Andwil (Adelsgeschlecht)

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Wappen der Her­ren von Andwil auf der Züricher Wap­penrolle

Die Herren von Andwil oder Anweil waren vom 12. bis zum 17. Jahrhundert ein aus der heutigen Ostschweiz stammendes Niederadelsgeschlecht, das im Zuge der Reformation nach Süddeutschland abwanderte.

Name[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 1380 gelangte Oberberg bei Gossau an die Herren von Andwil.

Der Name der Familie findet sich in der Literatur und auf Grabinschriften in den unterschiedlichsten Schreibweisen (Ainwil, Andwil, Anwyl, Anwil, Anweil, Anweyl). Eine Verbindung zwischen den Herren von Andwil und dem Baselbieter Dorf Anwil besteht nicht.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Epitaph der Edlen von Andwil, gemalt von Martin Schaffner. Dargestellt sind der Edle Fritz Jakob mit Mutter, Frau und drei Brüder. Das Werk ist in der Staatsgalerie Stuttgart ausgestellt.[1]

Die Herren von Andwil dienten als Ministerialen dem Hochstift Konstanz und ab ca. 1220 dem Fürstabt von St. Gallen.[2] Im Konstanzer Domkapitel und im Chorherrenstift St. Pelagius in Bischofszell fanden eine Anzahl von Familienmitgliedern ihr Betätigungsfeld.

Erster belegter Vertreter ist 1169 Hesso als Zeuge in einer bischöflichen Urkunde. Conrad wie sein Sohn Baldebrecht waren Anfang des 13. Jahrhunderts Marschälle des Bischofs. Wohnsitz war wahrscheinlich die neu erbaute Burg Andwil bei Andwil (SG), die sie mit der gleichnamigen Vogtei als äbtisches Lehen innehatten. Bis ins 15. Jahrhundert übernahm die Familie weiter die Vogteien Neu-Andwil, Arnegg, Matten Welt-Icon, Brühwil Welt-Icon und Oberberg. Im Appenzellerkrieg standen Mitglieder der Familie auf beiden Seiten: 1401, 1405 und 1406 musste sie nacheinander die Zerstörung ihrer Burgen Freiburg bei Geretschwil Welt-Icon, Andwil und Oberberg hinnehmen.[2]

Durch die Appenzellerkriege kam die Familie in wirtschaftliche Schwierigkeiten und verkaufte von 1430 bis 1470 bis auf Andwil alle ihre Vogteien.[2] Hans von Andwil ließ sich in St. Gallen nieder, wo er als Advokat tätig war und das Bürgerrecht erhielt.[3] Fritz Jakob von Anwil war Hofmeister des Konstanzer Bischofs Hugo von Hohenlandenberg und dessen Obervogt in Bischofszell. Aufgrund seiner Konversion zur reformierten Kirche 1524 musste er diese Ämter aufgeben und zog mit seinen Söhnen ins Herzogtum Württemberg. In Württemberg und in der Markgrafschaft Baden-Durlach nahm die Familie im 16. und 17. Jahrhundert hohe Positionen in Verwaltung und Diplomatie ein.

Letzter männliche Abkomme war der württembergische Kammerherr Wolfgang Eberhard.[2]

Wappen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wappen der Her­ren von Ainwil im Wappenbuch des Konstanzers Conrad Grünenberg, 1604

Blasonierung: In Silber der Kopf und Hals eines roten Hirsches. Auf dem Helm mit rot-weißen Decken ein sitzender roter Fuchs. Alternativ Helmzier mit einem goldenen Fuchs oder einem wachsenden roten Bär.[4]

Das Wappen der Gemeinde Andwil im Kanton St. Gallen zeigt ebenfalls Kopf und Hals eines roten Hirsches.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Markward von Annweiler gehört nicht zur Familie derer von Anweil.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon im Vereine mit mehreren Historikern herausgegeben. 1859, S. 90–91 Google-Digitalisat
  • Julius Kindler von Knobloch: Oberbadisches Geschlechterbuch, Heidelberg 1894, Band 1, S. 15–17 Digitalisat
  • Carl Friedrich Schilling von Canstatt: Stammtafel der Familie von Anweil,… In: Geschlechts Beschreibung derer Familien von Schilling. Karlsruhe 1807, S. 335–336 Digitalisat
  • Gabriel Bucelin: Fragmentum Nobilissimæ Vetustissimæque familiæ Equitum ab Anvveil. In: Germania Topo-Chrono-Stemmato-Graphica Sacra Et Profana : In qua Brevi Compendio Multa distinctè explicantur, Ulm 1662, Band 2,2 Digitalisat
  • Fritz Jacob von Anwyl, Johannes Meyer: Eine kurze Beschreibung des Thurgaus. In: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Band (Jahr): 26 (1886), S. 124–136 Digitalisat; Anwyls Manuskript abgedruckt mit einer Einleitung von Meyer zur Familie Anweil
  • Ildefons von Arx: Geschichten des Kantons St. Gallen, Band 3, St. Gallen 1813, S. 339–342 Digitalisat
  • Albert Ludwig: Landvogt Johann Albrecht (Albert) von Anweil. In: Das Markgräflerland, Heft 1/1939, S. 1–17 Digitalisat

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Anweil family – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geschichte. (Memento des Originals vom 15. Februar 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.andwil.ch Auf der Webseite der Gemeinde Andwil (SG), abgerufen am 15. Februar 2020
  2. a b c d Martin Leonhard: von Andwil. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
    Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz (HLS), der gemäß den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons – Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International (CC BY-SA 4.0) steht.
  3. siehe von Arx S. 341
  4. siehe Kindler S. 17
  5. siehe Stiftskirche (Tübingen)#Epitaphe