Brandenburger Tor
Das Brandenburger Tor am Pariser Platz in Berlin-Mitte wurde in den Jahren von 1788 bis 1791 auf Anweisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. von Carl Gotthard Langhans errichtet und ist das wichtigste Wahrzeichen der Stadt und gleichzeitig ein Staatssymbol, mit dem viele wichtige Ereignisse der Geschichte Berlins, Deutschlands, Europas und der Welt des 20. Jahrhunderts verbunden sind. Der Bau ist dem frühklassizistischen Stil zuzuordnen.
Das Brandenburger Tor bildet mit dem Pariser Platz den Abschluss der Straße Unter den Linden. Auf der Westseite des Tores liegt der Platz des 18. März, an dem die Straße des 17. Juni beginnt, die den Tiergarten durchquert.
Architektur
Das Brandenburger Tor ist ein 26 Meter hoher, 65,5 Meter breiter und 11 Meter tiefer frühklassizistischer Sandsteinbau. Es wurde nach dem Vorbild der Propyläen zur Akropolis in Athen gestaltet. Das Tor hat fünf Durchfahrten, von denen die mittlere etwas breiter ist, und zwei Torhäuser. Es wird durch je sechs 15 Meter hohe dorische Säulen auf jeder Seite geprägt, die nach ionischer Art kanneliert sind und am Fuß einen Durchmesser von 1,75 Meter haben. Die Attika und die Innenseiten der Durchfahrten sind mit Reliefs bedeckt, die unter anderem Taten des Herkules darstellen. In den beiden Torhäusern stehen große Skulpturen des römischen Kriegsgottes Mars, der das Schwert in die Scheide steckt, und der Göttin Minerva mit Lanze.
Zu beiden Seiten des Tores befanden sich immer Torhäuser für die militärische Wache und den Steuereinnehmer. Nach Niederlegung der Zoll- und Akzisemauer 1867/68 ersetzte der Schinkel-Schüler Heinrich Strack sie 1868 durch offene Säulenhallen, deren Gestaltung er nun weiter dem Tor angleichen konnte.
Das Tor wird gekrönt durch eine etwa fünf Meter hohe in Kupfer getriebene Skulptur von Schadow. Sie stellt die geflügelte Siegesgöttin dar, die einen von vier Pferden gezogenen Wagen (Quadriga) in die Stadt hineinlenkt.
Geschichte
Mit dem Bau der Zollmauer der Stadt Berlin wurde 1734 ein Vorgängerbau des heutigen Brandenburger Tores als Stadttor an der Straße nach Brandenburg an der Havel errichtet. Im Zuge des Ausbaus der Mauer und seiner Tore ließ der König das Brandenburger Tor neu gestalten, das dem Andenken an den Krieg des unmittelbar zuvor verstorbenen Friedrich II. diente, von dessen Verdiensten auch etwas Glanz auf den Neffen und Nachfolger fallen sollte.
Im Jahr 1793 wurde dem Brandenburger Tor die von Johann Gottfried Schadow gefertigte Quadriga mit der geflügelten Siegesgöttin Nike beziehungsweise Viktoria aufgesetzt. Dass es sich bei der Wagenlenkerin um die vielfach genannte Friedensgöttin Eirene gehandelt hat, ist aus vielen Gründen kaum wahrscheinlich. Nicht zuletzt, weil Eirene in ihren Darstellungen niemals mit Flügeln zu sehen ist. Auch andere Belege, wie ein Protokoll zwischen Langhans und Schadow vom 13. März 1789 weisen eindeutig auf Viktoria hin.
1806 wurde die Quadriga nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt von Napoleon nach Paris verschleppt und sollte dort aufgestellt werden, doch bevor das geschah, wurde er entmachtet. Mit der Einnahme von Paris wurde General Ernst von Pfuel Kommandant eines Teiles der französischen Hauptstadt. Ihm verdanken es die Berliner besonders, dass die „Victoria mit ihrem Siegeswagen“ wieder auf das Brandenburger Tor zurückkehrte. Im Jahr 1814 wurde die Quadriga von den Truppen Blüchers in Kisten verpackt und nach Berlin zurückgebracht, wo sie zunächst restauriert wurde. Dabei wurde der von einem preußischen gekrönten Adler besetzte Eichenkranz am Stab der Göttin durch ein neues Machtsymbol, das von Schinkel entworfene Eiserne Kreuz, ergänzt. Für die Berliner war die Quadriga nach ihrer Rückführung im Volksmund die Retourkutsche. Mit dem Abriss der Zollmauer in den 1860er Jahren wurden auch fast alle Stadttore abgerissen. Das Brandenburger Tor ist das einzige heute noch bestehende.
Bis zur Abdankung Kaiser Wilhelm II. 1918 durften nur Mitglieder der kaiserlichen Familie, deren persönliche Gäste sowie die Pfuels die mittlere Durchfahrt benutzen. Am 30. Januar 1933 feierten die Nationalsozialisten mit einem Fackelzug der SA durch das Brandenburger Tor ihre „Machtergreifung“. Während des Zweiten Weltkrieges wurde von der Quadriga ein Gipsabguss genommen. Da bei der Schlacht um Berlin deutsche Soldaten mit einem Geschütz mehrmals auf die Quadriga schossen, nachdem dort die rote Fahne gehisst worden war, wurde die Figur stark beschädigt. Lediglich ein Pferdekopf blieb vom Original erhalten, der heute im Berliner Märkischen Museum ausgestellt ist. Sie musste rekonstruiert werden. Auch die Seitengebäude waren stark beschädigt. Am 21. September 1956 wurde vom Magistrat der Stadt Berlin beschlossen, das einzige erhaltene ehemalige Stadttor wieder aufzubauen. Trotz heftiger Auseinandersetzungen und gegenseitiger Vorwürfe arbeiteten beide Teile Berlins bei der Rekonstruktion zusammen. Am 14. Dezember 1957 war diese beendet. Die Ostberliner Stadtverordnetenversammlung ließ vor dem Wiederaufstellen der Quadriga jedoch das Eiserne Kreuz und den Adler entfernen, weil sie diese als Symbole des preußischen Militarismus ansahen.
Mit dem Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 stand das Bauwerk mitten im Sperrgebiet und konnte weder von Westen noch von Osten durchquert werden. Nur die ostdeutschen Grenzsoldaten konnten an das Bauwerk heran.
Treffend bemerkte der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker zu Zeiten des Kalten Krieges hierzu: „Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die Deutsche Frage offen“.
Am 12. Juni 1987 sprach der US-amerikanische Präsident Ronald Reagan folgenden Satz anlässlich eines Berlinbesuchs vor dem Brandenburger Tor: Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall! (Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer ein!).
28 Jahre nach dem Bau der Mauer am 22. Dezember 1989 wurde das Brandenburger Tor im Rahmen der Wende in der DDR unter dem Jubel von mehr als 100.000 Menschen wieder geöffnet. Die Sperranlagen wurden danach vollständig beseitigt.
Die in der Silvesternacht 1989/1990 stark beschädigte Quadriga wurde 1991 wieder restauriert und erhielt bei der Gelegenheit auch das Eiserne Kreuz und den Adler zurück. Auch das Tor (insbesondere der Sandstein) bedurfte wegen langer Vernachlässigung und Umweltschäden einer umfassenden Restaurierung. Nach einer 22-monatigen Restaurierung wurde das Brandenburger Tor am 3. Oktober 2002 feierlich wieder enthüllt.
In den 1990er Jahren wurde in Berlin immer wieder diskutiert, ob das Tor für den Autoverkehr geöffnet sein soll oder nicht. Argumente gegen die Öffnung waren dabei vor allem eine massive Schädigung des Sandsteintores durch Autoabgase und gewünschte Verkehrsberuhigung des Pariser Platzes. Heute ist das Tor für den motorisierten Verkehr gesperrt.
Das Tor ist auf der Rückseite der deutschen Euromünzen zu 10, 20 und 50 Cent als Symbol der Teilung und Einheit abgebildet. Außerdem besitzt das Phantasialand, ein Freizeitpark in Brühl, ebenfalls ein Brandenburger Tor. Dieses stellt den Eingang in den ältesten Bereich des Parks, einen vereinfachten Nachbau der Stadt Berlin, dar. Das Tor im Park ist kleiner (Maßstab 1:2) und deutlich vereinfacht dargestellt.
Bedeutung
Das Brandenburger Tor markierte die Grenze zwischen Ost-Berlin und West-Berlin und damit die Grenze zwischen den Staaten des Warschauer Paktes und der NATO. Es war bis zur Wiedervereinigung Deutschlands Symbol des Kalten Krieges und erhielt nach 1990 die Symbolik der Wiedervereinigung Deutschlands und Europas.
Verkehrsanbindungen
Im Bereich des Brandenburger Tores verkehrt die S-Bahn unterirdisch (Nord-Süd-Tunnel); im Zuge des Neubaus der U-Bahn-Linie 55 (zum neuen Berliner Hauptbahnhof) wird es einen eigenen Halt „Brandenburger Tor“ geben.
Ursprünglich durchquerten die Bundesstraßen 2 und 5 das Brandenburger Tor. Nach der Umgestaltung des Pariser Platzes zu einer Fußgängerzone wird die Trasse nunmehr südlich über Glinkastraße, Behrenstraße und Ebertstraße um das Brandenburger Tor herumgeführt.
Siehe auch
Literatur
- Peter Feist: Das Brandenburger Tor. (Der historische Ort Nr. 33) Kai Homilius Verlag, Berlin 1997, 2. Auflage 2004, ISBN 3-931121-32-1 (Leseprobe).
- Laurenz Demps: Das Brandenburger Tor – Ein Symbol im Wandel. Verlagshaus Braun, Berlin 2003, 1. Auflage, ISBN 3-935455-15-1.
Weblinks
- Vorlage:BAM
- Eintrag zu Brandenburger Tor (Obj.-Dok.-Nr. 09065019) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Pflichtangabe
Typ
und/oderID
fehlt, siehe Doku - 180°-Panorama – Berlin 1945 – Panorama-Installation des Brandenburger Tores anlässlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes 2005