Benutzer:Scialfa/Werner Lesser

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Werner Lesser (* 22. August 1932 in Schmalkalden; † 15. Januar 2005 in Brotterode) – wegen mehrerer Namensgleichheiten in Brotterode auch Werner Lesser II genannt – war ein Skispringer in der DDR. Neben Helmut Recknagel und Harry Glaß gehörte er zu den ersten drei Skispringern der DDR, die in der Weltspitze mitsprangen. Als Skisprungtrainer feierte er nach seiner eigenen Karriere die größeren Erfolge. Er betreute unter anderem Hans-Georg Aschenbach und Jochen Danneberg.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erster DDR-Springer von internationaler Klasse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werner Lesser erlernte in Brotterode das Skispringen und machte das erste Mal im Februar 1949 auf sich aufmerksam, als er bei den Wintersportmeisterschaften der sowjetischen Besatzungszone in Oberhof als jüngster Teilnehmer außer Konkurrenz beim Skispringen startete. [1]Nach der Gründungswelle der Betriebssportgemeinschaften (BSG) Anfang der 1950er Jahre vertrat Lesser bei Wettkämpfen die BSG Stahl Brotterode als deren Athlet. Wie in den Anfangszeiten der Wintersportwettbewerbe üblich, startete Lesser aber auch in anderen Wintersportdisziplinen. So wurde er im Januar 1952 thüringischer Landesmeister der sogenannten Jungmannen im Skilanglauf. [2] Bei den DDR-Meisterschaften kurz darauf wurde er im Langlauf der Jungmannen immerhin Vizemeister. [3] Da seine stärkere Disziplin aber das Skispringen war, startete Lesser auch in der Nordischen Kombination. Dort wurde er vor Siegmund Leonhardt DDR-meister bei den Jungmannen. Lesser gewann unter anderem wegen seiner sehr guten Haltungsnoten beim Springend den Titel. [4] Diese gute Haltung trug letztendlich auch zu Lessers größtem Erfolg bei, dem DDR-Meistertitel im Skispringen. Punktgleich mit Franz Knappe konnte Lesser nach Sprüngen von 60 und 62 m die Meisterehrung entgegennehmen. [5] Die Leistung führte dazu, das der Deutsche Sportausschuss Lesser bereits im März 1952 zum bekannten Skispringen an den Feldberg im Schwarzwald schickte, wo er einen vierten Platz erreichte. Dies war die erste nennenswerte Platzierung eines Skispringers aus der DDR im Ausland. 1953 konnte Lesser seinen Meistertitel verteidigen, mußte ihn aber diesmal mit dem Klingenthaler Kurt Meinel teilen. [6]

1954 erfolgte dann der erste größere Auftritt bei einer internationalen Meisterschaft. Da die FIS bereits 1951 die Sektion Ski des Deutschen Sportausschusses als Wintersportverband der DDR anerkannt hatte konnten 1954 erstmals DDR-Sportler zu den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften im schwedischen Falun an den Start gehen. Nach diversen Vergleichswettkämpfen, unter anderem in Brotterode, wurden vier Skispringer nominiert, der zweifache DDR-Meister Werner Lesser, DDR-Meister Kurt Meinel, Franz Renner und der bis dahin nicht sonderlich bekannte Klingenthaler Harry Glaß, der erst bei den Vergleichswettkämpfen von sich reden gemacht hatte. [7] Die WM lief für die DDR-Springer eher ernüchternd: mit Platz 49 lag Renner noch am besten, Lesser kam auf Platz 53 und Harry Glaß wurde 64. von 69 Teilnehmern. Der Sommer 1954 brachte daraufhin für die Spitzenspringer der DDR entscheidende Veränderungen mit sich. Nach dem enttäuschenden Abschneiden in Falun begann die DDR-Sportführung nunmehr gezielt an Wintersportstützpunkten Sportler zu konzentrieren und zu trainieren, in Thüringen waren das Zella-Mehlis und Oberhof, in Sachsen Klingenthal und Oberwiesenthal. Lesser wechselte daraufhin zunächst zur Wintersportaußenstelle des SC Motor Jena, dem späteren SC Motor Zella-Mehlis. Zudem testete der ernannte Auswahltrainer Hans Renner erstmals Sprungmatten, mit denen auch außerhalb der Schneesaison gesprungen werden konnte. Beim ersten öffentlichen Mattenspringen auf der Oberhofer Jugendschanze im November 1954 war es Werner Lesser, der als erster Sportler der Welt einen Skisprung auf Matten aufsetzte.

Allerdings ließ sich das Wintersportjahr 1955 für Lesser zunächst nicht so gut an. Zwar gewann er kleinere Wettbewerbe in der DDR, aber Harry Glaß und auch das damalige Nachwuchstalent, der von Hans Renner persönlich trainierte Helmut Recknagel, machten gegenüber dem Thüringer Boden gut. So gewann Glaß seinen zweiten DDR-Meistertitel, Recknagel gewann mit Bronze erstmals eine Meisterschaftsmedaille. Dennoch gehörte der Lesser zur DDR-Delegation die erstmal an der noch jungen Internationalen Skiflugwoche in Oberstdorf teilnahm. Bei der sehr guten Konkurrenz schnitt Glaß mit Platz 5 am besten ab, aber Lessers 10. Platz in der Gesamtwertung nach drei Sprungtagen zeigte, das er international mithalten konnte. Lediglich Recknagel flatterten mit Platz 26 etwas die Nerven. Die gute Form stellte Lesser kurz darauf auch in Zakopane beim Czech-Marusarzowa-Memorial unter Beweis, wo er bei namhafter Konkurrenz den 4. Platz belegte. [8] Mannschaftskollege Glaß wurde Zweiter. Danach folgte für Lesser ein 2. Platz beim Springen am Feldberg [9] und der Gewinn des erstmals ausgetragenen Pokalsprunglaufs der Karl-Marx-Städter Volksstimme in Oberwiesenthal. [10] Für seine ersten internationalen Spitzenleistungen wurde Lesser zusammen mit Harry Glaß am 1. Oktober 1955 im Gästehaus der DDR-Regierung zum Meister des Sports ernannt. [11]

Das Olympiajahr 1956[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu den Olympischen Spielen 1956 im italienischen Cortina d’Ampezzo sollte erstmals eine gesamtdeutsche Mannschaft antreten. Um die Mannschaft nominieren zu können, hatten die jeweiligen Wintersportverbände beider deutscher Staaten Ausscheidungswettkämpfe vereinbart. Im Skispringen fand der erste Wettkampf in Oberhof statt, hinzu kamen die ersten drei Springen der Vierschanzentournee, bei der dadurch erstmals eine DDR-Auswahl antrat. Beim ersten Aufeinandertreffen , welches Max Bolkart gewann, belegte Lesser den 5. Platz, Harry Glaß war als bester DDR-Springer Zweiter geworden. In Oberstdorf belegte Lesser den 5. Platz, es folgte ein 20. Platz in Garmisch und ein 9. Platz in Innsbruck. Während die stets vor ihm platzierten Bolkart und Glaß für Cortina gesetzt waren, entwickelten sich Sepp Kleisl und Sepp Weiler in der Ausscheidung zu den härtesten Konkurrenten für Lesser. In Oberhof lagen Weiler mit Platz Drei und Kleisl mit Platz Vier vor Lesser. Während Kleisl bei den 3 Tourneespringen mit den Plätzen 9, 10 und 8 immer in den Top Ten lag, waren die Platzierungen von Altmeister Weiler mit den Plätzen 30, 9 und 17 im Vergleich zu Lesser diskussionswürdig. Allerdings wurden Weiler nach seinem Sturz in Oberstdorf für die interne Qualifikation 30 Punkte gutgeschrieben, was dazu führte, das für die gesamtdeutsche Springerauswahl Bolkart, Glaß, Weiler und Kleisl vorgschlagen wurden, während Werner Lesser und Toni Brutscher als Ersatzleute vorgeschlagen wurden. Daraufhin reisten die fest nominierten Springer aus Innsbruck ab, während Lesser die Tournee zu Ende sprang und einen achtbaren 6. Platz in der Gesamtwertung belegte. Diese Top-Ten Platzierung gleich bei der ersten Tourneeteilnahme von DDR-Springern blieb in der späteren Geschichtsschreibung allerdings weitestgehend unbeachtet.

Die Nichtberücksichtigung Lessers blieb zunächst in den DDR-Medien nicht unwidersprochen. [12] Auch seine ansteigende Form unterstrich Lessers Ambitionen auf einen Startplatz bei Olympia. So wurde er beim vorbereitenden Campari-Cup in Cortina, den Glaß gewann, vor den bundesdeutschen Springern Kleisl, Weiler und Brutscher Vierter. Letztlich war das Pech eines Anderen Lessers Glück. Nachdem Sepp Weiler bei den bayrischen Skimeisterschaften schwer gestürzt war [13] und sich eine Bänderzerrung zugezogen hatte, mußte er vom Start beim olympischen Skispringen absehen. Wegen dieser Verletzung und der damit verbundenen Absage, aber auch wegen Lessers Trainingsleistungen nominierte Trainer Heini Klopfer Lesser letztlich sogar als dritten Mann, während Kleisl und Brutscher noch um den vierten Startplatz kämpften. Beim Olympischen Wettkampf wurde Lesser der Erwartung gerecht. Während Mannschaftskollege Harry Glaß für die DDR mit Bronze die erste olympische Medaille ersprang, Max Bolkart den vierten Platz belegte, gelang dem Thüringer nach Platz Zehn im ersten Durchgang noch eine Steigerung auf den 8. Platz im Klassement. Damit hatte das Springerduo Glaß-Lesser erneut seine internationale Klasse unter Beweis gestellt.

Auch im Anschluß an das hervorragende Abschneiden bei Olympia zeigten die beiden weiterhin ihre Klasse wobei Lesser teilweise sogar vor Glaß lag. Podestplätze in St. Moritz und Špindlerův Mlýn, dazu ein Sieg in Vysoke nad Jizerou, das war die Bilanz nach Olympia bis zur Heimkehr nach Brotterode. Bei den DDR-Meisterschaften in Oberhof war dann die alte Rangfolge wiederhergestellt, Glaß wurde zum dritten Mal in Folge DDR-Meister, vor Lesser und Nachwuchsmann Helmut Recknagel. Das nächste Achtungszeichen setzte Lesser am Holmenkollen. Vor 80.000 Zuschauern erzielte er hinter Olympiasieger Antti Hyvärinen und dem Norweger Arne Hoel punktgleich mit dem Finnen Aulis Kallakorpi den dritten Platz. Damit war Lesser erst der zweite Mitteleuropäer nach Altmeister Sepp Bradl 1951, dem ein Podestplatz auf den Holmenkollenbakken gelang. Die Krönung der Saison und gleichzeitig der größte internationale Erfolg seiner Springerkarriere gelang Lesser am 9. März 1956 als Sieger auf der Skiflugschanze am Kulm mit einer Weite von 125 Metern, wobei er den alten Rekord aus dem Jahr 1953 durch Sepp Bradl (120 m) verbesserte; er holte den Tagessieg am 9. März, wurde am 10. März Zweiter und sicherte sich am Schlusstag (11. März) den Gesamtsieg[14][15][16]. Der Gewinn des Memorials in Zakopane eine Woche später vor Glaß und Bolkart war noch die Zugabe.

Die Nummer Drei in der DDR[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem Lesser trotz der Olympiamedaille für Harry Glaß ein überaus erfolgreiches Jahr 1956 feiern konnte, ging auch die nacholympische Saison gut für den Thüringer los. Beim ersten Saisonhöhepunkt, der Vierschanzentournee belegte er mit den Einzelplatzierungen 3, 5, 11 und 6 den vierten Platz in der Tourneegesamtwertung, hinter Max Bolkart, vor Harry Glaß. Im finnischen Kouvela gelang ihm der Sieg vor der gesamten finnischen Springergarde. [17] Auch bei den DDR-Meisterschaften im heimischen Brotterode konnte seine Lesser seine Mannschaftskollegen im Schach halten, mit erheblichen Abstand und neuem Schanzenrekord von 86m gewann er auf der Inselsbergschanze vor Recknagel und Glaß.

Am Holmenkollen, dem Ort, wo Lesser im Vorjahr noch Dritter geworden war, gab es aber die Wachablösung: der Youngster Helmut Recknagel, bisher immer hinter dem Duo Glaß und Lesser zurückgeblieben, gewann das Traditionsspringen vor über 100.000 Zuschauern. Nach Recknagels Aussage war es sein wichtigster Sieg. Seine Bestätigung fand der Erfolg bei der anschließenden Internationalen Skiflugwoche in Planica, bei der Lesser zwar Dritter vor Harry Glaß wurde, aber Junior Recknagel den beiden mehrfachen DDR-Meistern mit seinem Sieg die Show stahl. Nunmehr war Recknagel, mit Jahrgang 1937 um einiges jünger als seine beiden Mannschaftskameraden, die Nummer 1 im DDR-Spitzentrio, welches spätestens seit dem Holmenkollensieg in der Weltspitze angekommen war. Symptomatisch für Lesser wurde, das trotz Spitzenplatzierungen meist noch ein DDR-Athlet vor ihm einkam. Podestplätze in Feldberg und Zakopane zeigten weiterhin seine internationale Klasse, aber Recknagel oder Glass lagen jeweils noch vor ihm. In diese Zeit fällt auch Lessers Eintritt in die Deutsche Grenzpolizei und der damit verbundene Wechsel zur SG Dynamo Brotterode, da die DGP damals noch dem Ministerium des Innern unterstand. Trainer bei der SG war zur damaligen Zeit sein früherer Konkurrent Franz Renner, während Franz Knappe das Training beim ASK Vorwärts Brotterode leitete. [18]

Die Rollenverteilung im DDR-Spitzentrio setzte sich 1958 fort. Bei der Vierschanzentournee, die Recknagel nach furioser Aufholjagd letztlich gewann, lag Lesser durch beständige Top-Ten-Platzierungen immer auf einem Podestplatz der Gesamtwertung. Nach dem letzten Springen in Bischofshofen wurde er allerdings noch auf den undankbaren vierten Platz verdrängt. Auch die DDR-Meisterschaft zeigte wieder diesen Trend. Vor 40.0000 Zuschauern gelang Harry Glaß nochmals ein Meistertitel, während Lesser den grippegeschwächten Recknagel nicht schlagen konnte und auf Platz Drei landete. Dennoch stand es außerfrage, das Spitzentrio für die anstehende nordische Ski-Weltmeisterschaft im finnischen Lahti zu nominieren. Im Gegensatz zu Falun 54 sahen die Ansprüche nun allerdings anders aus. Zwar fand sich Trio komplett in den Top Ten wieder, aber Recknagel heimste die Bronzemeaille ein, während für Lesser der 8. Platz blieb. Und während Recknagel am Holmenkollen Platz 2 belegte und in Oberstdorf die Skiflugwoche gewann, fiel Lesser langsam aus den Top-Ten-Platzierungen bei internationalen Wettbewerben. Lediglich im nationalen Bereich gehörte er immer noch zur Spitzenklasse wie das Abschneiden bei Springen in Klingenthal oder Oberwiesenthal zeigte.

Nach einem längeren Trainingslager in Österreich begann am zweiten Weihnachtsfeiertag die Saison 1958/59 mit einem Weihnachtsspringen in Oberwiesenthal, welches mit den Finnen Niilo Halonen und Weltmeister Juhani Kärkinen auch internationale Spitzenklasse am Start sah. Während Recknagel gewann, Glaß Dritter wurde, gelang Lesser der 9. Platz. Dennoch zählte er nach wie vor zur Leistungsspitze in der DDR, da die Fuchs, Körner oder Schramm noch nicht an die Leistungen des Spitzentrios heranreichten. [19] Damit war auch der Thüringer wieder im Aufgebot zur Vierschanzentournee. Mit den Platzierungen 13, 17, 12 und 12 belegte er am Ende in der Gesamtwertung den 12. Platz und war damit nach Tourneesieger Recknagel und Harry Glaß auf Platz zehn "wieder einmal" drittbester DDR-Springer. In der an Höhepunkten armen Saison war die Einweihung der Großen Aschbergschanze am 1. Februar 1959 in Lessers neuer sportlicher Heimat Klingenthal ein bedeutendes Ereignis. Dort konnte Lesser zumindest wieder einmal Harry Glaß besiegen, der auf seiner Hausschanze nur Vierter wurde, während Lesser hinter Recknagel den zweiten Platz belegte. [20] Lesser war zum Schwerpunktclub der Sportvereinigung Dynamo nach Klingenthal delegiert worden, da in Brotterode die leistungsmäßige Zersplitterung beendete wurde und dort nur noch der ASK Vorwärts Brotterode leistungsportliches Skispringen anbot. Bei den DDR-Meisterschaften auf der neuen Marktiegelschanze im thüringischen Lauscha war die Rangfolge wiederhergestellt. Während Überflieger Recknagel seinen ersten DDR-Meistertitel holte, gewann Lesser hinter Harry Glaß Bronze. [21] Nach den Meisterschaften sollte ein vorolympischer Wettkampf auf der Schanzenanlage in Squaw Valley das nächste Treffen der Weltelite im Skispringen sein. Allerdings verweigerte das US-Außenministerium der DDR-Delegation die Einreise, da sich in ihr auch SED-Mitglieder befanden, unter anderem das Springertrio Recknagel, Lesser, Glaß. So war erst das traditionelle Springen am Holmenkollen die nächste internationale Kraftprobe für die DDR-Athleten. Dort konnte sich Lesser seit langem wieder einmal vor Recknagel platzieren, der durch einen Sturz im 1. Durchgang nur den 29. Platz erzielen konnte. Mit Platz dreizehn schlug sich Lesser vor 120.000 Zuschauern bei starker Konkurrenz achtbar, bester DDR-Vertreter war an diesem Tag Harry Glaß mit Rang 7 [22]

Für Olympia wieder infrage gestellt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Saison 1959/60 sollte nach den durchwachsenen Leistungen des Vorwinters und einer langwierigen Erkrankung für Lesser besser laufen. Außerdem war das Hin und Her der Clubzugehörigkeit beendet, Lesser trainierte nun wieder in heimischen Gefilden beim ASK Vorwärts Brotterode. Doch die Saison begann für die DDR-Skispringer mit politischen Verwerfungen. War man im Februar 1959 schon einmal durch das Einreiseverbot nach Squaw Valleyy in den Strudel politischer Verwicklungen geraten, war es nun der innerdeutsche Flaggenstreit, der die Renner-Schützlinge recht schnell betreffen sollte. Mit der Weigerung der Bundesregierung, DDR-Sportler mit dem seit dem 1. Oktober 1959 eingeführten Staatsemblem der DDR auf der Sportkleidung starten zu lassen bzw. bei internationalen Sportereignissen auf bundesdeutschem Gebiet die DDR-Fahne aufzuziehen, war das politische Scharmützel eröffnet. Letztendlich wurde es auf dem Rücken der Sportler ausgetragen. Konkret hieß es, das die Vierschanzentournee in Oberstdorf und Garmisch ohne die DDR-Springer um den zweifachen Tourneesieger Recknagel stattfand. Stattdessen wurde eiligst in Oberwiesenthal eine zweitägige Konkurrenzveranstaltung aus dem Boden gestampft, an der die ebenfalls auf den bundesdeutschen Schanzen nicht gestarteten Springer aus der CSSR und der Sowjetunion teilnahmen. War der Sieg von Harry Glaß schon eine Überraschung, so war Lessers Abschneiden mit dem dritten Platz punktgleich mit Helmut Recknagel so nicht erwartet worden.[23] Danach reisten die DDR-Springer nach Innsbruck, um sich auf das dritte Springen der Vierschanzentournee am Bergisel vorzubereiten. Immerhin stand ja auch noch eine Olympiaqualifikation an, für die man Sprungpraxis brauchte. Dort kam es in mehrerlei Hinsicht zu Turbulenzen. Zum einen verletzte sich Mannschaftskollege Harry Glaß bei einem Trainingssprung so schwer, dass seine Olympiateilnahme ins Wasser fiel und er letztlich seine leistungsportliche Karriere beenden musste. Zum anderen verlangte nun auch in Österreich die DDR-Mannschaftsführung in Gestalt von Ludwig Schröder das Hissen der DDR-Flagge. Auch nach Kompromissangeboten zeigte sich die DDR-Mannschaftsleitung nicht verhandlungsbereit und in der Folge reisten in einer kontzertierten Alktion die Springer aus der Sowjetunion, der CSSR, Polen und der DDR ab.

Durch diese Eigenmächtigkeit von Schröder schien kurz vor Olympia das Antreten einer gesamtdeutschen Mannschaft in Squaw Valley und damit die zweite Olympiateilnahme Lessers fraglich. Hinzu kam, das es bis dahin noch keine innerdeutschen Ausscheidungswettkämpfe gegeben hatte und die DSV-Seite plötzlich drei und mehr Springer im Mannschaftsaufgebot für Olympia sah. Zwar waren der frisch gekürte Vierschanzentourneesieger Max Bolkart und Vorjahressieger Helmut Recknagel gesetzt aber durch den Ausfall von Harry Glaß sah man sich nun in der stärkeren Position. Nunmehr berief sich die DSLV-Seite auf eine vor Monaten in München geschlossene Vereinbarung, nach der Lesser für die Mannschaft gesetzt war. In zähen Verhandlungen konnte letztlich die DSLV-Seite , vor allem in Gestalt von Ludwig Schröder, durchsetzen, dass neben Recknagel noch Werner Lesser und der junge aufstrebende Veit Kührt für die Olympiamannschaft nominiert wurden. Von DSV-Seite wurde neben Max Bolkart noch Helmut Kurz nominiert. In Ermangelung der Ausscheidungsspringen wurde nun im Kommunique der beiden NOK´s am 23. Januar 1960 explizit für den Spezialsprunglauf eine Qualifizierungsregel aufgenommen. Diese besagte, das allein Recknagel und Bolkart gesetzt waren, während um Platz 3 und 4 und dann dementsprechend den Platz des Ersatzmannes in Squaw Valley ein Qualifikationsspringen stattfinden würde. Sollte ein Teilnehmer noch in den USA ausfallen, durfte der jeweilige Verband aus den Reihen der Nordischen Kombinierer einen Athleten als Ersatz stellen. In den westdeutschen Medien gab es im Januar 1960 Spekulationen, den erfolgreichen Kombinierer Georg Thoma auch für den Spezialsprunglauf zu melden. Damit war der Spezialsprunglauf die einzige Wintersportdisziplin, deren Qualifizierungsrichtlinien gesondert noch einmal im Kommunique verfasst wurden, letzten Endes auch ein Beleg für den damaligen Stellenwert dieser Sportart. [24] Nach dem ersten Ausscheidungsspringen In Squaw Valley kam es dann zu einer Überraschung: nicht etwa Routinier Lesser lag vorn, sondern der erst 19jährige Youngster Veit Kührt, der nach seiner Leistung bereits als dritter Springer nominiert wurde. Am 25. Februar 1960 hatte es Lesser jedoch geschafft. Nach drei Ausscheidungsspringen lag er mit 404 zu 401,9 Punkten vor Kurz und nahm nun zum zweiten Mal nach einem Ausscheidungswettkampf am olympischen Spezialsprunglauf teil. .[25]Im Wettkampf selbst schnitt der Thüringer als schlechtester Springer der deutschen Mannschaft mit Platz 21 ab, während Recknagel vielumjubelter Olympiasieger wurde, Max Bolkart Platz Sechs belegte und Youngster Veit Kührt auf einen schon etwas überraschenden 12. Platz kam.

Der Zella-Mehliser konnte diese Form auch bei den nachfolgenden DDR-Meisterschaften bestätigen, wo er etwas überraschend den Meistertitel gewann. Lesser mußte seine Chancen nach einem Sturz im ersten Durchgang begraben, zeigte aber in Durchgang Zwei mit Höchstwerten in Sprung und Haltung noch einmal, zu welcher Leistung er immer noch in der Lage war..[26]Und diese Leistungen stellte er in Skandinavien nochmals eindrucksvoll unter Beweis. Bei den Skispielen in Lahti war er in Abwesenheit Recknagels mit Platz 6 bester Ausländer nach den versammelten finnischen Spitzenspringern. Am Holmenkollen war es beim zweiten Sieg von Recknagels ein hervorragender 4. Platz und bei der Skiflugwoche in Planica reichte es beim überragenden Sieg von Helmut Recknagel auch noch für Platz 12. So war Lesser trotz seiner 28 Jahre zum Ende der Saison 1960 immer noch einer der stärksten und beständigsten Springer in der DDR, da der zahlreiche Nachwuchs einfach zu unbeständig war. Scharfsinnig folgerte dementsprechend auch die Berliner Zeitung nach Ende der Wintersportsaison: Werner Lesser wird weiterhin sicher und beständig sein, aber eine für internationale Erfolge notwendige Steigerung ist wohl von ihm nicht mehr zu erwarten. Nach dem DDR-Meister Meister Veit Kührt wurde jedoch eine klaffende Lücke ausgemacht. ref>Berliner Zeitung vom 12. April 1960 S. 7</ref>

Karrierende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Saison 1960/61 hatte ihren ersten Höhepunkt mit der traditionellen Vierschanzentournee. Nach den Querelen des Vorjahres startete nun die DDR-Vertretung um Olympiasieger Recknagel wieder auf allen vier Schanzen. Und der Thüringer gewann als erster Springer überhaupt die Tournee zum dritten mal. Für Lesser hingegen lief die Tournee eher enttäuschend,. Mit den Plätzen 20,20,30 und 30 kam er am Ende auf den 23. Platz in der Gesamtwertung. Dies war international nur noch Mittelmaß. National konnte Lesser aber bei der nachfolgednen sogenannten Thüringer Dreischanzentournee mit Platz Drei in der Gesamtwertung hinter Recknagel und Kührt die nachdrängende Konkurrenz immer noch auf Distanz halten. [27] Nachdem Lesser bei einigen regionalen Sprungwettbewerben aufsteigende Form gezeigt hatte wurde er Mitte Februar 1961 nochmals DDR-Meister, sein insgesamt vierter Titel. Das der Titel selbst für Lesser überraschend kam, gab der Thüringer unumwunden zu. [28] Nach Teilnahmen in Zakopane und Lahti wollte Lesser nochmals beim Pokalsprunglauf der Freien Presse in Oberwiesenthal glänzen, eine Verletzung nach einem Sturz beendete aber die Saison. Im Schatten der politischen Verwerfungen um den Berliner Mauerbau und den daraus resultierenden Düsseldorfer Beschlüssen des DSB bereitete sich Lesser auf die Saison 61/62 vor. Vorläufiger Hohepunkt war dabei zusammen mit dem Rekonvaleszenten Harry Glaß die Einweihung der ersten Mattenschanze außerhalb der DDR im Schwedischen Öder... Die Skandinavier hatten die beiden Altmeister dazu extra dazu eingeladen. [29]

Anschließend ließ zunächst der Klingenthaler Glaß ob seiner anhaltenden Schmerzen Anfang Dezember 1961 seinen Rücktritt vom Skispringen vermelden. Am 18. Dezember 1961 wurde dann im SED-Zentralorgan Neues Deutschland Lesser Abschied aus der DDR-Nationalmannschaft bekanngegeben , dem nach Ansicht der Verantwortlichen ein Anschluß an die Weltspitze nicht mehr gelingen dürfte. [30] Mit eher dürren Worten wurde hier nun das faktische Karrierende des ersten DDR-Skispingers von internationalem Format bekanntgegeben. In Ausblick auf die Ski-WM in Zakopane sollte der Nachwuchs eine Chance bekommen. Außerdem war bereits im Dezember 1961 klar, das eine DDR-Auswahl aufgrund der Düsseldorfer Beschlüsse nicht auf den bundesdeutschen Schanzen der Vierschanzentournee starten würde, die sportliche Herausforderung fehlte. So nahm ein Mitglied des berühmten DDR-Springertrios eher still und leise Abschied vom Leistungssport. Dennoch nahm Lesser noch an einigen Sprungwettbewerben in der DDR teil, darunter auch bei Ausscheidungswettkämpfen zur WM. Erwartungsgemäß machte er dabei nicht die schlechteste Figur. Bei der DDR-Meisterschaft in Schmiedefeld war zunächst sogar noch genmeldet, holte dann aber seine Startnummer nicht ab, Lessers Möglichkeit, einem breiteren Publikum den Rücktritt bekanntzugeben.[31] Mittlerweile Hauptmann der NVA, begann Lesser nun ein Fernstudium als Trainer.

Karriere als Trainer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Trainer Sprunglauf begann Lesser nun beim Skisprungstützpunkt des ASK Vorwärts Oberhof, dem damals noch eigenständig antretenden ASK Vorwärts Brotterode. Ehemalige Mannschaftskollegen wie Dieter Bokeloh, Kurt Schramm oder Willi Wirth wurden nun von ihm trainiert. Dieses Trio waren die ersten drei Athleten von internationaler Klasse, wobei vor allem Bokeloh auf sich aufmerksam machte. Er gewann 1963 die internationale Skiflugwoche in Planica und wurde 1964 bei den Olympischen Spielen Innnsbruck als bester deutscher Springer Vierter auf der Großschanze. Nächster Spitzenathlet aus Lessers Talentschmiede war der ehemalige Kmobinierer Dieter Neuendorf, der 1966 Vizeweltmeister auf der Normalschanze geworden war und bei der Vierschanzentourneetournne dreimal Podestplätze belegte, sie jedoch nie gewinnen konnte. Nach Recknagel war er 1965 der zweite Springer aus der DDR der das Springen am Holmenkollen gewinnen konnte. Nach Neuendorfs Rücktritt vom Leistungssport war Manfred Wolf der nächste Spitzenathlet aus Lessers Skisprungschule. Speziell im Skifliegen war dieser erfolgreich und hielt von 1969 bis 1973 mit 165m auch den Rekord in dieser Skisprungdisziplin. Dann kam die Zeit der Gebrüder Aschenbach, Dietmar und Hans-Georg. Zunächst noch in Brotterode, dann nach der Fertigstellung der Schanzenanlgae am Oberhofer Kanzlersgrund, schwang sich unter dem Ski-Sprungcheftrainer des Armeeklubs Werner lesser vor allem Hans-georg Aschenbach zu einem der dominierensten Skispringern der 1970er jahre auf. Generell war dieses Jahrzehnt das erfolgriuchste der DDR-Skispringer überhaupt. Zusammen mit den Springern vom SC Motor Zella-mehlis übten die Thüringer Skispringer national eine enorme Dominanz aus, international gehörten sie damals ebenfalls zur absoluten Weltspitze. Cheftrainer ASK Brotterode Ab 1986 FIS-Sprungrichter Trainer von hans-georg Aschenbach; jochen Danneberg; Maetin Weber, Manfred Wolf, Dietma Aschenbach Seit 1984 Trainter TZ Tbarz-Winterstein. Für seine sportlichen Leistungen wurde er 1958 mit dem Vaterländischen Verdienstorden in Bronze ausgezeichnet.[32] Diesen Orden erhielt er auch 1974 für seine Verdienste als Trainer.[33]


Lesser war vor seinem Eintritt in die Deutsche Volkspolizei im Thüringer Kugellagerwerk in Zella-Mehlis als Buchhalter beschäftigt. Von 1962 bis 1991 war Lesser im Leistungszentrum in Brotterode als Stützpunkttrainer an der Nachwuchsgewinnung für Skispringer beteiligt. Die Brotterode Skisprungarena trägt seit dem 9. Oktober 2009 seinen Namen.[34]

  1. Neues Deutschland vom 15. Februar 1949 S.4
  2. Neues Deutschland vom 19. Januar 1952 S.6
  3. Berliner Zeitung vom 29. Januar 1952 S.4
  4. Neues Deutschland vom 30. Januar 1952 S.8
  5. Neue Zeit vom 5. Februar 1952 S.6
  6. Berliner Zeitung vom 10. Februar 1953 S.4
  7. Neues Deutschland vom 4. Februar 1954 S.8
  8. Neue Zeit vom 22. März 1955 S.5
  9. Neue Zeit vom 29. März 1955 S.5
  10. Neue zeit vom 5. April 1955 S.5
  11. Neues Deutschland vom 2. Oktober 1955 S.8
  12. Neues Deutschland vom 8. Januar 1956 S. 6
  13. Neue Zeit vom 17. Januar 1956 S.5
  14. Neuer Schanzenrekord auf dem Kulm. In: Arbeiter-Zeitung. Wien, S. 8.
  15. Schnee und Wind beeinträchtigen das Skifliegen. In: Arbeiter-Zeitung. Wien, S. 32.
  16. 64 Flüge über 100 Meter. In: Arbeiter-Zeitung. Wien, S. 8.
  17. Berliner Zeitung vom 22. Januar 1957 S.4
  18. Berliner Zeitung vom 22. Januar 1958 S.4
  19. Neue Zeit vom 28. Dezember 1958 S.4
  20. Neues Deutschland vom 2. Februar 1959 S. 6
  21. ND vom 9. Februar 1959 S. 4
  22. ND vom 9. März 1959 S. 4
  23. Neues Deutschland vom 1. Januar 1960 S. 6
  24. Berliner Zeitung vom 26. Januar 1960 S. 4
  25. Neues Deutschland vom 26. Februar 1960 S. 8
  26. Neues Deutschland vom 7. März 1960 S. 4
  27. Neues Deutschland vom 16. Januar 1961 S. 4
  28. Berliner Zeitung vom 20. Februar 1961 S. 1
  29. Neues Deutschland vom 30 Oktober 1961 S. 7
  30. Neues Deutschland vom 18. Dezember 1961 S.3
  31. Neues Deutschland vom 5. Februar 1962 S. 4
  32. Vaterländischer Verdienstorden für DDR-Sportler, Neues Deutschland, 13. Juni 1958, S. 1
  33. Neues Deutschland, 18. Mai 1974, S. 3
  34. website des Wintersportverein Brotterode e. V. (Memento des Originals vom 20. April 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsv-brottero.de