Beth Chatto

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 3. Juni 2014 um 14:01 Uhr durch Bwbuz (Diskussion | Beiträge) (→‎Breitenwirkung: -BKL / Ziel unklar). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Beth Chatto (* 27. Juni 1923 als Beth Little) ist eine britische Gärtnereibesitzerin.

Leben

Chatto verbrachte ihre Kindheit in Great Chesterfield in Essex. Bereits als Kind betreute sie ein Stückchen Land im Garten ihrer Eltern. Sie besuchte die Colchester County High School for Girls und wurde dann als Lehrerin ausgebildet. Chatto war Mitglied im Colchester Flower Club, wo sie lernte, Schnittblumen zusammenzustellen. 1943 heiratete sie Andrew Chatto (* 1909), einen Obstgärtner aus Radlett in Hertfordshire, der eine Zeitlang in den USA gelebt hatte (Laguna Beach, Kalifornien). Er stammte aus einer Londoner Verlegerfamilie (sein Vater Andrew Chatto (1841–1913) gründete 1873 den Verlag Chatto and Windus, der aus 1855 begründeten Druckerei von John Camden Hotten erwuchs). Ihr Gatte Andrew war sehr an Pflanzenökologie interessiert und obwohl er nie publizierte, sammelte er zahlreiche Daten zu ausgewählten Ökozonen, wozu er auch russische Literatur einsah. Er war stark durch die deutsche Pflanzensoziologie beeinflusst. Sein Archiv ist heute, durch die Hilfe des Gartenautors Noel Kingsbury, der Hardy Plant Society und zahlreichen Freiwilligen im Internet einsehbar.[1].

Das Ehepaar lebte zunächst in Colchester im Hause von Andrews Eltern. 1960 erbaute die Familie den modernen Bungalow White Barn House auf einem Brach-Gelände auf Andrew Chattos Obstgärtnerei[2] und zog von Colchester nach Elmstead Market. Chatto half in der Gärtnerei ihres Gatten mit. Mit Hilfe von Andrew Chatto begann sie, einen Garten um das Haus anzulegen. Nur die alten Eichen blieben erhalten, alles andere wurde umgestaltet. So beseitigte Chatto alte Feldwälle[3] mit einem Bulldozer, um Platz für Zierpflanzen zu erhalten, und planierte einen Dachsbau, um 1960 ihren „Mittelmeergarten“ anzulegen.[4]

Die Obstgärtnerei wurde 1970 geschlossen,[5] und das Land verkauft, danach lebte die Familie von der 1967 gegründeten Zierpflanzengärtnerei Unusual Plants[6].

Beth Chatto verfasste zahlreiche Bücher über die Anlage von Ziergärten in „Problemlage“ (trocken, feucht, schattig) und unternahm ab 1983 internationale Vortragsreisen, teilweise zusammen mit Christopher Lloyd, nach Australien, Kanada und den USA. Sie reiste außerdem nach Marokko und Südafrika. Beth Chatto ist auch an Musik interessiert, mit Christopher Lloyd besuchte sie Opern im exklusiven Glyndebourne[7].

Ihr Gatte verstarb nach langer Krankheit, er litt an einem Lungenemphysem, 1999. Das Ehepaar hatte zwei Töchter, Diana und Mary [8].

Garten

Der Garten Chattos befindet sich in Elmstead Market bei Colchester in Essex, einer für englische Verhältnisse sehr trockenen Gegend mit durchschnittlich 510 mm Niederschlag im Jahr und starken Ostwinden.[9] Er liegt auf einer Endmoräne, der Boden besteht aus Schotter, Sand und Geschiebelehm mit eingelagerter Kreide.

Auf dem Gelände befand sich auch ein Stück Marschland mit Quellen. Chatto gestaltete den Entwässerungsgraben zu vier viereckigen Teichen, die mit Sumpfpflanzen umgeben sind. Hier liegt heute der Sumpfgarten. Hier wachsen unter anderem Gunnera, rosa Zier-Knöteriche (Persicaria bistorta), Hechtkräuter, Bambus, Farne und Sumpfzypressen sowie zahlreiche grellbunte Primel-Hybriden. Die in England sehr populären japanischen Funkien in ihren unterschiedlichen, oft panaschierten Varietäten werden bis zum Überdruß eingesetzt.

1989 legte Chatto im Schatten von Mammutbäumen einen Waldgarten an. Hier wachsen Schneeglöckchen, Osterglocken und zahlreiche hybride Christrosen in zahlreichen Pasteltönen. Im Frühjahr bringen rote und gelbe Kaiserkronen etwas Farbe in die flache Landschaft.

Ein Artikel von Graham Rose in der Sunday Times machte Chattos Trockengarten in ganz Großbritannien bekannt und führte 1978 zur Publikation ihres Buches The dry Garden.[10] Der berühmte Kiesgarten sollte den englischen Gartenenthusiasten nach dem „Dürrejahr“ 1976 demonstrieren, dass ein Garten auch ohne Bewässerung auskommen konnte. Chatto bepflanzte im Winter 1991 die ehemalige Zufahrt zu ihrem Haus und den unbefestigten Parkplatz mit Pflanzen aus mediterranen und Steppengegenden. Eine Hecke aus Leyland-Zypressen bot Schutz gegen den Wind. Der Untergrund bestand aus Kies, war jedoch mit Humus verbessert worden, als Chatto hier in den 1960er Jahren ihre 90 m langen „Langen Rabatten“ nach dem Vorbild von Gertrude Jekyll angelegt hatte[11]. Die Umrisse der Beete folgten dem damals populären Prinzip der „Inselbeete“ und waren mit Hilfe eines Gartenschlauchs in schwingenden Linien angelegt, die ein ausgetrocknetes Flussbett nachahmen sollten. Chatto mischte trockenheitsresistente Pflanzen aus allen Kontinenten, der Kiesgarten enthält so mexikanische Palmlilien, Schmucklilien aus der Capensis, amerikanische Agaven und australische Eukalyptusbäume. Verschiedene Arten von Zistrosen, Heiligenkraut, Strauchveronika, Zierlauch, Gipskraut, Mannstreu und Wolfsmilch werden besonders häufig eingesetzt. Koniferen wie Zypressen setzen vertikale Akzente, der nordamerikanische Essigbaum sorgt im Herbst für grelle Farben. Seit der Anlage wurde der Garten nicht mehr gewässert, aber gedeiht ausgezeichnet. Der Einsatz von Kies folgte der Verwendung von Rindenmulch und Stroh, um den Garten pflegeleicht zu halten. Bei der Auswahl von Pflanzen konnte Chatto auf die umfänglichen Studien ihres Gatten zurückgreifen. Wie sie zugibt, folgte sie seinen Ratschlägen jedoch oft nicht[12].

Seit der Anlage des Kiesgartens registrierte Chatto penibel die täglichen Niederschläge, und ihre Briefe an Christopher Lloyd[13] beschreiben im Detail jeden einzelnen Regenguß. In Deutschland fühlte sie sich jedoch durch das Geräusch eines heftigen Landregens gestört[14].

Chattos Interesse an Ökologie bedeutete nicht, dass sie auf den Einsatz von Giften oder Torf verzichtete. Für die Rabatten empfiehlt sie die „gründliche“ Anwendung des Entlaubungsmittels 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure,[15] diese konnten allerdings verhindern, dass die Pflanzen sich selbst durch Samen vermehrten.[16] Sie empfiehlt Paraquat (in der EU nicht zugelassen) um Rasenflächen zu vernichten,[17] Basamid (in Deutschland nicht zugelassen), um Erde zu „sterilisieren“[18] und Azulox gegen Farne[19]. Auch nachdem sie zu "ökologischem" Gartenbau gewechselt war, wurden die Wege noch regelmäßig mit Gift behandelt [20].

Der Garten ist für zahlende Besucher geöffnet. 2006 eröffnete Chatto ein Café (Tea-Room) auf dem Gelände, wo die Besucher Nippes und Andenken erstehen können. Der wohlgeordnete Gemüsegarten, der nicht öffentlich zugänglich ist, wurde zu einem Zufluchtsort für Chatto[21].

Zu ihren Angestellten gehört der Obergärtner David Ward,[22] der für die Vermehrung der Pflanzen zuständig ist. Fergus Garrett arbeitete als Gärtner für Chatto, bevor er nach Great Dixter zu Christopher Lloyd überwechselte, der ihm mehr gestalterischen Spielraum gewährte.

Stil

Chatto lehnt pflegeintensive Rasenflächen ab. Ihre Gärten kommen, bis auf die Teiche, weitgehend ohne feste Installationen aus, sie sind durch die Anordnung der Pflanzen geprägt[23]. Akzentpflanzen wie Agave americana, Kerzen-Palmlilie oder Baumheide konnten an Stelle der herkömmlichen Statuen oder Gartenlauben verwendet werden[24]. Als Wege und Stufen dienen Betonplatten, die der Gatte nach ihrer Anweisung in Heimarbeit fertigte[25]. Chatto legt besonderen Wert auf Unterschiede im Blattwerk und nutzt Pflanzen mit großen Blättern als Akzentpflanzen.[26] Der Wechsel im Blattwerk sei eine Erholung für Augen und Verstand.[27] Der häufige Einsatz panaschierter Varietäten in den Gärten zerstört gezielt jeden Eindruck von Naturnähe, der Besucher ist sich jederzeit bewusst, in einem Schaugarten zu sein.

Als Gestaltungsprinzip verwendete sie gerne das Dreieck.[28] Sie warnt, dass ein Mangel an Prinzipien im Garten, wie auch anderswo, Chaos hervorrufe.[29]. Farbe ist für Chatto in der Gartengestaltung weniger wichtig, sie betont, dass Farbenschemata sich oft von selbst einstellten.[30] Insgesamt bevorzugt sie jedoch traditionelle, „zarte“ Farbkombinationen. Doch stellte sie zum Beispiel auch Rosa und Gelb zusammen, zum Entsetzen von Christopher Lloyd. Bei der Anlage einer Rabatte achtete sie zuallererst auf die angemessene Umwelt, dann auf die Form und Blätter der Pflanzen. Erst danach kommen die Blüten. Die Grundbepflanzung einer Rabatte konnte dann mit einjährigen Pflanzen, Kräutern und bedingt winterharten Pflanzen aufgelockert werden, um bestimmte Farben zu wiederholen oder zu betonen. Aber auch eine selbst ausgesäte Pflanze konnte ein Schema auflockern[31]. Insgesamt komme es immer auf den richtigen Maßstab an[32]. Um einen "ice-cream soda" Effekt zu vermeiden, setzt sie Pflanzen mit großen Blättern zwischen solche mit vielen bunten Blüten[33].

Als Lieblingspflanze nennt Chatto die Echte Zaunwinde[34].

Einflüsse

Der exzentrische Pflanzensammler und Künstler Cedric Morris beeinflusste Chatto sehr[35], die Pflanzen seiner Sammlung bildeten den Grundstock ihrer Gärtnerei[36]. Als weiteren Einfluss nennt sie den Gärtner Graham Stuart Thomas der die Sunningdale Nursery in Surrey betrieb[37]. Weitere Pflanzen erhielt sie in den 1970er Jahren von der "Iris-Gräfin" Helene von Stein-Zeppelin im Meierhof in Laufen. Sie war erstaunt, so viele Pflanzen vorzufinden, die ihr aus England gänzlich unbekannt waren[38]. Später bezog sie Pflanzen aus der Gärtnerei Ewald Hügin im Norden Freiburgs[39], die auf trockenheitsresistente Pflanzen spezialisiert ist.

Breitenwirkung

Chatto stellte ihre Pflanzen in den Ausstellungen der Royal Horticultural Society in Westminster,[40] seit 1976 auf der Chelsea Flower Show vor, wo sie ab 1977 zehn Goldmedaillen gewann. Neuartig war, daß sie auch nicht durch Zucht modifizierte Pflanzen zeigte und ihre Ausstellung nach ökologischen Kriterien anordnete.[41]

Der Erfolg von Chatto hat die von ihr vermarkteten Pflanzen sehr populär gemacht, sodass sie in Großbritannien inzwischen in vielen Hausgärten zu finden sind und den Neuheitswert, den sie in den 1980er Jahren noch besaßen, rasch eingebüßt haben.

2008 widmete das Garten-Museum in Lambeth Chatto eine Ausstellung.[42]

Werke

  • The Dry Garden. London, Orion 1978.
  • The Damp Garden 1982 (Neue illustrierte Ausgabe 2004).
  • Plant Portraits 1985.
  • The Beth Chatto Garden Notebook, 1988.
  • The Green Tapestry, Perennial Plants for the Garden. Harper Collins 1990.
  • Dear Friend and Gardener, letters exchanged between Beth Chatto and Christopher Lloyd, 1998.
  • Beth Chatto's Gravel Garden, 2000.
  • Drought resistant Planting (Photographien Steven Wooster). London, Frances Lincoln 2000. ISBN 978-0-7112-1425-5
  • Beth Chatto's Woodland Garden, Shade-Loving Plants for Year-Round Interest (Photographie Steven Wooster) Cassell 2002 ISBN 978-0-304-36366-7 (Neuauflage als Beth Chatto’s Shade Garden, 2008).

Auszeichnungen

Literatur

  • Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012.

Einzelnachweise

  1. Noel Kingsbury 2010, http://www.bethchatto.co.uk/andrew.html zuletzt eingesehen 23/12/2012
  2. http://www.gardenmuseum.org.uk/page/beth-chatto-2
  3. Beth Chatto, The dry Garden, 30
  4. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 94
  5. Noel Kingsbury 2010, http://www.bethchatto.co.uk/andrew.html zuletzt eingesehen 23/12/2012
  6. Beth Chatto, Nursery woman. In: Diana Ross, Gardeners: Encounters with Exceptional People. Frances Lincoln 2008, 124
  7. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 16, 80
  8. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 5
  9. Beth Chatto, The dry Garden, 5
  10. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, xi
  11. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 35-53
  12. Beth Chatto, The dry Garden, xi
  13. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln
  14. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 57
  15. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 18
  16. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 34-35
  17. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 41
  18. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 88
  19. Beth Chatto, The dry Garden, London, Orion 1978, 95
  20. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 53
  21. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 53
  22. http://www.telegraph.co.uk/gardening/gardenstovisit/7935330/Beth-Chatto-designs-low-water-usage-garden-for-Prince-of-Wales.html
  23. Beth Chatto, Foreword. In: Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012, 8
  24. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 97
  25. Beth Chatto, The dry Garden, 21-22
  26. Beth Chatto, Foreword. In: Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012, 8
  27. Beth Chatto, The dry Garden, 45
  28. Beth Chatto, The dry Garden, 45
  29. Beth Chatto, The dry Garden, 45
  30. „Colour schemes often seem to make themselves!“, Beth Chatto, The dry Garden, 45
  31. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 17
  32. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 17
  33. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 97
  34. Beth Chatto, Nursery woman. In: Diana Ross, Gardeners: Encounters with Exceptional People. Frances Lincoln 2008, 133
  35. Fergus Garrett, A year in the life of Beth Chatto's Gardens (Photographs by Rachel Warne). London, Frances Lincoln 2012, 13
  36. Beth Chatto, Nursery woman. In: Diana Ross, Gardeners: Encounters with exceptional People. Frances Lincoln 2008, 124-133; Beth Chatto, The dry Garden, xi
  37. Beth Chatto, The dry Garden, xi
  38. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 55
  39. Beth Chatto, Christopher Lloyd 1998, Dear Friend and Gardener, Letters on Life and Gardening. London, Frances Lincoln, 99
  40. Beth Chatto 1998, Beth Chatto's Garden Notebook, revised edition. London, Orion (erste Ausgabe Dent 1988), 56
  41. Beth Chatto, Nursery woman. In: Diana Ross, Gardeners: Encounters with exceptional People. Frances Lincoln 2008, 131
  42. http://www.gardenmuseum.org.uk/page/beth-chatto-2

Weblinks