Die Ausstattung der Welt

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Film
Titel Die Ausstattung der Welt
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2023
Länge 99 Minuten
Stab
Regie Susanne Weirich, Robert Bramkamp
Drehbuch Robert Bramkamp, Susanne Weirich
Produktion Bramkamp Weirich GbR, ZDF-Arte, Doris Hepp, Ann-Kathrin Brinkmann
Kamera Markus Koob
Schnitt Janine Dauterich
Besetzung
  • Thelma Buabeng: Cleo
  • Susanne Hein
  • Geza Claus
  • Barbara Jäger
  • Andreas „Ebbi“ Olshausen

Die Ausstattung der Welt ist ein deutscher dokufiktionaler Kinofilm von Susanne Weirich und Robert Bramkamp aus dem Jahr 2023.

Handlung

Cleo, Doktorandin für Postcolonial Studies, ist im Requisitenfundus Studio Babelsberg auf der Suche nach afrikanischen Gegenständen oder deren Imitaten und analysiert, inwiefern sich darin stereotypische oder koloniale Sichtweisen widerspiegeln. Der Film taucht in den Fundus-Alltag ein und gibt Einblicke in die Arbeit der Fundus-Mitarbeiter, in deren Ideen, Ordnung in die Welt der Gegenstände zu bringen und die Beziehung, die sich zu den Dingen und zwischen ihnen ergeben.

Geza Claus hat ihren Fundus Props in Hamburg bereits seit den 1960er Jahren betrieben. Er wurde 2021 von der FTA Film- und Theaterausstattung übernommen und wird im Film als Fundus FTA PROPS neu organisiert. Der von Susanne Hein gegründete delikatessen Requisitenfundus Berlin umfasst ein vierstöckiges fabrikartiges Gebäude mit 48 000 Objekten. Überall herrscht eine Ordnung aus Strichcodes, Verschlagwortung, Etiketten. Die meisten Gegenstände sind bereits elektronisch erfasst und führen eine Parallelexistenz im Internet.

Neben Zitaten von Spielfilmen, in denen konkrete Gegenstände aus den verschiedenen Fundus wiederzuerkennen sind, existiert im Film eine weitere, metaphysische Ebene. Andeutungen ergeben sich bereits in Interviews, wenn zum Beispiel Susanne Hein davon spricht, dass Objekte, die aussortiert werden sollen, plötzlich besonders oft ausgeliehen werden, als würden sie damit ihre Nützlichkeit beweisen wollen. Stopptrickaufnahmen inszenieren ein Eigenleben der Dinge.

Das Bildnis einer unbekannten Frau afrikanischer Abstammung, die eine Türmchenuhr hält, begegnet Cleo immer wieder. Es ist das Fragment eines Gemäldes aus dem 16. Jahrhundert von Annibale Caracci. Ein Großteil des Gemäldes ist verbrannt und nur das Portrait of an African Woman holding a Clock ist erhalten. Gemeinsam mit der Leiterin der Rahmenwerkstatt Miu Quell überlegt Cleo, in welcher Größe das Porträt reproduziert und mit welchem Rahmen es ausgestattet werden sollte.

Die Beschränkung der Filmhandlung auf das Innere der drei Fundus, auf die darin herrschende ruhige Konzentriertheit, lässt die Außenwelt als etwas abstraktes, hektisches, weniger Reales erscheinen. Alles ist im Fundus vorhanden, der Fundus wird zur eigentlichen Realität, er dient der titelgebenden „Ausstattung der Welt“.

Produktion und Veröffentlichung

Die Ausstattung der Welt wurde vom Medienboard Berlin-Brandenburg und der MOIN Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein gefördert und von ZDF und Arte, Redaktion Doris Hepp, koproduziert.[1] Nach Beckerbillett (1994) ist es die zweite filmische Auseinandersetzung von Robert Bramkamp und Susanne Weirich mit der Biographie der Dinge.[2]

Angesichts der überwältigenden Menge an Gegenständen, mit denen Bramkamp und Weirich konfrontiert wurden, war es ihnen wichtig, in Markus Koob einen Kameramann zu finden, der „in der Lage ist, Bilder zu konstruieren, die aus sich heraus eine gewisse Grammatik und Ordnung entwickeln, denn sonst [...] hat [man] sehr schnell das Gefühl, dass man auf einem Flohmarkt steht“, so Bramkamp gegenüber dem Deutschlandfunk. „Also wir haben wirklich erst die Bilder gesetzt, dann die dokumentarischen Protagonist:innen gebeten in die Bilder reinzugehen, weil die Arbeitsabläufe selbst sich ja wiederholt haben, und nachdem die dann eine Weile gut liefen, haben wir uns Fragen stellend mit reingemengt in die Situation.“[3]

Die Entscheidung mit Thelma Buabeng eine BIPoC-Aktivistin zu einer „dokufiktionalen Intervention“ einzuladen, entsprang dem Wunsch des Regie-Duos, eine Figur zu kreieren, die in allen drei Fundus auftauchen kann. „Wer nicht weiß, dass Thelma auch Schauspielerin ist, kauft das.“, meinte Bramkamp, zumal im Film auch die tatsächlich vorhandene aktivistische Seite Thelmas dokumentiert werde.[3]

Die Uraufführung des Films fand am 9. Oktober 2023 auf dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm statt.[4]

Rezeption

Ina Plodroch vom Deutschlandfunk sprach mit Robert Bramkamp für die Sendung Corso. Neben der Thematisierung von Kunst im kolonialen Kontext mache vor allem auch der Fokus auf die Alltagsgegenstände den Film „reizvoll“ und „spannend anzuschauen“.[3] Gunda Bartels vom Tagesspiegel entdeckte auf dem DOK Leipzig 2023 gleich mehrere Filme, die sich „mit dem ‚kolonialen Blick‘ und seinen bis heute reproduzierten rassistischen Stereotypen“ auseinandersetzen und fand, Die Ausstattung der Welt sei „so originell wie unterhaltsam geraten.“[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Die Rettung der Dinge (aka Cleo Carell und die Magie der Dinge) (AT) – Projektdaten. In: Crew-United. Abgerufen am 18. September 2023.
  2. „Rettung der Dinge“: Eine Kino-Dokumentation über Fundus und warum auch Dinge einen eigenen Willen haben. In: www.fta-fundus.de. Abgerufen am 20. September 2023.
  3. a b c Ina Plodroch: „Die Ausstattung der Welt“: Regisseur Robert Bramkamp im Corsogespräch. In: Deutschlandfunk. 11. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  4. Die Ausstattung der Welt · DOK Leipzig. 9. Oktober 2023, abgerufen am 14. Oktober 2023.
  5. Gunda Bartels: Starke Dokumentarfilme beim Festival Dok Leipzig 2023: Wer Bilder schafft, hat Macht. In: Tagesspiegel. 14. Oktober 2023, abgerufen am 15. Oktober 2023.