 1945 bis 1948 die Massendeportationen der Deutschen. Bei den Vertreibungsverbrechen wurden die gewaltsamen Verbringungen bestimmter Bevölkerungsgruppen auf Grund von ideologisch-politischen bzw. ideologisch-rassischen Ursachen und Begründungen mittels innerstaatlicher Deportationen oder grenzüberschreitender Deportationen mit dem Massentransportmittel der Eisenbahn durchgeführt.

Deportationszüge während der Nationalsozialistischen Verfolgung

Die Deportationszüge, z.T. auch KZ-Züge genannt, verfügten über Eisenbahntransportwaggons, die von den deutschen Nazis und ihren Kollaborateuren in den verschiedenen alliierten, besetzten und nicht-besetzten Ländern betrieben wurden, um internierte Juden und andere Opfer des Holocausts gewaltsam in die Nazi-Konzentrationslager und Vernichtungslager zu deportieren.

Gegenwärtige Historiker nehmen an, dass das Ausmaß des Holocaust, der in der Nazi-Terminologie bezeichneten „Endlösung der Judenfrage“, nicht möglich gewesen wäre ohne die Massentransporte mit dem Transportmittel der Eisenbahn.[1]

Juden bei der Verladung in Züge am Umschlagplatz Warschau. Dieser Ort wird heute als polnisches Nationaldenkmal erhalten.

Bedeutung der Deportationszüge im Holocaust

Einfahrt, oder so-genanntes „Todestor“ zum Vernichtungslager Auschwitz -Birkenau II in 2006.

In den verschiedenen Phasen des Holocaust wurden Eisenbahnzüge für unterschiedliche Transportziele genutzt:

  • Nach der wirtschaftlichen Diskriminierung wurden Züge zur Konzentrierung bestimmter Bevölkerungsanteile genutzt, entweder in Ghettos oder häufiger um die Menschen zur Zwangsarbeit oder in Konzentrationslager zu transportieren
  • Nach der Sammlung in Ghettos zum anschließenden Transport in Todeslager

Das Ausmaß der Judenvernichtung war damit im wesentlichen von zwei Faktoren abhängig:

  • Die Vernichtungskapazität der Todeslager für den Judenmord
  • Die Transportkapazität der Eisenbahnen zum Judentransport von den Ghettos in die Todeslager[2]

Transportmittelwahl des Zugeinsatzes

Zur Umsetzung der sogenannten Endlösung benötigten die Nazis ein effektives System der Massenvernichtung. Die Entscheidung Deportationszüge einzusetzen, fiel trotz dem konkurrienden Interesse die Eisenbahnkapazitäten vorrangig für die Kriegsführung zu nutzen und so konnten Ausmaß und Dauer der Massenvernichtung mittels des Massentransportes erhöht werden. Die eingesetzten geschlossenen Eisenbahnzüge reduzierten die Anzahl und den Ausbildungsgrad der für den Judentransport benötigten Soldaten und ermöglichten es den Nazis, mehr effiziente Todeslager zu bauen und zu betreiben, anstatt wertvolle Produktionsressourcen mit Patronen für Massenerschiessungen zu verschwenden. Viele der Juden kamen aus Osteuropa, wo es viele Züge gab, die zuvor Militärgüter an die russische Front transportiert hatten und somit bei ihrer Rückkehr nach Deutschland leer geblieben wären, wenn es nicht die menschliche für den Holocaust bestimmte Fracht gegeben hätte.

Notwendigkeit des Massentransportes für den Massenmord

Die Nazis begannen nach der Wannseekonferenz am 20. Januar 1942, die Juden in großer Anzahl zu ermorden. Die Einsatzgruppen führten bereits Massenerschießungen von Juden in den besetzten sowjetischen Gebieten seit 1941 durch. Nun wurden Juden in die bis dahin leeren Ghettos deportiert wie Riga oder in die Todeslager der Aktion Reinhardt: Treblinka, Belzec und Sobibór.

Auf der Wannseekonferenz schätze die SS dass die Endlösung letztendlich 11 Millionen Juden auslöschen würde. Nazi-Planer sahen die Einbeziehung von Juden vor, die in neutralen Ländern oder nicht-besetzten Ländern wie Irland, Schweden, Türkei und dem Vereinigten Königreich lebten. Die Deportationen in diesem Ausmaß erforderten die Koordination von unzähligen deutschen Regierungsbehörden und staatlichen Organisationen, einschließlich des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA), des Reichsverkehrsministeriums und des Außenministeriums. Das RSHA koordinierte und leitete die Deportationen. Das Reichsverkehrsministerium organisierte die Fahrpläne, das Außenministerium verhandelte mit den deutschen Alliierten-Staaten über die Auslieferung ihrer Juden.[3]

Juden aus Deutschland und aus dem Generalgouvernement, dem von Deutschland während des Zweiten Weltkrieges besetzten Polen, wurden mit der Eisenbahn in die Vernichtungslager zur systematischen Ermordung deportiert. Die Nazis verschleierten die Endlösung, indem sie diese Deportationen als Umsiedlung in die Ostgebiete darstellten. Den Opfern wurde mitgeteilt, dass sie in Arbeitslager geschickt würden, aber in Wirklichkeit bedeutete ab 1942 die Deportation für die meisten Juden die Überführung in die Vernichtungslager. Martin Bormann, Hitlers Privatsekretär, ermahnte Heinrich Himmler, Leiter der SS und Hauptverantwortlicher für die Durchführung des Holocaust, während eines Telefongespräches Ende 1942. Himmler wollte Bormann darüber in Kenntnis setzten, dass bereits 50.000 Juden in einem Konzentrationslager in Polen exterminiert seien. Bormann schrie: „Sie sind nicht exterminiert, nur evakuiert, evakuiert, evakuiert!“ und knallte den Telefonhörer auf. Mit solchen Anweisungen sollte die gewünschte offizielle Formel des Sprachgebrauchs „Züge als Transportmittel zur Evakuierung“ anstatt „Züge als Transportmittel zur Exterminierung“ durchgesetzt werden.

Transportbedingungen in Deportationszügen

Der erste Zug wurde am 16. Oktober 1941 eingesetzt, um Juden aus dem Kerngebiet des Deutschen Reiches in die Ghettos im Osten zu transportieren.[4]

Der Zug bestand aus Personenwagen der 3. Klasse[5], hauptsächlich aus Waggons für den Fracht- und Viehtransport. Letztere wurden nach SS-Anweisungen mit 50, manchmal mit 150 Passagieren beladen.[6] Weder Essen noch Wasser wurde bereit gestellt, während die Waggons nur mit einer Eimer-Latrine ausgestattet wurden. Kleine vergitterte Fenster stellten unregelmäßige Belüftung zur Verfügung und hatten zum Teil auch Tod durch Erstickung oder durch Wettereinwirkungen zur Folge.

Es kam vor, dass selbst bei einer größeren Deportationsmaßnahme nicht genügend Transportwaggons zur Verfügung standen, so dass die Opfer über mehrere Tagen in einem Umschlagplatz stehend festgehalten wurden. Die Millitärtransporte hatten Vorrang vor den Deportationszüge, so dass letztere gegebenenfalls warten mussten.[7] Im Durchschnitt dauerte ein Transport viereinhalb Tage. Der längste Transport während des Krieges kam von Korfu und dauerte 18 Tage. Wenn die Züge die Lager erreichten und die Türen geöffnet wurden, war bereits jeder dem Tode geweiht.[8] Die bewaffneten Wachen erschossen jeden, der es wagte einen Fluchtversuch zu unternehmen. Auf Grund der sehr beengten Transportverhältnisse starben bereits viele der Deportierten bei der Überführung. Um eine gegenseitige Kontaminierung der Ladung zu vermeiden, wurden die Böden der Frachtwaggons mit einer Schicht von gebranntem Kalk bestrichen, der die Füße der menschlichen Fracht verbrannte.

Nach dem Verlassen der Waggons wurden die verbliebenen Passagiere in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Alten, die Jungen, die Kranken und die Schwachen wurden zur sofortigen Tötung weitergeleitet, anfänglich in mobilen LKW-Vergasungseinrichtungen und später dann in Gaskammern. Die restlichen Menschen wurden zur Arbeit gezwungen und dies meist unter schlimmsten Bedingungen, was auch das Verscharren der Opfer in Massengräbern beinhaltete.[9]

Logistische Kapazitäten der Deportationszüge

Typische Güterzug-Dampflokomotive, wie sie von der Reichsbahn benutzt wurde

Durch eine effiziente Güterzug-Dampflokomotive angetrieben wurden die Züge bis auf eine Maximallänge von 55 Güterwagen zusammengestellt.

Die Standard-Unterbringung waren 10 Meter lange Verschlagwagen für den Viehtransport, obwohl Personenwagen auch da genutzt wurden, wo die SS die Legende der „Umsiedlung in die Ostgebiete“ aufrecht erhalten wollte, insbesondere in Holland und Belgien.

Die allgemeine SS-Handlungsanweisung beinhaltete solche Züge mit den veranschlagten Kalkulationen eines Beladungsverhältnisses pro Zug mit:

50 Menschen in Viehtransport-Verschlagwagen X 50 Waggons = 2.500 Menschen in jedem Zug.

Da die Züge normalerweise mit bis zu 150 Menschen auf eine 200 %ige Kapazität überbeladen wurden, ergaben sich folgende Berechnungen:

100 Menschen in Viehtransport-Verschlagwagen X 50 Waggons = 5.000 Menschen in jedem Zug.

Von den geschätzten 6 Millionen im Zweiten Weltkrieg ermordeten Juden, wurden ca. 2 Millionen direkt von der Militärpolizei, der politischen Polizei und den mobilen Einsatzkommandos ermordert.

Insgesamt wurden vom deutschen Reichsverkehrsministerium über 1600 Züge organisiert und in der Buchführung hauptsächlich bei der polnischen Staatseisenbahn registriert, da sich die meisten Todeslager in Polen befanden. [10] Von 1941 bis Dezember 1944, dem offiziellen Schließungsdatum des Auschwitz-Birkenau-Komplexes lag die tägliche Ankunftsfahrplan bei anderthalb Zügen pro Tag:

50 Viehtransport-Verschlagwagen X 50 Gefangene X 1,5 Deportationszüge X 1.006 Tage = 400.000 Gefangene

Am 20. Januar, 1943 sandte SS-Führer Heinrich Himmler einen Brief an das Reichsverkehrsministerium, in dem er Hilfe und Unterstützung einforderte mit dem Kausalschluss, dass, wenn er die Sache beschleunigen solle, ihm dann auch mehr Züge zur Verfügung gestellt werden müssten.[11]

Kostenübernahmen der Deportationen

Die meisten Juden wurden gezwungen, die Kosten für ihren Transport zu übernehmen, insbesondere dort wo Personenwagen benutzt wurden. Die Bezahlung erfolgte in Form einer direkten Bezahlung an die SS unter dem Anschein der Umsiedlungslegende in die Ostgebiete. Mit der Kostenauferlegung für die Unterkunft im Ghetto zahlten die Juden einen vollen Fahrschein für die einfache Hinfahrt, während Kinder unter 10 bis 12 Jahren den halben Preis zahlten. Diejenigen Ghettobewohner ohne Geld wurden zuerst in den Osten verfrachtet, während diejenigen Ghettobewohner mit einigem Besitz an Gold und Geld zuletzt verschickt wurden. Die SS bezahlte auch die deutsche Transportbehörde, um die Reichsbahn für den Judentransport zu bezahlen. Der Reichsbahn wurden für jeden Gefangenen, der an seinen Bestimmungsort transportiert wurde, der Gegenwert eines Bahntickets 3. Klasse gezahlt:

0,5 Pfennig X 8.000.000 Gefangene X 600 km (durchschnittliche Länge des Transportweges) = 240 Millionen Reichsmark

Als Gewinnmarge für die Reichsbahn galt dieses Geld und ihr Anteil abzüglich der SS-Gebühren des von den transportierten Personen selber gezahlten Fahrpreises.

Länderspezifische Besonderheiten bei Deportationsmaßnahmen

Es gab länderspezifische Besonderheiten der organisierten Konzentrierung und des Transportes von Opfern des Holocaust.

Belgien

Original Gedeckter Güterwagen für die Transporte in Konzentrationslager
Gedenkstätte Fort van Breendonk

Bei der deutschen Invasion am 10. Mai 1940 sammelten die belgischen Behörden in einer Ad-hoc-Aktion “unpatriotische” Subjekte, einschließlich flämischer Nationalisten, Kommunisten und Leute ohne belgische Staatsbürgerschaft, von denen die meisten jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und Polen waren. Diese Menschen wurden nach Frankreich auf sogenannten Phantomzügen abtransportiert, für die die Logistikberichte und Transportunterlagen zerstört wurden. Es wird davon ausgegangen, dass mindestens 3.000 alleine nur in Antwerpen bei dieser Aktion verhaftet wurden. Ein solcher Phantomzug ist gut dokumentiert, d.h. der Zug, auf dem Joris van Severen, Führer einer pro-Belgischen faschistischen Partei unter 79 Leuten deportiert wurde, da 21 von ihnen durch französische Soldaten in Abbeville getötet wurden.[12]

Bulgarien

Am 22. Februar 1943 gab die bulgarische der deutschen Regierung ihre Zustimmung für die Deportation von 11.000 Juden. Die ungeheure Überfüllung bei der Beladung in den 20 Zügen über im Zeitraum von vier Tagen erforderte es, dass jeder Zug täglich stoppen musste, um die Leichen derjenigen zu entsorgen, die während der letzten Tage gestorben waren. [13]

Frankreich

Die französische Bahngesellschaft SNCF spielte unter der Vichy-Regierung spielte eine zögerliche Rolle im Holocaust. Insgesamt beteiligte sich die Vichy-Regierung bei der Deportation von 76.000 Juden, obwohl diese Zahl stark variiert in Abhängigkeit von den Lagerankunftsberichten deutscher Vernichtungslager. Es überlebten nur 2.500 den Krieg.[14]

Griechenland

Während der deutschen Besatzung wurde ein Internierungslager in Athen eingerichtet, um Juden in ein anderes Internierungslager bei Salonika zu transportieren, das als Sammelpunkt für Juden von den Griechischen Inseln diente.

Insgesamt wurden zwischen März und August 1943 über 40.000 Juden von Griechenland nach Auschwitz-Birkenau deportiert. [15]

Italien

Benito Mussolini stellte sich gegen die Deportation italienischer Juden nach Deutschland. Nach Landung der Alliierten auf dem italienischen Festland und dem Waffenstillstand von Cassibile zwischen Italien und den Alliierten Streitkräften, besetzte Deutschland den Norden Italiens und transportierte 8.000 Juden über Österreich und möglicherweise über die neutrale Schweiz nach Birkenau.

Zwischen September 1943 und April 1944 wurden mindestens 23.000 italienische Soldaten als Arbeitssklaven in der deutschen Industrie deportiert, während im selben Zeitraum über 10.000 Partisanen gefangen genommen und nach Birkenau transportiert wurden. In 1944 arbeiteten mehr als eine halbe Millionen Italiener für die Nazi-Kriegsmaschinerie. [16]

Niederlande

In den Niederlanden wurden Juden im Ghetto in Amsterdam gesammelt bevor sie zur angeblichen Umsiedlung in die Ostgebiete nach Westerbork verschoben wurden, einem Durchgangslager im Nordosten nahe der deutschen Grenze. Postkarten mit Hoffnungsbekundungen der baldigen Rückkehr, die von den Deportierten am Amsterdamer Muiderpoort Bahnhof aus dem Zugfenster geworfen wurden, illustrieren dass sich die Menschen im Todeszug nichts über von ihrem endgültigen Reiseziel und Schicksal ahnten.[17]

Zwischen Juli 1942 und September 1944 fuhr so gut wie jeden Dienstag ein Zug in die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Sobibór, Bergen-Belsen und Theresienstadt. Im Zeitraum von 1942 bis 1945 wurden 107.000 Menschen über das Durchgangslager weiterverteilt, ca. 60.000 nach Auschwitz und über 34.000 nach Sobibor.[18]

Nur 5.200 der Deportierten überlebten. Die meisten davon in Theresienstadt, Bergen-Belsen, oder im befreiten Westerbork. [19] Am 29. September 2005 entschuldigte sich die staatliche Eisenbahngesellschaft der Niederlande Nederlandse Spoorwegen für die Beteiligung ab der Judendeportation. [20]

Polen

Das Höfle-Telegram listet die Anzahl der Zugankünfte in Lagern der Aktion Reinhardt im Jahr 1942 (1,274,166)
Datei:Deportation to Chelmno.JPG
Deportationen vom Ghetto Łódź in das Vernichtungslager Kulmhof

Bis zur Eröffnung aller fünf Gaskammern in Auschwitz wurden die meisten Juden auf dem Straßenweg in die Konzentrationslager transportiert. Die unzähligen Zugbewegungen innerhalb von Polen und außerhalb von Polen nach Polen mit den Endzielen der verschiedenen Todeslager, wurden von der polnischen Eisenbahngesellschaft PKP in Krakau registriert. Die Nutzung der IBM-Kartenlesegeräte und Eisenbahnsoftware machten 95% des polnischen IBM-Geschäfts aus.[21]

Das Warschauer Ghetto wurde von den Nazis am 16. November 1940 errichtet. Es wurden über 450.000 Menschen in einem Areal zusammengepfercht, das nur für 60.000 ausgelegt war. Die Transporte in die Vernichtungslager unter der Aktion Reinhardt wurden ausgehend vom Umschlagplatz mit Beginn des 22. Juli 1942 bis zum 12. September durchgeführt.[22]

Die Nazi-Berichterstattung der Aktion Reinhardt listet die Gesamtzahl der Ermordeten, von denen die meisten mit Zügen transportiert wurden, wie folgt:

Zielort Anzahl und Anmerkungen
Belzec 246.922 Deportierte nur aus dem Gebiet des Generalgovernments und Gesamtzahl von 600.000 Deportationen nach Belzec bis Dezember 1942
Majdanek 300.000 Deportierte
Sobibor 140.000 Deportierte aus Lublin und 25.000 Juden aus Lviv
Treblinka 900.000 Deportierte

Rumänien

Rumänien hatte die drittgrößte jüdische Bevölkerung in Europa nach Russland und Polen und anti-semitische Emotionen traten in starkem Maße im Vorkriegsrumänien auf, die zum Teil aus dem Christlichen Glauben sowie aus der Politik des Königs Karl II. resultierten. Als der rumänische König zum Rücktritt gezwungen wurde, etablierte die Regierung unter dem Vorsitz von Ion Antonescu eine drakonische anti-jüdische Gesetzgebung, die offen von den Nürnberger Rassengesetzen inspiriert war. Zwischen 1941 und 1941 wurden 32 anti-semitische Gesetze, 31 Verordnungen und 17 Regierungsbeschlüsse verabschiedet. Daraufhin verließen im August 1940 viele Juden Rumänien in Richtung Palästina mit dem Schiff. [23]

In der Folge des Iaşi-Pogrom am 25. Juni 1941, bei dem 900 Juden ermordet wurden, wurden die Zugtransporte nach dem im Süden gelegenen Călăraşi, wo ca. 420.000 Juden den Tod fanden sowie nach Auschwitz vermehrt eingesetzt.[24] Zudem wurden 26.000 Roma in Nazi-Todeslager deportiert.[25][26]

Schweiz

Einfahrt in den Gotthardtunnel

Obwohl die Deutschen die meisten Versorgungszüge nach Italien durch den österreichischen Brennerpass schickten, war die Schweiz basierend auf den Deutsch-Italienisch-Schweizerischen Vertrag von 1909 (Auflösung in zehn Jahren laut Artikel 374 des Versailler Vertrages von 1919) gezwungen, [27] es Nazi-Deutschland zu erlauben, nicht-strategische Güter durch den Gotthardtunnel zu transportieren (insbesondere die im Vertrag ausgeschlossenen Soldaten und Bewaffnungen).

Es gibt substantielle Hinweise, dass diese Transporte auch italienische Zwangsarbeiter und möglicherweise Judentransporte in 1944 während der Nazi-Besatzung von Norditalien einschlossen, als alle 10 Minuten ein deutscher Zug durch die Schweiz fuhr. Die Nutzung des schweizer Gotthardtunnel war durch die erfolgreiche Bombardierung des österreichischen Brennerpasses, dessen Betrieb die Britischen Luftwaffe Royal Air Force erheblich stören konnte, und durch die schweren Schneefälle des Winters 1944/45 notwendig geworden. [28]

Skandinavien

Im Oktober 1942 wurden 770 norwegische Juden per Schiff nach Hamburg deportiert und von dort aus per Zug nach Auschwitz. Der Dänische Widerstand, der von einer ähnlichen Maßnahme hörte und von der SS in der Dänemark verfolgt wurde, bewerkstelligte eine Massenrettungsaktion der dänischen Juden in das neutrale Schweden.[29]

Slowakei

Am 9. September 1941 ratifizierte das Parlament des unabhängigen Slowakiens – eines Nazi-Marionettenstaates – den Jüdischen Kodex, eine Reihe von Gesetzen und Verordnungen, die 80.000 slowakischen Juden ihrer Bürgerrechte und all ihrer Mittel des wirtschaftlichen Überlebens beraubten. Die faschistische slowakische Führung war derart ungeduldig, ihre Juden loszuwerden, dass sie den Nazis 500 RM zahlte für jeden ausgewiesenen Juden und ein Versprechen abgaben, dass die Deportierten niemals zurück kehren würden. Die Entscheidung der Slowakei die Ausweisung zu initiieren und zu bezahlen war unter den Nazi-Satellitenstaaten beispiellos. Die slowakische Führung zahlte 40 Millionen Reichsmark an die SS.

Tschechische Republik

Sir Nicholas Winton engagierte sich von 1938 bis 1939 in Rettungsaktionen, um mit Eisenbahnzügen Kindertransporte von Prag nach London durchzuführen und somit 669 Kinder, vor den kommenden Deportationen in Ghettos, Durchgangslager und Vernichtungslager in den folgenden Jahren zu bewahren.

Die Juden wurden in Theresienstadt interniert und von dort hauptsächlich nach Birkenau verbracht.

Der letzte Zug verließ am 28. Oktober 1944 Theresienstadt in Richtung Birkenau mit 2.038 Juden, von denen 1.589 sofort vergast wurden.[30] Birkenau schloss seine Gaskammern am 7. November 1944.

Ungarn

Ungarn widersetzte sich zunächst der Deportation ungarischer Juden nach Deutschland, deportierte aber 100.000 Juden in das ehemals rumänische Territorium Transsylvanien, [31] und Juden aus dem besetzten Jugoslawien.

Nachdem Hitler die Aktion Margarethe im März 1944 gestartet hatte, kamen die Diskussionen zwischen ihm und Admiral Miklós Horthy zu einer schnellen Konklusion. Am 29. April 1944 fand die erste Deportation nach Birkenau statt, und die zweite folgte am 30. April mit 2.000 Juden. Um die Befürchtungen bei der verbleibenden Bevölkerung von geschätzen 762.000 Juden zu entkräften, ließ die SS die Deportierten Postkarten an ihre Familien in der Heimat schreiben. [32]

Am 25. Mai berichtete der deutsche Repräsentant General Edmund Veesenmayer, dass 138.870 Juden innerhalb der letzten zehn Tage deportiert wurden. Am 31. Mai berichtete er, dass weitere 60.000 während der letzten sechs Tage deportiert wurden, womit das Gesamtergebnis für die letzten 16 Tage nun bei 204.312 lag. [33]

Am 8. Juli 1944 wurden auf internationalen Druck des Papstes, des Königs von Schweden und des Roten Kreuzes (die alle erst kurz zuvor von dem Ausmaß der ungarischen Tragödie erfuhren) die Deportationen der ungarischen Juden gestoppt. Innerhalb von 70 Tagen waren 437.000 der ungarische Juden deportiert worden – im Schnitt 6.250 pro Tag. [34]

Nach dem Staatsstreich im Oktober 1944, der wieder eine faschistische Regierung an die Macht brachte, wurden 50.000 der verbliebenen Juden zu einem Todesmarsch nach Deutschland gezwungen, auf dem sie Verteidigungsgräben für den Panzerkampf an den Straßen Richtung Westen graben mussten. Weitere 25.000 wurden in einem "internationalen Ghetto" unter Schweizer Protektion gerettet, für das sich Charles Lutz und Raoul Wallenberg einsetzten. Als die Sowjetarmee am 17. Januar 1945 Budapest befreite, überlebten nur 120,000 der ungarischen Juden.[35]

Gegen Kriegsende wurden freigekaufte Juden mit der Eisenbahn von Ungarn in die Schweiz überführt für die weitere Ausreise nach Palästina.

Nach 1944

Nachdem die Sowjetische Armee nach und nach das von den Nazis im Osten besetzte Land eroberte und die Alliierten im Juni in der Normandie gelandet waren, variierten die Anzahl der Züge und der transportierten Personen sehr stark.

Im November 1944 stoppten die Todeszüge mit der Schließung von Birkenau und dem Vormarsch der Sowjetarmee. Die Todesmärsche hatte für die deutschen Truppen den Vorteil, Zwangsarbeiter für das Bauen von Verteidigungseinrichtungen einzusetzen.

Im letzten Kriegsjahr 1945

Als die Armeen der Sowjets und West-Alliierten ihre letzten Frontvorstöße durchführten, transportierten die Nazis einige der Lagerüberlebenden weiter in das Innere des zusammenbrechenden Dritten Reiches oder in die Grenzgebiete, von denen sie annahmen, dass sie dort die Freilassung deutscher Kriegsgefangener im Gefangenenaustausch oder im Tausch gegen Deutschstämmige aus den nicht von den Nazis besetzten Gebieten für diese angebotene Juden verhandeln könnten.

Viele der Lagerinsassen wurden auf den berüchtigten Todesmärschen abtransportiert. Unter anderem verließen drei Züge das KZ Bergen-Belsen im April 1945 in Richtung des KZ Theresienstadt, von denen alle drei befreit werden konnten.[36]

Der allerletzte registrierte Zug ist der Transport der Frauen vom KZ Flossenbürg, in dem im März 1945 die Überlebenden drei Tage lang auf den weiteren Transport wartend eingesperrt waren. Nur 200 von anfänglich 1000 Frauen überlebten die Reise nach Bergen-Belsen.[37]

Involvierte Eisenbahngesellschaften

Gegenwärtiger Umgang mit der Geschichte der Deportationszüge

In Frankreich scheiterte im Dezember 2007 auf dem Verwaltungsgerichtsweg die Entschädigungsklage wegen Deportationen von Juden im Zweiten Weltkrieg, da der Staatsrat Conseil d’État (Frankreich) die Klagen auf Schadenersatz gegen die Staatsbahn SNCF als höchste gerichtliche Instanz mit der Begründung der Nicht-Zuständigkeit abgewiesen hatte.[40]

Deportationszüge während der Stalinistischen Verfolgung

In den 1930-er Jahren wurden unter Stalin Deportationen der Wolga-Deutschen nach Sibirien, Zentralasien und Kasachstan durchgeführt. Von 1.090.000 Deportierten starben 300.000 auf dem Weg in die Lager. Die Deportationen wurde nach Stalins Tod aufgehoben und die Deutschen konnten ihre Verbannung mit der Verpflichtung verlassen, nicht in die Wolga-Gebiete zurück zu kehren.[41]

Frauen und Mädchen wurden mit Deportationszügen ab 1944 in sowjetische Arbeitslager deportiert.[42]

Deportationszüge während der Vertreibungen 1945 bis 1948

Aus dem Sudetenland vertriebene Deutsche

Den deutschen Massendeportationen und dem Massenmord von Juden im Zweiten Weltkrieg folgten von 1945 bis 1948 die Flucht und die Vertreibung der sogenannten Reichsdeutschen und Volksdeutschen in den ehemals von Nazi-Deutschland besetzten Gebieten.

Literatur

  • Marion Schreiber. 2000 Stille Rebellen. Der Überfall auf den 20. Deportationszug nach Auschwitz. ISBN-10: 3746680670. ISBN-13: 978-3746680675. Aufbau Tb.
  • Leo Bretholz.Flucht in die Dunkelheit. Löcker Verlag.
  • "…es geschah am helllichten Tag!" Die Deportation der badischen, pfälzer und saarländischen Juden in das Lager Gurs/Pyrenäen. Herausgegeben aus Anlass der sechzigsten Wiederkehr der Deportation am 22./23. Oktober 1940. Als Bausteine ausgearbeitet. Hrsg: LpB, 2005
  • Hendel, Daniela: Die Deportationen von deutschen Frauen und Mädchen in die Sowjetunion 1944/1945., Bund d. Stalinistisch Verfolgten e. V., Landesverb. Berlin-Brandenburg, 2005.
  • Nicolas Werth: Die Insel der Kannibalen. Stalins vergessener Gulag., Siedler, München, 2006, ISBN 388680853X.
  • Sandra Kalniete: Mit Ballschuhen im sibirischen Schnee. Die Geschichte meiner Familie., Droemer/Knaur, 2007, ISBN-10: 3426778904, ISBN-13: 978-3426778906.

Weblinks

Quellen

  1. http://www.aish.com/holocaust/overview/he05n21.htm
  2. http://www.faqs.org/faqs/holocaust/reinhard/part02/
  3. http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005445
  4. http://sg.geocities.com/raiha_evelyn/holocaust.html
  5. http://jewishmag.com/62mag/nadel/nadel.htm
  6. http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/25615/edition_id/498/format/html/displaystory.html
  7. http://www.jewishsf.com/content/2-0-/module/displaystory/story_id/25615/edition_id/498/format/html/displaystory.html
  8. http://www.aish.com/holocaust/overview/he05n21.htm
  9. http://sg.geocities.com/raiha_evelyn/holocaust.html
  10. http://www.writing.upenn.edu/~afilreis/Holocaust/black.html
  11. http://www.neveragain.org/1943.htm
  12. http://www.brusselsjournal.com/node/1287
  13. http://www.neveragain.org/1943.htm
  14. J.-L. Einaudi and Maurice Rajsfus, Les silences de la police — 16 July 1942 and 17 October 1961, L'Esprit frappeur, 2001, ISBN 2-84405-173-1 (Rajsfus is an historian of the French police, the second date refers to the 1961 Paris massacre under the orders of Maurice Papon, who would later be judged for his role during Vichy in Bordeaux)
  15. http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005372
  16. http://www.pbs.org/wgbh/pages/frontline/shows/nazis/train/
  17. http://research.leidenuniv.nl/index.php3?c=315
  18. http://www.ushmm.org/wlc/article.php?lang=en&ModuleId=10005372
  19. http://www.bbc.co.uk/birmingham/content/articles/2005/01/14/last_train_from_belsen1_feature.shtml
  20. http://www.expatica.com/actual/article.asp?subchannel_id=19&story_id=23852
  21. http://www.writing.upenn.edu/~afilreis/Holocaust/black.html
  22. http://blogcritics.org/archives/2006/04/26/062553.php
  23. http://daily.stanford.edu/article/2005/5/6/survivorSharesUniqueStoryOnHolocaustRemembranceDay
  24. http://www.ocolly.com/read_story.php?a_id=32394
  25. http://hist.claremontmckenna.edu/jpetropoulos/ironguard/holocaust.htm
  26. http://isurvived.org/2Postings/holocaust-Podul_Iloaiei-RO.html
  27. http://www.yale.edu/lawweb/avalon/imt/partxii.htm
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  35. http://www.holocaust-trc.org/trains.htm
  36. http://www.bbc.co.uk/birmingham/content/articles/2005/01/14/last_train_from_belsen1_feature.shtml
  37. http://www.neveragain.org/1945.htm
  38. http://www.expatica.com/actual/article.asp?subchannel_id=19&story_id=23852
  39. http://www.jpost.com/servlet/Satellite?cid=1176152829141&pagename=JPost%2FJPArticle%2FShowFull
  40. http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,524986,00.html FRANZÖSISCHE STAATSBAHN. Entschädigungsklage wegen Deportationen endgültig gescheitert.
  41. Sprachkontakt: Deutsch - Russisch. Geschichte und Mundarten der Russlanddeutschen. Ruhr-Universität Bochum.
  42. Veranstaltung. Europäisches Informationszentrum, Jean-Monet-Haus