„Lidl“ – Versionsunterschied

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Im September 2005 kündigte Lidl an, eine Filiale in Calw zu schließen, die nach Aussagen des Unternehmens nicht mehr dem aktuellen Filial-Konzept entspreche. Die betroffenen Mitarbeiter und ver.di vermuteten jedoch das Vorhandensein eines Betriebsrates in dieser Filiale als eigentlichen Grund der Schließung. Vor Gericht erging eine einstweilige Verfügung, dass die Filiale solange geöffnet bleiben sollte, bis beide Parteien einen [[Betriebsvereinbarung|Interessenausgleich]] erzielt hätten. Lidl schloss dennoch, trotz der Androhung eines Zwangsgeldes, die Filiale im Oktober 2005. Alle betroffenen Mitarbeiter wurden daraufhin in anderen Filialen eingesetzt. Im November 2007 wurde in einer Hamburger Filiale erneut ein Betriebsrat gegründet.
Im September 2005 kündigte Lidl an, eine Filiale in Calw zu schließen, die nach Aussagen des Unternehmens nicht mehr dem aktuellen Filial-Konzept entspreche. Die betroffenen Mitarbeiter und ver.di vermuteten jedoch das Vorhandensein eines Betriebsrates in dieser Filiale als eigentlichen Grund der Schließung. Vor Gericht erging eine einstweilige Verfügung, dass die Filiale solange geöffnet bleiben sollte, bis beide Parteien einen [[Betriebsvereinbarung|Interessenausgleich]] erzielt hätten. Lidl schloss dennoch, trotz der Androhung eines Zwangsgeldes, die Filiale im Oktober 2005. Alle betroffenen Mitarbeiter wurden daraufhin in anderen Filialen eingesetzt. Im November 2007 wurde in einer Hamburger Filiale erneut ein Betriebsrat gegründet.


Im März 2008 berichtete das Magazin [[Stern (Zeitschrift)|Stern]] darüber, dass Lidl in den Jahren 2006 und 2007 in 150 bzw. 210 Filialen die Mitarbeiter durch Kameras systematisch überwachen ließ. Dem Magazin lagen nach eigenen Angaben mehrere hundert Seiten interner Lidl-Protokolle vor, in denen jeweils mit Tag und Uhrzeit notiert wurde, wann und wie häufig die Beschäftigten die Toilette nutzten, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis einging und wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur „introvertiert und naiv wirkt". Die meisten dieser Einsatzberichte, in denen auch der Inhalt von privaten Gesprächen und Telefonaten protokolliert wurde, stammen laut dem Stern aus Lidl-Filialen in Niedersachsen, dazu kommen einzelne Abhörberichte aus Rheinland-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein. <ref>[http://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2008-03/artikel-10421336.asp ots-Meldung von Gruner+Jahr/stern vom 26. März 2008 auf www.finanznachrichten.de] </ref> <ref>[http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,543431,00.html Artikel vom 26. März 2008 auf Spiegel-Online] </ref> Noch am Tag der ''Stern''-Veröffentlichung gab ein Mitglied der Lidl-Geschäftsführung zu, dass Mitarbeiter des Unternehmens durch private Detekteien bespitzelt wurden; dies sei aber nicht im Auftrag der Geschäftsführung geschehen. <ref> [http://www.tagesspiegel.de/zeitung/Titelseite;art692,2501182 www.tagesspiegel.de vom 26. März 2008] „Lidl bespitzelt Mitarbeiter. Lebensmittelkette gibt Überwachung in einzelnen Filialen zu.“</ref> Als Konsequenz aus dem Bericht sei beschlossen worden, generell mit keiner Detektei mehr zusammenzuarbeiten. <ref>[http://www.faz.net/s/RubD16E1F55D21144C4AE3F9DDF52B6E1D9/Doc~E94263827C8204470B09C49D1784FE6D8~ATpl~Ecommon~Scontent.html?rss_googlefeed www.faz.net vom 26. März 2006] „Spitzel-Discounter. Lidl entschuldigt sich bei Mitarbeitern.“</ref> Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, bewertete das Protokollieren von Toilettenbesuchen und ähnlichem als einen schweren Verstoß gegen das Datenschutzgesetz. <ref>[http://www.tagesschau.de/wirtschaft/lidl12.html www.tagesschau.de vom 26. März 2007] „Bespitzelung der eigenen Mitarbeiter. Lidl zieht erste Konsequenzen.“ </ref> Eine Sprecherin des Innenministeriums in Stuttgart kündigte an, die Landesbehörde für Datenschutz in Baden-Württemberg werde dem Fall nachgehen. <ref> [http://www.welt.de/wirtschaft/article1838977/Datenschuetzer_ermitteln_gegen_Lidl-Spitzel.html www.welt.de vom 26. März 2008] „Überwachung im Discounter. Datenschützer ermitteln gegen Lidl-Spitzel.</ref>
Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins [[Stern (Zeitschrift)|Stern]] hatte Lidl seine eigenen Beschäftigten über mehrere Jahre in zahlreichen Filialen systematisch überwachen lassen. In internen Protokollen wurde dokumentiert, „wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat, wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur ‚introvertiert und naiv wirkt‘“. Die meisten Bespitzelungs-Berichte stammen aus Filialen in Niedersachsen, einzelne kommen aus Rheinland-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein. Die Überwachung erfolgte mit Miniaturkameras, die von Detektiven in den Filialen montiert wurden.<ref>[http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/:%DCberwachungsskandal-Lidl-Schuldfrage/615031.html?eid=614772 Lidl gibt Bespitzelung zu] stern.de, 25. März 2008.</ref> Nachdem die Bespitzelung bekannt geworden war, gab das Unternehmen die Vorwürfe zu, beendete die Zusammenarbeit mit Detekteien und entschuldigte sich bei den betroffenen Mitarbeitern.<ref>[http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/:%DCberwachungsskandal-Lidl-Schuldfrage/615186.html?eid=614772 Lidl entschuldigt sich] stern.de, 26. März 2008.</ref> Die Geschäfsführung bestritt jedoch, Überwachungs-Aufträge erteilt zu haben. „Offensichtlich übereifrige Detektive“ hätten das Unternehmen über ihren Auftrag hinaus mit Infos versorgt, die so nicht gewollt waren.<ref>[http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/:%DCberwachungsskandal-Lidl-Schuldfrage/615268.html Lidl drückt sich um Schuldfrage] stern.de, 27. März 2008.</ref>


=== Greenpeace-Kooperation ===
=== Greenpeace-Kooperation ===

Version vom 27. März 2008, 15:46 Uhr

Lidl Stiftung GmbH & Co. KG

Datei:Lidl Logo.svg
Rechtsform KG
Gründung 1930er-Jahre
Sitz Neckarsulm
Leitung Klaus Gehrig
Umsatz 30,6 Mrd. EUR (2006)[1]
Branche Lebensmitteleinzelhandel
Website www.Lidl.de

Lidl ist eine deutsche Discount-Kette und Teil der Schwarz-Unternehmensgruppe mit Sitz in Neckarsulm.

Unternehmen

Datei:Lidl schwarz beteiligungen.png
Beteiligungen
Außenansicht einer Lidl-Filiale
Innenansicht einer Lidl-Filiale
Lidl-Aktivitäten

Geschichte

Die Anfänge des Unternehmens reichen bis ins Jahr 1930 zurück, als Josef Schwarz die Lidl & Schwarz Lebensmittel-Sortimentsgroßhandlung gründete. Diese wurde 1944 zerstört, der Wiederaufbau gelang jedoch binnen 10 Jahren.

1973 eröffnete Josefs Sohn Dieter Schwarz seinen ersten Discountermarkt in Ludwigshafen. Um nicht Schwarz-Markt (bzw. phonetisch: Schwarzmarkt) über die Ladentür schreiben zu müssen, kaufte Dieter Schwarz dem pensionierten Berufsschullehrer Ludwig Lidl für 1.000 DM die Namensrechte ab und sicherte sich so die Nutzung für seinen Supermarkt. Dies war insofern günstig, als dass Josef Schwarz 1930 in seinem Firmennamen das Wort Lidl verwendete, es 1973 aber keinen Miteigentümer im Unternehmen gab, der den Namen für die Markenrechte hätte „spenden“ können.[2] Als Josef Schwarz 1977 starb, verfügte sein Sohn über ein Netz von 30 Lidl-Filialen. Er verkaufte den väterlichen Großhandel an die Metro und gliederte seine Firmengruppe neu.

Später wurden die Aktivitäten in den Bereich der Discount-Lebensmittelmärkte unter dem Namen Lidl sowie in den Bereich der SB-Warenhäuser und Verbrauchermärkte wie Kaufland, KaufMarkt und Handelshof aufgeteilt.

Mit dem Rückzug aus der Unternehmensleitung im Jahr 1999 übertrug Dieter Schwarz seinen Anteil steuersparend auf die gemeinnützige Dieter-Schwarz-Stiftung GmbH, deren Zweck unter anderem die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur ist.

Klaus Gehrig ist als Nachfolger von Dieter Schwarz Aufsichtsratschef der Lidl-Stiftung. Seit Ende 2005 ist Wilfried Oskierski Vorsitender des Vorstands von Lidl.[3]

Struktur

Lidl hat die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft (KG). Komplementärin ist die Lidl Stiftung GmbH, eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Lidl Stiftung GmbH fungiert damit als so genannte unternehmensverbundene Stiftung.

Der Stiftung sind verschiedene Landes- und Servicegesellschaften unterstellt. Die Lidl Stiftung sowie die deutsche Geschäftsleitung haben ihren Firmensitz in räumlich voneinander getrennten Gebäuden in Neckarsulm.

In Deutschland betreibt Lidl 33 Lagergesellschaften, die wiederum ca. 2.700 [4] Filialen betreuen. In jeder Lagergesellschaft gibt es verschiedene Abteilungen, wie zum Beispiel Disposition oder Vertrieb. Der Bereich Vertrieb wird je nach Anzahl der von der Lagergesellschaft belieferten Filialen von einem bis drei Vertriebsleitern geführt. Den Vertriebsleitern unterstehen mehrere Verkaufsleiter, die je einen Verkaufsbezirk von fünf bis sieben Filialen und 70 bis 100 Mitarbeitern als Fach- und Disziplinarvorgesetzte leiten. In einer Lidl-Filiale gibt es einen Filialverantwortlichen, der für den Ausbildungsstand und die Einteilung des Filialpersonals sowie für die Warendisposition, Abrechnung und Erreichung der entsprechenden Filial-Kennzahlen verantwortlich ist. In Abwesenheit des Filialverantwortlichen wird die Filiale vom sogenannten stellvertretenden Filialverantwortlichen geleitet.

Eine internationale Expansion wird intensiv betrieben. Zur Finanzierung wurden Ende 2006 Immobilien im Wert von einer Milliarde Euro verkauft.[5] Mittlerweile ist Lidl mit ca. 7.200 Filialen in fast allen europäischen Ländern vertreten. In Frankreich ist Lidl z.B. mit 1.200 Filialen Marktführer im Discount-Segment.[6] Der Eintritt in den tschechischen Markt (2003) war von Affären um die Abholzung geschützter Bäume begleitet.[7] Die Expansion in die baltischen Märkte wurde 2006 aufgrund mangelnden Erfolges vorerst gestoppt.[8] Auch in Norwegen erreichte Lidl nur einen Marktanteil von 1,5% und stoppte vorerst die weitere Expansion.[9] Im März 2008 wurde bekannt, dass sich der Discounter von seinen 50 Märkten in Norwegen trennt und sie an die Reitan-Gruppe abgibt. Neben den Filialen werden auch Verwaltung und Distribution abgegeben.[10] In Kroatien wurden im Sommer 2006 die ersten Filialen eröffnet. Am 29. März 2007 eröffnete Lidl auch die ersten Filialen in Slowenien und begleitete den Markteintritt mit einer großen Werbekampagne im Fernsehen, in Printmedien und mit Plakaten.

Lidl gehört in Deutschland zu den größten Werbungstreibenden (Etat 2005 laut Nielsen 397 Mio. Euro).[11] Dabei verlässt sich das Unternehmen neben den klassischen Werbeformen wie Handzetteln und Zeitungen auch auf das Internet. Das Fernsehen wurde bisher nur für Azubi-Werbespots und im Jahr 2007 in Zusammenarbeit mit dem Pre-Paid Anbieter Fonic genutzt.

Personal und Ausbildung

Die Zahl der Beschäftigten liegt international bei ca. 80.000 Mitarbeitern. In den Jahren 2005 und 2006 hat Lidl mit öffentlich wirksam inszenierten Ausbildungskampagnen auf sich aufmerksam gemacht. Dabei sollten je 1.000 neue Auszubildende eingestellt werden. Lidl bietet unter anderem eine Ausbildung zu Kaufleuten im Einzelhandel, Bürokaufleuten, Fachlageristen oder Fachkräften für Lagerlogistik an.

Sortiment

Lebensmittel bilden das Kernsortiment des Discounters. Mit über 2000 Artikeln in deutschen Filialen ist Lidl in diesem Bereich untypisch breit aufgestellt. Konkurrent Aldi führt demgegenüber nur 700 Lebensmittel-Artikel im Sortiment.[12] Daneben bietet der Discounter wöchentlich wechselnde Aktionsartikel aus verschiedenen Non-Food-Bereichen, darunter etwa Haushalts- und Elektrowaren, Textilien oder Freizeitartikel. Seit einiger Zeit hat allerdings auch Lidl Probleme mit dem Abverkauf seiner Non-Food-Artikel. Da in den Filialen jede Woche Platz für neue Aktionsartikel geschaffen werden muss, wird nicht verkaufte Ware teilweise in eigens dafür angemieteten Lagern aufbewahrt. Der Wert der dort gelagerten Rückläufer soll angeblich mehr als 100 Mio Euro betragen.[13]

Lidl ist außerdem mit verschiedenen Dienstleistungsportalen im Internet vertreten. Dies umfasst unter anderem einen Fotoservice, einen Blumenversand und seit Dezember 2006 auch ein Reiseportal. Ferner werden in den Filialen regelmäßig Sonderaktionen durchgeführt. 2005 hatte der Discounter gemeinsam mit der Deutschen Bahn das sogenannte Lidl-Ticket verkauft, mit dem zum Preis von 49,90 Euro zwei einfache Fahrten in der zweiten Klasse auf beliebigen innerdeutschen Strecken (auch Fernverkehr) möglich waren.[14]

Kritik

Mitarbeiter

Von Gewerkschaften, insbesondere ver.di, wird Lidl vorgeworfen, systematisch die Bildung von Betriebsräten zu verhindern, zum Beispiel durch die Androhung von Filialschließungen. Außerdem würden die Arbeitszeiten in den Verträgen genau mit den Öffnungszeiten der Filiale abgestimmt – notwendige Vor- und Nacharbeiten würden folglich nicht bezahlt. In einigen Märkten sollen Kassiererinnen und Kassierer ohne ihr Wissen per Kamera überwacht werden. Ver.di hat deshalb am 10. Dezember 2004 - dem Tag der Menschenrechte - ein „Schwarzbuch“ über Lidl herausgegeben, das die angeblich menschenunwürdige Behandlung der Mitarbeiter dokumentieren sollte (Lit.: Hamann). Ende Juli 2006 erschien auch das „Schwarzbuch Lidl Europa“[15].

2004 erhielt Lidl einen Big Brother Award in der Kategorie Arbeitswelt für den „nahezu sklavenhalterischen Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“[16].

Im August 2005 begann das globalisierungskritische Attac-Netzwerk mit einer Kampagne gegen die Arbeits- und Produktionsbedingungen des Discounters. Zum Auftakt stiegen Attac-Aktivisten auf das Dach einer Lidl-Filiale und ließen ein Transparent mit der Aufschrift „Stoppt Dumping! Lidl ist nicht zu billigen!“ herunter.

Im September 2005 kündigte Lidl an, eine Filiale in Calw zu schließen, die nach Aussagen des Unternehmens nicht mehr dem aktuellen Filial-Konzept entspreche. Die betroffenen Mitarbeiter und ver.di vermuteten jedoch das Vorhandensein eines Betriebsrates in dieser Filiale als eigentlichen Grund der Schließung. Vor Gericht erging eine einstweilige Verfügung, dass die Filiale solange geöffnet bleiben sollte, bis beide Parteien einen Interessenausgleich erzielt hätten. Lidl schloss dennoch, trotz der Androhung eines Zwangsgeldes, die Filiale im Oktober 2005. Alle betroffenen Mitarbeiter wurden daraufhin in anderen Filialen eingesetzt. Im November 2007 wurde in einer Hamburger Filiale erneut ein Betriebsrat gegründet.

Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins Stern hatte Lidl seine eigenen Beschäftigten über mehrere Jahre in zahlreichen Filialen systematisch überwachen lassen. In internen Protokollen wurde dokumentiert, „wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat, wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur ‚introvertiert und naiv wirkt‘“. Die meisten Bespitzelungs-Berichte stammen aus Filialen in Niedersachsen, einzelne kommen aus Rheinland-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein. Die Überwachung erfolgte mit Miniaturkameras, die von Detektiven in den Filialen montiert wurden.[17] Nachdem die Bespitzelung bekannt geworden war, gab das Unternehmen die Vorwürfe zu, beendete die Zusammenarbeit mit Detekteien und entschuldigte sich bei den betroffenen Mitarbeitern.[18] Die Geschäfsführung bestritt jedoch, Überwachungs-Aufträge erteilt zu haben. „Offensichtlich übereifrige Detektive“ hätten das Unternehmen über ihren Auftrag hinaus mit Infos versorgt, die so nicht gewollt waren.[19]

Greenpeace-Kooperation

Untersuchungen und Tests der Umwelt-Organisation Greenpeace zufolge soll von Lidl im Herbst 2005 verkauftes Obst und Gemüse stark pestizidbelastet gewesen sein und teilweise sogar gesetzliche Grenzwerte überschritten haben.[20] Das Unternehmen widersprach den Vorwürfen und verwies auf eigene Laboruntersuchungen. Im Februar 2007 ließ Greenpeace erneut Obst und Gemüse diverser Handelsketten auf Schadstoffrückstände untersuchen. In dieser Untersuchung schnitten Lidl und Aldi am besten ab.[21] Lidl hatte zu diesem Zeitpunkt bereits das „Greenpeace-Magazin“ in sein Sortiment aufgenommen. Das Unternehmen bezog mehr als die Hälfte der Gesamtauflage der Zeitschrift. Tatsächlich verkauft wurden davon jedoch nur wenige: Bis zu 98 Prozent der Hefte mussten entsorgt werden. Dennoch hatte Lidl auf das sonst übliche Remissionsrecht verzichtet und für alle Hefte bezahlte. Unverkaufte Exemplare gingen damit nicht zurück an den Verlag. Nachdem es in der Öffentlichkeit Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen dieser ungewöhnlichen Geschäftsbeziehung und dem guten Abschneiden des Unternehmens bei den Greenpeace Gemüse-Tests gegeben hatte, wurde die Kooperation beendet.[22]

Journalisten

Nachdem eine Redakteurin der Tageszeitung Badische Neueste Nachrichten 2005 kritisch über die Arbeitsbedingungen bei Lidl berichtet hatte, kündigte der Zeitungs-Verlag das Arbeitsverhältnis mit seiner Mitarbeiterin. Dieser Schritt wurde zunächst mit dem Tendenzgebot begründet. Tatsächlich hatte Lidl die Geschäftsführung des Verlags einbestellt und mit Hinweis auf die zweimal pro Woche geschalteten großflächigen Anzeigen Druck ausgeübt. Die Chefredaktion bestand stattdessen darauf, „aus freien Stücken“ in die Lidl-Zentrale nach Neckarsulm gefahren zu sein. Nach Recherchen des Südwestrundfunks zählt Lidl zu den größten Kunden der Zeitung. Pro Jahr wurden bis dahin angeblich Anzeigen im Wert von 1,4 Millionen Euro gebucht.[23] Die Redakteurin der Tageszeitung war unter der Überschrift „Handarbeit bei bis zu 24 Grad minus“ auf das „Schwarzbuch Lidl“ eingegangen. Darin wird Lidls Erfolg vor allem „mit den schlechten Arbeitsbedingungen“ begründet. Nach öffentlichem Druck wurde die Kündigung später rückgängig gemacht. Der Verleger kam damit auch einer öffentlichen Rüge des Presserats wegen Verstoßes gegen den Pressekodex zuvor.[24]

Einzelnachweise

  1. WirtschaftsWoche Nr.10 vom 5. März 2007 S.56
  2. Artikel auf der Internetseite der Stuttgarter Zeitung
  3. Chaos-Kommando (3) manager-magazin.de, 13. März 2007.
  4. FTD.de - Handel + Dienstleister - Nachrichten - Schwarz-Gruppe wächst zweistellig
  5. Immobilienverkauf: Lidl füllt Kriegskasse - manager-magazin.de
  6. Unternehmensporträt der Lebensmittelzeitung
  7. http://zpravodajstvi.ecn.cz/index.stm?apc=zm1950783gx1-- Stromy by v Lidlu nenakupovaly - econnect. cz
  8. Meldung Lebensmittelzeitung zum Expansionsstopp
  9. Radio Osno
  10. http://www.lz-net.de/news/topnews/pages/inhalt.prl#63708
  11. Werbeaufwendungen 2005, WUV
  12. Anzahl der Artikel bei Aldi
  13. Chaos-Kommando (6) manager-magazin.de, 13. März 2007.
  14. Bericht der Lebensmittelzeitung zum Lidl-Bahnticket
  15. Telepolis: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23126/1.html.
  16. Begründung der Jury des Big-Brother-Awards
  17. Lidl gibt Bespitzelung zu stern.de, 25. März 2008.
  18. Lidl entschuldigt sich stern.de, 26. März 2008.
  19. Lidl drückt sich um Schuldfrage stern.de, 27. März 2008.
  20. Greenpeace zur Pestizidbelastung
  21. http://www.businessportal24.com/de/Supermaerkte_Pestizid_Vergleich_Neuer_Greenpeace_119528.html www.businessportal24.com
  22. Geschäftsbeziehung mit Lidl: „Das passt nicht zu Greenpeace“ stern.de, 20. Juni 2007.
  23. Beidseitig einsichtig taz.de, 11. November 2005.
  24. Der Pressekodex gilt auch für Verleger heise online, 10. Oktober 2005.

Literatur

  • Andreas Hamann, Gudrun Giese: Schwarz-Buch Lidl. Billig auf Kosten der Beschäftigten. ver.di, Berlin 2004, ISBN 3-932349-12-1
  • Andreas Hamann u.a.: Schwarz-Buch Lidl Europa. ver.di, Berlin 2006, ISBN 3-932349-21-0
  • Andreas Hamann u.a.: The blackbook on Lidl in Europe. ver.di, Berlin 2006, ISBN 3-932349-22-9
  • Hans Weiss, Ernst Schmiederer: Asoziale Marktwirtschaft. 3. Auflage. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2005 (KiWi, 914), ISBN 3-462-03643-2
  • Franz Kotteder: Die Billiglüge. Die Tricks und Machenschaften der Discounter. Droemer, München 2005, ISBN 3-426-27371-3
  • Sarah Bormann, Christina Deckwirth und Saskia Teepe: Grenzenlos billig? Globalisierung und Discountierung im Einzelhandel. Weed, Berlin 2005, ISBN 3-937383-21-2
Commons: Lidl – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien