Benutzer:Yotwen/John Hughes Bennet

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John Hughes Bennett

John Hughes Bennett (* 31. August 1812 in London; † 25. September 1875 in Norwich) war ein englischer Arzt, Physiologe und Pathologe.[1] Bennet wird neben Alfred Velpeau, Alfred Donné und Rudolf Virchow die bis heute ungeklärte Erstbeschreibung der Leukämie zugesprochen.[2] Bennett veröffentlichte seinen Aufsatz 1845 fast zeitgleich mit Virchow, dessen Bezeichnung der Erkrankung sich durchsetzte.[2][3] Zuvor hatte Velpeau schon 1825 „Eiter in den Blutgefässen“ und Donné, 1844, ein Beenden des Reifeprozesses von weissen Blutkörperchen beschrieben.[2] Bennet und Virchow beschrieben die typischen Merkmale der Erkrankung, die Veränderung der Farbe bzw. Konsistenz des Blutes und die Vergrösserung der Milz. Bennet benannte die Erkrankung als Leucocythemia, wegen der „eiternden“ Blutzellen.[2] Virchow untersuchte die Verschiebung des Gleichgewichts zwischen roten und weissen Blutkörperchen.[2]

Eine weitere Erstbeschreibung gelang Bennet mit der Aspergillose. In einer Veröffentlichung von 1842 (On the parasitic vegetable structures found growing in living animals) beschreibt er die Aspergillose, einer Erkrankung durch einen Schimmelpilz, der sich im menschlichen Lungengewebe festsetzen und die Lunge schädigen kann.[4]

Der in London geborene Junge besuchte die Mount Radford School in Exeter.[1] Nach seiner Schulzeit lernte er ab 1829 Medizin als Lehrling bei einem Chirurgen in Maidstone, Herrn Sedgwick.[1] 1833 nahm er sein universitäres Studium in Edinburgh auf und schloss 1837 Summa cum laude[5] und einer Goldmedaille für seine Dissertation The Physiology and Pathology of the Brain ab.[1][6]

Nach seinem Abschluss in Edinburgh vertiefte Bennet seine Studien an der Universität Paris und anschliessend zwei weitere Jahre in Heidelberg und an der Charité in Berlin.[1] 1841 kehrte er zurück nach Edinburgh, wo er ein Treatsie on Cod-Liver Oil as a Therapeutic Agent veröffentlichte.[5][6] Im gleichen Jahr nahm er Vorlesungen als extra-akademischer Lehrer für Histologie auf und weckte Interesse an der Mikroskopie zur Untersuchung von Kranheiten. Daneben behandelte er als Arzt in der Royal Public Dispensary of Edinburgh wo er auch Kurse in polyklinischer Medizin anbot.[5] 1843 wurde er als Fellow in die Royal Society of Edinburgh gewählt. Die University of Edinburgh berief Bennet ebenfalls 1843 zum Professor für Medizin, wo er mit großer Energie bis 1874 lehrte, bis ihn seine nachlassende Gesundheit zwang, die Lehre aufzugeben.

Während seines letzten Jahr in Edinburgh wurde er zum Präsidenten der Royal Medical Society und der Medico-Chirurgical Society of Edinburgh (nicht zu verwechseln mit der Edinburgh Medico-Chirurgical Society) sowie zum Vizepräsidenten der Anatomical and Physiological Society.[1][7]

1845 veröffentlichte Bennett im Edinburgh Medical and Surgical Journal ein Papier mit dem Titel Case of Hypertrophy of the Spleen and Liver in which Death Took Place from Suppuration of the Blood, dem ersten Fall in dem die als Leucocythemia bezeichnete Leukämie als Erkrankung des Bluts dargestellt wurde.[6] [7]

1849 wurde Bennett zum Mitglied der American Philosophical Society gewählt.[8] 1855 konkurrierte Bennett in einem aufregenden Wettbewerb[9] mit dem Physiologen Thomas Laycock (1812–1876) um die Professur in Edinburgh. Michalel Barfoot beschrieb die Konkurrenz 1995 als ausgesprochen erbittert geführt.[10] Der Konflikt führte in den Folgejahren zu Differenzen zwischen den Kontrahenden.[10] In seiner Beschreibung bezeichnet Barfoot Bennett als eine Persönlichkeit, nach den Träumen eines Biografen und zitiert Bennetts Biografen John Gray McKendrick, dass Bennett die Bevorzugung Laycocks als die größte Niederlage seines Lebens betrachtet habe, und dass kaum Zweifel bestehe, dass sich Bennett hier getäuscht habe.[10]

1859 wurde Bennett zum Präsidenten der Harveian Society gewählt. 1873 wählte die Académie nationale de médecine Bennett zum Mitglied und dieser erlangte so die Erlaubnis, auch in Frankreich Medizin praktizieren zu dürfen. Im August 1875 hielt er einen Vortrag während eines Treffens der British Medical Association in Edinburgh. Während des gleichen Treffens wurde ihm die Ehrendoktorwürde (LL.D.) verliehen. Er erlitt während des Treffens eine Kolik, die ihn zur operativen Entfernung eines schon zuvor entdeckten Harnsteins zwang.[11] Die Operation wurde durch W. Cadge in Norwich durchgeführt, der schon längere Zeit als Bennetts Arzt tätig war.[11] Zusätzlich zum Blasenstein lag wohl auch eine nicht diagnostizierte Diabetes vor, die zu einer über mehrere Jahre ausgedehnten Abmagerung von Bennett geführt hatte.[11] Nach kurzer Erholung verschlechterte sich Bennetts Zustand und er verstarb am 25. September 1875, neun Tage nach der Operation in Norwich.[5][11] Bennett wurde auf dem Dean Cemetery in Edinburgh Seite an Seite mit seinen Freunden Edward Forbes und John Goodsir beigesetzt.[1][4]

Forschung und Lehre

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Nach Angaben von Bennetts Biografen John McKendrick veröffentlichte er mit 106 Aufsätzen in Fachzeitschriften und seinen Büchern sehr umfangreich.[6] Zu letzteren zählen Lectures on Clinical Medicine (1850−1856), deren zweite und spätere Auflagen als Clinical Lectures on the Principles and Practice of Medicine veröffentlicht, und in verschiedenen Sprachen übersetzt wurden, darunter Russisch und Hindi. Leucocythaemia (1852), deren erste Heilung er 1845 schon beschrieben hatte. Outlines of Physiology (1858), Pathology and Treatment of Pulmonary Tubercolosis (1853), Textbook of Physiology (1871−1872).[5]

Bennett wird als der Vater der Physiologie-Ausbildung betrachtet, da er als erster praktische Unterweisungen zur Physiologie einführte. Er war auch der erste, der die Benutzung von Mikroskopen im klinischen Alltag förderte, und in der Verwendung für Pathologie und Physiologie unterwies. Er sprach sich gegen Aderlässe aus und hatte wesentlichen Einfluss darauf, medizinische Therapien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stärker evidenzbasiert wurden. Er befürwortete die Zulassung von Frauen zum Studium in den Medizinschulen[7] und warb für eine bessere Zusammenarbeit der verschiedenen medizinischen Fachrichtungen.

[6] [5] [7]


Am 22. August 1844 heiratete Bennett Jessie Samuel (1824–1906), eine Nichte von Alexander Lockhart Simpson, dem späteren Moderator der Church of Scotland. Das Paar hatte einen Sohn, Dr. Alexander Hughes Bennett[12] (1848−1901), der als Neurologe in London praktizierte, sowie vier Töchter.[7] Ihre Tochter Harriet Sophia Bennett (1850-1905), heiratete den schottischen Politiker Robert Cox.[7]


Henry Trimen


Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g C. D. Waterston und A. Macmillan Shearer: Former Fellows of the Royal Society of Edinburgh 1783 − 2002. Biographical Index Part One. Hrsg.: Royal Society of Edinburgh. Royal Society of Edinburgh, Edinburgh 2006, ISBN 0-902198-84-X, S. 78, Sp. 1 (englisch, org.uk [PDF; abgerufen am 16. Mai 2023]).
  2. a b c d e Kim R. Kampen: The discovery and early understanding of leukemia. Science Direct, 26. Oktober 2011, abgerufen am 16. Mai 2023 (englisch, https://doi.org/10.1016/j.leukres.2011.09.028).
  3. Wolf-Dieter Ludwig: Akute myeloische Leukämie: Als Überblick und Einstieg geeignet. Buchbesprechung. In: Deutsches Ärzteblatt. 2009, abgerufen am 15. Mai 2023 (Rezension des Buches von Ehninger, Link und Berdel im Dtsch Arztebl 2009; 106(24): A-1254 / B-1068 / C-1040).
  4. a b John Hughes Bennett: XVII. On the Parasitic Vegetable Structures found growing in Living Animals. In: Transactions of the Royal Society of Edinburgh. 15. Jahrgang, Nr. 2. Royal Society of Edinburgh, 1844, S. 277–294, doi:10.1017/S0080456800029963 (englisch).
  5. a b c d e f Chisholm: Bennett, John Hughes. In: 1911 Encyclopædia Britannica, Volume 3. 1911, abgerufen am 3. April 2023 (englisch, im Druck, Seite 741).
  6. a b c d e George Thomas Bettany: Bennett, John Hughes. In: Dictionary of National Biography, 1885-1900. 1885, abgerufen am 3. April 2023 (englisch).
  7. a b c d e f G. J. Piller: Bennett, John Hughes (1812–1875). Oxford University Press, 2004, doi:10.1093/ref:odnb/2126.
  8. APS Member History. In: Webseite der American Philosophical Society. American Philosophical Society, 2019, abgerufen am 14. April 2021 (englisch).
  9. John McKendrick: Obituary Notice. 9. Oktober 1875, abgerufen am 3. April 2023 (erstveröffentlicht im British Medical Journal, Seiten 473–478; doi=10.1136/bmj.2.771.473).
  10. a b c Michael Barfoot: To ask the suffrages of the patrons. Thomas Laycock and the Edinburgh chair of medicine, 1855. In: Medical History. Supplement. Medical history, Nr. 15. Wellcome Institute for the History of Medicine, London 1995, S. i-xv, 1–226, PMID 11608824, PMC 2530948 (freier Volltext) – (englisch).
  11. a b c d W. Cadge, F.R.C.S, Surgeon to the Norfolk and Norwich Hospital: The Case of the Late Professor Hughes Bennett. In: British Medical Journal (Hrsg.): British Medical Journal. Br Med J. 1875 Oct 9;2(771):453-4. 9. Oktober 1875, S. 453–454, doi:10.1136/bmj.2.771.453, PMID 20747984, PMC 2297688 (freier Volltext) – (englisch, nih.gov [PDF; abgerufen am 11. April 2023]).
  12. Anonymous. Alexander Hughes Bennett, M.D., F.R.C.P.Lond. (Obituary). BMJ 1901; 2: 1444
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==Memorials==
[[File:The grave of John Hughes Bennett, Dean Cemetery.jpg|thumb|The grave of John Hughes Bennett (right), Dean Cemetery]]
In 1901, the [[University of Edinburgh]] inaugurated the ''John Hughes Bennett Laboratory of Experimental Pathology'',{{sfn|Piller|2004}} in homage to "one of that galaxy of talent and genius that illuminated Edinburgh in the middle decades of the last century".{{citation needed|date=January 2015}} A second laboratory with his name was opened in 1998, in a joint venture between Britain's Leukaemia Research Fund, the University of Edinburgh and the [[Western General Hospital]] Trust.{{citation needed|date=January 2015}}


'''Attribution'''
*{{DNB|last=Bettany |first=George Thomas |wstitle=Bennett, John Hughes |volume=4 |pages=244–246}}
*{{EB1911|wstitle=Bennett, John Hughes|volume=3 |page=741}}

==Further reading==
{{Wikisource|Author:John Hughes Bennett}}
*{{cite journal |last=Cage |first=W. |date=9 October 1875  |title=The Case of the Late Professor Hughes Bennett |journal=[[British Medical Journal]] |volume=2 |number=771 |pages=453–454 |pmc=2297688 |pmid=20747984|doi=10.1136/bmj.2.771.453}}
*{{cite web |url=http://www.onc.ed.ac.uk/jhbl/history.htm |title=Biography of John Hughes Bennett |url-status=dead |archive-url=https://web.archive.org/web/20120204091037/http://www.onc.ed.ac.uk/jhbl/history.htm |archive-date=4 February 2012 |df=dmy-all }}
*{{cite web |url=http://www.aspergillus.org.uk/secure/historical_papers/hall_of_fame/bennett.htm |title=Hall of Fame |website=Aspergillus Website |url-status=dead |archive-url=https://web.archive.org/web/20090901224617/http://www.aspergillus.org.uk/secure/historical_papers/hall_of_fame/bennett.htm |archive-date=1 September 2009 |df=dmy-all }}

==External links==
* [http://www.lck2.co.uk/ Lodge Canongate Kilwinning, No. 2 (Edinburgh)]

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