Bahnstrecke Blankenburg–Quedlinburg

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Blankenburg (Harz)–Thale Bodetal–Quedlinburg
Ehemaliger Bahnsteig 1 West in Quedlinburg
Ehemaliger Bahnsteig 1 West in Quedlinburg
Strecke der Bahnstrecke Blankenburg–Quedlinburg
Streckennummer (DB):6863
Kursbuchstrecke:ehem. 719 (1968)
Streckenlänge:20,3 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,0 Blankenburg (Harz)
Rübelandbahn von Tanne
nach Halberstadt
4,6 Helsungen
7,2 Timmenrode 191 m
Anschluss Heizwerk Thale
8,6
0,0
0,3 Thale Nord
1,4 Thale Roßtrappe
Anschlussgleis EHW Thale
2,4
Thale Bodetal
10,2 Warnstedt
11,4 Anschlussgleis Sandgrube Neitzel
12,5 Anschlussgleis Firma Ebert
12,5 Weddersleben
Anschluss Keferstein – Papierfabrik Weddersleben
14,32 Maaßmühle
Anschlussgleis Maaßmühle
Anschlussgleis Ziegelei
Bode
15,6 Dippenword
von Thale Hbf
Anschlussgleis Waggonfabrik
von Gernrode (heute Selketalbahn)
16,7 Quedlinburg West
17.6 Anschlussgleis Sämerei Mette
Verbindung Staatsbahn–Quäke
17,7 Anschlussgleis Holzhandlung Keune
17,9 Quedlinburg 122 m
nach Halberstadt

Die Bahnstrecke Blankenburg–Thale–Quedlinburg (auch als Quäke bezeichnet, von Quäke für das „quäkende“ akustische Warnsignal der Züge) ist eine ehemalige Nebenbahn am Rand des Nordharzes, die die Städte Quedlinburg, Thale und Blankenburg (Harz) miteinander verband.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aktie über 1000 Mark der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn-Gesellschaft vom 24. Januar 1906 zur Finanzierung der Bahnstrecke Blankenburg-Quedlinburg
Bahnhof Bodetal um 1910

Die Strecke wurde von der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn errichtet. Nachdem die ersten Pläne 1901 vorlagen, gab es 1905 Baurecht. Zur Finanzierung des Baus der Strecke wurde 1906 das Aktienkapitals der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn erhöht[1]. Am 30. Juni 1907 wurde der Abschnitt Blankenburg–Thale eröffnet, der Streckenschluss nach Quedlinburg folgte im darauffolgenden Jahr. Die Eröffnung fand am 5. April 1908 statt.[2]

1929 fuhren je Richtung sechs Personenzüge zwischen Blankenburg und Thale, von Thale nach Quedlinburg gab es vier Zugpaare. Einige befuhren die gesamte Strecke und mussten daher in Thale Bodetal die Fahrtrichtung wechseln. Auch in den letzten Betriebsjahren war das Angebot ähnlich, 1968 verkehrten auf beiden Streckenteilen täglich jeweils sechs Zugpaare, drei davon durchgehend.

Aufgrund der übermäßigen Beanspruchung des Gleisbettes durch Güterzüge in den Jahren 1963–1965 (die Quäke war Umleitungsstrecke für die gesperrte Verbindung Halberstadt–Blankenburg) und der fehlenden Instandhaltung wurde der Güterverkehr zwischen Thale Nord und Weddersleben am 26. Mai 1968 aufgegeben. Der Personenverkehr auf dem Abschnitt Thale–Quedlinburg wurde am 1. Juni 1969 eingestellt und der Abschnitt stillgelegt. Güterverkehr zwischen Weddersleben und Quedlinburg wurde bis zum 31. Dezember 1973 durchgeführt, anschließend wurde noch ein Anschlussgleis zu einer Ziegelei bei Quedlinburg bedient.[3][4]

Am 20. März 1973 wurde auch der Personenverkehr auf dem zweiten Streckenteil Blankenburg–Thale eingestellt,[5] der Güterverkehr blieb weiterhin bedeutsam. Als in Thale in den 1980er Jahren ein Braunkohlekraftwerk errichtet wurde, stieg er sogar weiter an. Am 29. Januar 1993 erfolgte das endgültige Betriebsende.[4] Am 10. April 1994 wurden noch einige Sonderfahrten von Blankenburg nach Thale im Pendelbetrieb mit dem Preußenzug betrieben, mit dem Ziel, die Strecke als Touristenattraktion zu erhalten. Diese Versuche konnten jedoch nicht dauerhaft realisiert werden.[6] Der Streckenteil in Quedlinburg wurde noch bis 1993 durch die Industrie genutzt.

Der Abriss der Gleisanlagen erfolgte ebenfalls etappenweise. Während der 1969 eingestellte Abschnitt Thale–Weddersleben bereits 1975 abgebaut wurde, betraf dies die verbliebene Strecke Timmenrode–Thale 1994 kurz nach der Stilllegung. Auf dem alten Bahndamm sollte ein direkter Zubringer für den Pkw-Verkehr zum Bodetal realisiert werden. Es scheiterte jedoch an der Finanzierung. In den Jahren 2003–2005 verschwanden die letzten Gleisreste im Bereich Quedlinburg. Ab 2016 wurden auf dem Gelände des Bahnhofs Thale Bodetal Ferienhäuser errichtet. Das ehemalige Empfangsgebäude wurde als Rezeption und Einkaufsladen integriert.[7] 2022 war das Streckengleis noch zwischen Blankenburg und Timmenrode auf etwa acht Kilometern Länge vorhanden, jedoch nicht mehr in Blankenburg angebunden.

Streckenverlauf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Quäke besaß zu anderen Bahnstrecken nur zwei Verbindungen: einmal vor dem Bahnhof Quedlinburg zur Staatsbahn und einmal im Endbahnhof Blankenburg (Harz) zu anderen Strecken der Halberstadt-Blankenburger Eisenbahn. Reisende hatten also die Wahl zwischen dem Streckenverlauf Blankenburg–Timmenrode–(Thale–)Weddersleben–Quedlinburg (Quäke) und Blankenburg–Halberstadt–Quedlinburg(–Thale) (HBE und Staatsbahn). Ab Blankenburg kommend gab es zunächst einen gemeinsamen Streckenverlauf mit der Halberstädter Strecke, ehe die Strecke am nördlichen Stadtrand (wo heute die Alte Halberstädter Straße mit der B 6n kreuzt) in einem Rechtsbogen abzweigte. Östlich von Timmenrode gab es den entsprechenden Haltepunkt, gleichzeitig auch die höchste Stelle im Streckenverlauf mit 191 Meter über NN.

Im Bereich des heutigen Gewerbegebietes Thale Nord zweigte die Strecke in Richtung Thale Bodetal ab. Es gab aber auch eine direkte Möglichkeit der Fahrt in Richtung Quedlinburg über ein Gleisdreieck. Richtung Quedlinburg führte die Strecke südlich an Warnstedt vorbei – das ehemalige Empfangsgebäude und die Straße Am Bahnhof zeugen noch heute davon – und weiter in Richtung Weddersleben. Am nördlichen Ortsrand gibt es ebenfalls noch eine Bahnhofsstraße und das restaurierte Empfangsgebäude. Nachdem die Strecke an der Bode entlangführt, wechselt sie die Flussseite kurz vor dem Haltepunkt Dippenword. Kurze Zeit später verlaufen bereits die Gleise der Staatsbahn neben der der Quäke. Am Gleis 1 West in Quedlinburg endete die Strecke der Quäke.

Der Abschnitt von Timmenrode nach Thale Bodetal ging westlich von Thale am Friedhof vorbei, verlief in einem tiefen Einschnitt im Bereich einer Anhöhe zwischen dem Silberbach und der Bode und überquerte die Roßtrappenstraße. Thale Roßtrappe war der größte Güterbahnhof der Strecke. Die Strecke verlief weiter auf dem linken Ufer der Bode zum Bahnhof Thale Bodetal. Sein Empfangsgebäude ist heute noch vorhanden und gehört einer örtlich ansässigen Firma. Vom Bahnhof Thale Roßtrappe zweigte ein Anschlussgleis über die Bode ins Eisenhüttenwerk ab. Die Bodebrücke der Anschlussbahn ist heute noch vorhanden.

Der Bahnhof Thale Bodetal lag nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Eine direkte Gleisverbindung zwischen beiden Bahnhöfen gab es nicht, allerdings führten von beiden Strecken Anschlussgleise ins Eisenhüttenwerk.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Josef Högemann: Eisenbahnchronik Harz – Die Geschichte der Eisenbahnen im Harz, EK-Verlag, Freiburg 2007, ISBN 3-88255-722-2

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Bahnstrecke Blankenburg(–Thale)–Quedlinburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Gerd Kleinewefers: Pioniere des Verkehrs - Deutsche Eisenbahn- und Straßenbahn-AG 1835–1985, S. 410
  2. Josef Högemann: Eisenbahnchronik Harz – Die Geschichte der Eisenbahnen im Harz, S. 102
  3. Josef Högemann: Eisenbahnchronik Harz – Die Geschichte der Eisenbahnen im Harz, S. 108
  4. a b Josef Högemann: Eisenbahnchronik Harz – Die Geschichte der Eisenbahnen im Harz, S. 299
  5. Josef Högemann: Eisenbahnchronik Harz – Die Geschichte der Eisenbahnen im Harz, S. 109
  6. Sonderfahrten Blankenburg – Thale-Bodetal (Memento vom 20. August 2007 im Internet Archive) In: voll-dampf.de
  7. Detlef Horenburg: Neues Feriendorf in Thale: Leuchtturm im Bodetal. In: Mitteldeutsche Zeitung. 16. Juli 2017 (mz-web.de [abgerufen am 20. Juli 2017]).