„Thor Steinar“ – Versionsunterschied

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== Design ==
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Die meisten Textilien tragen den Schriftzug ''Thor Steinar'' und das neue oder alte Logo der Firma. Letzteres wurde oft auch in Verbindung mit der [[Norwegen|norwegischen]] Flagge verwendet, wobei sich das Logo meist in der Mitte des Kreuzes der norwegischen Flagge befand. Bei neueren Textilien wird dagegen die originale norwegische Flagge verwendet. Die norwegische Regierung wandte sich bereits 2006 an deutsche Behörden, um den Missbrauch der norwegischen Flagge zu unterbinden.<ref>[http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/Norwegen.html Reaktionen der Regierung Norwegens vom 29.11.2006]</ref>
Die meisten Textilien tragen den Schriftzug ''Thor Steinar'' und das neue oder alte Logo der Firma. Letzteres wurde oft auch in Verbindung mit der [[Norwegen|norwegischen]] Flagge verwendet, wobei sich das Logo meist in der Mitte des Kreuzes der norwegischen Flagge befand. Bei neueren Textilien wird dagegen die originale norwegische Flagge verwendet. Die norwegische Regierung wandte sich bereits 2006 an deutsche Behörden, um den Missbrauch der norwegischen Flagge zu unterbinden.<ref>[http://www.nadir.org/nadir/initiativ/azzoncao/Norwegen.html Reaktionen der Regierung Norwegens vom 29.11.2006]</ref> und hat im Februar 2008 auf Grund „widerrechtlicher Verwendung staatlicher Hoheitszeichen“ Anzeige gegen die umstrittene Modemarke Thor Steinar erstattet.<ref>[http://www.tagesspiegel.de/politik/international/Rechtsextremismus;art123,2476658 Norwegen verklagt Thor Steinar] Der Tagesspiegel, 14. 02. 2008 </ref>
Typisch für einen Teil der Textilien ist die martialische Aufmachung, auch durch die Verwendung von [[Tarnmuster|Fleckentarnung]].
Typisch für einen Teil der Textilien ist die martialische Aufmachung, auch durch die Verwendung von [[Tarnmuster|Fleckentarnung]].
Stilistisch lehnt sich die Marke sehr stark an bestehende Streetwearstyles an.
Stilistisch lehnt sich die Marke sehr stark an bestehende Streetwearstyles an.
Thor Steinar bietet zudem insbesondere eine Reihe von Kleidungsstücken an, die Klassikern oder den jeweils aktuellen Moden etablierter Marken sehr nahe kommen.
Thor Steinar bietet zudem insbesondere eine Reihe von Kleidungsstücken an, die Klassikern oder den jeweils aktuellen Moden etablierter Marken sehr nahe kommen.


== Juristische Auseinandersetzungen ==
== Juristische Auseinandersetzungen ==

Version vom 14. Februar 2008, 19:23 Uhr

MediaTex
Rechtsform GmbH
Gründung 2002
Sitz Königs Wusterhausen
Leitung Axel Kopelke, Uwe Meusel
Mitarbeiterzahl ca. 160
Website www.thorsteinar.de

Thor Steinar ist eine Bekleidungsmarke der MediaTex GmbH.

Marke

Die Marke Thor Steinar wurde im Oktober 2002 von Axel Kopelke aus Königs Wusterhausen registriert. Seit 2003 tritt für Thor Steinar die Mediatex GmbH von Axel Kopelke und Uwe Meusel mit Sitz in Königs Wusterhausen auf. Unter dem Markennamen wird Herren- und inzwischen auch Damenbekleidung vertrieben.

Das ursprüngliche Logo von Thor Steinar war eine Binderune aus einer Kombination von zwei Runen. Es wurde nach eigenen Angaben aus der Tiwaz-Rune und der Siegrune zusammengesetzt, deren Lautwerte dem der heutigen Buchstaben T und S entsprechen, den Initialen der Marke. Die Tiwaz-Rune steht in der nordischen Mythologie für Kampf und Aktion. Das Runenlogo und der damit verbundene heidnische Hintergrund der Marke wird durch mythologische Aufdrucke (Inhalte aus den germanischen Göttersagen wie Raben, Wölfe, Götternamen („Balder“), Orte („Asgard“) etc.) unterstützt. Optisch wirkte das Logo wie eine horizontale Wolfsangel mit aufgesetztem Pfeil.

Design

Die meisten Textilien tragen den Schriftzug Thor Steinar und das neue oder alte Logo der Firma. Letzteres wurde oft auch in Verbindung mit der norwegischen Flagge verwendet, wobei sich das Logo meist in der Mitte des Kreuzes der norwegischen Flagge befand. Bei neueren Textilien wird dagegen die originale norwegische Flagge verwendet. Die norwegische Regierung wandte sich bereits 2006 an deutsche Behörden, um den Missbrauch der norwegischen Flagge zu unterbinden.[1] und hat im Februar 2008 auf Grund „widerrechtlicher Verwendung staatlicher Hoheitszeichen“ Anzeige gegen die umstrittene Modemarke Thor Steinar erstattet.[2] Typisch für einen Teil der Textilien ist die martialische Aufmachung, auch durch die Verwendung von Fleckentarnung. Stilistisch lehnt sich die Marke sehr stark an bestehende Streetwearstyles an. Thor Steinar bietet zudem insbesondere eine Reihe von Kleidungsstücken an, die Klassikern oder den jeweils aktuellen Moden etablierter Marken sehr nahe kommen.

Juristische Auseinandersetzungen

Am 9. November 2004 wurde vom Amtsgericht Königs Wusterhausen die bundesweite Beschlagnahmung von Kleidung mit dem alten Logo der Marke angeordnet, die Vollstreckung wurde zunächst jedoch ausgesetzt. Staatsanwaltschaft und Polizei gingen am 17. November 2004 gegen die Firma MediaTex vor. Die Firma vertrieb die Marke Thor Steinar bis dahin von Zeesen (Dahme-Spreewald) aus. Das Lager wurde versiegelt, außerdem stellten die Beamten Beweismaterial sicher. Die betroffene Firma MediaTex erklärte nach der Beschlagnahme, der ihrer Meinung nach "konstruierte" Zusammenhang zwischen Thor Steinar und der Verwendung von Runen in der Zeit von 1933 und 1945 zeige geschichtliche Unkenntnis und hätte mit Thor Steinar nichts zu tun.[3]

Zuvor hatte das Landgericht Neuruppin die Beschwerde eines 20-jährigen Mannes zurückgewiesen, dessen Thor Steinar-T-Shirt im August in Oranienburg auf einer Demonstration beschlagnahmt worden war. Das Gericht verwarf die Beschwerde als unbegründet und führte in einem elfseitigen Beschluss aus, das öffentliche Verwenden des Logos der Marke sei eine Straftat nach § 86a Abs. 2 Satz 2 StGB, weil das Runen-Logo von Thor Steinar dem Symbol einer verfassungsfeindlichen Organisation zum Verwechseln ähnlich sehe. Nach dieser Auffassung mache sich strafbar, wer in dem Bewusstsein dieser Verwechslungsfähigkeit, also vorsätzlich, ein solches Kleidungsstück in der Öffentlichkeit trüge. Kann ein solcher Vorsatz nicht nachgewiesen werden, kommt es in der Regel zu einer Verfahrenseinstellung durch die Staatsanwaltschaft. Nicht alle Generalstaatsanwaltschaften sind dieser durch Justizbehörden des Landes Brandenburg vertretenen Ansicht gefolgt. Eine einheitliche Rechtsprechung bezüglich des alten Logos gab es zumindest in Brandenburg bis zur Entscheidung des Brandenburgischen Oberlandesgerichts vom 12. September 2005 ebenfalls nicht.

Am 12. September 2005 hat der 1. Strafsenat des Brandenburgischen Oberlandesgerichtes in Brandenburg an der Havel auf die Revision gegen ein Urteil des Amtsgerichtes Potsdam rechtskräftig festgestellt, dass das Runenlogo derartigen Kennzeichen nicht zum Verwechseln ähnlich sieht. Weiterhin erkannte das Oberlandesgericht aber an, dass die Textilien der Marke Thor Steinar durch ihre farbliche Gestaltung und verwendete Aufschrift gerade Personen der Neonaziszene ansprechen und dies mutmaßlich auch so vom Hersteller beabsichtigt ist. Damit fällt das Tragen solcher Kleidung nicht mehr unter § 86a StGB. Das Verbot durch das Landgericht Neuruppin ist somit ebenfalls obsolet. In Berlin entschied mit Urteil vom 15. Dezember 2006 das Kammergericht, dass eine Strafbarkeit nach § 86a StGB nicht vorliegt. Die in dem genannten Logo der Marke verwendeten Zeichen erfüllen nicht die Tatbestandsmerkmale. Kurz nach dem Verbot in Deutschland wurde das alte Thor Steinar-Logo auch in Tschechien verboten.[4]

Änderung des Logos

Aufgrund des Beschlagnahmebeschlusses wurde das Logo zurückgezogen und mit dem Entwurf eines neuen Logos begonnen; Thor Steinar rief außerdem alle Kleidungsstücke mit dem alten Logo zurück. Bis zur Verfügbarkeit des neuen Logos wurde das Logo von der vorhandenen Ware vor dem Verkauf entfernt, Neuware wurde ohne Logo hergestellt. Das neue Logo besteht aus einer Gebo-Rune mit zwei Punkten. Diese Rune symbolisiert Gabe, Gastfreiheit und Ehe. Die Staatsanwaltschaft bezeichnet das Logo als „Andreaskreuz mit zwei Punkten“ und erklärte es für unbedenklich.

Proteste gegen Tønsberg-Läden

Nach Farbbeutelanschlägen und anderen Protesten von Anwohnern und Gewerbetreibenden wurde der Mietvertrag des kurz zuvor eröffneten Thor-Steinar-Ladens „Tønsberg“ in Berlin-Mitte im Februar 2008 gekündigt [5]. Ähnliche Vorgänge gab es zuvor im Zusammenhang mit Tønsberg-Läden am Berliner Alexanderplatz, in Leipzig und in Magdeburg.

Kritik

Der Marke Thor Steinar wird von Antifa-Gruppen und in Zeitungsberichten vorgeworfen, eine „Designermarke von und für Rechte“[6] zu sein. Dies wird mit folgenden Argumenten begründet:

  • Die Inhaber und Mitarbeiter der Mediatex GmbH seien Mitglieder der Neonaziszene. Laut Berichten der taz soll ein Mitarbeiter des Brandenburger Verfassungsschutzes die Mitarbeit von „Rechtsextremisten“ in dem „engeren und weiteren Umfeld der Firma“ bestätigt haben.[7] Der Geschäftsführer Uwe Meusel soll dies allerdings bestritten haben.[8] Diese Vorwürfe wurden durch eine Pressemitteilung des Antifaschistischen Infoblatts untermauert. Dort wurde behauptet, ein ehemaliger Mitarbeiter von Thor Steinar, Udo Siegmund, auf den eine Zeitlang auch die Webseiten der Marke angemeldet waren, habe Kontakte zur militanten Neonazi-Szene in Schweden und habe ein Rechtsrock-Konzert der neonazistischen Organisation Nationalsocialistisk Front (NSF) besucht.[9]
  • Auf einigen Kleidungsstücken von Thor Steinar werde Werbung für das schwedische Label „Ultima Thule“ gemacht.[10]
  • Die Kombination der Runen im alten Logo wird auch in derselben Anordnung vom rechtsextremen Thule-Seminar als Logo verwendet.[11]
  • Das alte Logo habe Ähnlichkeit mit dem Logo der neonazistischen „Kameradschaft Treptow“ gehabt, die auch in der Nähe des Firmensitzes aktiv sei.[12]
  • Der Aufdruck „Division Thor Steinar“ sei in Anlehnung an den Namen des Generals der Waffen-SS Felix Steiner gewählt.[13]
  • Der Aufdruck auf der Kapuzenjacke „No Inquisition“, der einen Adler, der einen Fisch in seinen Klauen hält, darstellt, sei eine neonazistisch geprägte Bildmarke, die sich die neonazistische Organisation „Die Artgemeinschaft - Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“ im Januar 2003 durch ihren Vorsitzenden Jürgen Rieger als Bildmarke schützen lassen habe.[14]
  • Die Betreiber des einzigen schwedischen Thor-Steinar-Shops in Huddinge bei Stockholm seien von der Neonazigruppe "Schwedische Widerstandsbewegung". Ein Autor der Neonazizeitung "Nationellt Motstand" würde dort arbeiten und die Zeitschrift verkaufen. [15]

Kritik am Beschlagnahmebeschluss äußerte Richard Schröder im Tagesspiegel vom 28. November 2004 unter dem Titel „Zensur bleibt hilflos“: „Diese Textilienzensur ist nicht die selbstbewusste und gelassene Selbstverteidigung der Demokratie, sondern eine Mischung aus Gespensterfurcht und inquisitorischer Zensorenmentalität.“ Das Tragen von Thor-Steinar-Kleidung ist in zahlreichen Fußballstadien verboten.

Weblinks

Quellen

  1. Reaktionen der Regierung Norwegens vom 29.11.2006
  2. Norwegen verklagt Thor Steinar Der Tagesspiegel, 14. 02. 2008
  3. An unsere Kunden, Pressemitteilung der „‚Thor Steinar‘ Mitarbeiter“ (Kopie aus dem Internet Archive)
  4. Tschechische Kleidermarke verboten, Berliner Morgenpost, 19. November 2004
  5. Proteste - Vermieter kündigt "Thor Steinar"-Laden in Mitte welt online, 6. Februar 2008 abgerufen 12. Februar 2008
  6. Der braune Pop, Die Zeit, 23. September 2004
  7. Der rechte Dresscode im Zentrum der Stadt, taz Berlin, 30. November 2005
    Ähnlich berichtet auch die Märkische Allgemeine Zeitung am 5. Oktober 2004: „Der Brandenburger Verfassungsschutz hat andere Erkenntnisse: "Es gibt Rechtsextremisten, die der Firma angehören", sagt Jonas Grutzpalk von der Behörde.“ (Märkische Allgemeine Zeitung, Noch ein Thor, 5. Oktober 2004)
  8. Der rechte Dresscode im Zentrum der Stadt, taz Berlin, 30. November 2005
  9. Das Antifaschistische Info Blatt und das schwedische Antifamagazin EXPO decken neue Verbindungen der Modemarke "Thor Steinar" zur Neonaziszene auf, Pressemitteilung des Antifaschistischen Info Blatts
  10. Auf einigen Kleidungsstücken von Thor Steinar prangt außerdem offen Werbung für das schwedische Rechtsrock-Label „Ultima Thule”, das die gleichnamige Rechtsrockband verlegt. (Stop Thor Steinar, inforiot.de)
  11. Das Logo von Thor Steinar ist jedoch auch keine völlig neue Erfindung - es ist fast identisch mit dem Symbol des rechtsextremen „Thule Seminar”.„“ (Stop Thor Steinar, inforiot.de)
    Kein Zufall also, dass das Logo auch sehr dem Symbol des rechtsextremen "Thule Seminar" ähnelt, [...] (Der rechte Dresscode im Zentrum der Stadt, taz Berlin, 30. November 2005)
  12. Auch die einstige neonazistische Kameradschaft Treptow benutze die beiden Runen. (Der rechte Dresscode im Zentrum der Stadt, taz Berlin, 30. November 2005)
    Auch das Symbol der neonazistischen “Kameradschaft Treptow” weist eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit zum “Thor Steinar”-Logo auf.(Stop Thor Steinar, inforiot.de)
  13. Dabei kann dahinstehen, ob man in der Schöpfung des Namens "Steinar" eine gewollte Anspielung auf den Namen des SS-Generals Felix Steiner, der im 2. Weltkrieg die Division "Wiking" der Waffen-SS führte, gesehen werden kann., Gerichtsentscheidung Landgericht Neuruppin in Strafsachen vom 17. November 2004 (Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen)
    Allein der Name, so die Polizei in einem internen Bericht, sei eine unverhohlene Anspielung auf den ehemaligen SS-General Steiner. (Die Welt, Gericht verbietet Symbole der rechten Kult-Marke "Thor Steinar", 13. November 2004)
  14. Das Rückenmotiv dieser Kapuzenjacke ist mit einem Bild versehen, auf dem ein Adler mit seinen Klauen einen "christlichen Fisch" greift. Dieses Motiv hat sich die neonazistische Vereinigung "Die Artgemeinschaft - Germanische Glaubens-Gemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V." im Januar 2003 durch ihren Vorsitzenden, den Neonazi-Kader Jürgen Rieger, als Bildmarke 30238105.8 beim Deutschen Patent - und Markenamt sichern lassen. , Modemarke "Thor Steinar" verwendet neonazistisch geprägte Bildmarke, Pressemitteilung des Antifaschistischen Infoblatts (AIB), 25. April 2006
  15. Antifaschistisches Infoblatt Nr. 74 (Winter 2007)