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Evolution im Sinne eines universalen Prozesses[1][2]

Der Begriff Evolution (von lateinisch evolvere „herausrollen“, „auswickeln“, „entwickeln“) bezieht sich im weiten Sinne auf die Entwicklung von einfachen zu tendenziell komplexeren Systemen, sowie zu vorher nicht existenten Eigenschaften (Emergenz).

Im allgemeinen Sprachgebrauch ist Evolution

  • in erster Linie die biologische Evolution: Die von Generation zu Generation stattfindende allmähliche Veränderung organischer Strukturen durch Anpassung, auch Höherentwicklung[3]
  • (bildungssprachlich) eine langsame und kontinuierlich fortschreitende Entwicklung in langfristigen, geschichtlichen Zusammenhängen.[4][5][6]

Fachsprachlich wird der Begriff heute nicht nur in der Biologie verwendet, sondern ebenso in den anderen Naturwissenschaften einschließlich der Anthropologie sowie in einigen Geistes- und interdisziplinären Wissenschaften bis hin zur Idee einer Allgemeinen oder Universalen Evolutionstheorie.[7][8][9][10]

Übergreifend wird allgemein anerkannt, dass sich mit zunehmender Komplexität tendenziell die Fähigkeiten der Systeme zum Empfang, zur Speicherung, zur Verarbeitung und zur Weitergabe von Informationen erhöhen. Neben der biologischen Evolution haben sich – in unterschiedlicher Bedeutung und Tiefe – vor allem die Begriffe Kosmische Evolution, Chemische Evolution und Soziokulturelle Evolution etabliert.

Der Begriff hat mehrere Bedeutungen, wobei es möglicherweise eine generische überlappende Bedeutung gibt, von der die einzelnen vom jeweiligen Kontext des Diskurses abhängige Variationen darstellen.[11] Die aktuell vorliegenden Definitionen reichen von extremen Verkürzungen (siehe Einleitung) bis zu sehr detaillierten Beschreibungen. Schnittmenge aus den übereinstimmenden Merkmalen der detaillierteren Definitionen in den verschiedenen Wissenschaften:

Infolgedessen ist Evolution die Entwicklung aufeinander bezogener Einzelschritte in einem Gesamtzusammenhang (Kohärenztheorie), der in Jahrmillionen durch qualitatives Wachstum – sprich: einer zunehmenden „Verfeinerung“ der Strukturen sowie Ausdifferenzierung neuer Funktionen und Möglichkeiten in Subsystemen[16] – zu hochgradig vernetzten Komplexen Systemen geführt hat.[17][18] Hierzu zählen in der Lebewelt die interspezifischen Wechselbeziehungen und die Koevolution.

Diese Beschreibung spiegelt die verbreitete Auffassung wider, den biologischen Evolutionsbegriff vorwiegend „nach oben“ (menschliche Fähigkeiten, Psyche, Kultur, Maschinen) und nur geringfügig „nach unten“ (Präbiologische Prozesse) zu erweitern.[19]

Der Gebrauch des Wortes Evolution ist manchmal weltanschaulich geprägt,[14] er liegt in einem Spannungsfeld zwischen Materialismus und dem Glauben an eine Schöpfung.[20] Seine Bedeutung hat sich in der Geschichte vielfach gewandelt.[21] Für eine übergreifende Definition finden sich nur Vorschläge.

[…]

Universelle Evolution

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Metaphern, Analogien und nicht-darwinsche Hypothesen

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Universeller Darwinismus

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Evolutionsbegriff nach Luhmann
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[…]

Einheit der Wissenschaft

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„Unter Evolution werden insbesondere die kosmische, die biologische und auch die kulturelle Evolution verstanden.

Die Evolution und damit auch unser Universum ist ein Wechselspiel von Veränderung und Stabilität, wonach sich aus einfachen tendenziell komplexe Strukturen bilden. Derartige Strukturen können sowohl physischer als auch psychischer, insbesondere geistiger Natur sein. Mit zunehmender Komplexität erhöhen sich tendenziell die Fähigkeiten der Strukturen zum Empfang, zur Speicherung, zur Verarbeitung und zur Weitergabe von Informationen. All dies beruht auf der Materie und den Kräften (elementare Wechselwirkungen), wie sie in der kosmischen Evolution entstanden sind.“

Luc Saner: [S 1]

Der Schweizer Jurist Luc Saner gründete 2016 das Komitee „Einheit der Wissenschaft und echtes Studium generale“ mit dem Ziel, an möglichst vielen Universitäten ein zweisemestriges Studium generale zu etablieren, das auf einer ganzheitlichen Basis ermöglichen soll, die Zusammenhänge zwischen den Erkenntnissen der verschiedenen Wissenschaften zu durchblicken. Saner geht davon aus, dass die hochgradige Spezialisierung in den Wissenschaften nicht geeignet ist, angemessen und wirksam auf den globalen Einfluss des Menschen auf die Erde zu reagieren,[S 2] der „schwerwiegende Konsequenzen bis hin zu unserem eigenen Aussterben haben kann“.[S 3] Dazu seien auch Generalisten nötig, die in der Lage sind, die Zusammenhänge zwischen den Erkenntnissen der verschiedenen Wissenschaften zu durchblicken. In Saners Buch „Allgemeiner Teil der Wissenschaften“ (2023), das er als inhaltlichen Vorschlag für solch ein Studium generale erarbeitet hat, spielt die Evolution in einem alles umfassenden Sinn eine zentrale Rolle.[S 4]

Saner entwickelte seine einleitend zitierte Definition vor allem aufgrund des Buches Evolution kosmischer, biologischer und geistiger Strukturen von Albrecht Unsöld (1983).[S 5] Nach Vollmer kann man bei Unsölds Ansatz nicht von einer „universalen Evolutionstheorie“ sprechen, da es bei einer reinen Beschreibung ohne erklärenden Charakter bleibt.[22] Auch Luc Saners Definition liefert eine weitreichende Abstraktion des Evolutionsbegriffes; dennoch bezeichnet der Physiker Werner Ebeling das Buch (das nach dem Autor auf weit über 100 Fachveröffentlichungen und der Abstimmung mit bedeutenden Fachwissenschaftlern aus allen tangierten Wissenschaften basiert)[S 6] als „eine Gesamtschau der heutigen Wissenschaft und der Situation der Welt“, ohne die Verallgemeinerung der Evolutionsidee in irgendeiner Weise zu kritisieren.[13] Die Darstellung entspricht denn auch weitestgehend der im Abschnitt Definitionen genannten „Schnittmenge“.

Der Autor selbst schreibt, dass ein vereinheitlichter Evolutionsbegriff umstritten ist. In seinem Vorschlag verwendet er stattdessen auch den Begriff evolutionäres Weltbild.[S 7] Dabei bezieht er sich vor allem auf die Hierarchie der Evolution sowie der Materie und Kräfte gemäß dem Standardmodell der Quantenphysik,[S 8] auf dem letztlich alle Evolutionsphasen – die im Wesentlichen von der kosmischen über die biologische zur kulturellen Phase führten – beruhen.[S 9] Ein konkreter „evolutionärer Mechanismus“ wird indes nicht beschrieben, weil es keine anerkannte physikalisch-kosmologische Theorie gibt[23] (siehe Weltformel) und der Autor die Definition (Wechselspiel von Veränderung und Stabilität) weit gefasst hat. Allerdings gibt an einer Stelle eine Verbindung der biologischen Evolutionsfaktoren mit der kosmischen Evolution.[S 10] Dies wird jedoch nicht näher erläutert und ein universeller Darwinismus lässt sich daraus nicht ableiten.

Auffallend ist überdies die philosophische Verknüpfung der Evolution als Sinn des Daseins: „Dementsprechend lässt sich behaupten, dass der aktuelle Sinn darin besteht, komplexe Strukturen zu erhalten, weiterzuentwickeln und zu verbreiten.“[S 11]

Obwohl noch niemand keine anerkannte vereinheitlichte Evolutionstheorie existiert, gelingt es Luc Saner mit seinem Buch, die gegenwärtige Vielzahl von Evolutionsbegriffen aus den verschiedenen Fachbereichen unwidersprüchlich miteinander zu verbinden und als sinnvolle Klammer für die Einheit der Wissenschaft und ein echtes Studium generale zu nutzen. Damit wird zumindest eine deutlichere Vorstellung von einem universellen Evolutionsbegriff gefördert.

Einzelnachweise

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  1. Gerhard Vollmer 2016, S. 20, 28, 142
  2. Luc Saner (Hrsg.): Studium generale: Auf dem Weg zu einem allgemeinen Teil der Wissenschaften. Springer Spektrum, Wiesbaden 2014, ISBN 978-3-658-04157-1, S. 20.
  3. a b Stichwort Evolution im Lexikon der Biologie auf spektrum.de, Spektrum, Heidelberg 1999, abgerufen am 1. September 2023.
  4. Duden | Evolution | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft. Abgerufen am 1. Mai 2024.
  5. DWDS: Evolution, zuletzt abgerufen am 10. Mai 2024.
  6. Dirk Kemper: Revolution oder Evolution? Geschichte einer oppositionellen Denkfigur. 2018.
  7. Zu diesem Aspekt siehe Jürgen Kocka: Evolution und Revolution: begriffsgeschichtliche Überlegungen. In: Volker Gerhardt (Hrsg.): Wer hat die Deutungshoheit über die Evolution? (= Debatte. Heft 8). Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Berlin 2010, ISBN 978-3-939818-16-8, S. 11–16 (online).
  8. Eugen Rosenstock-Huessy: Revolution als politischer Begriff in der Neuzeit.
  9. Md. Abdul Mannan: Revolution Versus Evolution: The Pattern of Conceptual Change in Science. In: Journal of Indian Council of Philosophical Research. Band 37, 8. Mai 2020, S. 175–189.
  10. Wolfert von Raden: Revolution und Evolution. In: Forum Interdisziplinäre Begriffsgeschichte, Band 1, 2012.
  11. R. Puligandla: The concept of evolution and revolution. In: The Philosophy Forum. Band 11, Ausgabe 1–2, 4. Juni 2010, S. 41–69.
  12. Vollmer 2016, S. 20, 29–30.
  13. a b Werner Ebeling: Selbstorganisation – Entwicklung des Konzeptes und neue Anwendungen. Festvortrag auf dem Leibniztag 2003, Leibniz-Sozietät/Sitzungsberichte 60(2003)4, 37–47, PDF abgerufen am 9. September 2023. S. 42–43.
  14. a b Michael Blume: Was bedeutet Evolution für Sie? Beitrag auf scilogs.spektrum.de vom 12. Februar 2012, Spektrum der Wissenschaft, abgerufen am 31. August 2023.
  15. William Bruce Sherwin: Entropy, or Information, Unifies Ecology and Evolution and Beyond. Evolution & Ecology Research Center, School of Biological Earth and Environmental Science, UNSW Sydney Australien, 21. September 2018.
  16. Reinhard Wagner: Vermittlung systemwissenschaftlicher Grundkonzepte. Diplomarbeit, Karl-Franzens-Universität Graz, Berlin 2002, PDF abgerufen am 25. September 2023. S. 49.
  17. Jörg Rainer Nönnig: ARCHITEKTUR SPRACHE KOMPLEXITÄT, hier Essay III: Exkurs: Das Phänomen Komplexität. Dissertation an der Bauhaus-Universität Weimar, Weimar 2006, PDF, abgerufen am 10. September 2023. S. 73, 78, 86–87.
  18. Gabriela Straubinger: Komplexität - Wie interdisziplinäre Teams mit komplexen Aufgabenstellungen umgehen, hier Theoretische Grundlagen, Kapitel 2. Wissenschaftlicher Bezugsrahmen von Komplexität. Masterarbeit an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Zürich 2010, PDF abgerufen am 11. September 2023. S. 13–14.
  19. Vollmer 2016, S. 34–35, 42.
  20. Markus Vogt: Evolution und Schöpfung. Ergänzung oder Gegensatz? In: Volker Gerhardt, Klaus Lucas, Günter Stock (Hrsg.): Evolution – Theorie, Formen und Konsequenzen eines Paradigmas in Natur, Technik und Kultur. Akademie Verlag, Berlin 2011. S. 173–183.
  21. Peter J. Bowler: The changing meaning of „Evolution“. In: Journal of the History of Ideas. Band 36, Ausgabe 1, Januar–März 1975. S. 95–114.
  22. Gerhard Vollmer: Im Lichte der Evolution. Darwin in Wissenschaft und Philosophie. S. Hirzel, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-7776-2617-8. (Vorschau des Buches bis S. 61 als PDF), abgerufen am 17. März 2024, S. 33.
  23. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Beyler.
(S) Akademien der Wissenschaften Schweiz (Hrsg.), Luc Saner (Autor): Allgemeiner Teil der Wissenschaften. Auf dem Weg zur Einheit der Wissenschaft und zu einem echten Studium generale. Bern 2023, ISBN 978-3-905870-01-5, DOI:10.5281/zenodo.7764971, abgerufen am 27. Februar 2024.
  1. Saner 2023, S. 405 (Glossar).
  2. Saner 2023, S. 19–20.
  3. Saner 2023, S. 19.
  4. Saner 2023, S. 23–24.
  5. Saner 2023, S. 51.
  6. Saner 2023, S. 410–418.
  7. Saner 2023, S. 219.
  8. Saner 2023, S. 51–57.
  9. Saner 2023, S. 28–29, 50.
  10. Saner 2023: „So sind die Eigenschaften Stoffwechsel, Mutation, Reproduktion und Selektion im Grundsatz nichts anderes als diejenigen Prozesse, die auch die kosmische Evolution vorangetrieben haben, wie sich am Beispiel der Sterne zeigen lässt.“, S. 44.
  11. Saner 2023, S. 341.