Axolotl Overkill

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel Axolotl Overkill
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch, Englisch
Erscheinungsjahr 2017
Länge 94 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Helene Hegemann
Drehbuch Helene Hegemann
Produktion Alain de la Mata,
Hanneke Van der Tas
Kamera Manuel Dacosse
Schnitt Bettina Böhler
Besetzung

Axolotl Overkill ist ein deutsches Filmdrama von Helene Hegemann, das am 20. Januar 2017 im Rahmen des World Cinema Dramatic Competition des Sundance Film Festivals seine Weltpremiere feierte. Hegemann übernahm die Regie und schrieb für den Film auch die Drehbuchadaption ihres Debütromans Axolotl Roadkill aus dem Jahr 2010.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bislang hat Mifti nur für ihren Axolotl Verantwortung übernommen

Die 16-Jährige Mifti ist die Tochter eines reichen Vaters und wohnt seit dem Tod ihrer Mutter gemeinsam mit ihren älteren Halbgeschwistern Annika und Edmond in einer Wohngemeinschaft in Berlin. Dort führt sie ein Partyleben, schwänzt die Schule und kommt früh mit Sex und – auch wegen ihrer drogensüchtigen Freundin Ophelia – mit Drogen in Kontakt. Die Erwachsenen, auf die sie trifft, scheinen alle frustriert, verzweifelt oder von Dingen besessen zu sein, mit denen sie selbst überhaupt nichts anfangen kann. So interessiert sich ihr Vater viel mehr für Kunst als für Menschen. Andere glauben, dass bald die Welt untergeht, und wieder andere verzweifeln bereits, wenn sie nicht wissen, was sie anziehen sollen.

Mifti legt sich mit jedem Erwachsenen an, der versucht, ihr Vorschriften zu machen, und daher beschließt sie auf eigene Faust erwachsen zu werden und ihren eigenen Weg zu gehen. Bisher hat sie jedoch nur für ihr Haustier, einen Axolotl, Verantwortung übernommen – einen Lurch, der nicht erwachsen werden kann – und sich nur wenig um andere Menschen und die Schule gekümmert, was sie eigentlich hätte tun sollen.

Doch eines Tages entwickelt Mifti eine Obsession für Alice, eine Frau, die viel älter ist als sie. Nach einer Affäre mit der Fotografin, die bereits eine Reihe von Straftaten begangen hat und eine sehr rätselhafte Person ist, driftet Mifti immer weiter in die Welt der Berliner Technoclubs ab und greift schließlich auch zu Heroin.

Produktion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literarische Vorlage und Stab[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Es handelt sich bei Axolotl Overkill um das Spielfilmregiedebüt von Helene Hegemann, die auch das Drehbuch zum Film schrieb. Hierfür adaptierte Hegemann ihr Buch Axolotl Roadkill aus dem Jahr 2010.[3] Nur drei Wochen nach der Veröffentlichung hatte der Debütroman der damals Siebzehnjährigen Kultstatus erreicht und war auf Platz sechs der meistverkauften Bücher in Deutschland gelandet.[4] Dass Hegemann ihren Erfolgsroman verfilmen will, war bereits 2011 bekannt geworden.[5][6] Der titelgebende Axolotl ist ein eigentlich in Mexiko beheimateter Schwanzlurch, der die Geschlechtsreife erreicht, ohne seine äußere Larvengestalt zu verändern, also sozusagen nicht erwachsen wird.[7]

Besetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Helene Hegemann und Mavie Hörbiger bei der Österreichpremiere

Im Film ist Jasna Fritzi Bauer in der Hauptrolle der 16-jährigen Mifti zu sehen. Laura Tonke und Julius Feldmeier spielen ihre Halbgeschwister Annika und Edmond. Die Rolle der Femme fatale Alice wurde mit der spanischen Schauspielerin Arly Jover besetzt, und Hans Löw spielt ihren Ex-Mann. Die Schauspielerin Mavie Hörbiger übernahm die Rolle von Ophelia. Weitere Rollen übernahmen Nikolai Kinski und Sabine Vitua.[8]

Dreharbeiten und Finanzierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Dreharbeiten fanden im August und September 2015 statt.[9][10] Gedreht wurde unter anderem im Berliner Techno-Club Tresor.[11]

Der Film erhielt Förderungen vom Deutschen Filmförderfonds[12], von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien[13] und von der Filmförderungsanstalt, die den Film mit 200.000 Euro förderte. Für die Produktion und die Projektentwicklung steuerte das Medienboard Berlin-Brandenburg insgesamt 350.000 Euro bei.[9][14]

Marketing und Veröffentlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor der Premiere des Films wurde ein in englischer Sprache untertitelter Trailer veröffentlicht.[15]

Der Film feierte am 20. Januar 2017 im Rahmen des World Cinema Dramatic Competition des Sundance Film Festivals seine Weltpremiere.[16][17][18] Das Sydney Film Festival 2017 nahm den Film in seine Reihe Festival Award Winners auf.[19] Im Juni 2017 wurde der Film beim Tel Aviv LGBT Film Festival im offiziellen Wettbewerb vorgestellt.[20] Am 29. Juni 2017 kam der Film in die deutschen Kinos. Ab 30. Juni 2017 wurde er beim Filmfestival Karlovy Vary gezeigt.[21]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Altersfreigabe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Deutschland ist der Film FSK 12. In der Freigabebegründung heißt es: „Die Geschichte bietet aufgrund der eher auf Distanz bleibenden Protagonistin und des artifiziellen Settings wenig Anknüpfungspunkte für ein junges Publikum. So besteht nicht die Gefahr, dass der dargestellte Drogenkonsum und das auffällige Verhalten der Hauptfigur zur Nachahmung anregen. Einzelne Szenen, die teils rüde Sprache sowie die Atmosphäre des Films können Kinder unter 12 Jahren irritieren und überfordern, doch bereits 12-Jährige sind in der Lage, sich ausreichend zu distanzieren.“[22]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Film konnte bislang 67 Prozent der Kritiker bei Rotten Tomatoes überzeugen. Die Zuschauerbewertung liegt mit 14 % deutlich unter den Kritikerbewertungen.[23]

Jordan Mintzer von The Hollywood Reporter sagt, Hegemann trete mit ihrem Film in die Fußstapfen von Larry Clark oder Gus Van Sant. Mintzer meint, auch wenn Hegemanns durch die Augen eines Teenagers erzählte Roman Axolotl Roadkill es geschafft habe, ein großes Publikum zu erreichen, gehe diese Kühnheit in einem Film verloren, der an vielen Stellen überzogen wirke.[24]

Jessica Kiang von Variety spricht von einem formal betrachtet eindrucksvollen, jedoch thematisch schlüpfrigen Regiedebüt, in dem die Parallelen zwischen Mifti und dem Axolotl deutlich würden, und es stelle sich die Frage, inwieweit die beiden zukunftslosen und absolut egozentrischen Individuen zu beneiden seien. Kiang erkennt im Film einen deutschen Surrealismus wieder, durch den zuletzt auch Filme wie Toni Erdmann und in geringerem Maße auch Die Blumen von gestern gekennzeichnet gewesen seien.[25]

Jens Balzer von Zeit Online erklärt, im Film gelingt es Mifti an keiner Stelle, wirklich loszulassen und mit einer ravenden Menge, einer euphorischen Situation, zu verschmelzen. Immer bleibe sie an dem haften, was sie aus der Welt in die Partyräume mit hineingebracht hat, seien es Begleiterinnen oder Begleiter oder die allgemeine Last ihres Daseins.[11]

Von der Deutschen Film- und Medienbewertung wurde Axolotl Overkill mit dem Prädikat Besonders wertvoll versehen. In der Begründung heißt es: „Miftis Suche, ihre Verzweiflung und Wut sind fast körperlich spürbar im Film, und auch ihre defekte Wahrnehmung im Wahn der Partynächte überträgt sich direkt auf den Zuschauer durch eine teils nonlineare Erzählweise. Sämtliche filmische Mittel, wie hier und im gesamten Film die herausragende Montage, konzentrieren sich darauf, Ausdruck für Miftis Gemütszustand zu sein. Dieser formalen Konsequenz ist es sicherlich zu verdanken, dass es in keinem Moment des Films um eine Wertung geht, ob irgendwer Drogen nehmen darf oder nicht, ob Mifti verführt wird oder nicht, ob sie irre ist oder nicht – all diese Ambivalenzen bedürfen keiner didaktisch motivierten Klärung, sondern verdichten sich zu einem enorm vielschichtigen und deshalb wunderbar gelungenen Porträt.“[26]

Nominierungen und Auszeichnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Preis der deutschen Filmkritik 2017

Romy 2018

  • Nominierung als Bester Kinofilm

Sundance Film Festival 2017

  • Sonderpreis der Jury in der Sektion World Cinema Dramatic an Manuel Dacosse (Kamera)[28]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Axolotl Overkill – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Freigabebescheinigung für Axolotl Overkill. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüf­nummer: 163101/K).Vorlage:FSK/Wartung/typ nicht gesetzt und Par. 1 länger als 4 Zeichen
  2. Alterskennzeichnung für Axolotl Overkill. Jugendmedien­kommission.
  3. Axolotl Overkill In: moviepilot.de. Abgerufen am 15. Dezember 2016.
  4. Ursula März: In die Nacht hinein In: Deutschlandradio Kultur, 11. Februar 2010.
  5. Helene Hegemann will ‘Axolotl Roadkill’ verfilmen In: schwaebische.de, 23. November 2011.
  6. Helene Hegemann will ‘Axolotl Overkill’ verfilmen (Memento vom 21. Dezember 2016 im Internet Archive) In: Zeit Online, 23. November 2011.
  7. Helene Hegemann im Gespräch mit Fabian Elsäßer: ‘Ich wollte ein paar Missverständnisse aus der Welt räumen’ In: Deutschlandfunk Online, 28. Dezember 2016.
  8. ‘Axolotl Overkill’ von Helene Hegemann. Weltpremiere auf dem Sundance Festival In: Spiegel Online, 1. Dezember 2016.
  9. a b Axolotl Overkill bei crew united, abgerufen am 16. Dezember 2016.
  10. Daniel Kalt: Jasna Fritzi Bauer: Von Beruf jugendlich In: diepresse.com, 3. September 2015.
  11. a b Jens Balzer: ‘Axolotl Overkill’: Endlich sinnfrei feiern In: Zeit Online, 27. Juni 2017.
  12. Förderzusagen 01.01.2015 – 31.12.2015 In: dfff-ffa.de. Abgerufen am 16. Dezember 2016. (PDF; 466 KB)
  13. Kulturstaatsministerin Grütters fördert Film- und Drehbuchprojekte mit rund 2 Mio. Euro In: bundesregierung.de, 29. Mai 2015.
  14. Förderentscheidungen Filmförderung (per 30.09.2015) In: medienboard.de. Abgerufen am 16. Dezember 2016.
  15. Diana Lodderhose: ‘Axolotl Overkill’ Clip: Reckless Teen In Hot Water With School Principal – Sundance In: deadline.com, 20. Januar 2017.
  16. 2017 Sundance Film Festival Printable Film Guide (Memento des Originals vom 20. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sundance.org In: sundance.org. Abgerufen am 19. Januar 2017. (PDF; 17,8 MB)
  17. Devan Coggan: Sundance Film Festival announces first wave of 2017 films In: Entertainment Weekly, 30. November 2016.
  18. Wolfgang Stuflesser: Sundance-Filmfestival eröffnet. Weltpremiere von Helene Hegemanns ‘Axolotl Overkill’ In: Deutschlandradio Kultur, 21. Januar 2017.
  19. Festival Award Winners (Memento vom 1. Juni 2017 im Internet Archive) In: sff.org.au. Abgerufen am 25. Mai 2017.
  20. Official Competition 2017: Narrative In: tlvfest.com. Abgerufen am 2. Juni 2017.
  21. Axolotl Overkill In: kviff.com. Abgerufen am 20. Juni 2017.
  22. Freigabebegründung für Axolotl Overkill In: Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Abgerufen am 29. Juni 2017.
  23. Axolotl Overkill. In: Rotten Tomatoes. Fandango, abgerufen am 18. Februar 2022 (englisch).
  24. Jordan Mintzer: ‘Axolotl Overkill’ Film Review. Sundance 2017 In: The Hollywood Reporter, 20. Januar 2017.
  25. Jessica Kiang: Sundance Film Review: ‘Axolotl Overkill’ In: Variety, 20. Januar 2017.
  26. Axolotl Overkill In: fbw-filmbewertung.com. Deutsche Film- und Medienbewertung. Abgerufen am 17. Mai 2017.
  27. Preisträger 2017 In: vdfk.de, 19. Februar 2018.
  28. Dominic Patten und Patrick Hipes: Sundance Film Festival Awards: ‘I Don’t Feel At Home In This World Anymore’ & ‘Dina’ Take Grand Jury Prizes In: Deadline.com, 28. Januar 2017.