Anton Schnitzler

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Adolph von Vagedes, Franz Anton Umpfenbach und Anton Schnitzler: Plan zur Stadterweiterung Düsseldorfs östlich der heutigen Königsallee im heutigen Stadtteil Stadtmitte, 1841
Links das Friedrichsbad, dahinter das Palais des Grafen von der Groeben, um 1840
Eingabeplan Schnitzlers zu Fassaden der Wohnhäuser Goltsteinstraße 11/12 und Bleichstraße 1 in Düsseldorf, 1862/1863
Waisenhaus Arrenberg (rechts oben) in einer Lithografie von Wilhelm Riefstahl, 1851–1854
C. Schnitzler, Grabmonument (für Anton Schnitzler), Düsseldorf. (Aus: Architektonisches Skizzenbuch, H. 131/2, 1875)

Peter Heinrich Gregor Anton Schnitzler jun. (* 30. August 1796 in Düsseldorf; † 27. Dezember 1873 ebenda) war ein deutscher Architekt. Er war ein Schüler von Adolph von Vagedes und wirkte als Baumeister des Berliner Klassizismus in Düsseldorf zwischen 1825 und 1873.

Leben

Der Vater Anton Schnitzler d. Ä. (* 21. Februar 1756 in Glehn, † 8. Mai 1823 in Düsseldorf), seit 1778 Baumeister in Düsseldorf, baute Wohnhäuser in der für die Erweiterung Düsseldorfs im 18. Jahrhundert erschlossenen Carlstadt.[1] Die Mutter war Maria Gertrudis, eine geborene Evertz (1762–1827).[2] Mit seinem jüngeren Bruder Georg Schnitzler (* 17. Mai 1798 in Düsseldorf; † 12. Mai 1834 ebenda) führte Anton Schnitzler jun. das Baugeschäft weiter. Sein älterer Bruder Carl Schnitzler war ein Ingenieur-Offizier der Preußischen Armee, der an bedeutenden Projekten des Festungsbaus am Rhein ebenso beteiligt war wie an dem burgen- und rheinromantisch inspirierten Umbau von Burgruinen zu Sommersitzen des preußischen Königshauses.

Anton Schnitzler besuchte das großherzogliche Lyceum zu Düsseldorf und erhielt 1811 eine Auszeichnung im Zeichnen.[3] 1832 erwarb Schnitzler auf der Wiese des Gerichtsschreibers Francken (Überbleibsel der Bleiche an der Düssel, heute Bleichstraße / Goltsteinstraße) mehrere Grundstücke, die zur späteren Goltsteinstraße wurden. An der Ecke der Logengasse (die Logengasse gibt es heute nicht mehr) baute er das BadehausFriedrichsbad“, welches in Anwesenheit des Prinzen Alexander von Preußen im September 1933 eröffnet wurde.[4][5] Im Bad gab es einen gewaltigen Dampfkessel mit acht Bädern, darunter Schwefel- und Kohlensäurebäder. Geöffnet war es schon von morgens um sechs bis abends acht Uhr. Tout Düsseldorf traf sich hier: die Künstler der Düsseldorfer Malerschule, Musiker unter anderen Felix Mendelssohn Bartholdy, später Robert Schumann, und Theaterleute wie Karl Immermann.

Friedrich von Preußen, Chef der Düsseldorfer Garnison, wohnte seit 1815 um die Ecke im Schloss Jägerhof. 1826 hatte Anton Schnitzler die Bauleitung für die zwei Seitenflügel von Schloss Jägerhof inne.[6] Später übernahm er von ihm den Auftrag zum Innenausbau der Burg Rheinstein. 1832 baute er den klassizistischen Portikus des Theaters am Düsseldorfer Marktplatz. 1841 schuf Anton Schnitzler einen Häuserblock in der Düsseldorfer Goltsteinstraße und arbeitete zusammen mit Adolph von Vagedes und Franz Anton Umpfenbach am Bebauungsplan östlich der Düsseldorfer Königsallee.

Er erbaute in Düsseldorf die Häuser am Schwanenmarkt 8 (1836) und Poststraße 24 (1843), die Goldene Brücke im Hofgarten (1845) sowie die Max-Schule in der Citadellstraße 2b (1855/1856).[7] In Langenberg (Rheinland) errichtete er 1847/48 die Villa für Johann Wilhelm Colsman, Hauptstraße 8. Von 1851 bis 1854 wurde nach seinen Plänen in Arrenberg, welches dem Regierungsbezirk Düsseldorf zugehörig war, das städtische Waisenhaus für bis zu 160 Waisenkinder errichtet.[8] Außerdem war er Eigentümer der Häuser Nr. 20 und 21 in der Jägerhofstraße[9], einiger Häuser auf der Alleestraße zwischen dem Hofgarten in Höhe des heutigen Grabbeplatz, und der Elberfelder Straße.[10][11] Das Haus Alleestraße 18 bewohnte Schnitzler um 1865 selbst.[12]

1851 gehörte Schnitzler, der als Ratsmitglied auch politisch aktiv war, zu einer Düsseldorfer Delegation nach Charlottenburg, um dort König Friedrich Wilhelm IV., der 1848, dem Jahr des Ausbruchs der Märzrevolution, in Düsseldorf auf der damaligen Kastanienallee mit Buhrufen und Trillerpfeifen empfangen sowie mit Pferdeäpfeln beworfen worden war, durch das Angebot der Umbenennung des Tatorts in Königsallee wieder gnädig zu stimmen.[13]

Anton Schnitzler heiratete im Januar 1826 Maria Constantia (1808–1886), geb. Hoffbauer aus Petropol, Tochter des königlich preußischen Generalobersten Franz Joseph Hoffbauer († 1838 in Düsseldorf).[14][15] Schnitzlers Schwiegersohn war der schwedische Maler Carl d’Unker. Er hatte Schnitzlers Tochter Clara 1859 geheiratet. Antoinette, genannt Tony, eine weitere Tochter Schnitzers, welche eine Privatschülerin von Karl Ferdinand Sohn gewesen war, heiratete 1854 den US-amerikanischen Maler Richard Caton Woodville. Richard Caton Woodville junior, Schnitzlers in London geborener Enkel, studierte in den 1870er Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf und wurde ein bekannter Kriegsmaler. Der Sohn Anton Schnitzler (* 1. September 1831; † 30. Juli 1848), welcher die Elementarklasse von Josef Wintergerst und die Bauklasse bei Rudolf Wiegmann besuchte, ertrank mit 16 Jahren bei einem Rettungsversuch des befreundeten Architekten Fischer aus Köln in der Schwimmanstalt am Rhein.[16]

Anton Schnitzlers Grab, das seines Bruders Georg und das Grabmonument der Eltern sind auf dem nördlichen Teil des Golzheimer Friedhofs erhalten.[17][18]

Siehe auch

Literatur

  • Schnitzler, Peter Heinrich Gregor Anton jun. In: Kurzbiographien der Architekten und Baumeister (= Eduard Trier, Willy Weyres [Hrsg.]: Kunst des 19. Jahrhunderts im Rheinland. Band 2. Architektur: II, Profane Bauten und Städtebau). Schwann, Düsseldorf 1980, ISBN 3-590-30252-6, S. 548.

Einzelnachweise

  1. Bildnis Reg. Baumeister Anton Schnitzler (1756–1823), Museum Kunstpalast, Objektnummer: mkp.M 4249, auf d:kult
  2. Bildnis Maria Gertrudis Evertz, Frau Reg. Baumeister Schnitzler (1762-1827), Museum Kunstpalast, Objektnummer: mkp.M 4250, auf d:kult
  3. Untere Classe, Zeichnen, 1. Preis, Anton Schnitzler, in Austheilung der Ehrenbücher bey dem Lyceum zu Düsseldorf am 21sten September 1811
  4. Düsseldorf, den 15. Sept. Heute Mittag wurde das im Hofgarten gelegene, mit allenzweckmäßigen Einrichtungen für Dampf- und Wasserbäder versehene Badehaus auf eine festliche Weise eröffnet. S. K. H. der Prinz Friedrich hatte den Gründern derselben huldreich gestattet, der neuen Anstalt den Namen „Friedrichsbad“ beizulegen, (…). In: Düsseldorfer Zeitung (No. 222), vom 17. September 1833 (uni-duesseldorf.de)
  5. Das Friedrichsbad, Goltsteinstraße / Ecke Victoriastraße, Düsseldorf in der Deutschen Digitalen Bibliothek
  6. Schloß Jägerhof. Stadtarchiv Landeshauptstadt Düsseldorf
  7. Max-Schule, Auszug aus der Denkmalliste, Denkmalbehörde Landeshauptstadt Düsseldorf, abgerufen am 11. April 2015.
  8. Elberfeld: Städtisches Waisenhaus am Arrenberg, auf zeitspurensuche.de, abgerufen am 16. November 2017
  9. Jägerhofstraße 20 und 21, Schnitzler, A., Eo.(=Eigentümer, nicht wohnhaft), Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf auf das Jahr 1859, S. 27
  10. H. Ferber: Historische Wanderung durch die alte Stadt Düsseldorf, 1890, S. 107
  11. Schnitzler, Anton, Architekt, Alleestr. 754; Schitzler, Gertr. Witwe, Alleestr. 755 (Schnitzlers Mutter), in Adreß-Kalender und Wohnungs-Anzeiger der Stadt Düsseldorf und der Vorstädte, 1847
  12. Schnitzler, Ant., Baumeister, Alleestr. 18, in Adreßbuch der Oberbürgermeisterei Düsseldorf, 1865
  13. Clemens von Looz-Corswarem: Die Historie der Königsallee (1): Mit Pferdeäpfeln und Gepfeife gegen den König?, Artikel im Portal duesseldorf.de, abgerufen am 11. März 2013.
  14. Heirathen: Den 6. Januar, der Baumeister Peter Heinrich Gregor Schnitzler, von hier, Marie Constanze Hoffbauer aus Petropol. In: Düsseldorfer Zeitung, Nr. 14, vom 14. Januar 1826
  15. Haus-Verkauf, gerichtliche Teilungssache: 2) der daselbst (in Düsseldorf) wohnenden Eheleuten Baumeister Herrn Anton Schnitzler und Maria Constantia Hoffbauer als Kläger. In: Amtsblatt für den Regierungsbezirk Düsseldorf, Jahrgang 1841. Oeffentlicher Anzeiger Nr. 29S, S. 131
  16. Todesanzeige Anton Schnitzler, Düsseldorf, den 31. Juli 1848. A. Schnitzler. Maria Schnitzler, geb. Hoffbauer, in Düsseldorfer Zeitung (No. 211) vom 1. August 1848
  17. Fotos der Grabstätte im nördlichen Teil (Feld VIII) des Golzheimer Friedhofs (Düsseldorf-Golzheim), Portal postmortal.de, abgerufen am 28. Februar 2013.
  18. Bedeutende Grabmale: Erbbegräbnis der Baumeisterfamilie Schnitzler; B7/9–14, auf „Der Golzheimer Friedhof soll leben e.V.“, abgerufen am 16. November 2017