Benutzer:Neun-x/Motorschiff

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Ein moderner Schiffsdiesel

Ein Motorschiff ist ein Schiff, das von einem Motor − meist einem Dieselmotor − angetrieben wird. Die Abkürzung MS für Motorschiff oder MV für englisch motor vessel wird oft dem Schiffsnamen vorangestellt, teilweise auch M/S oder M/V geschrieben.

Schiffsdieselmotoren können mit Dieselkraftstoff, Marinedieselöl, Schweröl („HFO“) oder seit einiger Zeit auch mit Gas betrieben werden. 'Marinedieselöl' wird in der Seeschifffahrt in vier Qualitäten spezifiziert:

  • DMA: auch als Marine Gasoil (MGO) bezeichnet, ein mittelschweres Gasöl
  • DMB: auch als Marine Diesel Oil (MDO) bezeichnet, ein relativ schweres Gasöl (mit Vakuumgasölanteilen)
  • DMC: ein aus schweren Gasölen bestehender Treibstoff (es können Rückstände eingemischt sein)
  • DMX: ein sehr leichtes Gasöl mit hervorragender Kälteeigenschaft; wird fast nur als „Notfall-Kraftstoff“ verwendet.

Zudem gibt es Schiffsdiesel für die europäische Binnenschifffahrt.

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein klassisches hochseetaugliches Passagiermotorschiff

Waren noch vor 30 Jahren die großen Zweitaktmotoren die wichtigsten Antriebsmotoren für die Seeschifffahrt, so sind es heute die Viertakter. Zweitaktmotoren mit hoher Leistung werden überwiegend in große, schnelle Containerschiffe als Einzel- und auch Doppelanlagen mit einer Motor- und Propellerdrehzahl von 95−105/min eingebaut. Die mittelschnelllaufenden Viertakt-Motoren (350–450/min) teilen sich, mit ganz wenigen Ausnahmen, den Rest. Diese Viertaktmotoren mit bis über 13.000 kW sind zum Beispiel in der Queen Elizabeth 2 eingebaut. Zurzeit werden bei kleineren Schiffen Viertaktmotoren bevorzugt eingebaut, da diese von bedeutend geringerer Einbauhöhe als die langsam laufenden Zweitaktmotoren sind. Zweitakter sind fast durchweg Langsamläufer mit 94−120/min. Viertaktmotoren sind entweder Mittelschnellläufer mit Umdrehungen von 350−450/min, aber auch Schnellläufer wie die MTU-Baureihe (2.000 bis zu 2.300/min). Zweitaktmotoren, mit Bauhöhen teilweise von weit über 10 Metern und bis zu 2.500 Tonnen Gesamtgewicht, werden meist als Einzelmaschinen eingebaut; Viertaktmotoren als Einzel-, Doppel-, Dreifach-, Vierfach- und Mehranlagen.

Als Kraftstoff verwendet man in der Seeschifffahrt seit ungefähr 40 Jahren Schweröl. Das ist Öl mit einer Dichte von bis zu 0,99 g/cm³. Um dieses Öl pumpen zu können, muss es auf mindestens 60 °C vorgewärmt werden. Zum Einspritzen in den Motor wird das Schweröl dann auf 130 bis 140 °C vorgewärmt. In der Binnenschifffahrt wird hingegen ausschließlich Gasöl verwendet. Größere Schiffsdieselmotoren werden mit hochkomprimierter Luft (10–35 bar) angelassen. Schwerölbetriebene Großdieselmotoren benötigen daher mehrere Hilfsaggregate und -Systeme wie Dieselgeneratoren, Ölkesselanlage zur Erzeugung von Dampf zur Heizung der Schweröltanks, diverse Kühlwasserpumpen, diverse Schmierölpumpen, Kraftstoffzubringerpumpen, Luftkompressoren und Druckluftbehälter.

Das Umsteuern (für Vorwärts- oder Rückwärtsfahrt des Schiffes) erfolgt entweder am Motor selbst durch pneumatisches oder hydraulisches Verschieben der Nockenwelle, oder der Motor behält seine Drehrichtung bei und die Umsteuerung erfolgt mittels Wendegetriebe. Die dritte Variante ist das hydraulische oder mechanische Verstellen der Propellerflügel.

Moderne Passagierschiffe haben heute oft einen Diesel-Elektroantrieb: Dieselgeneratoren erzeugen Strom und ein oder mehrere Elektromotoren treiben den/die Propeller.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine Werbeanzeige der "Deutsche Kromhout" von 1913. Sie stellte überwiegend Motoren zum nachträglichen Einbau in Küstensegler her.
Motor der Fram

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits kurz nach seiner Erfindung wurde der Dieselmotor für Boote eingesetzt, bald darauf für Binnenschiffe. Die dänische Reederei Det Østasiatiske Kompagni (East Asiatic Company) ließ 1912 bei der Werft Burmeister & Wain in Kopenhagen das erste hochseetaugliche Motorschiff, das Fracht- und Passagierschiff Selandia, bauen. Die 4964 Bruttoregistertonnen vermessene Selandia war 117 m lang, 16 m breit und hatte einen Tiefgang von 9 m. Mit zwei umsteuerbaren Vier-Takt-Dieselmotoren der Firma Burmeister & Wain von je 920 kW (1250nbsp;PS) erreichte das Zweischrauben-Schiff eine Geschwindigkeit von 12 Knoten (22,2 km/h). Auf ihrer Jungfernreise legte sie 22.000nbsp;Seemeilen (40.000 km) zurück.

Durch den Einsatz von Dampfturbinen in Turbinenschiffen dominierte der Dampfantrieb noch bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die Seefahrt. Auch in größeren Kriegsschiffen kam bis dahin der Dieselmotor nicht zum Einsatz; die einzige Ausnahme hierbei waren die drei Panzerschiffe der Deutschland-Klasse. Ab den 1950er Jahren dominierten im Schiffsneubau die Motorschiffe, da sie einen höheren Wirkungsgrad, geringeren Platzverbrauch und niedrigeren Materialaufwand hatten. Lediglich bei sehr hohen Leistungsanforderungen wurden bis in die 1970er Jahre noch Turbinenschiffe gebaut. Anfang des 21. Jahrhunderts sind 97 % aller großen Schiffe Motorschiffe. Die größten Schiffsdieselmotoren leisten mehr als 110.000 PS (81 MW) in der Ausführung mit 14 Zylindern. Die größten in Fahrt befindlichen stammen in der 14-Zylinder-Version von MAN B&W (14 K 98 MC-C) und von Wärtsilä (14 RTflex 96C-B).

Zeittafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tabelle über im Bau befindliche Motorschiffe 1913
Tabelle über bis Juni 1913 gebaute Motorschiffe

Umwelteigenschaften[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Motorschiffe gelten als ökologisches Transportmittel; sie implizieren einige systembedingte Nachteile:

Sie haben einen relativ hohen Wirkungsgrad und verbrauchen (bezogen auf die Transportleistung) im Vergleich mit Landverkehrsmitteln (Eisenbahn, Lastkraftwagen) sowie insbesondere im Vergleich mit Flugzeugen erheblich weniger Energie.

Ihr Treibstoff, vor allem das relativ billige Bunker-C-Öl (Schweröl), hat Öl einen hohen Schwefelgehalt (nach IMO bis zu 4,5 %); bei seiner Verbrennung entstehen große Mengen Schwefeloxide, Ruß und Stickoxide. Bei Havarien (z.B. Kollisionen, Untergängen) von Motorschiffen kann Treibstoff ins Meer auslaufen (Ölpest).

Mittels neuer Konstruktionen (Common-Rail-Diesel und Wassereinspritzung in den Brennraum) wird zurzeit versucht, Emissionen zu verringern. Verbreitet ist bereits die Katalysator-Technologie nach dem SCR-Prinzip (selective catalytic reduction), die aus dem Kraftwerksbau stammt. Bei ihr werden die Abgase durch Einspritzen von Harnstoff katalytisch gereinigt.

Mittels abgasbezogener Hafengebühren versuchen einige Hafenstädte, die Verbreitung sauberer Antriebe für Motorschiffe zu fördern.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wiktionary: Motorschiff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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