Die Erde (Band)
Die Erde | |
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Die Erde in der Besetzung Gruben, Lipka, Popp, Petersen (1990) | |
Allgemeine Informationen | |
Herkunft | Hamburg, Deutschland |
Genre(s) | Independent, Rock, Noise, Industrial |
Gründung | 1987 |
Auflösung | 1990 |
Gründungsmitglieder | |
Gesang |
Tobias Gruben |
Bass, Sampler, Gitarre |
Horst Petersen |
Letzte Besetzung | |
Gesang |
Tobias Gruben |
Bass, Sampler, Gitarre |
Horst Petersen |
Gitarre |
Markus Lipka (ab 1990) |
Schlagzeug |
Stephan Mahler (ab 1990) |
Ehemalige Mitglieder | |
Gitarre |
Tobias Levin (1988–1990) |
Schlagzeug |
Johann Popp (1988–1990) |
Die Erde war eine deutsche Independent-Band, die 1987 von Tobias Gruben (Gesang) und Horst Petersen (Bass, Sampler) gegründet wurde. Die Band gehört zu den frühen Vertretern der sogenannten Hamburger Schule.[1] Wegen ihrer von Punk, Wave und Industrial beeinflussten Musik und der lyrischen deutschen Texte wird Die Erde auch zu den Vorläufern der sogenannten Neuen Deutschen Todeskunst gezählt.[2] Die Erde inspirierte spätere deutsche Bands wie Messer oder Isolation Berlin.[3]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Auflösung der Hamburger Dark-Wave-Band Cyan Revue gründete deren Sänger Tobias Gruben 1987 zusammen mit Horst Petersen (vormals Blue Kremlin, später Mastino) Die Erde, deren Musik zwischen Rock, Noise und Industrial changiert.[4] Gruben schrieb die Texte, für Komposition und Arrangement zeichnete hauptsächlich Petersen verantwortlich.[5] Nach ersten Auftritten in unterschiedlichen Besetzungen (z. T. mit Michael Behrendt von Cyan Revue und einem 4-Spurtonband als Drumersatz) stießen Tobias Levin (u. a. Cpt. Kirk &.) als Gitarrist und Johann Popp (Tempelfreuden) als Schlagzeuger dazu. Mit ihnen zusammen entstanden die dann folgenden Veröffentlichungen. Die Debütsingle Party erschien 1989 auf dem Hamburger Independent-Label What’s So Funny About[6], einem Schwester-Label von Alfred Hilsbergs Zickzack Records. Die Kritiker der Spex wählten die Single auf den 50. Platz ihrer Jahres-Charts für 1989.[7]
1989 erschien das von FM Einheit (Einstürzende Neubauten) produzierte erste Studioalbum Kch Kch Kch ebenfalls bei What’s So Funny About.[4][8]
Im Herbst 1989 eröffnete Die Erde den Großteil der deutschen Konzerte der Einstürzenden Neubauten auf ihrer „Haus der Lüge“-Tour.[9]
Levin verließ 1990 die Band. Markus Lipka, mit dem Petersen schon bei Blue Kremlin zusammengespielt hatte und der parallel Eisenvater gründete, wurde neuer Gitarrist.[4] Kurz vor der endgültigen Auflösung der Band nahm Stephan Mahler, vormals Slime, am Schlagzeug Platz.[10]
In dieser Besetzung spielte die Band ihre zweite Single Leben den Lebenden ein,[11] die 1999 auf der CD-Anthologie Pop 2000 zur gleichnamigen Fernsehserie über 50 Jahre deutsche Popmusik erneut veröffentlicht wurde.[12]
Im Oktober 1990 trat Die Erde zusammen mit Die Haut, Remo Park & The Chasm und AG Geige im Rahmen der Musikmesse BID (Berlin Independence Days) im Berliner Loft auf. Kurze Zeit später löste sich die Band auf.[13] Eine Aufzeichnung dieses letzten Konzerts erschien posthum als Live-Album bei What’s So Funny About.[14][15]
Die Erde II
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Tobias Gruben widmete sich danach anderen Projekten (u. a. Heroina) und veröffentlichte neues Material auch als Sol und dann als Die Erde II.[13] Nach seinem Tod 1996 erschien 1997 die Anthologie-CD Tobias Gruben / Die Erde mit Liedern aus den verschiedenen Schaffensperioden Grubens.[16] 1998 brachten Grubens Geschwister die CD Die restliche Erde heraus, die neben bekanntem Material auch einige bisher unveröffentlichte Lieder der Band enthält.[17]
Dokumentarfilm
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im April 2020 wurde Oliver Schwabes Dokumentarfilm Die Liebe frisst das Leben – Tobias Gruben, seine Lieder und die Erde veröffentlicht,[18] der 2019 auf dem Filmfest Hamburg Premiere hatte.[19] Der parallel veröffentlichte Soundtrack enthält Lieder von Die Erde und Grubens anderen Projekten sowie Coverversionen zeitgenössischer Künstler.[20]
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]„Die Erde ist eigensinnig. Mit schwerer, schleppender Rhythmik balanciert sie durch [das] Universum. Unbeirrbar. Licht werfend auf viele andere, kleine Sterne. Kosmische Wahrheiten verkündend.“ – Ronald Galenza[21]
„Im Zusammenschluss von Grubens Lyrik mit dem musikalischen Schwergut von Die Erde entstand reiner Liedermacher-Metal.“ – Conny Lösch[22]
Diskografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Alben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1989: Kch Kch Kch (LP, CD, What’s So Funny About)
- 1991: Live.Berlin/Loft (LP, CD, What’s So Funny About)
Singles
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1989: Party (12", What’s So Funny About)
- 1990: Leben den Lebenden (12", What’s So Funny About)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Till Huber: Blumfeld und die Hamburger Schule: Sekundarität – Intertextualität – Diskurspop. Vandenhoeck & Ruprecht, 2016, ISBN 978-3-8470-0594-0 (google.de [abgerufen am 10. Mai 2020]).
- ↑ Kirsten Borchardt: Einstürzende Neubauten. Das Vermächtnis. Hannibal Verlag, 2003, ISBN 3-85445-216-0, S. 203.
- ↑ Michael Schuh: Cobains Tod und Courtneys Rettung. In: laut.de. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- ↑ a b c LJ: The Story behind … Die Erde – kch kch kch. In: Stage Reptiles - Webzine. 1. Juli 2018, abgerufen am 10. Mai 2020 (deutsch).
- ↑ Dirk Schneider, Andreas Müller: "Tobias Gruben: Die Liebe frisst das Leben" - Musikpoet mit düsterer Seele. In: DLF Kultur. Abgerufen am 10. Mai 2020 (deutsch).
- ↑ Die Erde - Party. In: Discogs.com. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- ↑ Jahrescharts (Spex), 1989 – indiepedia.de. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- ↑ Die Erde - Kch Kch Kch. In: Discogs.com. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- ↑ Einstürzende Neubauten – Concert Chronology / Gigography (I). In: From The Archives. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Daniel Ryser: Slime: Deutschland muss sterben. Heyne Verlag, 2013, ISBN 978-3-641-10266-1 (google.de [abgerufen am 10. Mai 2020]).
- ↑ Die Erde - Leben Den Lebenden. In: Discogs.com. Abgerufen am 10. Mai 2020.
- ↑ Various - Pop 2000 - 50 Jahre Popmusik Und Jugendkultur In Deutschland. In: Discogs.com. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ a b Imogen Gruben: Tobias Gruben Leben. In: Tobias Gruben Archiv. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Die Erde - Live.Berlin/Loft. Discogs.com, abgerufen am 10. Mai 2020.
- ↑ Ronald Galenza: DIE ERDE - Live. Berlin/Loft. In: Nord Ost Rock e.V. (Hrsg.): NMI Messitsch. Nr. 2/1991, September 1991, ZDB-ID 1139992-2 (beat-poet.de).
- ↑ Tobias Gruben - Die Erde. In: Discogs.com. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Tobias Gruben - Die Restliche Erde. In: Discogs.com. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ „Die Liebe frisst das Leben“: Doku über Tobias Gruben ab 23. April im Stream. In: Musikexpress. 20. April 2020, abgerufen am 11. Mai 2020 (deutsch).
- ↑ Filmfest Hamburg 2019 | Die Liebe frisst das Leben - Tobias Gruben, seine Lieder und die Erde. Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 4. Juli 2020; abgerufen am 11. Mai 2020. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Thomas Pilgrim: Various Artists - Die Liebe frisst das Leben - Soundtrack - Plattentests.de-Rezension. In: Plattentests.de. Abgerufen am 11. Mai 2020.
- ↑ Ronald Galenza: Die Erde – Ein Haus aus Stein. In: NMI Europa Rock Zeitung. Nr. 14/1990. Henschel-Verl., 28. November 1990, ZDB-ID 1139987-9, S. 5 (beat-poet.de).
- ↑ Conny Lösch: Eine gewaltige Oper. In: Junge Welt. 4. Oktober 2019, abgerufen am 11. Mai 2020.