Tuchlin (Orzysz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist die aktuelle Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. Oktober 2021 um 12:12 Uhr durch Wheeke (Diskussion | Beiträge) (Geschichte).
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Tuchlin
?
Tuchlin (Polen)
Tuchlin (Polen)
Tuchlin
Basisdaten
Staat: Polen

Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Pisz
Gmina: Orzysz
Geographische Lage: 53° 48′ N, 21° 47′ OKoordinaten: 53° 48′ 17″ N, 21° 46′ 46″ O
Einwohner: 155 (31. März 2011[1])
Postleitzahl: 12-250[2]
Telefonvorwahl: (+48) 87
Kfz-Kennzeichen: NPI
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK 16 → Tuchlin
Eisenbahn: Czerwonka–Ełk (nicht in Betrieb)
Nächster int. Flughafen: Danzig

Tuchlin (deutsch Tuchlinnen) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren und gehört zur Gmina Orzysz (Stadt- und Landgemeinde Arys) im Powiat Piski (Kreis Johannisburg).

Geographische Lage

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tuchlin liegt in der östlichen Woiwodschaft Ermland-Masuren am Nordufer des Tuchlinner Sees (polnisch Jezioro Tuchlin), 20 Kilometer nördlich der Kreisstadt Pisz (deutsch Johannisburg).

Gegründet wurde Tuchlinnen im Jahre 1477 und bestand aus einer Domäne, einem Vorwerk sowie zahlreichen Gehöften[3].

Vonn 1874 bis 1945 war das Dorf in den Amtsbezirk Eckersberg eingegliedert.[4]

Der Landgemeinde Tuchlinnen waren bis 1945 die Ortsteile Bahnhof Tuchlinnen, Vorwerk Tuchlinnen, Groß Sdengowen, Klein Sdengowen (polnisch: Zdęgówko) und Dombrowa (polnisch Dąbrowa) zugehörig. Im Jahre 1910 betrug die Gesamteinwohnerzahl 186[5]. Sie stieg bis 1933 auf 308 und belief sich 1939 auf 421[6].

Aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags stimmte die Bevölkerung im Abstimmungsgebiet Allenstein, zu dem Tuchlinnen gehörte, am 11. Juli 1920 über die weitere staatliche Zugehörigkeit zu Ostpreußen (und damit zu Deutschland) oder den Anschluss an Polen ab. In Tuchlinnen stimmten 100 Einwohner für den Verbleib bei Ostpreußen, auf Polen entfielen keine Stimmen.[7]

In Kriegsfolge kam das südliche Ostpreußen und mit ihm Tuchlinnen im Jahre 1945 zu Polen und erhielt die polnische Namensform „Tuchlin“. Heute ist der Ort Sitz eines Schulzenamtes[8] (polnisch Sołectwo) und als solches eine Ortschaft im Verbund der Stadt- und Landgemeinde Orzysz (Arys) im Powiat Piski (Kreis Johannisburg), bis 1998 der Woiwodschaft Suwałki, seither der Woiwodschaft Ermland-Masuren zugeordnet.

Tuchlinnen war bis 1945 in die evangelische Kirche Eckersberg[9] in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union sowie in die römisch-katholische Kirche in Pisz (deutsch Johannisburg) im Bistum Ermland eingepfarrt. Heute gehört Tuchlin katholischerseits zur Pfarrei Orzysz im Bistum Ełk der Römisch-katholischen Kirche in Polen. Die evangelischen Einwohner halten sich zur Kirche in der Kreisstadt Pisz in der Diözese Masuren der Evangelisch-Augsburgischen Kirche in Polen.

Tuchlin liegt südlich der polnischen Landesstraße 16 (frühere deutsche Reichsstraße 127) und ist über einen Abzweig auf einem Landweg direkt zu erreichen. Das Dorf ist seit 1915 Bahnstation an der heute nicht mehr regulär befahrenen Bahnstrecke Czerwonka–Ełk (deutsch Rothfließ–Lyck). Der Haltepunkt liegt 1,5 Kilometer nordöstlich des Dorfes.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku, 31. März 2011, abgerufen am 21. April 2019 (polnisch).
  2. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 1301
  3. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Tuchlinnen
  4. Rolf Jehke, Amtsbezirk Eckersberg
  5. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Johannisburg
  6. Michael Rademacher: Landkreis Johannisburg (poln. Pisz). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Herbert Marzian, Csaba Kenez: „Selbstbestimmung für Ostdeutschland – Eine Dokumentation zum 50 Jahrestag der ost- und westpreussischen Volksabstimmung am 11. Juli 1920“; Herausgeber: Göttinger Arbeitskreis, 1970, S. 78
  8. Gmina Orzysz
  9. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3 Dokumente, Göttingen 1968, S. 491