Bahnstrecke Znojmo–Nymburk
Die Bahnstrecke Znojmo–Nymburk ist eine Eisenbahnverbindung in Tschechien, die ursprünglich durch die k.k. priv. Österreichische Nordwestbahn (ÖNWB) als Teil ihres garantierten Stammnetzes erbaut und betrieben wurde. Sie schließt in Znojmo (Znaim) an die Bahnstrecke Wien–Znojmo an und führt über Havlíčkův Brod (Deutschbrod), Čáslav und Kolín nach Nymburk, wo sie in die Bahnstrecke Nymburk–Děčín-Prostřední Žleb übergeht.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorgeschichte und Bau
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]→ Siehe Hauptartikel: Österreichische Nordwestbahn
Verschiedene deutsche Wirtschaftskreise planten schon Ende der 1860er Jahre eine direkte Verbindung von Berlin nach Wien über Reichenberg. Österreich wünschte außerdem eine kurze Verbindung von Wien mit den Häfen der Ostsee und Nordsee, die auch Mittelböhmen (Kohlengruben und Zuckerfabriken) erschließen sollte. Dies war damals mit mehreren Frachtbriefen verschiedener Eisenbahngesellschaft möglich, wobei man auch von der StEG unabhängig sein wollte.
Schon 1865 leistete die Süd-Norddeutsche Verbindungsbahn (SNDVB) verschiedene Vorarbeiten für dieses Projekt, hatte aber mehrere Konkurrenten, besonders die StEG. 1867 vereinigte sich die SNDVB mit einigen anderen Bewerbern und erhielt am 8. September 1868 die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke Wien–Jungbunzlau sowie mehrerer Flügelbahnen.
Am 26. Juli 1870 wurde die k.k. priv. Oesterreichische Nordwestbahn (ÖNWB) gegründet, um eine zweite Nord-Südverbindung in Böhmen zu erschaffen. Im Jahre 1874 war mit der Strecke Wien–Mittelgrund die Hauptstrecke der Österreichischen Nordwestbahn fertiggestellt. Dazu kamen noch Zweigbahnen nach Jungbunzlau, Aussig und Prag.
- Eröffnungsdaten
- 6. Dezember 1869: Goltsch-Jenikau–Kolín
- 29. Oktober 1870: Kolín–Nimburg (–Jungbunzlau)
- 21. Dezember 1870: Deutschbrod–Goltsch-Jenikau
- 25. Januar 1871: Iglau–Deutschbrod
- 23. April 1871: Znaim–Iglau
Nach der Verstaatlichung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Verstaatlichung der ÖNWB ging die Strecke am 1. Januar 1908 an die k.k. österreichischen Staatsbahnen kkStB über. Nach dem Ersten Weltkrieg traten an deren Stelle die neugegründeten Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD.
Nach der Angliederung des Sudetenlandes an Deutschland im Herbst 1938 kam die Strecke zwischen Znaim und Schönwald-Frain zur Deutschen Reichsbahn, Reichsbahndirektion Wien. Im Reichskursbuch war die Verbindung nun als KBS 462g Wien Nordwestbf–Znaim–Schönwald-Frain enthalten.[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kam die Strecke wieder vollständig zu den ČSD.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Folgende Tabelle zeigt die Eröffnungsdaten des elektrischen Zugbetriebes:
Eröffnung | Strecke |
---|---|
30. Dezember 1965 | Jihlava–Světlá nad Sázavou |
28. Dezember 1965 | Světlá nad Sázavou–Kutná Hora hl.n. |
8. November 1965 | Kutná Hora hl.n.–Kolín |
Heute ist die Verbindung in fünf verschiedenen Kursbuchtabellen zu finden:
- KBS 241: Znojmo–Okříšky
- KBS 240: Brno–Jihlava
- KBS 225: Havlíčkův Brod–Jihlava–Veselí nad Lužnicí
- KBS 230: (Praha–) Kolín–Havlíčkův Brod
- KBS 231: Praha–Lysá nad Labem–Kolín
Am 14. Oktober 2015 wurde in Znojmo die neue Haltestelle Znojmo nemocnice eröffnet.[2]
Auf der Strecke Znojmo–Okříšky wird ein Zweistundentakt angeboten, wobei an Nachmittagen werktags zusätzliche Züge nach Moravské Budějovice den Takt verdichten. Abends wird auch ein Zugpaar bis nach Jihlava durchgebunden.
Streckenbeschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Znojmo wird nordwestwärts in einem zur Thaya hin abfallenden Seitengraben verlassen, um dann kurvenreich am Südsaum des Jevišovka – Naturparks im Jaispitzer Hügelland nach Moravské Budějovice ins Tal der Rokytka zu gelangen. Diese wird flussabwärts nun linksufrig bis Jaroměřice nad Rokytnou begleitet, wo die Bahnstrecke westwärts in Seitengräben bei Kojetice – wiederum geländeadaptiert kurvig trassiert – die Geländeschwelle zum Einzugsgebiet der Jilhava überfährt. Třebíč wird östlich hoch über der Stadt liegengelassen, um über Okříšky schließlich ins gewundene Jilhava-Tal abzusteigen, das bis Jilhava (Iglau) benutzt wird. Nordwärts geht es nun über die Wasserscheide zum Šlapanka-Einzugsgebiet weiter, die zusammen mit der Dálnice 1 passiert wird. Nach Seitenfurchen wird das Haupttal östlich von Slapanov erreicht und bis Havlíčkův Brod befahren. Daselbst wechselt die Bahnstrecke in die Gewässerfurche der Sázava (Moldau) bis Světlá nad Sázavou, wo wiederum nordwärts im Tal der Sazavka auf den Geländerücken zum direkt tributären Areal der Elbe gelangt wird. Der Abstieg hinunter in das Čáslavská kotlina (Czaslauer Becken) ab etwa Leština u Světlé weist sogar 2 Kehrschleifen im Gelände auf. Im Becken geht es dann wieder nordwestwärts über Čáslav und Kutná Hora bis Kolin im Elbetal.
Nach Überbrückung des Flusses noch in Kolin wird die Elbe geradlinig rechtsufrig in der weiten Niederung über Poděbrady bis zum Endpunkt Nymburk begleitet.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Zdeněk Hudec u. a.: Atlas drah České republiky 2006–2007, 2. Auflage; Verlag Pavel Malkus, Praha, 2006, ISBN 80-87047-00-1
- Peter Wegenstein: Die Nordwestbahnstrecke. Verlag Peter Pospischil, Wien 1995
- Alfred Horn: Die österreichische Nordwestbahn. Bohmann Verlag, Wien 1967
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Znojmo–Okříšky auf www.zelpage.cz
- Brno–Jihlava auf www.zelpage.cz
- Havlíčkův Brod–Jihlava–Veselí nad Lužnicí auf www.zelpage.cz
- (Praha–) Kolín–Havlíčkův Brod auf www.zelpage.cz
- Praha–Lysá nad Labem–Kolín auf zelpage.cz