Benutzer:Klostermönch/Klosterkirche Dobbertin

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Kopie aus Kloster Dobbertin zur Vorbereitung einer Auslagerung, dortige Versionsgeschichte wird bei Überführung des Artikels in den Artikelnamensraum importiert


Die Klosterkirche ist ein einschiffiger Backsteinbau mit hohem, schlankem Innenraum von sieben Jochen mit 5/8 Chorschluss, im Kern noch 14. Jahrhundert. Sie ist im Innern kreuzrippengewölbt und wird im Westteil von einer massiven Empore, der Nonnenempore, bestimmt. Die Decke der zweischiffigen Halle mit steil ansteigenden Kreuzrippengewölben ruht auf achteckigen Granitsäulen mit schlichten Kapitellen.

Baugeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der ursprüngliche Feldsteinbau der Klosterkirche, vermutlich noch ohne Turm, entstand im frühen 14. Jahrhundert. Begonnen wurde der Bau aber als dreischiffige Kirche, wie die um 1280 entstandenen Arkadenbögen mit aufwendigem Backsteindekor belegen. Nach der Umwandlung in ein Nonnenkloster wurde der Kirchenbau als langgestreckter Saalbau mit schmalen Kapellenanbauten vollendet. An der Südwand ist noch die zur Zeit der Reformation zugemauerte Tür zu sehen, die die Nonnenempore mit dem Domitorium als Schlafsaal der Nonnen im östlichen Klausurgebäude verband. Nach Vollendung der vier Klausurgebäude mit den Kreuzgängen sind bis zur Reformation und der Auflösung des Nonnenklosters 1572 keine weiteren Veränderungen an und in der Klosterkirche überliefert.

1649 war der Turm der Kirche nach schwerem Sturm stark beschädigt und große Teile des Daches fehlten. Nach einer 1738 durchgeführten „unordentlichen Priesterwahl“ ließ der Provisor und spätere Klosterhauptmann Jobst Hinrich von Bülow von 1746 bis 1749 die Oberkirche mit der Nonnenempore restaurieren. Die Kirchweihe nahm Pastor Christian Hintzmann am 29. Juli 1748 vor.

Die mittelalterliche Kirche des Klosters wurde ab 1828 unter Leitung des Schweriner Landbaumeisters Georg Adolf Demmler erweitert und umgebaut. Er nutzte dabei einen Entwurf des Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel. Das äußere mittelalterliche Mauerwerk des Kirchenschiffes wurde mit einer neugotischen Backsteinarchitektur ummantelt und 1851 vollendet. Als Vorbild dienten hier Schinkels Entwürfe für die ebenfalls als Saalkirche angelegte Friedrichswerdersche Kirche in Berlin. Die Fassaden der Dobbertiner Kirche wurden dabei durch schlanke Strebepfeiler, hohe Spitzbogenfenster und Brüstungsgalerien gegliedert. Den Abschluss auf den Wimpergen und Filialtürmchen bilden Kreuzblumen aus Terrakotta.

Der Anbau für die Orgelempore an der Nordfassade hat ein großes Kreisfenster mit Pentagramm als Maßwerk. Der Fünfstern am sogenannten Demmlergiebel soll Demmlers Zugehörigkeit zur Freimaurerloge Harpokrates zur Morgenröthe in Schwerin dokumentieren.

Portal an der Westseite

Das Westportal wurde 1837 vollendet und beide Türme mit ihren achtseitigen massiv gemauerten Kegelhelmen noch mit vergoldeten Kreuzen versehen. Die Türme verbindet eine Plattform, auf der auch das Schlagwerk für die Kirchenuhr steht. Der große Spitzbogen über dem Portal beider Durchgänge wird seitlich von Strebepfeilern mit Spitzhelmen und Kreuzblumen flankiert. Die Durchgänge werden von Halbrundsäulen mit von Blattranken verzierten Kapitellen gerahmt. Über Ihnen befinden sich drei Kreisfenster mit Fischblasenmaßwerk. Mit dem weiteren äußeren Kirchenumbau betrauten die Klostervorsteher den Dobbertiner Amtsmaurermeister Christian Johann Rezlaff und seine Helfer.

Nachdem 1837 der Turmbau vollendet und 1851 die Umgestaltung der Außenfassaden abgeschlossen war, erfolgte von 1854 bis 1857 der neugotische Innenausbau der Kirche. Dazu wurde schon 1853 mit dem Wismarer Architekten und Privatbaumeister Heinrich Gustav Thormann ein Vertrag zum inneren Umbau auf vier Jahre abgeschlossen. Die Verantwortung oblag den Klostervorstehern mit dem Klosterhauptmann Otto Julius Freiherr von Maltzan und den Provisoren Vizelandmarschall Johann Heinrich Carl von Behr und Landrat Hans Dietrich Wilhelm von Blücher. Für die gesamte baufachliche Betreuung und Ausstattung mit der Kanzel, dem Altar, der Orgel, den Buntglasfenstern, dem Fußboden und dem Gestühl zeichneten seit 1854 die Klosterbaukonferenz mit den Klostervorstehern, dem Architekten Heinrich Gustav Thormann, den Pastoren Christian Heinrich Mahn und Friedrich Pleßmann, dem Landbaumeister Theodor Krüger aus Schwerin und dem Geheimen Archivrat und Konservator Georg Christian Friedrich Lisch aus Schwerin verantwortlich. Die Klostervorsteher waren den jährlichen Landtagen rechenschaftpflichtig und die örtlichen Überprüfungen nahmen die Landtags-Committen vor.

Die Einweihung der neugestalteten Klosterkirche erfolgte am 18. Sonntage nach Trinitatis am 11. Oktober 1857 vormittags halb 10 Uhr mit fast tausend Menschen auf dem Klosterplatz vor der Kirche.

In den Jahren von 1922 bis 1928 traten diverse Schädigungen an Maßwerken, Brüstungen, Fialtürmen, Kreuzblumen und Bekrönungen der Fassaden und Türmen auf. Erst 1929 bis 1930 erfolgten die Reparaturen in teils vereinfachter Form. Von 1945 bis 1947 nutzten russische Soldaten das Kloster als Karserne. Durch einen Brand wurde 1946 der innere südliche Turm der Kirche stark beschädigt und Teile des angrenzenden östlichen Klausurgebäudes vernichtet. Im Jahr 1977 wurde die gesamte Klosteranlage mit Park und Friedhof unter Denkmalschutz gestellt. Seit Jahrzehnten wurden zahlreiche Schäden, besonders Witterungsschäden an den Fassaden, der Dachkonstruktion und den Gewölben festgestellt, die 1979 zur baupolizeilichen Sperrung der staatlichen Klosterkirche führten.

Von 1990 bis 2006 wurden an den Fassaden der Klosterkirche und der Doppelturmanlage Sicherungs- und Instandsetzungsarbeiten durchgeführt.

Innenraum und Ausstattung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nonnenempore

Die innere Kirchenausgestaltung entstammt der zweiten neugotischen Restauration von 1854 bis in die 1870er Jahre.

Von den älteren Ausstattungsstücken sind nur wenige erhalten geblieben, darunter der am Eingang zur Unterkirche stehende, aus der Werkstatt des niederländischen Bildhauers Philipp Brandin stammende Taufstein von 1586. Es ist eine Sandsteintaufe in Vasenform mit geschnitztem Eichendeckel, gestiftet vom Geheimrat und Hofmarschall Joachim von der Lühe, der bis 1588 Klosterhauptmann war. Neben dem Eingang zur Sakristei hängt eine gerahmte Kaselstickerei mit der Kreuzigungsgruppe von 1520. In der Mitte der Kaselstickerei ist der gekreuzigte Jesus Christus mit Maria und Johannes dargestellt, über dem Kruzifix der thronende Gottvater, in den Kreuzarmen links Petrus und rechts Paulus und unten der heilige Christophorus.

In der Oberkirche steht auf der Nonnenempore der 1747 von dem Schweriner Bildhauer Andreas Klinkmann gefertigte barocke Kanzelaltar mit geschnitztem Kanzelkorb. Auch das Orgelgehäuse wurde von Klinkmann gefertigt. Die kleine Orgel stammte vom Rostocker Orgelbauer Paul Schmidt. Für die gesamte Ausmalung der Oberkirche, auch mit den Logen als Adelslauben der Konventualinnen, zeichnete der Maler Ezechiel Bromann aus Rostock verantwortlich. Die Adelslauben mit der Überdachung, das Paneel und den Fußboden fertigten die Dobbertiner Tischler Hans Andreßen und Peter Pickert. Die ältesten noch gut erhaltenen Wappen mit Schrifteintrag der Konventualinnen befinden sich auf den Brüstungsfeldern der Adelslauben. Wandfüllend hingen nach den Plünderungen von 1947 an der Süd- und Westseite des Chores nur noch 153 farbige Metallwappen mit 231 Wappenschildern von 75 adligen Familien, deren Töchter von 1774 bis 1933 im Kloster Dobbertin lebten.

Auf der Nonnenempore ist hinter den südlichen Adelslauben noch die während der Reformation zugemauerte Tür zur Klausur vorhanden.[1]

Chorfenster

Korrespondierend gestaltet ist das Gaston Lenthes Kreuzigungsgemälde im Flügelaltar mit den Glasgemälden in den fünf Chorseitenfenstern. Das Bild im dreirahmigen Mittelfenster zeigt die Auferstehung und Himmelfahrt Christi. Der Entwurf des Schweriner Hofmalers Gaston Lenthe wurde durch den Schweriner Glasmaler Ernst Gillmeister ausgeführt und noch vor der Kirchweihe am 11. Oktober 1857 eingesetzt. Die weiteren vier Seitenfenster wurden nach den Entwürfen des Historienmalers Gustav Curt Friedrich Stever auch durch den Glasmaler Ernst Gillmeister gefertigt. Die Glasgemälde in den nördlichen Fenstern mit David und Elias wurden 1864, mit Abraham und Moses 1866 und in den beiden südlichen Fenstern mit Petrus und Paulus 1864 und mit Augustinus und Luther 1866 eingesetzt.

Wie schon der Altar, ist auch die Kanzel ein Entwurf des Landbaumeisters Theodor Krüger. Der aus Eichenholz bestehende Kanzelfuß und die Kanzel fertigte der Schweriner Tischlermeister Johann Christiansen. Die in Eiche geschnitzten vier Kanzelfiguren Moses und Jesaja aus dem Alten Testament stehen für Gesetz und Weisagung und Johannes und Paulus aus dem Neuen Testament für die Verkündigung der Erfüllung des Wortes Gottes. Geschnitzt wurden sie 1856 durch den Berliner Bildhauer Friedrich Dietrich nach den Entwürfen und Modellen des in Dobbertin geborenen Bildhauers Gustav Willgohs von 1855. Auch die im Chorpolygon dort auf vier Säulen stehenden Evangelisten, Matthäus und Lukas auf der Nordseite und Markus und Johannes auf der Südseite, wurden als Gipsplastiken in sandsteinimitierter Farbgebung 1856 von Gustav Willgohs geschaffen. Nach ihrer Restauration wurden sie 2007 wieder aufgestellt. Willgohs schenkte sie dem Kloster aus Dankbarkeit für die finanzielle Unterstützung der Klostervorsteher während seines Studiums in Berlin.[2]

Der neugotische Flügelaltar mit der Predella wurde 1857 nach einem Entwurf des Schweriner Landbaumeisters Theodor Krüger von dem Schweriner Tischlermeister Johann Christiansen gefertigt. Auf dem Gemälde im Altarretabel erscheint Christus am Kreuz, neben ihm die Mutter Maria und Johannes, am Fuße des Kreuzes Maria Magdalena. Der linke Flügel zeigt drei Frauen, die Christus in Galiläa nachgefolgt waren, rechts erblickt man den unbekannten Hauptmann, der mit der rechten Hand auf das Kreuz weisend, den Blick zur Gemeinde gerichtet in römischer Legionärstracht. Neben ihm erscheinen Joseph von Arimathäa und Nikodemus. Der Schweriner Hofmaler Gaston Camillo Lenthe malte 1857 die drei Gemälde im Schrein und den beiden Seitenflügeln, der mit umfangreich vergoldeten Ornamentschnitzereien versehen ist. Das Gemälde in der Predella mit der Abendmahlsdarstellung fertigte der Historienmaler Gustav Stever 1864.[3][4]

Die Orgel steht im nördlichen Vierungsteil. Den Entwurf für den Orgelprospekt mit Gehäuse lieferte der Wismarer Architekt Heinrich Thormann 1855. Die Orgel baute 1857 der Orgelbauer Ernst Sauer aus Friedland. Nach mehrmaligen Reparaturen des mangelhaften Instruments und mehreren Prozessen baute 1893 die Orgelbauanstalt Schlag & Söhne aus Schweidnitz eine neue Orgel ein.

Russische Soldaten, die 1945 die Klosterkirche besetzten, demolierten die Orgel. 1953 stellte die Potsdamer Orgelbau-Anstalt Alexander Schuke sie schrittweise wieder her. Nach baupolizeilicher Sperrung der Kirche 1979 und zunehmenden Feuchteschäden baute 1990 Wolfgang Nußbücker vom Mecklenburger Orgelbau in Plau am See Teile der Orgel aus und lagerte diese ein.

Das Kirchengestühl aus Eichenholz fertigten Dobbertiner Tischlermeister an. Bemerkenswert sind die geschnitzten Wangen, die besonders am Gestühl für höhergestellte Persönlichkeiten mit Abts- und Bischofsstäben enden.

Die beiden schmiedeeisernen Radleuchter fertigte 1885 der Berliner Kunstschlosser Marcus; sie konnten aber erst 1887 nach ihrer Verkleinerung angebracht werden. Der Amtsmaurermeister Andreas hatte sich um 1,80 Meter vermessen und die zu großen Radleuchter kamen nicht durch die Kirchentür. Klosterhauptmann war von 1882 bis 1894 der Landrat Wilhelm Thedwig von Oertzen.

Der über zwei Türme reichende Glockenstuhl trägt neben zwei Eisenhartgussglocken von 1957 eine kleine, 1872 bei Collier in Berlin gegossene Bronzeglocke. Unter den beiden 1942 für Kriegszwecke eingeschmolzenen Bronzeglocken befand sich auch die erst 1934 mit der Inschrift: „Im 9. Jahr des Reichspräsidenten von Hindenburg, im zweiten Jahr des Reichskanzlers Adolf Hitler“ gegossene Glocke.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Georg Christian Friedrich Lisch: Die Kirche und das Kloster zu Dobbertin in Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde Band 45, Schwerin, 1843 (Digitalisat)
  2. Andreas Baumgart:Arbeitsbericht zur Restaurierung der Evangelistenfiguren in der Klosterkirche Dobbertin, Rethwisch, 2007
  3. Dirk Handorf:Denkmalpflegerische Zielstellung für den inneren Raumbereich der Klosterkirche Dobbertin, Schwerin 1990
  4. Die Diskuren, Deutsche Kunstzeitung, Berlin 1856, S. 177

Koordinaten: 53° 36′ 55,4″ N, 12° 4′ 39,6″ O


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