Daheim sterben die Leut’

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Film
Titel Daheim sterben die Leut’
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1985
Länge 97 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Klaus Gietinger
Leo Hiemer
Drehbuch Klaus Gietinger
Leo Hiemer
Produktion Klaus Gietinger
Fritz Günthner
Leo Hiemer
Musik Klaus Roggors
Kamera Marian Czura
Schnitt Clara Frykowsky
Besetzung

Daheim sterben die Leut’ ist ein deutscher Film der Regisseure Klaus Gietinger und Leo Hiemer aus dem Jahr 1985. Der Film erzählt mit viel Lokalkolorit, wie sich der Westallgäuer Bauer Allgeier dagegen wehrt, an die Fernwasserleitung der Kommune angeschlossen zu werden.

Daheim sterben die Leut’ wurde im Februar 1985 auf der Berlinale in der Sektion Forum uraufgeführt[1] und kam am 10. Oktober 1985 in die deutschen Kinos.[2] Die Fernsehpremiere fand am 11. Januar 1988 im Ersten statt[3] und wurde wegen des westallgäuerischen Dialekts der Protagonisten mit deutschen Untertiteln gesendet.

Handlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Allgäuer Wachmann einer Munitionsanstalt und Landwirt Hans Allgeier besitzt eine eigene Wasserquelle und lehnt es deshalb ab, an die von Landrat Dr. Franz Strobel geplante und in Bau befindliche Fernwasserleitung aus den Bergen kostenpflichtig angeschlossen zu werden und künftig Wasserzins bezahlen zu müssen. Nachdem er drei Vermesser mit der Mistgabel von seinem Grundstück vertrieben hat, lässt Landrat Strobel Allgeiers Quelle durch den Bauunternehmer Dominikus Fäßler zuschütten. Allgeier, dem danach sämtliche neu geborenen Kälber im Stall sterben, wendet sich daraufhin an den Gesundbeter Sebastian Guggemoos, dessen Rat an seine Frau ihn bereits zu Beginn des Films von einer rätselhaften Krankheit hat genesen lassen. Durch die Handlungen Guggemoos’ wird der Landrat bald darauf von einem grässlichen Harnverhalt befallen. Zwischen Allgeiers Sohn Werner und der in der nachbarschaftlichen Wohngemeinschaft auf Urlaubsbesuch weilenden Silke aus Göttingen entwickelt sich indessen eine Liebesbeziehung. Nach dem ersten Sex mit ihr wird er vom leibhaftigen Teufel besucht. Nach der Feier zur Einweihung der Wasserleitung fährt Landrat Strobel im Gewitter bei einer Polizeikontrolle in den Straßengraben. Beim selben Gewitter verpasst Silke, die von Werner auf den Bahnhof gefahren wird, ihren Zug zur Rückreise nach Göttingen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Daheim sterben die Leut’ ist eine Produktion der Westallgäuer Filmproduktion GbR. Der Film wurde finanziell vom Kuratorium junger deutscher Film gefördert und erhielt durch die Nominierung für den Deutschen Filmpreis Gelder vom Bundesinnenministerium.[3] Die Figuren des Films wurden überwiegend mit Laienschauspielern besetzt.[4] Gedreht wurde zwischen dem 22. Juli 1984 und dem 10. Oktober 1984 im Westallgäu.[3]

Der Filmtitel ist an eine beliebte Rechtfertigung Allgäuer Wirtshausbesucher angelehnt[5] und wird im Film von Großvater Allgeier in Westallgäuer Dialekt vorgetragen: „Drhoim sterbet d'Leit und beim Boschdwirt deannet, do isch scho achtzg Johr koiner me gschtorba!“[6] – („Daheim sterben die Leut, und beim Postwirt drüben, da ist schon achtzig Jahre keiner mehr gestorben!“)

Als Filmkulisse des abendlichen Jugendtreffs diente das Gasthaus Kreuz in Riedhirsch, einem Ortsteil von Heimenkirch. Der Gasthof wurde nach Drehende vom Wirt-Darsteller des Films übernommen und weitergeführt.[7]

Kritiken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der film-dienst schrieb, Daheim sterben die Leut’ sei „ein kaleidoskopartiger, ideenreicher Heimatfilm von boshaftem Charme“, der sich durch die „kritische und zugleich liebevolle Darstellung bundesdeutscher Provinzwirklichkeit“ auszeichne.[8]

Der Spiegel bezeichnete den Film als ein „nach allen Regeln der Filmkunst gedrehtes Stück Regional-Kino“. Er erzähle „ironisch gebrochen […] vom Leben im Allgäuer Lande, vom Urlaub auf den Dörfern, von Handel und Gesundbeterei, Aberglauben, Obrigkeitshörigkeit und Bigotterie“. Dabei lehne er sich an reale Vorkommnisse und Personen an. Im Gegensatz zum gewöhnlich heiteren Komödienstadel würden aber nicht die Menschen, sondern „deren Geschichten dem Gelächter“ preisgegeben.[4] Michael Althen attestierte in der Süddeutschen Zeitung, der Film sei trotz der „bitteren Satire und scharfzüngigen Kritik […] voller Sympathie für das Allgäu und seine Leute“. Besonders hob Althen das „sorgfältige Drehbuch“ hervor, „das allen Figuren zu ihrem Recht“ verhelfe, „ohne über ihrer Vielzahl die Geschichte aus den Augen zu verlieren“ und dabei „die Sympathie für ihre Figuren“ wahre.[9]

Kino.de nannte Daheim sterben die Leut’ einen „zeitlosen Klassiker des Mundartfilms“[10] und Cinema urteilte zusammenfassend „Skurril: ein ganz besonderer Heimatfilm“.[11]

Auszeichnungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Programm 1985. Internationale Filmfestspiele Berlin, abgerufen am 28. Februar 2015.
  2. Daheim sterben die Leut' (1985). Release Info. Internet Movie Database, abgerufen am 28. Februar 2015.
  3. a b c Daheim sterben die Leut’. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 28. Februar 2015.
  4. a b Über die Dörfer. Der Spiegel, 29. April 1985, abgerufen am 19. Juli 2008.
  5. Rudi Holzberger: Der genarrte Landrat: Satire um eine Satire – Film mit Bildern aus der Wirklichkeit. Die Zeit, 3. Januar 1986, abgerufen am 1. März 2015.
  6. Daheim sterben die Leut. Bayerische Kultserien, Kino und TV, abgerufen am 19. März 2024.
  7. Willibald Spatz: Allgäu: 66 Lieblingsplätze und 11 Erlebnisbäder. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2012, ISBN 978-3-8392-1259-2.
  8. Daheim sterben die Leut’. In: Lexikon des internationalen Films. Filmdienst, abgerufen am 28. Februar 2015.
  9. Michael Althen: Daheim sterben die Leut. In: X Filme Creative Pool. Süddeutsche Zeitung, 10. Oktober 1985, abgerufen am 19. Juli 2008.
  10. Daheim sterben die Leut'. In: kino.de. Busch Entertainment Media, abgerufen am 28. Februar 2015.
  11. Daheim sterben die Leut’. In: cinema. Abgerufen am 28. Februar 2015.
  12. Alpinale 1985. Webseite Temporati.de. Abgerufen am 2. Februar 2014.
  13. Goldene Filmspule Preisträger (Memento vom 27. Januar 2016 im Internet Archive)