Bernard Altum

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Bernard Altum

Johann Bernard Theodor Altum (* 31. Dezember 1824 in Münster; † 1. Februar 1900 in Eberswalde) war ein deutscher Zoologe und Forstwissenschaftler. Er war ein bedeutender Ornithologe. Als erster brachte er eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln vor, worin er auch die Funktion des Vogelgesangs einschloss.

Leben

Bernard Altum studierte in seiner Heimatstadt Münster zunächst Theologie, dann aber dort und seit 1853 in Berlin Philologie. Mit Vorliebe widmete er sich jedoch den Naturwissenschaften, besonders der Zoologie. Er hörte bei Johannes Peter Müller Anatomie und Physiologie, arbeitete unter Martin Lichtenstein am Zoologischen Museum Berlin und wurde 1855 an der Universität Berlin zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. 1856 kehrte Altum nach Münster heim und nahm dort zunächst eine Lehrerstelle an der Realschule an. 1859 habilitierte er sich dann aber als Privatdozent für Zoologie an der dortigen Akademie. In dieser Zeit erwarb sich Altum große Verdienste um die Zoologie als Unterrichtsfach an Schulen, vor allem durch seine Schrift „Winke zur Hebung des zoologischen Unterrichts“ (1863).

Bernard Altum lehrte ab 1869 an der Forstakademie in Eberswalde

Im Jahr 1869 wurde er als Nachfolger Julius Theodor Christian Ratzeburgs zum Professor der Naturwissenschaften an die Forstakademie zu Eberswalde berufen. Dort beschäftigte er sich intensiv mit Fragen des Waldschutzes gegen Tiere und verfasste unter anderem die dreibändige „Forstzoologie“ (1872-1875), die lange ein Standardwerk war. Zudem war Altum einer der führenden Ornithologen seiner Zeit, erkannte etwa die Bedeutung der Spechte für die Lebensgemeinschaft Wald und schrieb das vielbeachtete Werk „Der Vogel und sein Leben“ (1868), das bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts hinein zahlreiche Neuauflagen erlebte. Dieses Buch war insofern epochemachend, da Altum darin als erster eine Theorie zur Revierbildung bei Vögeln und deren Territorialverhalten vorbrachte und dabei auch die Funktion des Vogelgesangs berücksichtigte. Damit stand er in Opposition zum herrschenden Anthropomorphismus seiner Zeit, wie er etwa in den populären Werken Alfred Brehms vorherrschte. Seine Theorien brachten Altum zunächst viel Kritik ein, sind heute jedoch Allgemeingut. Während der letzten Dekade seines Lebens war er Präsident der Allgemeinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft.

Bernard Altum (sitzend, 2.v.r) als Mitglied der Examenskommission zur Abnahme der Forstassessorenprüfung am 28. Oktober 1893 (v.l. sitzend): Wilhelm Liebrecht, Adolf Remelé, Altum, Anton Müttrich sowie (v.l., stehend): Frank Schwarz, Adolf Runnebaum, Bernhard Danckelmann (nicht Mitglied der Kommission), Wilhelm Waechter, Karl Dickel und Johann Ludwig Boy (nicht Mitglied).

Auf jagdkundlichem Gebiet machte er sich einen Namen mit Arbeiten über die Geweihbildung bei Rothirsch, Rehbock, Elch und Damhirsch. Neben seinen Büchern verfasste er zahlreiche Abhandlungen in verschiedenen Fachzeitschriften. Er war auch ein Verfechter der gegen Charles Darwin gerichteten teleologischen Entwicklungstheorie und erhielt 1891 den Titel „Geheimer Regierungsrat“. Von 1888 bis 1896 gehörte Altum zudem der Examenskommission an, die im Auftrag des Ministeriums für Landwirthschaft, Domänen und Forsten (Berlin) die Forstassessorenprüfung abnahm.

Professor Dr. Johann Bernard Theodor Altum verstarb am 1. Februar 1900 in Eberswalde.

Schriften (Auswahl)

  • Winke zur Hebung des zoologischen Unterrichts, Münster 1863
  • Die Säugetiere des Münsterlands, Münster 1867
  • Der Vogel und sein Leben, Münster 1868
  • zusammen mit Hermann Landois: Lehrbuch der Zoologie, Freiburg 1870
  • Forstzoologie, 3 Bände, Berlin 1872–1875
  • Die Geweihbildung bei Rothirsch, Rehbock, Damhirsch, Berlin 1874
  • Die Geweihbildung des Elchhirsches, Berlin 1874
  • Unsre Spechte und ihre forstliche Bedeutung, Berlin 1878
  • Unsre Mäuse in ihrer forstlichen Bedeutung etc., Berlin 1880
  • Waldbeschädigungen durch Thiere und Gegenmittel, Berlin 1889

Literatur

  • Albrecht Milnik: Bernard Altum, in ders. (Hrsg.) et al.: Im Dienst am Wald – Lebenswege und Leistungen brandenburgischer Forstleute. Brandenburgische Lebensbilder. Verlag Kessel, Remagen-Oberwinter 2006, ISBN 3-935638-79-5, S. 242-243
  • Ludwig Gebhardt: Die Ornithologen Mitteleuropas. 1747 bemerkenswerte Biographien vom Mittelalter bis zum Ende des 20. Jahrhunderts. Verlagsgemeinschaft Aula-Verlag, Quelle-Meyer-Verlag, Limpert-Verlag 2006, ISBN 3-89104680-4 (Einträge zu Bernard Altum in Band I, S. 19, und Band II, S. 148)
  • Herman Schalow: Beiträge zur Vogelfauna der Mark Brandenburg. (Reprint der Ausgabe von 1919.) Verlag Natur & Text, Rangsdorf 2004, ISBN 3-9807627-7-7 (enthält auch ein Kapitel über Altum)
  • Gelasius Kraus: Bernard Altum als Naturphilosoph. Ein Beitrag zur Geschichte der Naturphilosophie im 19. Jahrhundert. Schöningh, Paderborn 1914