Elbkarte

Die Elbkarte von Melchior Lorichs ist eine ein Meter hohe und zwölf Meter lange Ansicht der Unterelbe von Geesthacht bis zur Nordsee aus dem Jahr 1567, erstellt im Auftrag des Rats der Stadt Hamburg. Er erhielt für diese Arbeit 580 Mark, das entsprach etwa dem Jahresgehalt des damaligen obersten Ratssyndikus.

Hintergrund

Hintergrund war ein Streit mit dem Herzogtum Braunschweig und Lüneburg um das Stapelrecht an der Elbe, das Hamburg für sich beanspruchte. Im 16. Jahrhundert klagten die Städte Harburg, Stade, Buxtehude und Lüneburg beim Reichsgericht auf ihr Recht auf freie Schifffahrt und machten geltend, dass das 1482 von Kaiser Friedrich III. an Hamburg erteilte Privileg lediglich für die Norderelbe von der Bunthäuser Spitze bis zum Mühlenberger Loch gelte, die Süderelbe hingegen der Hauptstrom im Elbdelta sei, auf das Hamburg seinen Machtbereich nicht ausweiten könne.

Die Hamburger beauftragten daraufhin den Maler und Kartographen Lorich mit der Erstellung einer Karte über den Elbeverlauf, die 1568 dem Gericht vorgelegt wurde. Damit wurde zum einen dargestellt, dass die Elbe ein einheitlicher Strom sei, deren Hauptwasser über die Norderelbe fließe und zum anderen, durch die präzise Einzeichnung von Leuchtfeuern und Fahrwassermarkierungen, dass die Stadt Hamburg die Hauptsorge für die Flusssicherung trage. Am 16. April 1619 erging auf der Grundlage dieser Elbkarte das Urteil, das die Hamburger Privilegien für den gesamten Bereich der Unterelbe anerkannte , doch die Ausweitung des Stapelrechts auf die Süderelbe ablehnte. Hamburg nahm das Urteil sofort an, Dänemark, das noch weitere Punkte in das Verfahren eingebracht hatte, verzichtete erst im Gottorper Vertrag 1768 auf die Revision und machte das Urteil damit rechtskräftig.

Darstellung

Obwohl die Norderelbe gegenüber der Süderelbe in unrealistischem Maße stark vergrößert ist, gilt die Gesamtdarstellung der Karte mit ihrer sonstigen Genauigkeit und ihrem Detailreichtum als eines der aufschlussreichsten Dokumente über die Topographie des Unterelberaums im 16. Jahrhundert. Vor allem die Verhältnisse im Hamburger Raum sind, bis auf einige Ausnahmen, deutlich aufgezeichnet. Sie machen etwa ein Drittel der Karte aus.

• 
  Pagenwerder
• 
  Stade
• 
  Hamburg
• 
  Vier- und Marschlande

Im östlichen Teil der Karte ist in der Darstellung der Vier- und Marschlande die bereits vollzogenen Abdeichungen der Gose Elbe und Dove Elbe, sowie die Anlage des Schleusengrabens zwischen Bille und Dove Elbe südlich von Bergedorf zu erkennen. Der Stadt Hamburg vorgelagert sind der Grasbrook, der noch nicht in den Großen und den Kleinen Grasbrook geteilt ist, und Grandeswerder. Zwischen Norder- und Süderelbe bestehen eine Vielzahl von Flussinseln, der ehemalige Gorieswerder, der durch mehrere Sturmfluten geteilt wurde. Der Hauptteil wurde um 1700 zusammengedeicht, hier entstand der spätere Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg. Im westlichen Teil der Inselgruppe ist die Einmündung der Süderelbe abgebildet, mit diversen Flussarmen, unter anderem dem Köhlbrand, und den darin gelegenen Inseln Finkenwerder und Altenwerder.

• 
  Scharhörn
• 
  Neuwerk
• 
  Ritzebüttel
• 
  Land Hadeln

Die anderen zwei Drittel der Karte stellen vor allem den Schiffsverkehr dar und die den Fahrweg regulierenden Hamburger Tonnen und Baken. Die zahlreichen Anrainer-Ortschaften, wie Stade oder Brunsbüttel sind verhältnismäßig klein gezeichnet neben den beiden Hamburger Belegenheiten Ritzebüttel und Neuwerk im Mündungsbereich der Elbe .

Die Karte befindet sich im Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg. Sie kann jeden zweiten Mittwoch im Monat zwischen 15 und 16 Uhr besichtigt werden.

Siehe auch

• Geschichte des Hamburger Hafens
• Chronologie des Wasserbaus an der Hamburger Unterelbe

Literatur

• Ernst Barsch: Der Kampf des Hauses Braunschweig-Lüneburg mit Hamburg um die Elbe vom 16.-18 Jahrhundert, Hannover und Leipzig 1905; einsehbar in open library
• Jörgen Bracker: Hamburgs Hafenanlagen im 16. Jahrhundert; in: derselbe: Hamburg. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wendemarken einer Stadtgeschichte, Hamburg 1988, ISBN 3-8225-0043-7, S. 83-93
• Johann Martin Lappenberg: Die Elbkarte des Melchior Lorichs vom Jahre 1568, Hamburg 1847; als google-book einsehbar
• Ernst Christian Schütt: Elbkarte als Beweismittel; in: Chronik Hamburg, 2. aktualisiert Ausgabe, Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh München 1997, ISBN 3-577-14443-2, S. 94-95

Weblinks

• Hamburg.de: Die Elbkarte des Melchior Lorichs von 1567