Botschaft der Republik Irak (Bonn)

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Die Botschaft der Republik Irak in der Bundesrepublik Deutschland (bis 1958 Königlich Irakische Botschaft) hatte von 1953 bis 2002 ihren Sitz in Bonn. Das zuletzt als Kanzleigebäude der Botschaft dienende Gebäude, vormals nur als Residenz des Botschafters genutzt, liegt im Ortsteil Friesdorf an der Annaberger Straße (Hausnummer 289). 2015 wurde dort wieder eine Außenstelle der Botschaft eingerichtet.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach der in Folge der Beendigung des Kriegszustands zwischen beiden Ländern am 12. April 1951 ermöglichten Aufnahme diplomatischer Beziehungen zur Bundesrepublik Deutschland am 19. September 1953 eröffnete der Irak eine Gesandtschaft am Regierungssitz Bonn.[1][2] Sie hatte vorläufig ihren Sitz im Rheinhotel Dreesen in Bad Godesberg (Stand: März 1954), anschließend (Stand: September 1954) in der Bonner Südstadt (Am Hofgarten 1–2).[3][4] 1957 wurde die Gesandtschaft in eine Botschaft umgewandelt. Die im Jahre 1958 kurzzeitig bestehende Arabische Föderation zwischen Irak und Jordanien hatte keine Auswirkungen auf die Botschaft. Bis 1958 zog die Kanzlei der Botschaft innerhalb der Südstadt an die Argelanderstraße 4 um, der Kulturattaché hatte (Stand: 1960) seinen Sitz an der Argelanderstraße 1.[5][6][7][8] Bis 1962 wurde sie an die Koblenzer Straße 110 (heute Adenauerallee) verlegt, der Kulturattaché war weiter an der Argelanderstraße 1 beheimatet.[9][10] Bis 1965 wurde die Botschaftskanzlei an die Viktoriastraße 27 (mit Konsularabteilung) in Bad Godesberg, den damaligen räumlichen Schwerpunkt der diplomatischen Vertretungen, verlegt; zu diesem Zeitpunkt befand sich die Militärabteilung an der Rubensstraße 4 im Bad Godesberger Ortsteil Hochkreuz und die Kulturabteilung in Beuel (Gottfried-Claren-Straße 2).[11] Am 12. Mai 1965 brach der Irak in Folge der Anerkennung Israels durch die Bundesrepublik Deutschland die diplomatischen Beziehungen zur Bundesrepublik ab.[12] Anschließend nahm die Botschaft der als Schutzmacht für den Irak auftretenden Schweiz vom bisherigen Standort der irakischen Botschaft aus mit einer „Abteilung für irakische Interessen“ (Schutzmachtvertretung) die Geschäfte für das Land wahr.[13] Die Schutzmachtvertretung zog bis 1968 an die Coburger Straße 19 im Bonner Ortsteil Gronau um.[14] Die Schweiz wurde zuletzt (Stand: 1973) als Schutzmacht von der Republik Afghanistan abgelöst; der Standort der Vertretung blieb unverändert.[15]

Dürenstraße 33, Sitz der Botschaftskanzlei von Mitte der 1980er-Jahre bis Mitte der 1990er-Jahre (2012)

Am 28. Februar 1974 erfolgte die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Irak und der Bundesrepublik.[12] Die neu eröffnete irakische Botschaft nahm ihren Sitz im Godesberger Villenviertel (Hohenzollernstraße 12), der Militärattaché war im selben Ortsteil an der Jahnstraße 10 (heute Jahnallee) beheimatet.[16][17][18][19] Als Residenz der Botschaft, Wohnsitz des Botschafters, diente von spätestens 1963[20] bis 1974/75[21] das Schloss Bornheim in der gleichnamigen Stadt nordwestlich von Bonn[22], anschließend ein vom Irak zu diesem Zweck erworbenes Anwesen mit einer Grundstücksfläche von 11.964 m² und einer Wohnfläche von 634 m²[23] im Bad Godesberger Ortsteil Friesdorf (Annaberger Straße 289)[24]. Im August 1980 tauschte der Irak einen Teil seines Botschaftspersonals in Bonn aus.[25] Die Botschaftskanzlei zog bis 1981 zurück in die Bonner Südstadt (Lennéstraße 1) und wurde 1985/86 erneut in das Godesberger Villenviertel (Dürenstraße 33) verlegt.[26][27] Sie war mindestens bis Ende der 1980er-Jahre eine Schaltzentrale für Rüstungsgeschäfte des Iraks mit deutschen Waffenherstellern, darunter Degussa, Ferrostaal und MAN.[28] Im Zweiten Golfkrieg im Januar 1991 wurden 28 irakische Diplomaten aus Deutschland ausgewiesen.[29] In Folge des mit Beginn des Zweiten Golfkriegs erlassenen UN-Embargos und der damit für den Irak verbundenen Finanzengpässe erschienen die Mietkosten für die Liegenschaft Dürenstraße 33 nicht mehr bestreitbar, sodass die Botschaftskanzlei nach 1994 in die bisherige Residenz des Botschafters im Ortsteil Friesdorf (Annaberger Straße 289) verlegt wurde.[30]

In Folge der Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin (1999) zog die irakische Botschaft im Juli 2002 mit zuletzt acht Angehörigen[31] dorthin um. Das bisherige Kanzlei- und Residenzgebäude der Botschaft im Ortsteil Friesdorf stand nun leer.[30] Im Oktober 2010 bot die irakische Botschaft im Auftrag ihrer Regierung die Immobilie zur Vermietung an.[23] 2015 wurde in dem Gebäude wieder eine Außenstelle der irakischen Botschaft mit dem Konsularbezirk Nordrhein-Westfalen eingerichtet (Stand: März 2018).[32][33]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Annaberger Straße 289 (Bonn) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Peter Hünseler: Die aussenpolitischen Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zu den arabischen Staaten von 1949 - 1980, ISBN 3-631-40837-4, S. 61. (zugleich Dissertation Universität Bonn, 1986)
  2. Katja Engler: Die Deutsche Frage im Nahen Osten: Politische Beziehungen der Bundesrepublik Deutschland zum Irak und zu Jordanien 1951-1965 (=Chemnitzer Beiträge zur Politik und Geschichte, Band 2). LIT Verlag Münster, 2007, ISBN 978-3-8258-0413-8, S. 68/69.
  3. Diplomatische und sonstige amtliche ausländische Missionen sowie Vertretungen internationaler Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: 1. März 1954). In: Bundesministerium der Finanzen (Hrsg.): Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1954, S. 382 ff.
  4. Diplomatische und sonstige amtliche ausländische Missionen sowie Vertretungen internationaler Organisationen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: September 1954). In: Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, 1954, S. 1554 ff.
  5. Diplomatische Missionen des Auslandes in der Bundesrepublik Deutschland. In: Leitfaden Für Presse und Werbung, Stamm-Verlag, 1958, S. 687.
  6. Diplomatische Missionen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Mai 1960). In: Die Bundesrepublik: Teilausgabe Bund, Carl Heymanns Verlag, 1960, S. 265.
  7. Ullstein Handbuch, Ullstein, 1960, S. 302.
  8. Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Stamm-Verlag, 1961, S. x.
  9. Diplomatische Missionen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: September 1962). In: Die Bundesrepublik Deutschland: Teilausgabe Bund, C. Heymanns, 1962, S. 292 ff.
  10. Jahrbuch für auswärtige Politik, Brückenverlag, 1963, S. 199.
  11. Stamm-Leitfaden durch Presse und Werbung, Stamm-Verlag., 1965, S. 191.
  12. a b Tobias C. Bringmann: Handbuch der Diplomatie 1815–1963: auswärtige Missionschefs in Deutschland und deutsche Missionschefs im Ausland von Metternich bis Adenauer, Saur, München 2001, ISBN 978-3-598-11431-1, S. 227.
  13. Liste der diplomatischen Missionen und Handelsvertretungen ausländischer Staaten in der Bundesrepublik Deutschland] (Stand: 1. Februar 1966). In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1966 Nr. 27, S. 872, Anlage 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]).
  14. Liste der diplomatischen Missionen und Handelsvertretungen ausländischer Staaten in der Bundesrepublik Deutschland] Stand: 25. September 1968). In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 24, S. 1209, Anlage 1 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,4 MB]).
  15. Anschriften der fremden Missionen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Dezember 1973). In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1974 Nr. 11, S. 536, Anlage I. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,7 MB]).
  16. Dialog mit der Arabischen Welt: eine Dokumentation (=Oskar Splett: Buchreihe Deutsch-ausländische Beziehungen des Instituts für Auslandsbeziehungen, Bd. 13). Horst Erdmann Verlag, Stuttgart 1975, ISBN 3-7711-0200-6, S. 390.
  17. Taschenbuch des öffentlichen Lebens 1981/82, Festland Verlag, Bonn 1981, S. 242.
  18. Was wußte die Regierung?, Die Zeit, 26. April 1991
  19. Die Bundesrepublik Deutschland: Teilausgabe Bund, Heymanns, 1982, S. 500.
  20. Ausländische Botschaften, Gesandtschaften und Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland (Stand: Januar 1963). In: Adressbuch der Bundeshauptstadt Bonn 1963/64. 87. Ausgabe, J. F. Carthaus, Bonn 1964, S. 13 ff. (online ULB Bonn)
  21. Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen und anderen Vertretungen in Bonn (Stand: September 1974)
  22. Christian Lonnemann: Die Ständigen Vertreter der DDR in Bornheim – „Hersel Alaaf“. In: Rhein-Sieg-Kreis (Hrsg.): Jahrbuch des Rhein-Sieg-Kreises. Ausgabe 27, Jahrgang 2012, Edition Blattwelt, Reinhard Zado, Niederhofen 2011, ISBN 978-3-936256-46-8, S. 108–115.
  23. a b Anzeige der Botschaft der Republik Irak zur Vermietung der Immobilie
  24. Auswärtiges Amt (Hrsg.): Liste der diplomatischen Missionen und anderen Vertretungen in Bonn (Stand: April 1975)
  25. Erich Schmidt-Eenboom: BND: der deutsche Geheimdienst im Nahen Osten: geheime Hintergründe und Fakten, Herbig, 2007, ISBN 978-3-7766-2503-5, S. 267.
  26. Die Bundesrepublik Deutschland: Teilausgabe Bund (Redaktionsschluss: August 1985), Heymanns, 1986, S. 503.
  27. Taschenbuch des öffentlichen Lebens: Bundesrepublik Deutschland, Festland Verlag, 1987, S. 222.
  28. Berechtigte Skepsis, Der Spiegel, 27. August 1990
  29. Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Band 53, W. Kohlhammer, 1993, S. .
  30. a b Michael Wenzel: Kleine Geschichte(n) Bad Godesberger Botschaften, Bonn, 2. Auflage 2011, S. 59, 77.
  31. Berlin erwägt verstärkten Schutz für Botschaft, Kölner Stadt-Anzeiger, 22. August 2002
  32. Michael Wenzel: Zwischen Luxus und Verfall, General-Anzeiger, 6. Oktober 2015
  33. Liste der diplomatischen Vertretungen und anderer Vertretungen in der Bundesrepublik Deutschland (PDF; 419 kB) (Stand: 6. März 2018), Auswärtiges Amt

Koordinaten: 50° 41′ 35,3″ N, 7° 7′ 14,4″ O