Bal Folk

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Der Begriff Bal Folk (französisch bal – „Tanzveranstaltung, Ball“; folk – „folkloristisch“) bezeichnet im Französischen in etwa dasselbe wie der deutsche Begriff Volkstanzabend. Der französische Bal Folk hat seine Wurzeln aber im Folk-Revival der 1970er Jahre, an dem neben politisch progressiven, urban-studentischen auch traditionalistische Kreise beteiligt waren.

Bal Folk in Deutschland

Im Deutschen wird der Begriff meist verwendet, um Tanzveranstaltungen zu bezeichnen, bei denen überwiegend Tänze getanzt werden, die als französisch angesehen werden, bisweilen auch in Abgrenzung zum ebenfalls verwendeten Begriff des Fest-noz, bei dem fast ausschließlich Tänze getanzt werden, die als bretonisch angesehen werden.

Der Bal Folk ist in Deutschland eine der Formen von Mitmach-Tanzabenden, die sich hier immer mehr verbreiten, in Abgrenzung zu den manchmal als verstaubt und rigide erlebten Volkstanzveranstaltungen. Beim Bal Folk werden normalerweise die Tänze der französischen Regionen (etwa Auvergne, Berry, Gascogne, Elsass, Bretagne und Poitou) zu Live-Musik getanzt, wobei sich die jeweilige Zusammensetzung der Tanzmischung danach richtet, was die Band spielt. Dadurch, dass alle mittanzen, trägt jeder zu der besonderen Atmosphäre bei, einer Mischung aus Spaß, Musik, Freude an Bewegung und Geselligkeit.

Getanzt werden Kreis-, Reihen-, Paartänze und Mixer (das sind Paartänze, bei denen jeweils nach einer Kehre ein Partnerwechsel erfolgt). Gelegentlich kann man baskische Gruppen-Solotänze finden.

Die typischen sechs Grundtänze des Bal Folk sind Walzer, Mazurka, Schottisch, Bourrée sowie die Mixer Chapelloise und Fröhlicher Kreis. Mit der Entwicklung der Folkszene und der damit verbundenen Mischung der französischen Tanzrichtungen gibt es mittlerweile bei einem Bal Folk aber auch viele bretonische Tänze (zum Beispiel An-dro, Hanter-dro und Gavotte, wie sie ursprünglich aus dem Fest Noz stammen), viele Branles aus dem Elsass (dort entstehen auch neue Branle-Choreografien) und Tänze der anderen genannten Regionen. Tänze aus anderen Ländern (Schweden, Deutschland, Spanien und Italien) werden zunehmend in das Bal-Folk-Repertoire aufgenommen.

In den Benelux-Ländern gibt es ebenfalls eine starke Bal-Folk-Bewegung. Insbesondere in Flandern gibt es ungefähr seit 2000 eine sehr starke und gut organisierte, vorwiegend studentische Bal-Folk-Szene unter dem Label „Boombal“.

Ablauf

Ein typischer Bal Folk beginnt gewöhnlich zwischen 20 und 21 Uhr und geht oft weit bis nach Mitternacht. Die Mehrzahl der Tänzerinnen und Tänzer tanzen fast den ganzen Abend. Die Anleitung der Tänze erfolgt nur in Einzelfällen, viele Tänze kann man aber schnell mittanzen.

Oft ist dem Bal Folk ein Workshop vorangestellt, auf dem man die wichtigsten Bal-Folk-Tänze lernen kann. Wichtig ist bei einem Bal Folk, dass der Boden gut tanzbar ist, weshalb die Mehrzahl der Bal-Folk-Veranstaltungen in Sälen mit Holzfußboden bzw. Parkett stattfinden. Die Tänzerinnen und Tänzer tragen meist gewöhnliche Kleidung.

Musik

In der Regel wird die Live-Musik mit folgenden Instrumenten (oder einer Auswahl daraus) verstärkt oder unverstärkt gespielt: Diatonisches und Chromatisches Akkordeon, Geige, Drehleier, Dudelsack, Gitarre, Harfe, Bombarde, Flöte und Kontrabass. Aber auch moderne Instrumente werden mehr und mehr eingesetzt, beispielsweise E-Bass, E-Gitarre, Saxophon und Schlagzeug.

Bal Folk-Festivals

Außer einzelnen Bal Folk-Abenden werden zunehmend auch mehrtägige Bal Folk-Festivals veranstaltet, bei denen mehrere Bal Folks, meist jeden Abend und teilweise auch tagsüber, stattfinden. Das Festivalprogramm kann ergänzt werden durch Musikkurse, Sessions, Wanderungen und andere Aktivitäten. Durch das längere Programm bedingt haben Bal Folk-Festivals in der Regel mehr Besucher (hundert bis zu mehreren Tausend) als einzelne Bal Folk-Abende, die auch aus größeren Entfernungen anreisen. Die Bal Folk-Szene in Deutschland wird wesentlich beeinflusst durch die verschieden großen Festivals. Die Tanz- und Musikfreunde fahren beispielsweise oft in Gruppen gemeinsam zu den Festen, es entsteht ein Austausch der Musik und der Tänze, und Bands werden gegenseitig engagiert.

Bands

  • Bekannte Gruppen aus Deutschland, die zum Bal Folk spiel(t)en: „Allumette“, „All You Can Dance“, „Aller Hopp“, „AOK!“, „Bilander“, „bilwesz“, „Brümmkreisel“, „Cassard“, „La Chanterelle“ (bis 5/2011), „Dudlhupf“, „Dudelquetsch“, „Die Hayner“, „Fiddlesticks!“, „Fievklang“ (bis 10/2010), „Helix“, „La Marmotte“, „Les hommes ventrus“, „Moenus“, „Palouse“, „Pas de Quoi“, „Prends tes Pieds“, „Querx“, „Saiten, Fell & Firlefanz“, „SPOC“, „Trio Grande“, „Viernheim Jam“, „Die Zwei“
  • Bal-Folk-Gruppen aus Frankreich, die gelegentlich in Deutschland zu hören sind: „Au Gré des Vents“, „Ciac Boum“, „La Chavannée“, „Duo James-Leblanc“, „Excalembour“, „La Machine“, „Parasol“, „La Poupée du Loup“, „Toc Toc Toc“
  • Weitere Bal-Folk-Gruppen: „Blowzabella“ (England), „Bruno et Maria“ (Deutschland/Schweiz), „Gonnagles“ (Niederlande), „Hot Griselda“ (Niederlande/Belgien), "Martina quiere bailar" (Spanien), „Naragonia“ (Belgien), „Phönix“ (Dänemark)

Diese Gruppen spielen traditionelle und neue, auch selbst komponierte Melodien zu den Bal-Folk-Tänzen. Wichtigstes Kriterium ist die gute Tanzbarkeit eines Stückes (Rhythmus, Tempo, Charakter, Arrangement).

Viele Musiker halten sich nicht streng an die Noten des jeweiligen Stückes und variieren beziehungsweise improvisieren. Dies wird dadurch begünstigt, dass viele Bands auswendig spielen. Dadurch und durch die Wechselwirkung mit den Tänzerinnen und Tänzern entsteht die Spannung, die nötig ist, um einen Tanz lebendig zu halten.

Tänze

Die vorgestellten Tänze (oft allerdings auch nur eine Auswahl davon, manchmal auch Tänze, die hier noch nicht erwähnt wurden) werden bei einem Bal Folk in freier Reihenfolge von der Band live gespielt, manche können auch mehrmals an einem Abend vorkommen.

Darüber hinaus gibt es viele Tänze, die auf dem Weg ins Bal-Folk-Repertoire sind, etwa Congo de Capsieux, Scottish impaire, Pas d' été, Carnaval de Lanz und Sept sauts.

Literatur

  • La danse traditionelle en France d´une ancienne civilisation paysanne à loisir revivaliste. Yves Guilcher, Librairie de la Danse, FAMDT, Courlay 1998

Weblinks

Einzelnachweise