„Koinesprache“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Revert: die historischen Sachsen!
weder Südjütland noch Norddänemark war Siedlungsgebiet der Sachsen (sind vielleicht Angeln gemeint, die in der Grenzregion siedelten?) und was ist eigentlich gemeint? Südjütland oder Norddänemark?
Zeile 4: Zeile 4:


== Beispiele ==
== Beispiele ==
Das heute umgangssprachlich so genannte '''Sächsisch''' und viel später der als „[[Sächseln]]“ bekannte heutige [[Sächsische Regiolekt]] haben sich ursprünglich als Ausgleichsmundarten entwickelt. Im Mittelalter eroberten die damaligen [[Sachsen (Volk)|Sachsen]], die im heutigen [[Niedersachsen]], [[Westfalen]] und im Nordosten der heutigen [[Niederlande]], in [[England]], im heutigen [[Südjütland|Norddänemark]], in [[Holstein]] und im Westen des heutigen [[Brandenburg]] ansässig waren, erst das heutige Bundesland [[Sachsen-Anhalt]] und dann die heutigen Bundesländer [[Sachsen]] und [[Thüringen]] zu großen Teilen. Sie brachten die [[altsächsisch]]e Sprache mit. Diese vermischte sich relativ wenig mit den Sprachen der einheimischen Bevölkerung, aber aus diesem sprachlichen Zusammentreffen entwickelten sich Ausgleichsdialekte, die sogenannten [[Kolonialdialekte]], die gemeinsam die Basis für die bis in unsere Zeit bestehende [[Thüringisch-Obersächsische Dialektgruppe]] bildete. In jüngerer Zeit entstand aus dem Zusammentreffen des [[Standarddeutsch]]en mit den genannten Dialekten in Sachsen und Teilen Thüringens als Ausgleichssprache zwischen den bestehenden dortigen Dialekten und dem Standarddeutschen der bekannte sächsische Regiolekt. Er vermittelt sowohl zwischen den unterschiedlichen Dialekten, als auch zwischen diesen und dem Hochdeutschen und ist dem Hochdeutschen realativ ähnlicher, als den meisten Einzeldialekten. Das führt dazu, daß er auch in andern deutschen Dialektgebieten zu einem relativ großen Anteil verstanden wird.
Das heute umgangssprachlich so genannte '''Sächsisch''' und viel später der als „[[Sächseln]]“ bekannte heutige [[Sächsische Regiolekt]] haben sich ursprünglich als Ausgleichsmundarten entwickelt. Im Mittelalter eroberten die damaligen [[Sachsen (Volk)|Sachsen]], die im heutigen [[Niedersachsen]], [[Westfalen]] und im Nordosten der heutigen [[Niederlande]], in [[England]], im heutigen [[Südjütland|Norddänemark]] <sup>[[Wikipedia:Belege#Einzelnachweise|Quelle?]]</sup>, in [[Holstein]] und im Westen des heutigen [[Brandenburg]] ansässig waren, erst das heutige Bundesland [[Sachsen-Anhalt]] und dann die heutigen Bundesländer [[Sachsen]] und [[Thüringen]] zu großen Teilen. Sie brachten die [[altsächsisch]]e Sprache mit. Diese vermischte sich relativ wenig mit den Sprachen der einheimischen Bevölkerung, aber aus diesem sprachlichen Zusammentreffen entwickelten sich Ausgleichsdialekte, die sogenannten [[Kolonialdialekte]], die gemeinsam die Basis für die bis in unsere Zeit bestehende [[Thüringisch-Obersächsische Dialektgruppe]] bildete. In jüngerer Zeit entstand aus dem Zusammentreffen des [[Standarddeutsch]]en mit den genannten Dialekten in Sachsen und Teilen Thüringens als Ausgleichssprache zwischen den bestehenden dortigen Dialekten und dem Standarddeutschen der bekannte sächsische Regiolekt. Er vermittelt sowohl zwischen den unterschiedlichen Dialekten, als auch zwischen diesen und dem Hochdeutschen und ist dem Hochdeutschen realativ ähnlicher, als den meisten Einzeldialekten. Das führt dazu, daß er auch in andern deutschen Dialektgebieten zu einem relativ großen Anteil verstanden wird.


Das '''Standarddeutsche''' ist aus dem [[Neuhochdeutsch]]en entstanden, einem Ausgleichsdialekt zwischen einer ostmitteldeutschen [[Kanzleisprache|Kanzlei-]] oder [[geschriebene Sprache|Schriftsprache]], die unter starker Beteiligung von [[Meißen]]er Druckern und Handelshäusern ebenfalls als Ausgleichssprache entstanden war und (in der Theorie) allen [[Hochdeutsche Sprachen|hochdeutschen]] und [[Niederdeutsche Sprachen|niederdeutschen]] Varietäten. Es wird immer noch mit einer dem Niederdeutschen sehr nahe stehenden Lautung gesprochen, nämlich ungefähr der, mit der im niederdeutschen Herzogtum Hannover damals das Hochdeutsche, fast eine Fremdsprache, gesprochen wurde.
Das '''Standarddeutsche''' ist aus dem [[Neuhochdeutsch]]en entstanden, einem Ausgleichsdialekt zwischen einer ostmitteldeutschen [[Kanzleisprache|Kanzlei-]] oder [[geschriebene Sprache|Schriftsprache]], die unter starker Beteiligung von [[Meißen]]er Druckern und Handelshäusern ebenfalls als Ausgleichssprache entstanden war und (in der Theorie) allen [[Hochdeutsche Sprachen|hochdeutschen]] und [[Niederdeutsche Sprachen|niederdeutschen]] Varietäten. Es wird immer noch mit einer dem Niederdeutschen sehr nahe stehenden Lautung gesprochen, nämlich ungefähr der, mit der im niederdeutschen Herzogtum Hannover damals das Hochdeutsche, fast eine Fremdsprache, gesprochen wurde.

Version vom 16. Dezember 2010, 22:14 Uhr

Ausgleichssprache oder je nach Zusammenhang auch Ausgleichsmundart oder Ausgleichsdialekt bezeichnet man in der Sprachwissenschaft eine Sprache oder -Varietät, die zwischen anderen Sprachen vermittelt, mit denen sie gewisse Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen aufweist. Diese Sprachen sind älter und bestehen bereits, wenn die Ausgleichssprache ihre Entwicklung beginnt. Sie haben meistens auch eine Beziehung auf außersprachlicher Ebene miteinander - in der Vergangenheit entweder weil sie räumlich benachbart waren oder sich Bevölkerungen vermischten oder infolge von Handelsbeziehungen, Kolonialbeziehungen oder dergleichen.

Eine Ausgleichssprache entsteht meist, indem einige Elemente der älteren Sprachen in sie aufgenommen werden und sich dabei vermischen und zugleich neue Sprachelemente gebildet werden. Oft handelt es sich bei letzteren um Kompromißformen, also sprachliche Neuschöpfungen, die irgendwo zwischen ihren Ursprüngen angesiedelt sind, zu denen in jede Richtung eine gewisse Ähnlichkeit besteht. Die Ausgleichssprache ist daher in der Regel für die Sprecher der Ursprungssprachen in einigen Teilen unmittelbar verständlich und im übrigen relativ leicht zu erlernen. Das gilt selbst für diejenigen Individuen und Gruppen, die am Entstehen der Ausgleichssprache selbst nicht unmittelbar beteiligt waren, und gilt natürlich um so mehr, je ähnlicher die Ursprungssprachen ohnehin schon waren. Aus diesem Grund trifft man auch häufig auf Ausgleichsdialekte zwischen relativ nahe verwandten Dialekten ohnehin benachbarter Stämme oder Bevölkerungsgruppen.

Beispiele

Das heute umgangssprachlich so genannte Sächsisch und viel später der als „Sächseln“ bekannte heutige Sächsische Regiolekt haben sich ursprünglich als Ausgleichsmundarten entwickelt. Im Mittelalter eroberten die damaligen Sachsen, die im heutigen Niedersachsen, Westfalen und im Nordosten der heutigen Niederlande, in England, im heutigen Norddänemark Quelle?, in Holstein und im Westen des heutigen Brandenburg ansässig waren, erst das heutige Bundesland Sachsen-Anhalt und dann die heutigen Bundesländer Sachsen und Thüringen zu großen Teilen. Sie brachten die altsächsische Sprache mit. Diese vermischte sich relativ wenig mit den Sprachen der einheimischen Bevölkerung, aber aus diesem sprachlichen Zusammentreffen entwickelten sich Ausgleichsdialekte, die sogenannten Kolonialdialekte, die gemeinsam die Basis für die bis in unsere Zeit bestehende Thüringisch-Obersächsische Dialektgruppe bildete. In jüngerer Zeit entstand aus dem Zusammentreffen des Standarddeutschen mit den genannten Dialekten in Sachsen und Teilen Thüringens als Ausgleichssprache zwischen den bestehenden dortigen Dialekten und dem Standarddeutschen der bekannte sächsische Regiolekt. Er vermittelt sowohl zwischen den unterschiedlichen Dialekten, als auch zwischen diesen und dem Hochdeutschen und ist dem Hochdeutschen realativ ähnlicher, als den meisten Einzeldialekten. Das führt dazu, daß er auch in andern deutschen Dialektgebieten zu einem relativ großen Anteil verstanden wird.

Das Standarddeutsche ist aus dem Neuhochdeutschen entstanden, einem Ausgleichsdialekt zwischen einer ostmitteldeutschen Kanzlei- oder Schriftsprache, die unter starker Beteiligung von Meißener Druckern und Handelshäusern ebenfalls als Ausgleichssprache entstanden war und (in der Theorie) allen hochdeutschen und niederdeutschen Varietäten. Es wird immer noch mit einer dem Niederdeutschen sehr nahe stehenden Lautung gesprochen, nämlich ungefähr der, mit der im niederdeutschen Herzogtum Hannover damals das Hochdeutsche, fast eine Fremdsprache, gesprochen wurde.

Das Hindustani, das heute in großen Teilen Indiens, Pakistans, Bangladeschs und als Amtssprache in Fidschi gesprochen wird, ist in Nordindien aus den Sprachen Hindi und Urdu entstanden, die in ihrer geschriebenen Form aufgrund unterschiedlicher Schriftsysteme gegenseitig unverständlich sind, sich aber gesprochen in ihrer standardisierten Form wie fast identische Dialekte zueinander verhalten. Hindustani hat sich weit über sein ursprüngliches Entstehungsgebiet hinaus als informelle und bisher nicht standardisierte Umgangssprache ausgebreitet. Es ist eine Ausgleichssprache zwischen den lokalen Varietäten im Dialektkontinuum aus Hindi und Urdu und anderen eng verwandten Sprachen des nordwestindischen Raumes. Die Sprache wird wegen ihrer vergleichsweisen Einfachheit auch anderswo benutzt und hat den Vorteil der religiösen, kulturellen und ethnischen Neutralität.

Siehe auch