20 Tage in Mariupol
Film | |
Titel | 20 Tage in Mariupol |
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Originaltitel | 20 днів у Маріуполі |
Transkription | 20 dniw u Mariupoli |
Produktionsland | Ukraine |
Originalsprache | Ukrainisch, Englisch, Russisch |
Erscheinungsjahr | 2023 |
Länge | 94 Minuten |
Produktionsunternehmen | Associated Press, PBS Frontline |
Stab | |
Regie | Mstyslaw Tschernow |
Drehbuch | Mstyslaw Tschernow |
Produktion | Mstyslaw Tschernow, Vasilisa Stepanenko, Jewhen Maloljetka, Michelle Mizner, Raney Aronson-Rath, Derl McCrudden |
Musik | Jordan Dykstra |
Kamera | Mstyslaw Tschernow, Evgeniy Maloletka |
Schnitt | Michelle Mizner |
20 Tage in Mariupol (Originaltitel ukrainisch: 20 днів у Маріуполі, romanisiert: 20 dniw u Mariupoli) ist ein 2023 erschienener ukrainischer Dokumentarfilm von Mstyslaw Tschernow. Bei den 96. Academy Awards gewann der Film den Oscar als „Bester Dokumentarfilm“.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Film dokumentiert 20 Tage, während der ein AP-Team ukrainischer Journalisten in der von russischen Truppen belagerten Stadt Mariupol festsitzt. Als letztes internationales Reporterteam bemühen sie sich, die Gräueltaten der russischen Invasion zu dokumentieren und fangen ein, was später zu den prägendsten Bildern des Krieges wird: sterbende Kinder, Massengräber, die Bombardierung einer Entbindungsklinik, Ärzte und Pflegepersonal, die den schwer Verletzten nicht mehr helfen können, das Leiden der Menschen und den Verfall des zivilen Lebens durch Plünderungen.[1]
Nachdem gezeigt wurde, wie das Bildmaterial aufgenommen worden war, werden die Umstände geschildert, unter denen es der Redaktion von AP über Mobilfunk und Satellitentelefon teilweise zugespielt werden konnte. Anschließend werden Ausschnitte aus den Nachrichtensendungen verschiedener internationaler Fernsehsender gezeigt, in denen die Aufnahmen verwendet und eingeordnet wurden. Der Film zeigt schließlich die Flucht der Journalisten mit einem Autokonvoi des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz aus Mariupol. Sie müssen das Krankenhaus und die Opfer der russischen Angriffe zurücklassen, um sich selbst und ihr Filmmaterial zu retten. Am Ende stehen zwei Szenen, in der der russische Außenminister und später auch der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen gegenüber Reportern, die sie zu den Filmaufnahmen befragen, deren Echtheit leugnen.
Veröffentlichung und Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Veröffentlichung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Premiere des Films fand am 20. Januar 2023 auf dem Sundance Film Festival statt, wo 20 Tage in Mariupol auch die Auszeichnung in der Kategorie World Cinema Documentary erhielt. In der Ukraine war der Film ab Ende August in den Kinos zu sehen, in den USA in ausgewählten Kinos bereits ab dem 14. Juli. Zudem wurde das Werk im Rahmen verschiedener Filmfestivals aufgeführt wie dem Human Rights Film Festival Berlin, dem Hot Docs Canadian International Documentary Festival in Toronto, dem Doc Edge Festival in Neuseeland oder dem DocuDays UA International Human Rights Documentary Film Festival in Kiew. Auch wurde der Film bei der 78. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen gezeigt.[2] Am 2. September 2024 lief eine vom SWR für die ARD überarbeitete Fassung in der Reihe Dokumentarfilmzeit auf 3sat.[3]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei Rotten Tomatoes erzielte 20 Tage in Mariupol 100 % auf dem Tomatometer bei 63 Rezensionen, bei den Zuschauern wurde der Film mit 98 % Zustimmung bewertet.[4] Bei Metacritic erhielt der Film 84 von 100 Punkten, was dem Prädikat „allgemeine Anerkennung“ entspricht.[5]
Mareike Müller resümierte in ihrer Kritik für das Handelsblatt, dass 20 Tage in Mariupol sowohl filmisch als auch in seiner Bedeutung ein Meisterwerk sei. Das Leid der ukrainischen Bevölkerung durch den russischen Angriffskrieg werde ungeschönt und eindrücklich vermittelt.[6] Frank Scheck hob in seiner Kritik für The Hollywood Reporter hervor, dass der Film nicht nur die menschliche Tragödie des Krieges schilderte, sondern auch den Mut und Einfallsreichtum der Kriegskorrespondenten hervorhebt, den diese benötigen, um ihre Arbeit trotz lebensgefährlicher Bedingungen fortzusetzen.[7] Das Lexikon des internationalen Films vergab dem Film dreieinhalb von fünf möglichen Sternen und beurteilte ihn als nicht zuletzt dergestalt wirksam, „indem er den Propaganda-Lügen russischer Politiker und Medien erschütternde Tatsachen entgegenhält“; hingegen hinterließen „einige formale Mittel wie eingestreute Rückblenden und eine nach konventioneller Spannungsdramaturgie klingende Musik“ einen „ambivalenten Eindruck“.[8]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Auszeichnung mit dem Audience Award in der Kategorie World Cinema Documentary
- Auszeichnung in der Kategorie The Most Valuable Documentary of the Year
British Academy Film Awards 2024
- Nominierung in der Kategorie Bester nicht-englischsprachiger Film
- Auszeichnung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm
- Auszeichnung in der Kategorie Bester Dokumentarfilm[9]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 20 Tage in Mariupol bei IMDb
- 20daysinmariupol.com – Seiten zum Film von PBS Distribution (englisch)
- Interview mit Mstyslaw Tschernow über den Film, im Rahmen der Sendung "Amanpour & Co." (PBS), ca. Frühjahr 2023 (18 Minuten, mit Auszügen aus der Dokumentation) (englisch)
- 20 Tage in Mariupol – Chronik des Leidens, Zusammenfassung des Films mit Ausschnitten im Weltspiegel vom 28. März 2022
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ 20 Days In Mariupol - An AP News & FRONTLINE Collaboration | Official Documentary Website. Abgerufen am 1. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Over 100 VIPs attend UN screening of AP documentary on Russia's siege of Ukrainian city of Mariupol. 11. September 2023, abgerufen am 1. Februar 2024 (englisch).
- ↑ 20 Tage in Mariupol. In: 3sat. 2. September 2024, abgerufen am 2. September 2024.
- ↑ 20 Days in Mariupol | Rotten Tomatoes. 14. Juli 2023, abgerufen am 1. Februar 2024 (englisch).
- ↑ 20 Days in Mariupol. Abgerufen am 1. Februar 2024 (englisch).
- ↑ Mareike Müller: Filmkritik: "20 Tage in Mariupol": Das ganze Leid des Krieges in 90 Minuten. In: Handelsblatt. 23. Dezember 2023, abgerufen am 1. Februar 2024.
- ↑ Frank Scheck: ‘20 Days in Mariupol’ Review: Harrowing Doc Chronicles Russian Siege of Ukrainian Port City. In: The Hollywood Reporter. 21. Januar 2023, abgerufen am 1. Februar 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ 20 Tage in Mariupol. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 24. Februar 2024.
- ↑ Oscar für Mariupol-Dokumentation: "Ein wichtiger Sieg für das gesamte Land", tagesschau.de, 11. März 2024