Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben

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Merseburg–Halle-Nietleben[1]
Streckennummer (DB):6356
Kursbuchstrecke (DB):588
Streckenlänge:19,2 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:15 kV, 16,7 Hz ~
Maximale Neigung: 20 
Höchstgeschwindigkeit:100 km/h
Zugbeeinflussung:PZB
von Bebra
von Leipzig-Leutzsch
von Querfurt
0,019 Merseburg Hbf
von Halle (Saale) Hbf
3,452 Merseburg Elisabethhöhe
3,853 nach Schafstädt (alt)
Laucha
Bft Buna Werke Bahnsteig
5,640 Buna Werke
3,853 nach Schafstädt (seit 1967)
8,000 Leipzig Hbf–Ebensfeld
Angersdorf–Bad Lauchstädt
von Bad Lauchstädt
13,100 Holleben
nach Angersdorf
15,000 Halle (Saale) Hbf–Hann. Münden
von Abzw Angersdorf Awo (S-Bahn)
Bundesstraße 80
16,893 Halle Zscherbener Straße
17,620 S-Bahntunnel Halle-Neustadt Südportal
17,972 Halle-Neustadt
18,070 S-Bahntunnel Halle-Neustadt Nordportal
von Halle Klaustor
19,212 Halle-Nietleben
nach Hettstedt

Die Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben ist eine elektrifizierte Nebenbahn in Sachsen-Anhalt. Sie zweigt in Merseburg aus der Bahnstrecke Halle–Bebra ab und führt über Angersdorf nach Halle-Neustadt, wo sie in die frühere Strecke der Halle-Hettstedter Eisenbahn einmündet. Zwischen Angersdorf und dem heutigen Endpunkt Halle-Nietleben dient die Strecke heute ausschließlich der S-Bahn Mitteldeutschland. Die Strecke entstand 1967 für die direkte Verbindung der seinerzeit neu gegründeten Arbeiterwohnstadt Halle-Neustadt mit den Chemie-Großbetrieben Buna und Leuna.

Geschichte

Haltepunkt Halle-Neustadt (heute: Halle Zscherbener Straße, 1967)
Bahnhof Merseburg Elisabethhöhe (2007)

Die Bedeutung der von der 1896 eröffneten Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt abzweigenden Nebenbahn Bad Lauchstädt–Benkendorf–Angersdorf lag im lokalen Güterverkehr. 1944/45 wurde sie als Umleitungsstrecke für kriegszerstörte Bahnanlagen und Saalebrücken im Raum Merseburg genutzt.

In Umsetzung des 1958 verkündeten Chemieprogrammes der DDR wurden dazu einerseits die Chemiestandorte Buna und Leuna massiv ausgebaut, andererseits eine als Chemiearbeiterstadt Halle-West geplante Trabantenstadt (das spätere Halle-Neustadt) ab 1964 völlig neu angelegt. Am 2. Januar 1966 wurde mit dem Bau einer Schnellbahnverbindung zwischen den neuen Wohn- und Arbeitsstätten begonnen. Die durchgehende Bahnstrecke Bad Lauchstädt–Angersdorf wurde durch die neue Verbindung ersetzt, welche am 24. April 1967 in Betrieb genommen wurde. Bereits zwei Tage zuvor wurde der neu angelegte Personenbahnhof Buna-Werke durch Züge der ebenfalls teilweise verlegten Bahnstrecke Merseburg–Schafstädt angefahren.

Auf der neuen Strecke verkehrten fortan im Berufsverkehr Personenzüge von Weißenfels über Großkorbetha, Leuna-Werke, Merseburg, Buna-Werke und Halle-Neustadt nach Halle-Nietleben. Mit diesen „Pelzerzügen“ wurden in den 1980er Jahren täglich rund 9600 Chemiearbeiter („Pelzer“[2]) zwischen Halle-Neustadt und den Buna-Werken befördert. Die Beförderungskapazität lag bei bis zu 1200 Personen je Zug. Die Züge bestanden dabei in Spitzenzeiten aus drei gekuppelten vierteiligen Doppelstockzügen. Die Bahnsteiglängen waren entsprechend auf die Zuglängen angepasst.

Ähnliche Züge wurden auch auf der Verbindung Halle–Merseburg–Leuna-Werke–Weißenfels auf der Thüringer Bahn eingesetzt. Beide Verbindungen teilten sich bis 1992 die Kursbuchnummer 601.

Nach der Wende 1989/90 wurde die Produktion der Buna-Werke umgestellt. Mit der Übernahme durch Dow Chemical entstanden moderne Produktionsanlagen, alte wurden stillgelegt und abgerissen. Durch den damit verbundenen Abbau von zahlreichen Arbeitsplätzen sanken die Fahrgastzahlen auf der Strecke deutlich. Die ab 1992 vergebene Kursbuchnummer 588 teilte sich die Strecke mit der von Merseburg nach Schafstädt.

Zuletzt bestanden die Züge nur noch aus einer Ellok der Baureihe 143 und einem Doppelstocksteuerwagen. Sie verkehrten nur im Berufsverkehr montags bis freitags morgens und nachmittags. Die Fahrtdauer der sechs Zugpaare betrug zwischen Merseburg und Halle-Nietleben 22 Minuten. Zum Fahrplanwechsel am 9. Dezember 2007 wurden die Personenzüge abbestellt, die Züge verkehrten letztmals zwei Tage vorher.

Das Teilstück von Holleben (nach dem Abzweig zur Bahnstrecke Halle–Hann. Münden) bis kurz vor dem S-Bahn-Haltepunkt Halle Zscherbener Straße, auf dem lediglich 2010 einige Güterzüge verkehrten (für Gleisarbeiten benötigtes Schüttgut wurde zum Bahnhof Nietleben gebracht und dort gelagert), wurde 2011 zur Stilllegung ausgeschrieben.[3] Mit Wirkung zum 31. August 2011 wurde durch das zuständige Eisenbahn-Bundesamt (Referat 11) dem Stilllegungsantrag der DB Netz AG gemäß § 11 (2) AEG zugestimmt.[4]

Gegenwärtiger Betrieb

Die Stationen Halle-Nietleben, Halle-Neustadt und Halle Zscherbener Straße werden weiterhin von der Linie S7 der S-Bahn Mitteldeutschland bedient. Von Mitte Januar bis Mitte Dezember 2021 ist die Strecke zwischen Zscherbener Straße und Halle-Nietleben zusammen mit der Strecke 6355 Angersdorf Abzw Awo–Halle-Nietleben als Folge der Sperrung der Strecke Halle–Hann. Münden zwischen Halle (Saale) Hbf und Angersdorf wegen Brückenarbeiten mitgesperrt und ohne Betrieb.

Im Güterverkehr behält die Strecke für die Anbindung der Buna-Werke ihre Bedeutung.

Commons: Bahnstrecke Merseburg–Halle-Nietleben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Eisenbahnatlas Deutschland 2007/2008. 6. Auflage. Schweers + Wall, Aachen 2007, ISBN 978-3-89494-136-9.
  2. Anfang des 20. Jahrhunderts waren viele Pfälzer nach Mitteldeutschland zugewandert, um in der aufkommenden Chemieindustrie Arbeit zu finden. Die ursprüngliche Herkunftsbezeichnung bürgerte sich als Sammelbegriff für die Beschäftigten der Leuna-, später auch der Buna-Werke ein. Siehe auch Pfälzerkolonie in Sachsen-Anhalt
  3. Holleben-Halle Zscherbener Straße : Streckenausschreibung zwecks Stilllegung. In: Drehscheibe Online Foren. 11. Januar 2011, abgerufen am 8. Juli 2015.
  4. Liste der stillgelegten Eisenbahnstrecken in Sachsen-Anhalt. (XLSX; 14,8 kB) Eisenbahn-Bundesamt, 11. September 2017, abgerufen am 22. Januar 2019.