Mariandyner
Die Mariandyner oder Mariandynoi (altgriechisch Μαριανδυνοί, Μαριανδηνοί oder Μαρυανδυνοί) waren ursprünglich eine palaisch-sprachige, antike Bevölkerung an der Südküste des Schwarzen Meeres. Später von eingewanderten thrakischen Völkern überlagert,[1] siedelten sie zwischen Bithynien und Paphlagonien in einem Mariandynia genannten Land,[2] das im Westen von der Wasserscheide zwischen Sangarios und Hypios, im Osten vom Unterlauf des Billaios und Paphlagonien, im Süden von Abant und Köroglu Daglari begrenzt wird.[3] Ihre Küste bildete den sinus Mariandynus, den Mariandynischen Golf.[4] Strabon zählt sie zu den Bithyniern[5] oder den Paphlagoniern,[6] während Herodot sie von Bithyniern und dem thrakischen Stamm der Thynen trennt und ihre Bewaffnung paphlagonisch nennt.[7]
Das Gebiet war mehrfach mit der Heraklessage verbunden. So stand er im Rahmen der Argonautensage den Mariandynern gegen die Bebryker bei[8] – Kämpfe, auf die der mariandynische Threnos zurückgeführt wurde.[9] Der mariandynische König Daskylos oder dessen Sohn Lykos nahmen den Helden auf, als dieser den Gürtel der Hippolyte suchte.[10] Schließlich war der Eingang zur Unterwelt auf dem Gebiet der Mariandyner zu finden[11] und Herakles stieg dort in die Acherousische Höhle hinab, um den Kerberos zu holen.[12]
Um 560 v. Chr. gründeten Megarer auf dem Gebiet der Mariandyner die Stadt Herakleia Pontike, vertrieben sie in mehreren Kriegen in das Hinterland[13] und überführten sie für einige Zeit in einen den Heloten verglichenen, sklavenähnlichen Status.[14] Nachdem Kroisos sein Reich bis an den Halys ausgedehnt hatte, gehörten die Mariandyner zu den unterworfenen Völkerschaften.[15] Im Perserreich waren sie Teil der dritten, Katpatuka genannten Satrapie und tributpflichtig.[16] Unter der Führung des Gobryas nahmen die Mariandyner 480 v. Chr. am Zug des Xerxes teil.[17]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walther Ruge: Mariandynoi. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band XIV,2, Stuttgart 1930, Sp. 1747–1749.
- Konrat Ziegler: Mariandynoi. In: Der Kleine Pauly (KlP). Band 3, Stuttgart 1969, Sp. 1024 f.
- Uwe Heinemann: Stadtgeschichte im Hellenismus. Die lokalhistoriographischen Vorgänger und Vorlagen Memnons von Herakleia. Utz, München 2010, S. 201–208
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Strabon 12, 3, 4.
- ↑ Stephanos von Byzanz s. v. Μαριανδυνία; vgl. auch Strabon 12, 4, 1, der sie ganz im Osten Bithyniens ansiedelt.
- ↑ Skylax 34.
- ↑ Plinius, Naturalis historia 6, 1.
- ↑ Strabon 12, 3, 4.
- ↑ Strabon 8, 3, 17.
- ↑ Herodot, Historien 7, 72.
- ↑ Bibliotheke des Apollodor 2, 5, 9
- ↑ Aischylos, Die Perser 937.
- ↑ Apollonios von Rhodos, Argonautika 2, 775–791; Scholion zu Apollonios von Rhodos, Argonautika 2, 724. 752.
- ↑ Apollonios von Rhodos, Argonautika 2, 351–353.
- ↑ Pomponius Mela 1, 103; Plinius, Naturalis historia 27, 4.
- ↑ Pausanias 5, 26, 7; Justinus 16, 3.
- ↑ Platon, Nomoi 6, 776d; Strabon 12, 3, 4; Athenaios, Deipnosophistae 6, 263d.
- ↑ Herodot, Historien 1, 28.
- ↑ Herodot, Historien 3, 90.
- ↑ Herodot, Historien 7, 72.