Bahnhof Lehrte

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Bahnhof Lehrte
Daten
Bauform Inselbahnhof
Bahnsteiggleise 7
Abkürzung HLER
IBNR 8000226
Preisklasse 3
Architektonische Daten
Architekt Eduard Ferdinand Schwarz
Lage
Stadt/Gemeinde Lehrte
Ort/Ortsteil Lehrte
Land Niedersachsen
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 22′ 36″ N, 9° 58′ 28″ OKoordinaten: 52° 22′ 36″ N, 9° 58′ 28″ O
Höhe (SO) 62 m
Eisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Bahnhof Lehrte
Bahnhöfe in Niedersachsen
i16i18

Der Bahnhof Lehrte ist ein 1843 errichteter Personen- und Güterbahnhof in der Niedersächsischen Stadt Lehrte östlich von Hannover. Er ist ein wichtiger Kreuzungsbahnhof im Nord-Süd- und Ost-West-Güterverkehr in Deutschland.

Geschichte

Lehrte entwickelte sich bereits Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt der Königlich Hannöverschen Staatseisenbahnen und wurde zu einer typischen sogenannten Eisenbahnerstadt. 1843 wurde die Eisenbahnstrecke Hannover–Peine über Lehrte gebaut, die in den folgenden Jahren nach Braunschweig verlängert und mit Seitenlinien von Lehrte nach Celle (1845) und nach Hildesheim (1846) verlängert wurde. 1844 entstand auch das Empfangsgebäude des Bahnhofes im klassizistischen Stil nach Plänen von Eduard Ferdinand Schwarz.

Die Berlin-Lehrter Eisenbahn wurde von der Magdeburg-Halberstädter Eisenbahngesellschaft (MHE) gebaut und 1871 durchgängig eröffnet. Sie stand in Konkurrenz zu der bereits bestehenden Bahnlinie über Magdeburg und Braunschweig. Endpunkt der Bahn war in Berlin der Lehrter Bahnhof, der 1958 abgerissen wurde. Der nahe dieser Stelle befindliche neue Berliner Hauptbahnhof erinnert mit dem Namenszusatz „Lehrter Bahnhof“ noch daran.

Die Bahnstrecke nach Hildesheim, die die südliche Kernstadt in eine westliche und östliche Hälfte teilte, wurde 1990 umgelegt und östlich von Lehrte an das Streckennetz wieder angeschlossen. Hierdurch ergab sie eine lang erwünschte Verkehrsentlastung im Bereich des Stadtkerns. Der alte Bahndamm wurde als innerstädtischer Grünzug neu gestaltet. Die für Lehrte typischen Bahnschranken waren damit in der Kernstadt verschwunden.

1998 wurde die Schnellfahrstrecke von Hannover über Lehrte an der alten Berlin-Lehrter Eisenbahn entlang über Meinersen, Gifhorn, Wolfsburg, Oebisfelde, Stendal und Spandau nach Berlin eröffnet. Lehrte ist heute reine Nahverkehrsstation, da die ICE und IC in Richtung Berlin und die IC in Richtung Leipzig durchfahren.

Bis zum Sommer 2008 wurde der Knoten in Lehrte erneut umgestaltet, um Güterzügen von der Güterumgehungsbahn und aus Celle eine kreuzungsfreie Fahrtmöglichkeit nach Hildesheim und Braunschweig zu geben, die Gleise der Schnellfahrstrecke wurden dafür hochgelegt. Die Fernzüge aus Wolfsburg und Braunschweig können Lehrte seitdem mit 120 km/h durchfahren.

Personennahverkehr

Ehemaliges Stellwerk, an dem sich die Strecken nach Hannover (links) und Celle (rechts) trennen

Für den Personennahverkehr ist Lehrte ein wichtiger Knotenpunkt im Großraum-Verkehr Hannover (GVH) mit Anschluss an die S-Bahn Hannover. Unter anderem halten oder enden Zugverbindungen verschiedener Kategorien von/nach Bielefeld, Braunschweig, Celle, Hannover, Hildesheim, Rheine und Wolfsburg in Lehrte.

Rangierbahnhof

Der ehemalige Rangierbahnhof am Schnittpunkt der Nord-Süd- und Ost-West-Güterstrecken wurde nach seiner Stilllegung 1960 bis 1964 um die Hälfte seiner bisherigen Anlagen verkleinert. Als zentraler Rangierbahnhof der Region Hannover wurde in den 1960er Jahren Seelze im Westen der niedersächsischen Landeshauptstadt ausgebaut.

Megahub

Seit 1997 gibt es Pläne zum Bau einer Schnellumschlaganlage Lehrte, diese soll die Anlage in Hannover-Linden ersetzen. Der ehemalige Rangierbahnhof Lehrte soll hierfür in einen Container-Umschlagbahnhof für den Seehafenhinterlandverkehr („Megahub“) umgebaut werden. Hier sollen Container im Kombinierten Verkehr zwischen Zügen sowie zwischen Lkw und Güterzug umgeschlagen werden. Dabei wird das Rangieren einzelner Waggons überflüssig.

Die Einrichtung soll die Bezeichnung MegaHub Lehrte tragen. Bund und Bahn investieren insgesamt rund 100 Millionen Euro.[1]

Die Anlage wird aus zwei Gleissystemen mit je drei Gleisen bestehen. Diese sind für Zuglängen von 700 m ausgelegt und werden von drei 82 m breiten Portalkranen überspannt.[2] Daneben werden die Container über Fahrerlose Transportfahrzeuge umgeschlagen.[3] Neben den existierenden Bahnstrecken soll dieser Bahnhof zukünftig auch über eine 17 km lange neue Güterzugstrecke an die Y-Trasse Hamburg/Bremen–Hannover angebunden werden.

Das Planfeststellungsverfahren zum Bau des Megahubs wurde am 14. April 2005 abgeschlossen.[4] Im November 2011 einigten sich die DB Netz AG und das Bundesverkehrsministerium auf eine Finanzierungsvereinbarung. Das Verkehrsministerium stellte hierfür in seinen Investitionsrahmenplan 2011–2015 77,1 Millionen Euro ein.[5] Der Baubeginn war zunächst für 2012 geplant.[6]

Aufgrund von noch ungeklärten Detailfragen und Bedenken der Stadtverwaltung Lehrte sowie von Anwohnern (u. a. Schallschutz), die sich infolge erst Ende 2013 kommunizierter kurzfristiger Konzeptänderungen seitens der Bahn ergaben, verzögert sich der Baubeginn jedoch.[7] Vorbereitende Baumaßnahmen wurden bereits vor 2015 getätigt.[8] Das Änderungsverfahren wird 2015 als Planfeststellungsverfahren mit öffentlichem Anhörungsverfahren durchgeführt, da die Stadt Lehrte die Auffassung vertritt, die Änderungen seien nicht unwesentlich und berührten die Interessen der Wohnbevölkerung. Der Baubeginn für die Megahub-Anlage ist für 2016 geplant.[9] Der Probebetrieb ist für 2018 geplant.[10]

Nördlich des Bahnhofs entwickelt die Region Hannover das 4,7 Hektar große Güterverkehrszentrum Hannover-Lehrte.[11]

Literatur

  • Albert Diedrich: 140 Jahre Eisenbahn Hannover - Lehrte: 1843 - 1983, Lehrte 1984.
  • Werner Mikus: Die Auswirkungen eines Eisenbahnknotenpunktes auf die geographische Struktur einer Siedlung: am speziellen Beispiel von Lehrte und ein Vergleich mit Bebra und Olten/Schweiz. Freiburger Geographische Hefte, H. 3, Freiburg 1966 (Zugl.: Diss. Univ. Freiburg 1966).
Commons: Bahnhof Lehrte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Rund 100 Millionen Euro für MegaHub Lehrte. DB Mobility Logistics AG, 9. Oktober 2012, archiviert vom Original am 3. August 2012; abgerufen am 9. Oktober 2012.
  2. Eurailpress: „Bund stellt Mittel für Megahub Lehrte bereit“ (Memento vom 3. August 2012 im Webarchiv archive.today)
  3. Hannoversche Allgemeine 18. Oktober 2010: „Megahub in Lehrte wird vorerst nicht gebaut“
  4. Eisenbahn Bundesamt 14. April 2005: „Planfeststellungsbeschluss – Bau einer Umschlaganlage für den Kombinierten Verkehr am Standort Lehrte/Hannover“ (PDF; 3,9 MB)
  5. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung: „Investitionsrahmenplan 2011 - 2015 für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes (IRP)“ (Memento vom 4. Mai 2012 im Internet Archive) (PDF; 5,5 MB)
  6. Deutsche Verkehrszeitung: „Bau von Mega-Hub in Lehrte kann 2012 starten“
  7. Megahub: Bahn will Details ändern, in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 2. Dezember 2013
  8. Bauvorbereitungen begannen im Sommer 2013. Deutsche Bahn AG, 10. März 2014, archiviert vom Original am 11. Juni 2014; abgerufen am 23. April 2015.
  9. Megahub-Anlage. Stadt Lehrte, abgerufen am 23. April 2015: „Der Baubeginn für die MegaHub-Anlage, der ursprünglich für 2014 vorgesehen war (Stand 2012), wird sich durch das erneute Änderungsverfahren nach derzeitigem Sachstand voraussichtlich um ca. weitere zwei Jahre verzögern.“
  10. Die Deutsche Bahn in Niedersachsen. DB Mobility Logistics AG, 9. April 2015, archiviert vom Original am 23. April 2015; abgerufen am 23. April 2015.
  11. HRG: „GVZ Hannover-Lehrte“ (Memento vom 19. Juli 2010 im Internet Archive)