Tübinger Burschenschaft Derendingia

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Burschenschaft Derendingia Tübingen
Wappen Zirkel
Basisdaten
Hochschulort: Tübingen
Hochschule/n: Eberhard Karls Universität Tübingen
Gründung: 21. April 1877 in Derendingen
Korporationsverband: ehem. DB, Ausschluss 1981/1983
Kürzel: D!
Farbenstatus: farbentragend
Farben:
Fuchsenfarben:
Art des Bundes: Männerbund
Stellung zur Mensur: nichtschlagend
Wahlspruch: Einer für Alle – Alle für Einen!
Website: www.derendingia.de

Die Tübinger Burschenschaft Derendingia ist eine farbentragende, nichtschlagende Studentenverbindung. Sie wurde am 21. April 1877 gegründet und vereint Studenten und ehemalige Studenten der Eberhard Karls Universität Tübingen. Ihre Mitglieder nennen sich „Derendinger“.

Farben, Wahlspruch

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Die Farben der Derendingia sind die Farben des Landes Schleswig-Holstein in umgekehrter Reihenfolge: Rot-Weiß-Blau. Die Füxe tragen ein Fuxenband in den Farben Blau-Weiß-Blau. Der Wahlspruch lautet „Einer für Alle – Alle für Einen“ und drückt das grundlegende Element dieser Gemeinschaft aus, deren Mitglieder sich lebenslang freundschaftlich verbunden fühlen. Als Burschenschaft führt Derendingia auch den Wahlspruch „Ehre, Freiheit, Vaterland“. Der Gründungswahlspruch lautete „Einig und Stark“.

Gründungszeit – Verbindung Derendingia

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Derendinger Kneipe um 1891

Am 21. April 1877 wurde Derendingia in der Gaststätte Lamm in der damals noch selbstständigen Gemeinde Derendingen bei Tübingen von zwölf norddeutschen Studenten gegründet. Anlass war der bevorstehende Festumzug zur 400-Jahr-Feier der Eberhard Karls Universität, an dem nur studentische Korporationen teilnehmen durften. Bald darauf wurde ein Zirkel als Erkennungszeichen festgelegt und die Farben des Landes Schleswig-Holstein (blau-weiß-rot) als Bundesfarben bestimmt, da von dort die meisten der Gründungsmitglieder stammten. Zunächst wurden die Farben jedoch nur geführt und nicht als Band getragen. Die junge Verbindung festigte sich in ihren Strukturen und begründete zunehmend auch Verhältnisse mit anderen Verbindungen. So war Derendingia 1881 Gründungsmitglied des Gothaer Ersten-Conventes, eines Zusammenschlusses von pflichtschlagenden, nicht-farbentragenden Verbindungen, aus dem sie 1884 jedoch austrat. Zwischen 1881 und 1897 bestand ein Kartell mit Frisia Göttingen.

Derendingia wird Burschenschaft

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Die Derendingia als Mitglied der Deutschen Burschenschaft (1915)

1896 wurde Derendingia farbentragend, d. h. ihre Mitglieder tragen seitdem ein rot-weiß-blaues Band und eine schwarze Mütze (die Farben mussten in der Reihenfolge geändert werden, da das Corps Rhenania Tübingen schon ein blau-weiß-rotes Band trug). Auch die Mensur wurde fester Bestandteil des Verbindungslebens. 1897 trat Derendingia in den Verband Deutsche Burschenschaft ein und führt seither den Namen Burschenschaft. 1905 hatte Derendingia den Vorsitz in der Deutschen Burschenschaft. Innerhalb der Deutschen Burschenschaft gehörte sie seit 1919 dem liberalen Grün-Weiß-Roten Kartell an (mit Hannovera Göttingen, Germania Jena und Frankonia Heidelberg, seit 1933 auch Germania Marburg[1]). Das Verhältnis zur zwischenzeitlich ebenfalls aus der Deutschen Burschenschaft ausgetretenen Burschenschaft Frankonia Heidelberg besteht bis heute fort. Im Ersten Weltkrieg fielen 61 Derendinger.

Die 1920er brachten große Veränderungen für den Bund. Während die Derendingia seit ihrer Gründung fast ausschließlich nur norddeutsche Studenten aufnahm, wurde der Bund auch für Süddeutsche geöffnet. Die Mitgliederzahl stieg weiterhin an. Zwischen dem Wintersemester 1919/1920 und dem Wintersemester 1929/1930 wurden über 200 Bundesbrüder aufgenommen. Damit gehörte die Derendingia auch innerhalb des Dachverbandes zu den mitgliederstärksten Burschenschaften.

Der Zweite Weltkrieg und die Folgen

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Wappen der Burschenschaft Derendingia am Haus Malz in Vlotho

In der NS-Zeit, als die Studentenverbindungen sukzessive verboten wurden, wahrte die Derendingia ihre Kontinuität als Kameradschaft Hohentübingen (mit dem VDSt) und danach bis 1949 zunächst als Freundeskreis Schlossbund. Das 60. Stiftungsfest 1937 wurde noch in Couleur gefeiert. Bis 1941 fanden die Pauktage auf dem Derendingerhaus statt. Erst 1944 musste der Fechtbetrieb endgültig eingestellt werden. Im Zweiten Weltkrieg fielen 76 Derendinger.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde auf dem Derendingerhaus die „Vereinigung Tübinger Korporationsstudenten“ gegründet. Sie hatte u. a. die Aufgabe, die Tübinger Verbindungen wieder ins Leben zu rufen. Nachdem 1950 studentische Verbindungen offiziell wieder an den Universitäten zugelassen wurden, fand Derendingia zu ihrem alten Bundesleben zurück. Auch der Fechtbetrieb wurde wiederaufgenommen, blieb allerdings Gegenstand der Diskussion. Die Leiden des Krieges und die Fronterfahrungen ließen viele Mitglieder an der Zeitgemäßheit des studentischen Fechtens zweifeln.

Derendingia als nicht-schlagende, dachverbandsfreie Burschenschaft

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1969 wurde das Mensurfechten durch eine interne Abstimmung abgeschafft und zunächst Judo als Pflichtsport eingeführt. Aufgrund dieser Entscheidung wurde die Derendingia von der Deutschen Burschenschaft suspendiert. Als auf dem Burschentag in Landau 1971 ein Satzungsentwurf angenommen wurde, der den Mitgliedern zukünftig die Bestimmungsmensur freistellte und damit die Wiederaufnahme der bis dahin aus diesem Grund ausgeschlossenen Burschenschaften ermöglichte, wurde die Derendingia 1972 wieder in den Verband aufgenommen.

Nachdem der Verband schließlich Kenntnis erlangte, dass ein Kriegsdienstverweigerer aktives Mitglied geworden war, wurde die Aktivitas 1981 aus der Deutschen Burschenschaft ausgeschlossen. Damit schied sie auch aus dem Grün-Weiß-Roten Kartell aus, dem sie seit 1919 angehört hatte. Mit der Übernahme jenes Mitglieds in die Altherrenschaft wurde 1983 auch die Altherrenschaft der Derendingia aus dem Verband ausgeschlossen. Von diesem hat sie sich später ausdrücklich distanziert, insbesondere im Zusammenhang mit der Aufnahme ausländischer Studenten.

Als verbandsfreier Bund, dem auch nichtdeutsche Mitglieder angehören, geht Derendingia damit einen eigenen Weg als akademische Korporation und liberale Burschenschaft. Seit 2008 wird als Sport das olympische Säbelfechten betrieben. Am 21. April 2016 wurde der Fechtclub Derendingia gegründet, im selben Jahr erfolgte die Aufnahme in den württembergischen Fechterbund (WFB).[2]

Das Derendingerhaus

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Das Derendingerhaus um 1910
Das Derendingerhaus im Mai 2010

Auf dem Schlossberg[3] – direkt hinter dem Schloss Hohentübingen – liegt das Derendingerhaus, das 1905 als damals sehr modernes Verbindungshaus im Landhausstil errichtet wurde. Der Bau des Hauses begann im Jahr 1904, nachdem man sich mit der Akademischen Verbindung Igel über das Grundstück geeinigt hatte. Nach 9 Monaten wurde das Derendingerhaus am 9. August 1905 fertiggestellt. Als Architekt und Bauleiter fungierte Clemens Hummel, Mitglied der Burschenschaft Alemannia Stuttgart.

Das Haus ist auch heute noch das Zentrum des Bundes. Als Studentenwohnheim bietet es Unterkunft für Mitglieder, Freunde und Gäste. Neben diesen Wohnmöglichkeiten ist das Haus aber auch Austragungsort fast aller Veranstaltungen (dazu zählen Kneipen, Weihnachtsball, Kammerkonzert, Tanz in den Mai, Stiftungsfest usw.) und Anlaufpunkt für Alte Herren. Das Haus umfasst alles in allem knapp 850 m2.

Zum einhundertsten Jahrestag des Hauses wurde im Jahre 2005 eine Festschrift veröffentlicht, die nicht nur die Entwicklung der Derendingia dokumentiert, sondern auch die übrigen Tübinger Verbindungshäuser vorstellt.

Zu den Zielen der Derendingia gehört nach eigenen Angaben, die Bereitschaft zu vermitteln, für den anderen und die Gemeinschaft einzutreten und Verantwortung in Staat und Gesellschaft zu übernehmen. Von den Mitgliedern wird verlangt, dass sie sich im Studium einsetzen und einen erfolgreichen Abschluss erwerben.

Bekannte Mitglieder

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Mitgliederverzeichnis:

  • Willy Nolte (Hrsg.): Burschenschafter-Stammrolle. Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer-Semester 1934. Berlin 1934. S. 1094–1095.
  • Hans-Georg Balder: Die Deutsche(n) Burschenschaft(en) – Ihre Darstellung in Einzelchroniken. Hilden 2005, S. 381.
  • Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung. Sigmaringen 1996 (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44) ISBN 3-515-08022-8.
  • Hans Birkholz: Die Burschenschaft Derendingia. Ihr Verein Derendinger-Haus e. V. und ihre Derendinger-Hilfe in der Notzeit der Jahre 1945-1949. Fürstenfeldbruck 1965.
  • Hansmartin Decker-Hauff: Zum 90. Stiftungsfest der Burschenschaft Derendingia. Tübinger Blätter 1967, S. 74 ff.
  • Jasper-Wilhelm Gottschalk, Die Tübinger Burschenschaft in den letzten hundert Jahren. In: Das Verbindungswesen in Tübingen, S. 145 ff.
  • Wilhelm Hopf: Die Burschenschaft Derendingia 1877–1927. Tübingen 1927.
  • Werner Kratsch (Herausgeber): Das Verbindungswesen in Tübingen. Tübingen 1978.
  • Herbert Raisch (Herausgeber): Festschrift für Karl Heinz Schröder. Tübingen 1989.
  • Herbert Raisch und Rainer Obermüller: Derendingerhaus 1905–2005. Tübingen 2005, mit zahlreichen Quellen- und Literaturangaben.
  • Christian Virchow: Medizinhistorisches um den „Zauberberg“, Gastvortrag an der Universität Augsburg am 22. Juni 1992, Augsburger Universitätsreden 26.
  • Parole „Hohentübingen“ – Die Übergabe Tübingens – ein Bericht. In: Wiedergeburt des Geistes. Die Universität Tübingen im Jahre 1945. Schmid, Manfred / Schäfer, Volker [Hrsg.].

Einzelnachweise

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  1. Verband der Alten Herren der Marburger Burschenschaft Germania e. V. (Hrsg.): 150 Jahre Germania Marburg - Chronik und Geschichte(n) 1868/2018. Marburg 2018, S. 150.
  2. Fechtclub Derendingia, auf: www.fechten-wuerttemberg.de
  3. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 110.
Commons: Tübinger Burschenschaft Derendingia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien