Diskussion:Martin Heidegger und der Nationalsozialismus/Archiv/012

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Einleitung - ein paar Sätze im Kontext von 4.1.

Die NS-Machtergreifung mit dem für Ideale politischer Geistesgeschichte konnotierten Begriff der Revolution zu legitimieren, ist so lange eine Verharmlosung des NS, wie nicht das Antisemitische und Reaktionäre, das Antidemokratische und Totalitäre dieser Revolution deutlich wird. Der Begriff der Revolution ist überwiegend mit der Überwindung einer absolutistischen Unrechtsherrschaft konnotiert - wobei offen bleiben kann, ob die Revolution nicht wiederum eine solche hervorgebracht hat. Eine Revolution, die mit fanatisch antisemitischer Ideologie die Demokratie zugunsten eines nationalistischen Totalitarismus abschafft, enthält aber vorab und offensichtlich auch schon das eigene Gegenteil - das Reaktionäre, Rückschrittliche, das Unrecht als Grundlage einer solchen Revolution. Wie wäre es, wenn der deutsche Terrorismus der RAF in der Einleitung der Seite RAF als eine „Bewegung mit revolutionären Impulsen“ beschrieben werden würde? Ich glaube, dass sich da schnell eine Gegnerschaft entwickeln würde, die das als linkspopulistische Verklärung aus dem Text streichen würde. Auf unserer Seite kann der Nationalsozialismus einleitend aber jahrelang eine „Bewegung mit revolutionären Impulsen“ genannt werden, was auch verdeutlicht, dass nicht nur Heidegger als NS-Mann damit in einem milderen Licht erscheint, sondern dass vielmehr er es ist, dessen Verstrickung in den NS die Möglichkeit eröffnet, den idealischen „sozialen Nationalismus“ (Fédier), den „deutschen Sozialismus“ (Nolte), den „gesparten Schatz“ (Heidegger zitiert Hölderlin) eines eigentlichen Nationalsozialismus als jenes Revolutionäre anzupreisen, das Heidegger im Grunde wollte und das die NS-Herrscher zu verwirklichen nicht in der Lage waren. So meine ich, dass es angemessen wäre, wenn wir tatsächlich in der Einleitung mehr oder weniger selbst verkünden wollten, dass „die Bewegung“, eine der revolutionären Impulse war, mit dem Schriftsteller und Bildhauer Alfred Hrdlicka auch auf das Pervertierte dieser Revolution hinzuweisen, Von Robespierre zu Hitler. Die Pervertierung der Revolution seit 1789, Hamburg 1988. Ansonsten kann Müller-Lauter ja hundert Mal meinen, dass die NS-Machtergreifung eine der revolutionären Impulse war, aber wir müssen nicht jede Ungefährigkeit zum Anlass nehmen, den Nationalsozialismus zu verklären, es sei denn, wir wollen das, wie jemand versucht, den Wikipedia-Lesern auch auf anderen Seiten anzudrehen, dass jener NS eine „konservative Revolution“ war, vom „heroischen Realismus“ geprägt.

Der wörtlich von Müller-Lauter abgeschriebene Satz ist hier nicht als Zitat markiert, und mir wurde ja gesagt, es sei eine „Erfindung“, dass Zitate bei Wikipedia als solche kenntlich gemacht werden müssen. Dann könnten wir also auch ein Zitat von Wolin in die Einleitung setzen und die Anführungszeichen weglassen, so dass wir es als Faktum geben: Heidegger wollte die Endlösung. Allein daran sieht man, mit welchen absurden und dreist-plumpen Behauptungen hier eine Methodik verteidigt wird, die allein darauf zielt, hier und auf anderen Seiten die Propagierung von faschistoiden Elementen zu betreiben, indem dieselben Inhalte - ob nun bei Heidegger oder beim Heroischen Realismus - sukzessive vom Geruch des NS-Gestankes befreit werden, und insofern muss hier Gustav von Aschenbach recht gegeben werden - und auch He3nry sagte ja, das sei durchaus möglich - dass es sich bei jenem Account um ein Einzweck-Konto handelt.

Die Formulierung, dass Heidegger mit jenen „revolutionären Impulsen“ der „Bewegung“ also „Hoffnungen“ verband, lässt geflissentlich offen, welche Hoffnungen das waren - die auf einen antisemitisch-nationalistischen Totalitarismus, in dem der „Führer Hitler“ letzten Endes dem Wort des „Führers der Universitäten Heidegger“ folgt? Wenn das seine Hoffnung war, dann sollte es heißen: verband er die Hoffnung, im Nationalsozialismus von der Universität aus die NS-Führer führen zu können. Wenn wir nur sagen, dass er bis 1935 oder gar nur bis 1934 „Hoffnungen“ mit der “Bewegung“ verband, dann heißt es nichts anderes als das, was aufder Disk der englischen Version unserer Seite 2012 verkündet wurde - erst bei uns hatte es in der Einleitung jahrelang Erfolg: „He was no lemming in 1933, that's for sure, he believed in the revolution, but not in Hitler's one. Heidegger rejected Pan-Germanism, and he even said he was no nationalist. He was [n]either fascist nor ultraconservativ nor antisemitic. This revolution he imagined was the contrary of nazism...' Filinthe.“

Denn hinzu kommt auch noch die fragwürdige und tatsächlich schwer haltbare Nennung der Jahreszahlen. Er verband bis 1935 „Hoffnungen“ mit der „Bewegung“ und saß 1936 noch mit Julius Streicher an einem Tisch, trug 1936 auch noch das Hakenkreuz durch Rom und Frascati und sah rückblickend, bei der Wanderung mit H. Heinrich, 1938 als das Jahr seiner Abkehr vom NS. Wenn wir dann schon von diesen spezifischen „Hoffnungen“ der Jahre 1934 und 1935 sprechen und in der Einleitung erklärt haben, welche Hoffnungen das denn so waren, wird es nötig sein zu erhellen, warum Heidegger dann im Sommer 1935 noch von der „inneren Größe und Wahrheit“ dieser „Bewegung“ sprach und auch im Jahr darauf noch Hitler verteidigte. Seine Hoffnungen hatten sich aufgelöst, seine Hingabe zu Hitler blieb bestehen - so? Und Heidegger sagt es ja zweimal selbst: einmal 1936 im Brief an Bauch, bekräftigt in den Schwarzen Heften: Der Nationalsozialismus wäre als barbarisches Prinzip schön. Der Nationalsozialismus war nicht barbarisch genug, das war Heideggers Enttäuschung. Noch 1936 sagte Heidegger, die Revolution werde noch kommen, S. 206

Ich schlage deshalb hiermit vor, auch dieses Residuum der Verfälschung dieses Teils der NS-Geschichte aus unserer Einleitung zu streichen. Heideggers „Ernüchterung“ ist für 1938 zeitgenössisch dokumentiert, als Distanzierung von den NS-Herrschern, Jahrbuch 4, B. Altmann, Ernüchterung eines Philosphen. Heidegger macht nicht mehr gerne Pfötchen - auch dort wird festgestellt, dass der Hitlergruß seit 1937 ausblieb, was aber auch nicht gleich der aktive Widerstand ist - ebensowenig wie es zutrifft, was S. Vietta in seiner naiven Sicht des Nationalsozialismus meint, dass es ein S. 44, Anm. 83, „erhebliches Maß an Privatkühnheit“ (was soll „Privatkühnheit“ sein?) gewesen sei, dass Heidegger 1935, vor den Nürnberger Gesetzen, die Widmung aus SuZ nicht strich. Wie Silvio V. sich das „Dritte Reich“ vorstellt... Wenn wir aber des Herrn Müller-Lauters Meinung dazu nehmen, dann allerdings gehören auch noch die Stimmen von R. Wolin, S. Kellerer, J.-P. Faye, E. Faye und anderen dazu, und dann wird es eher eng für Heidegger, weil sich die Geisteshaltung, die dazu führte, dass er überhaupt in die NSDAP eingetreten ist, dann auch nach 1945 nicht auflöste. Warum hier also gerade Müller-Lauter, der ja nun auch kein Experte dafür ist, das exklusive Recht einräumen, mit seiner leicht angreifbaren Randbemerkung aus dem Jahr 2000 ein als Zitat unmarkiertes Faktum für die Einleitung zu bestimmen? Wenn es keine Optimierungsvorschläge gibt, würde ich Müller-Lauters Zitat daher gern streichen.

Dann der seltsame Satz, dass Heidegger nach dem Rektorat bei NSDAP-Aktivitäten nicht mehr hervortrat - wie man's nimmt, es heißt ja hier auch: „Am 19. August 1934 gehörte er zu den Unterzeichnern des im Völkischen Beobachter publizierten Wahlaufrufs „Deutsche Wissenschaftler hinter Adolf Hitler“ zur Volksabstimmung über das Staatsoberhaupt des Deutschen Reichs, in der Hitler sich die Vereinigung der Ämter von Reichspräsident und Reichskanzler durch Volkswillen bestätigen ließ.“[456]

Und die Rede zum Bekenntnis der deutschen Professoren für Hitler war streng genommen auch keine NSDAP-Aktivität, sondern eine NSLB-Aktivität. Mir scheint dieser Satz eine weitere Augenwischerei zu sein, eine bezeichnende Einschränkung, die im Grunde eher fragen lässt, bei welchen NS-Aktivitäten er denn dann hervortrat, und da gibt es ja auch Antworten: Völkischer Beobachter, Ausschuss für deutsches Recht...

Schließlich die Formulierung: „...blieb bis 1945 Beitrag zahlendes Mitglied." Was soll uns der Hinweis auf die Beiträge eigentlich sagen? Er blieb nur Beitrag zahlendes Mitglied, eine Art Karteileiche, die mit der Partei sonst nichts mehr zu tun hatte? Oder: er blieb immerhin Beitrag zahlendes Mitglied - obwohl er sich schon abgewandt hatte, zahlte er noch - ? - da er noch zahlte, konnte er sich nicht ganz davon gelöst haben -? Der Satz ist kryptisch, und ich sehe nicht, was der Hinweis darauf, dass Heidegger bis 1945 nicht nur Mitglied der NSDAP war, sondern auch seine Beiträge entrichtete, in der Einleitung zur Erkenntnis beiträgt. Wir wiederholen es auch nicht mehr im Text, was bei den Themen der Einleitung aber sein soll. Ich glaube, wir können darauf verzichten und oben beim Parteieintritt auch gleich mitteilen, dass Heidegger nicht wieder ausgetreten ist, Beitrag dafür streichen.

  • Zweiter Absatz, Schluss-Satz streichen:

„Bis etwa 1934 oder 1935 verband er Hoffnungen mit den revolutionären Impulsen der „Bewegung“, die er in Adolf Hitler verkörpert sah.“ - (= er irrte sich in Hitler, das war alles - das ist purer Unsinn, und der Hitlerismus dauerte bis wenigstens 1938)

  • Dritter Absatz, Schluss-Satz, neuer Text:

„...die seinen Beitritt öffentlich feierte und der er bis zum Ende der NS-Herrschaft angehörte.

  • Vierter Absatz, Schluss:

Den Satz:

Anfang 1934 legte er sein Rektorenamt frühzeitig nieder und trat bei NSDAP-Aktivitäten nicht mehr hervor, blieb aber bis zum Ende der nationalsozialistischen Herrschaft 1945 Beitrag zahlendes Parteimitglied.[10]

Ersetzen durch:

1934 legte er sein Amt als Rektor vorzeitig nieder, trat aber weiter für Hitler und den Nationalsozialismus ein, insbesondere mit der im Völkischen Beobachter veröffentlichten Erklärung der Deutschen Wissenschaftler hinter Adolf Hitler und durch seine Mitgliedschaft in dem von Hans Frank gegründeten Ausschuss für Rechtsphilosophie, in dem er mindestens bis 1936 tätig war. Heideggers „Ernüchterung“ bezüglich der Nationalsozialisten findet 1938 eine erste zeitgenössisch dokumentierte Resonanz.

  • Fünter Absatz, Anfang:

In der Zeit nach dem Rücktritt als Rektor hielt Heidegger weiterhin Vorlesungen und verfasste Schriften, deren Inhalte in der Kontroverse nach 1945 relevant wurden

Ersetzen durch:

Trotz der konstatierten Ernüchterung hielt Heidegger weiterhin Vorlesungen und verfasste Schriften, die in der Kontroverse nach 1945 relevant wurden. --BaneshN. (Diskussion) 18:45, 6. Okt. 2017 (CEST)

Hi BaneshN., hier ist für den "interessierten Diskussionseitenleser" (=mich) nicht völlig klar, was die Änderung alles ersetzen wird. Aber da niemand widersprochen hat, könntest Du das auch übertragen (Da F. seit dem 6.10. nicht editiert hat, können wir nicht ganz sicher sein, ob er da nicht noch mal Widerspruch erheben wird - seis drum), --He3nry Disk. 17:41, 16. Okt. 2017 (CEST)
Hm, es sollte eigentlich klar sein - am besten geht es, wenn man sich die jetzige Fassung der Einleitung neben diese Vorschäge legt, dann sollte es nachvollziehbar sein. Ich werde es jetzt mal umsetzen, dann lässt es sich anhand der Versionsgeschichte ja leicht sehen, und dann kann der Thread für etwaige Diskussionen ja noch offen bleiben.--BaneshN. (Diskussion) 18:37, 16. Okt. 2017 (CEST)
Ob im Mittleren Absatz der Einleitung die Erwähnung „1938 eine erste zeitgenössisch dokumentierte Resonanz.“ nicht einen Beleg erhalten sollte? Andere Fixierungen sind ja auch belegt. Und ich bin mir nicht sicher, ob damit die leisen Unmutslaute gegen den Realnaz in den „Beiträgen“ gemeint sind; die werden weiter unten allerdings auf „1936 bis 38“ (wenn ich mich recht erinnere) datiert. --Machtjan X 21:14, 16. Okt. 2017 (CEST)
Da fiel mir im Schlummern neulich noch ein, dass der letzte der Literaturhinweise der Fn 1 an diesen Satz versetzt werden müsste, was aus dem Rande des Wachseins nicht mehr ins Willentliche des Morgens gerettet werden konnte. Als es mir wieder flüchtig in den Sinn kam, dachte ich mir, dass ich doch wahrscheinlich mit diesem Gedanken, jedenfalls bis zur Neufassung von „Zeichen der Ambivalenz“, darin die Klärung, eh allein sein werde ... in solcher Gemeinschaft, die individuelle Geister naturgemäß meiden: B. Altmann, „Ernüchterung eines Philosophen: Heidegger macht nicht mehr gerne Pfötchen“ - Neuer Vorwärts, 1938, Nr. 256 (15. Mai 1938) - ist das erste öffentliche und zeitgenössische und somit nicht rückblickend erstellte Dokument besagter „Ernüchterung“. Die „Beiträge“ sind ja im stillen Kämmerlein entstanden und dort bis 1989 geblieben. Somit kann das nicht „öffentlich“ sein - ein Wort, das dort in der Einleitung fehlt - ich hatte es gelassen, weil „öffentlich“ leicht impliziert: „öffentlich in Deutschland“ - der „Vorwärts“ und so auch Altmanns Artikel erschienen aber in Prag - exilantische Öffentlichkeit - zu umständlich - mir lag daran zu vermitteln, dass Heideggers „Ernüchterung“ erst, aber immerhin 1938 öffentlich von jemandem festgestellt wurde, der nicht in Verdacht stand, ihn verteidigen zu wollen. 1936 öffentliche Konstatierung des Rückzugs aus der Öffentlichkeit: E. Vietta, Das deutsche Wort 12, 1936, S. S. 835, zit. n. Zaborowski, 599, Anm. 130. - reicht m.E. nicht für „Ernüchterung“. Stilistisch-inhaltliche Optimierung erwünscht!--BaneshN. (Diskussion) 22:58, 16. Okt. 2017 (CEST)

"würde ich Müller-Lauters Zitat daher gern streichen" -- auf dieses Zitat möchte ich ungern verzichten, weil es die Zweideutigkeit von H.s Auftreten so schön dokumentiert, aus der er nach dem Krieg rückwirkend eine Gegnerschaft zu fingieren versucht hat, wo es ihm opportun erschien (Brief ans Rektorat), ohne sich nachhaltig vom NS zu distanzieren und statt dessen von dessen "inneren Wahrheit und Größe" weiterzuschwafeln. Bitte um Vergebung wegen der nicht akkordierten Änderungen in der Einleitung, wo ich Edits einer IP i.S. Wildenauer und die davon hervorgerufene Löschung des Müller-Lauters-Zitates revertiert und dann eine provisorische Lösung eingetragen habe. Bitte, BaneshN, repariere du es in deiner wundersam untadeligen Art. Besten Gruß --Machtjan X 12:31, 8. Nov. 2017 (CET)

Eingedenk der Einzigartigkeit dieser Charakterisierung kommen mir zwar Zweifel, wie das gemeint sein könnte, doch in meiner wundersam untadeligen Art habe ich jedenfalls die Einleitung vom 30. Oktober wiederhergestellt, und dazu kömmt eine winzige Änderung, typographisch, die dabei weggefallen ist, und die ich noch nachtrage. Ansonsten bitte ich um ein paar Tage Geduld, denke aber nicht, dass es ein Problem ist, für das Zitat von Müller-Lauter eine Formulierung zu finden, die Deinem Einwand Rechnung trägt. HG--BaneshN. (Diskussion) 19:06, 9. Nov. 2017 (CET)
Nochmal das Zitat von Müller-Lauter, mit dem ein Satz von V. Farias weithin verkehrt wird: Die Identifikation mit dem NS war „1933, 1934 und vielleicht zeitweise noch 1935“ nicht sehr gebrochen, „was Heideggers Verhältnis zu den revolutionären Impulsen der Bewegung betrifft, die er in Hitler verkörpert sah.“
Das betrifft den Zeitraum von Heideggers Eintritt in die NSDAP, seinem Eintritt in den NSLB, seiner Teilnahme an der Gründung von Hans Franks Rechtsausschuss, seine Zusammenarbeit mit Julius Streicher und dem Aufruf im Völkischen Beobachter. Repetition Müller-Lauter, es verhallt so leicht: „vielleicht zeitweise noch 1935“. Aha.
Das von Heidegger nach 1945 im Brief an Dietze erst geschliffene Argument unterscheidet zwischen dem Nationalsozialismus - mit der Behauptung, schon 1933 (!)/34 habe er „in Opposition gegen die n.s. Weltanschauung“ gestanden - und, der „Erneuerung und Sammlung zu einer abendländischen Verantwortung“. Das übernimmt Müller-Lauter in liebedienerischer und nahezu quälender Weise, flankiert von dem unglaublichen Argument von Gerhart Schmidt, für Heidegger sei der NS „gleichbedeutend mit der Auflösung der institutionellen Gängelung des Menschen“ gewesen. Der Nationalsozialismus mitsamt Gestapo und der Aufhebung des demokratischen Rechtsstaats! (Ganz unfassbar, was die Leute so schreiben, um einen radikalen Kleinbürger zu entschuldigen, der übers Sein nachgedacht hat.)
August 1934, Die Deutsche Universität, zu den Begriffen NS und „Bewegung“
„Der Führer hat das sichere Wissen um das Einfache. Er hat aber zugleich den unbändigen Willen zu seiner Durchsetzung. (...) Erziehung des Volkes durch den Staat zum Volk – das ist der Sinn der nationalsozialistischen Bewegung, das ist das Wesen der neuen Staatsbildung.[496]“
Erziehung des Volkes durch den Staat zum Volk“, das ist das Gegenteil von dem, was Gerhart Schmidt behauptet, für Heidegger sei der NS „gleichbedeutend mit der Auflösung der institutionellen Gängelung des Menschen“ - das gerade eben nicht.
Lieber Machtjan X, wir haben den Begriff der „Nationalen Revolution“ ganz oben in der Einleitung. Von dem Brief an Dietze und dem genannten Argument wird im Kapitel zum Bereinigungssauschuss und Heideggers Selbstdarstellung die Rede sein, aber das Fingierte der Differenz zwischen NS und „Bewegung“, wie es Heidegger 1945 zu seinen Gunsten darstellte, in dieser exegetischen und von Forschern begründeten Distanz bereits in der Einleitung zu vermitteln, scheint mir eine Gratwanderung zu sein, die zu unternehmen schwer möglich ist. Wie sollte das den Lesern im Intro vermittelt werden, jenen, die sich ja erstmal informieren wollen? Sie werden bei dem Zitat der „Hoffnungen, die er bis 1935 mit den revolutionären Impulsen der Bewegung verband“ nicht auf die Selbstdarstellung nach 1945 und auf das Unaufrichtige darin kommen können. Die Frage deshalb: Muss das Zitat von Müller-Lauter in der Einleitung stehen? Im Kapitel 5 wird der Sachverhalt dargelegt, und dann könnten wir sehen, ob insgesamt Heideggers Strategie der Verteidigung in der Einleitung schon erwähnt werden sollte. Ich bitte Dich sonst darum, uns mit einem alternativen Vorschlag die Richtung zu weisen, in der Du die Lichtung in den Artikel hinein gerne einschlagen möchtest, um im Vokabular des kleinen Zweideutigen zu bleiben.--BaneshN. (Diskussion) 10:59, 16. Nov. 2017 (CET)
Hast eh recht - ich ziehe also meinen unnötigen Einwand zurück. Schönste Grüße --Machtjan X 10:52, 26. Nov. 2017 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 16:32, 18. Dez. 2017 (CET)

Zum Kapitel 5.1. „Bereinigungsausschuss“

  • Die verschiedenen Etappen, die zum Urteilsspruch führten, werden geradezu verschwiegen: Die Revision des ersten Urteils der Bereinigungskommission im Dezember 1945 (H. Ott, S. 310 f., D. Morat S. 300 f.; Zaborowski S 660 ff.) findet hier nicht einmal Erwähnung!
  • Weshalb gab es denn dann nach dem „wohlwollenden“ Gutachten des Bereinigungsausschusses noch ein Gutachten von Jaspers? Das ist unverständlich, wenn die vorherige Info fehlt.
  • Entsprechend falsch ist es, dass der Senat den Entzug von Heideggers Lehrerlaubnis nur aufgrund des Jaspers-Gutachen beschloss („Folglich...“)
  • Heideggers inzwischen von vielen Forschern als falsifizierende Darstellung belegte Rechtfertigungsschrift wird im Umfang länger zitiert als alle kritischen Gutachten - das von Jaspers bekommt ein paar Sätze - und dass es sich dabei um ein sehr zweifelhaftes Dokument handelt, erfahren die Leser hier nur bezüglich des letzten Satzes - und dann darf sich Heidegger sofort als Widerstandskämpfer feiern, von seinem geistesverwandten Sohn bekräftigt ...
  • Daran schließt der kindische Disput darum an, dass Löwith das NS-Hoheitszeichen mit dem NS-Parteiabzeichen verwechselt hat, worauf es bei dem Sachverhalt, dass Heidegger das Hakenkreuz durch Rom trug, nun aber nicht ankommt und was wieder einmal zeigt, dass sich die Apologeten für keine Albernheit zu schade sind - und das im Kapitel „Bereinigungssauschuss“!
  • Zwischen der Revision des Urteils mit Lehrverbot und dem Spruchkammerverfahren fehlt ein erheblicher Teil. D. Morat, S. 302: „Denn der im Sommer 1946 von der französischen Militärregierung eingesetzte Landesbereinigungsausschuss ging noch über das Urteil des Senats hinaus und dekretierte im Winter 1946 nicht nur ein Lehrverbot, sondern untersagte Heidegger jegliche Teilnahme am akademischen Leben. In den Jahren 1946 bis 1948 war Heidegger also tatsächlich gänzlich vom Betrieb der wieder aufgebauten Freiburger Universität ausgeschlossen. Auch der schon 1945 von Rudolf Stadelmann vorangetriebene Versuch, Heidegger einen Ruf an die Universität Tübingen zu verschaffen, war gescheitert.“
  • Stattdessen darf Neffe Heidegger in seiner Eigenschaft als Neffe mit zentriert abgesetzem Zitat seine irrelevante Meinung kundtun ... ohne weitere Worte.
  • Auch der Rest kann raus.

--BaneshN. (Diskussion) 12:44, 29. Nov. 2017 (CET)

Stimme zu. --Machtjan X 19:29, 4. Dez. 2017 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 16:33, 18. Dez. 2017 (CET)

5.2. nach 6 versetzen

Das Unterkapitel zu Hannah Arendt würde ich gern ins Kapitel 6 versetzen. Ich sehe nicht, was das „Verhältnis zu Hannah Arendt“ uns zu Heideggers „Haltung nach 1945“ mitteilen soll, wenn nicht die ersten Worte schon die Botschaft sind: „Die Jüdin Hannah Arendt...“ Soll doch wohl heißen: Auch nach 1945 hatte Heidegger wieder eine Liebesbeziehung zur Jüdin A., mithin kann er nicht Antisemit gewesen sein. Der gesamte Rest des Unterkapitels handelt von Arendts Haltung zu Heidegger, ist also Rezeptionsgeschichte. --BaneshN. (Diskussion) 10:46, 4. Dez. 2017 (CET)

Recht so. --Machtjan X 19:30, 4. Dez. 2017 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 16:33, 18. Dez. 2017 (CET)

Zeit nach 1945

Entlassung, Lehrverbot und Emeritierung

Am 21. April 1945, als Heidegger noch auf der Burg Wildenstein weilte, beendeten französische Truppen der 9. Kolonial-Infanterie-Division (DIC) und der 1. Panzerdivision die nationalsozialistische Herrschaft in Freiburg.[1] Aufgrund des Wohnungsmangels in der nahezu komplett zerstörten Stadt wurde angeordnet, alle noch intakten Häuser von NSDAP-Mitgliedern zu beschlagnahmen, darunter das von Heidegger, wogegen dessen Frau Elfride am 10. Juni Widerspruch einlegte, bekräftigt von ihrem erst am 24. Juni von der Burg zurückkehrenden Ehemann.[2] Bis zum September wurden in der Stadt 2.540 Wohnungen beschlagnahmt[3], doch Heidegger bewertete das in seinem Fall als „Diskriminierung meiner Person und meiner Arbeit“ und erhob „den schärfsten Einspruch“. Zur Begründung hieß es u. a.: „Ich habe in der Partei niemals ein Amt innegehabt“.[4] Bereits in diesem Schreiben wurden, so H. Ott, „die Grundelemente der nachmaligen apologetischen Linie“ und die „Spracheregelung“ seiner Selbstdarstellung erkennbar (s.u.).[5] Während große Teile der Bevölkerung obdachlos waren, entschied der von der französichen Militärregierung eingesetzte Oberbürgermeister, dass die Heideggers im eigenen Haus bleiben konnte, doch zwei Familien aufnehmen mussten.[6]

Das Bereinigungsverfahren

Die Universität hatte schon am 25. April, nur vier Tage nach dem Einmarsch der französischen Truppen und rund zwei Wochen vor dem offiziellen Ende des Krieges, die Führer-Verfassung wieder außer Kraft gesetzt und einen neuen Senat gewählt.[7] Ende Juli wurde zusätzlich eine Kommission mit der Aufgabe gebildet, die Universität gegenüber der französischen Militärregierung zu vertreten, was darauf hinauslief, die Verfahren der Säuberung („épuration“) des Lehrkörpers von ns-belasteten Mitgliedern in die Wege zu leiten. Die Kommission wurde aus Professoren gebildet, die durch ihre Teilnahme am Freiburger Widerstand oder durch ihre Gegnerschaft zum Nationalsozialismus das Vertrauen der Siegermacht hatten: Constantin von Dietze, der den Vorsitz innehatte, Gerhard Ritter und Adolf Lampe gehörten zur ersten Gruppe, Friedrich Oehlkers und Arthur Allgeier zur zweiten.[8] Das Bereinigungsverfahren im Fall Heidegger zog sich über Etappen vom Juli 1945 bis zum Dezember 1946 hin. Für Heideggers Ersuchen auf Emeritierung setzte sich die Philosophische Fakultät von 1949 bis zur Pensionierung im September 1951 ein.

  • 23. Juli 1945: erste Anhörung vor der fünfköpfigen Kommission
  • 28. September 1945: französische Militärregierung erklärt Heidegger für „disponible“
  • September 1945: erstes Gutachten
  • 19. Dezember 1945: von-Dietze-Gutachten (Revision des ersten Gutachtens)
  • Dezember 1945: zweite Anhörung vor der Kommission
  • 22. Dezember 1945: Gutachten von Karl Jaspers
  • 19. Januar 1946: Senatsentscheidung – Lehrverbot
  • 28. Dezember 1946: Ratifizierung durch die Militärregierung – Lehrverbot, keine Funktion in der Universität
  • 9. Januar 1949: Heidegger ersucht den neuen Rektor, bei der Militärregierung die Aufhebung seines Lehrverbotes zu erwirken
  • Mai 1949: Die philosophische Fakultät stellt beim Senat den Antrag auf Aufhebung des Lehrverbotes
  • Frühling 1949: Neue Gutachten
  • 1. April 1950: Antrag der Philosophischen Fakultät auf Heideggers Reintregration
  • Das badische Staatsministerium garantiert Heideggers Pensionierung und Emeritierung mit dem 62. Lebensjahr, wirksam am 26. September 1951, was eine Aufhebung des Lehrverbotes beinhaltet.

Die „überwiegend wohlwohllende“[9] Kommission folgte in ihrem ersten Gutachten weitgehend Heideggers Selbstdarstellung und hielt fest, er habe 1933 „eine geistige Erneuerung des deutschen Lebens auf völkischer Grundlage“ erwartet und überdies die Nationalsozialisten als „eine Rettung der abendländischen Kultur von den Gefahren des Kommunismus“ betrachtet. Es wurde aber auch vermerkt, dass Heidegger sich „bis zur Aufhetzung der Studenten“ habe hinreißen lassen, zudem auch „eifrige Mitarbeit“ an der „Umwandlung der Universität im Sinn des neuen ‚Führerprinzips‘“ und an der „Einführung äußerer Formen des Hitlertums (...) in das akademische Leben“ geleistet und „antinazistische Persönlichkeiten“ zurückgesetzt oder preisgegeben habe. Das Gutachten schlug die Emeritierung vor, ‚die ihm die Möglichkeit beschränkter Lehrtätigkeit belassen, ihn jedoch aus der aktiven Beteiligung an der Selbstverwaltung, den Prüfungen und Habilitationen entfernen würde‘.“ Ein Mitglied der Kommission verlange jedoch weitere Konsequenzen.[10]

Bei diesem Kommisionsmitglied handelte es sich um den Widerstandskämpfer Adolf Lampe, dem Heidegger 1933 „politische Unzuverlässigkeit“ attestiert hatte (s.o.). Gemeinsam mit Heideggers anderem Gegenspieler aus der Rektoratszeit, Walter Eucken, und mit dem Prorektor Franz Böhm – alle, wie auch der Vorsitzende von Dietze, ehemalige Angehörige des Freiburger Kreises – bildete sich eine Trias, die schärfere Konsequenzen forderte, da Heidegger „mit unduldsamem Fanatismus (...) verderbliche Irrlehren gepredigt“ habe und zwar solche, „die von ihm bis zum heutigen Tag niemals zurückgenommen worden sind“.[11] Unter dem Druck dieser Trias legte von Dietze als Vorsitzender der Kommission am 19. Dezember eine Revision des Gutachtens vor, das deutlicher auf Heideggers „Verhalten gegen Juden“ und den von ihm behaupteten Kampf gegen den NS einging: „Ohnehin hat Herr Heidegger damals den Nationalsozialismus niemals so deutlich und klar bekämpft, wie er einst in der Rektoratsrede für ihn eingetreten ist."[12]

Das Jaspers-Gutachten

Während erneuter Anhörungen im Dezember bat Heidegger darum, insbesondere die Frage, ob er Antisemit sei, von Karl Jaspers beantworten zu lassen, was dieser noch im Dezember in einem Brief an Oehlkers tat.[13] Gegen Heideggers Erwartungen fällte Jaspers aber ein verheerendes Urteil, teils durch Heideggers Gutachten im Fall Baumgarten von 1933 bestimmt, in dem dieser als zugehörig zum „liberal-demokratischen Heidelberger Intellektuellenkreis um Max Weber“ bezeichnet wurde (s. o.), dem auch Jaspers zuzuzählen war, der die Abschrift mitsamt der als diffamierend gedachten Behauptung einer Verbindung zum „Juden Fraenkel“ zitierte und folgerte: „Wir sind heute an Greuel gewöhnt, an denen gemessen man heute vielleicht kaum noch versteht, welches Entsetzen mich damals beim Lesen dieser Sätze ergriff.“ Es sei dadurch bewiesen, dass Heidegger „wenigstens in gewissen Zusammenhängen Antisemit geworden ist.“ Neben Alfred Baeumler und Carl Schmitt sei Heidegger einer der drei Professoren, „die versucht haben, geistig an die Spitze der nationalsozialistischen Bewegung zu kommen“. In der Frage des weiteren Vorgehens der Kommission sprach Jaspers eine Empfehlung aus: „Solange in ihm nicht eine echte Wiedergeburt erfolgt, kann m. E. ein solcher Lehrer nicht vor die heute innerlich fast widerstandslose Jugend gestellt werden“, weshalb er für eine „Suspension vom Lehramt für einige Jahre“ plädierte.[14] Auf der Grundlage der Revision des ersten Gutachtens und auf der des Jasper-Briefes[15] sprach sich der Senat auf einer Sitzung am 19. Januar 1946 für den Entzug der Lehrerlaubnis aus, durch die französische Militärregierung in der Entscheidung vom 28. Dezember ratifiziert, was den „Verlust des Professorenamtes und Verlust der Lehrbefugnis auf Dauer“[16] und das Verbot jeglicher „Teilnahme am akademischen Leben“ bedeutete.[17]

Ob der Jaspers-Brief mit der Abschrift des Gutachtens im Fall Baumgarten und die darauf folgende Entscheidung des Senates zum Verlust seiner Lehrerlaubnis den Nervenzusammenbruch bewirkt haben, den Heidegger im Frühjahr 1946 erlitt, wird in der Meinung der Forscher, dass dieses die Gründe gewesen seien, mehrheitlich bejaht[18], ist jedoch nicht durch den damals behandelnden Arzt Viktor von Gebsattel bestätigt, noch ist es gänzlich unwidersprochen, da auch der Seelenkonflikt genannt wird, der für Heidegger dadurch bestanden habe, dass er sich in dieser Zeit zwischen seiner Geliebten, Margot von Sachsen-Meiningen, und seiner Ehefrau Elfride habe entscheiden müssen.[19]

Die Emeritierung 1951

Die Philosophische Fakultät blieb während des Bereinigungsverfahrens weitgehend unbeteiligt und äußerte sich nur gelegentlich, immer zu Heideggers Gunsten, und das wurde, so Joseph Sauer, „mit allgemeinem Lachen entgegengenommen“.[20] Als 1949/50 aber Gerd Tellenbach zum Rektor gewählt wurde, stellte wieder die Philosophische Fakultät die Leitung der Universität, was Heidegger dazu nutzte, eine seiner Rechtfertigungsschriften, Mein Verhältnis zur Universität, an Tellenbach zu senden und diesem zu denken zu geben, „bei der Militärregierung die Aufhebung des Lehrverbotes“ zu erwirken.[21] Dem kam die Philosophische Fakultät im Mai 1949 schriftlich mit dem Verweis auf Heideggers internationale Bedeutung nach. In der folgenden universitätsinternen Diskussion wurden aber auch wieder Gegenpositionen laut, die argumentierten, dass Heidegger „eher ein Modephilosoph sei oder gar ein Scharlatan, dessen Lehre gefährlich sei und zu recht unter das Lehrverbot falle.“[22] Die von Laien durchgeführten Spruchkammerverfahren des us-amerikanischen Sektors wurden 1947 auch von der französischen Militärregierung übernommen und produzierten „mit zunehmender zeitlicher Distanz zum Kriegsende immer mildere Entscheidungen“, was, im Urteil von K. Hochstuhl, „das Scheitern der Entnazifizierung auch in der französischen Besatzungszone“ belege: „Spätestens ab 1948 war die Entnazifizierung zu einer lästigen Pflichtübung geworden.“[23] In einem solchen Spruchkamerverfahren wurde Heidegger 1949 nur als „Mitläufer“ bewertet, was zwar keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Entscheidung der Militärregierung hatte, die Bemühungen, das Lehrverbot aufzuheben aber begünstigte.[24] Nachdem weitere, internationale Gutachten eingeholt wurden, auch Karl Jaspers sein vorheriges Urteil etwas abmilderte, einigte man sich mit Heidegger darauf, die Aufhebung des Lehrverbotes durch die Pensionierung mit Emeritierung zu bewirken, was mit seinem 62. Geburtstag am 26. September 1951 rechtswirksam wurde – von Heidegger zeitlebens als drittklassige Rehabilitierung empfunden.[25]

  1. Gunter Cordes, Die militärische Besetzung von Baden-Württemberg 1945, in: Historischer Atlas von Baden-Württemberg: Erläuterungen, Stuttgart, 1980, S. 8; Jürgen Klöckler, Abendland - Alpenland - Alemannien, S. 27 f.
  2. H. Ott, S. 294-296; L. Hachmeister, S. 68.
  3. Norbert Ohler, Sie lebten eher neben als mit den Deutschen – die Angehörigen der „Forces Françaises en Allemagne“ in Freiburg 1945-1992 in: Ulrich P. Ecker (Hrsg., u.a.): Migration in Freiburg im Breisgau: ihre Geschichte von 1500 bis zur Gegenwart. Freiburg i. Br.: Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau, 2014, S. 115-126, hier: S. 115.
  4. GA 16, S. 367.
  5. H. Ott S. 296.
  6. H. Ott. S. 297 f.
  7. Alexander Hollerbach, Jurisprudenz in Freiburg, S. 325.
  8. H. Zaborowski, S. 654.
  9. H. Ott, S. 299.
  10. Der Text des Gutachtens ist bei H. Ott dokumentiert, S. 305 f.; vgl. Auch D. Morat, S. 300.
  11. F. Böhm, Schreiben an das Rektorat, 9. Oktober 1945, zit. n. H. Ott, S. 308.
  12. Dietze-Gutachten abgedruckt in: Bernd Martin (Hg.), Martin Heidegger und das 'Dritte Reich'. Ein Kompendium, S. 191-206, hier zit. n. H. Zaborowski, S. 660; 662; vgl. auch D. Morat, S. 301 m. Anm. 65.
  13. Vgl. Brief von Friedrich Oehlkers an Karl Jaspers vom 15. Dezember 1945: „Er bittet, daß man Sie gerade über diesen Punkt befragt“, zit. n. H. Ott, S. 314, „diesen Punkt“, H. Ott, ebd.: „... ob Heidegger Antisemit gewesen sei.“
  14. Jaspers-Gutachten abgedruckt in: H. Ott, S. 315-317; vgl. zur Bewertung auch H. Zaborowski, S. 664 ff.; D. Morat S. 301; L. Hachmeister, S. 77 f.
  15. Dieter Speck, Kreise, Krånzchen und Camorra: Informelle Beziehungen Freiburger Professoren in: E. Wirbelauer (Hg.), Die Freiburger Philosophische Fakultät 1920–1960, S. 611: „Ritter versuchte dennoch am Jahresende 1945, eine für Heidegger überaus moderate Emeritierung bei der Fakultät durchzusetzen, doch das Gutachten von Karl Jaspers brachte bis Frühjahr/Sommer 1946 eine gewisse Vorentscheidung, die Heidegger klar machte, dass er nicht mehr als Ordinarius an der Universität zu halten war und er mit seiner Außerdienststellung ohne Lehrbefugnis zu rechnen hatte.“
  16. H. Ott, S. 323.
  17. D. Morat, S. 302: „der im Sommer 1946 von der französischen Militärregierung eingesetzte Landesbereinigungsausschuss ging noch über das Urteil des Senats hinaus und dekretierte im Winter 1946 nicht nur ein Lehrverbot, sondern untersagte Heidegger jegliche Teilnahme am akademischen Leben.“
  18. D. Morat, S. 301 f.; L. Hachmeister, S. 78; H. Ott, S. 300.
  19. Zaborowski, S. 674 m. Anm. 65.
  20. H. Ott, S. 321.
  21. GA, 16, S. 432; s. dazu H. Ott, S. 335 f.
  22. H. Ott, S. 337.
  23. Kurt Hochstuhl, Baden-Baden. Französische Stadt an der Oos, in: Karl Moersch, Reinhold Weber (Hg.), Die Zeit nach dem Krieg: Städte im Wiederaufbau, S. 36-58, hier: S. 45.
  24. D. Morat, S. 302; H. Ott. S. 336; Hans Maier, Böse Jahre, gute Jahre: Ein Leben 1931 ff., S. 105: Max Müller hat Heidegger in seinem Spruchkammerverfahren geholfen.
  25. H. Ott, S. 340; D. Morat, S. 302.

--BaneshN. (Diskussion) 10:49, 4. Dez. 2017 (CET)

Hübsch ausführlich informativ, ja.
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 16:34, 18. Dez. 2017 (CET)

Einleitung - öffentliche Äußerungen, Lehrverbot

Dass die Anhörungen vor der Bereinigungskommission „öffentliche Äußerungen“ waren, lässt sich m. E. nicht so ganz bestreiten, denn jedenfalls waren es offizielle und keine privaten Äußerungen. Wenn wir sagen, dass er seine wenigen Stellungnahmen zum NS zur postumen Veröffentlichung bestimmte, ist es doch auch deutlich genug, dass er sonst öffentlich nichts dazu sagte. Das Lehrverbot wird aber gar nicht erwähnt. Ich schlage deshalb folgende Änderung für die Einleitung vor -

Statt:

„Auch äußerte er sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht öffentlich zu seiner Rolle in NS-Deutschland und bestimmte seine wenigen Stellungnahmen dazu ebenfalls nur zur postumen Publikation.[10]“

Neue Version:

„Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde bis zu seiner Emeritierung 1951 ein Lehrverbot über Heidegger verhängt. Seine wenigen Stellungnahmen zur NS-Zeit bestimmte er zur postumen Publikation.“ --BaneshN. (Diskussion) 11:08, 4. Dez. 2017 (CET)

„...verhängte der politische Bereinigungsausschuss der Universität Freiburg ein Lehrverbot über H. Seine wenigen Stellungnahmen danach zur NS-Zeit...“ -- Damit hätt´ste das schwer bestreitbare Faktum berücksichtigt, odr. Gruß, --Machtjan X 19:36, 4. Dez. 2017 (CET)
Ich verstehe nicht ganz, was mit dem „schwer bestreitbaren Faktum“ gemeint ist. Aber jetzt noch hübscher ausführlich informativ: Bedenke bitte, dass vor dem Beitritt des Landes Baden zur BRD im Mai 1949 nur die französische Militärregierung legislativ und exekutiv verantwortlich war, so dass formal betrachtet nicht der Senat der Uni und nicht die fünfköpfige Bereinigungskommission die Verbote der Entnazifizierung verhängen konnnten. Der Ausschuss war formal nur die offizielle Vertretung der Uni. Diese „Kommission“ konnte zwar entscheiden, aber ohne die Legitimierung der Entscheidung durch die französischen Machthaber wäre nur die folgenlose Meinung von fünf Leutchen hochgelahrt gewesen. De facto wurden die Franzosen allerdings durch die Kommission dazu gedrängt, härter gegen Heidegger vorzugehen, was einer der Forscher „paradox“ nannte. Eingedenk der langjährigen Situation auf unserer Seite nicht gar so paradox, da das nur eine laue Fortsetzung dessen ist, was damals begann: die Federführung apologetischer Weichzeichnerei durch eine nachgerade romanisch verklärte Rezeption eines „Existentialismus“ in Frankreich, die Heidegger vor 1949/51 dann natürlich auch befeuert hat. Die von Sartre und bald von Beaufret ausgehenden Wellen drängten auf der einen Seite, und die deutschen NS-Gegner, die Heidegger nun nicht wegen seiner philosophischen Weihen einfach reinwaschen wollten, hielten dagegen und mussten zunächst damit Erfolg haben, weil es bei der Bereinigung ja nicht nur um Heidegger ging und ein solches Exempel vermieden werden musste. Es müsste also heißen: „sprach sich der Bereinigungsausschuss der Universität für ein Lehrverbot Heideggers aus, das die französische Militärregierung (nach knapp einem Jahr) etwas widerwillig ratifizierte.“ Das ist nun aber wieder allzu hübsch ausführlich, ist es nicht? HG--BaneshN. (Diskussion) 10:32, 5. Dez. 2017 (CET)
Mein "schwer bestreitbar" war ein ungenaues Zitat und bezog sich auf dein "lässt sich m. E. nicht so ganz bestreiten" im ersten Satz hier oben. Mein Zwischenruf hat keine Wichtigkeit und sollte nur deine Bemerkung berücksichtigen, dass die Einlassungen H.s an den B-Ausschuss ja öffentlich und nicht posthum waren. Ich würde jetzt trotzdem schreiben "Seine wenigen Stellungnahmen nach dem Bereinigungsausschuss zur NS-Zeit,..." oder einfach deine obige Neue Version so lassen. Grüße, --Machtjan X 11:50, 5. Dez. 2017 (CET)
Ah so, nun habe auch ich verstanden. Das können wir also gerne so einfügen: „die wenigen Stellungnahmen, die es von ihm nach dem Bereinigungsverfahren zur NS-Zeit gab, bestimmte er zur postumen Publikation.“ (Mail an Dich ist im Werke) --BaneshN. (Diskussion) 12:01, 5. Dez. 2017 (CET)
Deine neu´ste Version freut mich und der (Prospekt) nicht minder. Herzlich --Machtjan X 12:15, 5. Dez. 2017 (CET)
@He3nry: Möchtest Du noch in die Runde fragen, wg. des obigen Katens und der Einleitung? Ich habe es nicht eilig, ich würde nur gern das letzte Unterkapitel von 5 in dieser Woche auf die Disk setzen, so dass wir 5 kurz vor Neujahr abschließen und im Januar des nächsten Jahres selbiges mit dem ersten Durchgang der Redaktion tun können. Und wenn hier so viele Kästen auf der Seite sind, blickt niemand mehr durch (aber es scheint ohnehin kaum noch jemand da zu sein). Dir einstweilen, wie auch allen anderen, die versehentlich oder absichtlich vorbeisehen, schöne Feiertage.--BaneshN. (Diskussion) 15:09, 18. Dez. 2017 (CET)
Das sollte eigentlich auch für Nichtanwesende konsensfähig sein :-) Dir auch ein gutes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. --He3nry Disk. 15:22, 18. Dez. 2017 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 15:22, 18. Dez. 2017 (CET)
Ist ok so. Auch von mir schöne Feiertage und im neuen Jahr habe ich auch mehr Zeit....LG --KarlV 15:34, 18. Dez. 2017 (CET)

Übersicht Kapitel 5

Zeit nach 1945

  • Entlassung, Lehrverbot und Emeritierung
  • Heideggers Selbstdarstellung
  • Aussagen zum Holocaust

--BaneshN. (Diskussion) 10:47, 4. Dez. 2017 (CET)

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 11:45, 5. Jan. 2018 (CET)

Kapitel 5.1. (neuer Text)

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Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 11:46, 5. Jan. 2018 (CET)

5.2.

Heideggers NS-Zeit in seiner Selbstdarstellung

Mit dem Protest gegen die Beschlagnahmung seines Hauses im Juli 1945 beginnend, hat sich Heidegger in privaten und offiziellen Briefen und in Aufsätzen zu seinem Verhalten während der nationalsozialistischen Zeit geäußert, wobei die meisten der Stellungnahmen erst nach seinem Tod gedruckt wurden. Die Texte im Überblick:

  • Brief an den provisorischen Oberbürgermeister Freiburgs (16. Juli 1945)[1]
  • Das Rektorat 1933/34. Tatsachen und Gedanken (1945)[2]
  • Antrag auf Wiedereinstellung in die Lehrtätigkeit, (4. November 1945)[3]
  • Erläuterungen und Grundsätzliches, (Brief an den Vorsitzenden von Dietze, vom 15. Dezember 1945)[4]
  • Meine Beseitigung (1946)[5]
  • Brief an Herbert Marcuse (20. Januar 1948)[6]
  • Briefe an Karl Jaspers (1946, März 1950)[7]
  • Brief an einen Studenten (1960)[8]
  • Nur ein Gott kann uns retten (Gespräch mit „Der Spiegel“, 1966)[9]
  • Brief an Stefan Zemach (1968)[10]

In diesen Texten und in notierten Anhörungen vor der Bereinigungskommission, vertrat Heidegger eine Perspektive der Verteidigung, teils variierend, der im Zeitraum von rund zwei Jahrzehnten u. a. folgende Argumente zugrundelagen[11]:

  1. er habe den Nationalsozialismus unterstützt, weil er eine „geistige Erneuerung“ davon erwartet habe, auch als ein Bollwerk, um den Kommunismus zu verhindern
  2. er habe das Rektorat 1933 nur widerstrebend angetreten
  3. er sei dann nur im Amt geblieben, um Schlimmeres zu verhüten
  4. er sei nach dem Rücktritt vom Rektorat und insbesondere nach dem sogenannten „Röhm-Putsch“ 1934 in den „geistigen Widerstand“, in die „Opposition“ gegangen
  5. er habe in seinen Vorlesungen dann deutliche Kritik am Nationalsozialismus geübt und damit eine entsprechende Wirkung auf seine Studenten gehabt

Einige dieser Argumente, die Heidegger zu einer „biographischen Strategie“ (D. Morat)[12] nutzte, gehören zu jenen, die als „kollektives Verhalten“ und „These so vieler“ zu den Reaktionsmustern der Selbstentlastung nach der NS-Zeit gezählt und in diesem Sinn kritisiert werden, insbesondere die Paradigmen „um Schlimmeres zu verhüten“ und “um den Kommunismus zu verhindern“.[13]

Die Strategie der Rechtfertigung wurde speziell in Heideggers Fall aber bezüglich ihrer faktischen Richtigkeit, ihrer Glaubwürdigkeit und ihrer redlichen Absicht von Kollegen und Kommentatoren in Abrede gestellt oder gänzlich zurückgewiesen.[14] So nannte H. Marcuse am 13. Mai 1948 die Erklärung einer „geistigen Erneuerung“ durch den Nationalsozialismus eine Verwechslung der „Liquidierung des abendländischen Denkens mit seiner Erneuerung“, die ein „intellektuelles Problem“ sei und zwar ein „Problem der Erkenntnis, der Wahrheit“ – und brach den Kontakt zu Heidegger endgültig ab.[15] Auch angesichts der von H. Ott mehrfach erörterten Diffamierung, die Heidegger 1935 in der Vorlesung „Einführung in die Metaphysik“ gegen einen der geistigen Mentoren der „Weißen Rose“, Theodor Haecker, und dessen Buch mit dem kantischen Titel „Was ist der Mensch?" ausschüttete[16], wurde der Anspruch, nach 1934 zum Widerstand gehört zu haben und die Behauptung, die Gestapo habe in seinen Vorlesungen einen „Herd“ für die „Studentenaktion Scholl“ gesucht[17] als bar „jeder Grundlage“[18] und als „veritable Unverschämtheit und Obszönität“ bezeichnet.[19]

Auch die Argumente bezüglich Heideggers ungebrochenem Engagement für Hitler und den Nationalsozialismus nach 1934 (s. o.) werden in der Forschung gegen die Glaubwürdigkeit der diesbezüglichen Selbstdarstellung genannt, erweitert durch Dokumente wie dem „Fragebogen zur politischen Beurteilung“ des „Sicherheitsdienstes“ (SD) der SS, in dem Heidegger noch am 11. Mai 1938 als „politisch zuverlässig“ beurteilt wurde.[20] Zudem werden zahlreiche Ungenauigkeiten und Widersprüche in Heideggers Verteidigungsschriften genannt.[21]

So ist auch der mehrfach von ihm geltend gemachte Ausschluss vom Philosophenkongress 1934 in Prag nach überwiegender Forschermeinung offenbar bloß auf ein Nicht-Erscheinen zurückzuführen, das Heidegger mit Krieck, Baeumler, Rothacker und Rosenberg teilte. Dagegen waren Löwith, Popper und Husserl in Prag, und Hans Heyse sprach in einem Brief an das Reichserziehungsministerium vom 4. August 1936, als es um den Kongress 1937 in Paris ging, von der Linie in Prag, die es diesmal zu vermeiden gelte.[22]

Neben Kritikern seiner Rechtfertigungsschriften haben Heidegger auch Freunde, ehemalige Schüler, Gefolgsleute und Kommentatoren nach 1945 schließlich der Unaufrichtigkeit bezichtigt, ihn als „Schwarzwälder Schlitzohr“ und als notorischen Lügner charakterisiert, was auch seine philosophische Wahrheitskonzeption geprägt habe und seinen Umgang mit den weltlichen Ereignissen.[23]

„Ich glaube, dass er etwas Verlogenes hatte. Menschlich-politisch allemal, aber auch im Philosophischen“

Ernst Tugendhat[24]

Wenn jemand nach Todtnauberg käme, um ihm Vorhaltungen zu machen, so Hannah Arendt in einem Brief an Jaspers 1949, dann würde Heidegger „lügen, das Blaue vom Himmel, und sich darauf verlassen, daß man ihn nicht ins Gesicht einen Lügner nennen wird. Er hat wohl geglaubt, daß er sich auf diese Manier von der Welt billigst loskaufen könnte, aus allem Unangenehmen rausschwindeln und nur Philosophie machen. Und dann ist ihm natürlich prompt diese ganze verzwickt-kindische Unehrlichkeit doch in das Philosophieren geschlagen.“[25] Die Methode, aus eigenen Schriften der NS-Zeit wie der Rektoratsrede zu zitieren und zweifelhafte Verweise einfach wegzulassen, etwa jenen auf die „erd- und bluthaften Kräfte“, kommentierte Heideggers einstiger Schüler Günther Anders: „Nimmt er an, daß niemand die Zitate zu vergleichen in der Lage ist? Ist unsereins nicht einer besseren Lüge würdig? Eines schlaueren Betruges?“[26]

Von Arendt brieflich dazu gedrängt, erklärte Heidegger aber am 7. März 1950 in einem Schreiben an Jaspers: „Ich bin seit 1933 nicht deshalb nicht mehr in Ihr Haus gekommen, weil dort eine jüdische Frau wohnte, sondern weil ich mich einfach schämte.“[27] Schon am 5. Juli 1949 hatte er in einem Brief an Jaspers von der „Auseinandersetzung mit dem deutschen Unheil und seiner weltgeschichtlich-neuzeitlichen Verflechtung“ gesprochen. Jaspers antwortete erst 1952 und nannte Heideggers Versuche eines Schuldbekenntnisses aufgrund von dessen „Unbestimmtheit“ einen „Schein der Großartigkeit“ und fragte, ob zur 'Macht des Bösen', von der Heidegger geschrieben hatte, nicht auch 'die Verschleierung und das Vergessen des Vergangenen' gehöre, worauf die Antwort ausblieb.[28]

Dieser weitere Vorhalt betrifft Heideggers fehlende Entschuldigung zu seiner Rolle im Nationalsozialismus und sein beharrliches öffentliches Schweigen dazu, das nach dem Bereinigungsverfahren bis zu seinem Tod andauerte. Von Karl Jaspers, Rudolf Bultmann und Herbert Marcuse zu einer Erklärung aufgefordert[29], antwortete Heidegger 1948 dem letzteren, dass es ihm „unmöglich“ gewesen sei, “weil die Nazianhänger in der widerlichsten Weise ihren Gesinnungswechsel bekundeten, ich aber mit ihnen nichts gemein hatte.“ Heideggers rund dreißigjähriges diesbezügliches Verstummen wurde in zahlreichen Aufsätzen und Artikeln kritisch kommentiert.[30]

„Ohne Heideggers furchtbares Schweigen würden wir das Gebot nicht verspüren, das sich an unser Verantwortungsbewußtsein richtet, die Notwendigkeit, Heidegger so zu lesen, wie er sich selbst nicht gelesen hat.“

Jacques Derrida[31]
  1. GA 16, Nr. 178, S 367-369
  2. GA 16, Nr. 180, S. 372-394 (im Verfahren nicht verwendeter Text, erst 1983 publiziert)
  3. GA 16, Nr. 182, S. 397-404
  4. GA 16, Nr. 184, S. 409-415
  5. GA 16, Nr. 188, S. 421 f.
  6. GA 16, S. 430 ff.
  7. Martin Heidegger/Karl Jaspers: Briefwechsel 1920-1963, hg. v. Walter Biemel u. Hans Saner, München/Frankfurt a. M. 1990, S. 199-203, vgl. D. Morat, S. 173; 372.
  8. GA 16, Nr. 235, S. 568-573.
  9. GA 16, 652-683 (hier: 652-668).
  10. GA 40, S. 233.
  11. Vgl. die Liste bei Hugo Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 302 u. ebd. S. 276: „stets in immer neuen Wendungen und Versionen auf wenige Tatbestände abgehoben“; 296: Brief an den Oberbürgermeister, in dem Heidegger „die Grundlinien seiner Verteidigung erstmals auszog“; ebenso D. Morat, S. 304 f. m. der Nennung des o.a. Punktes 4 und der Aktennotiz von Adolf Lampe über das Gespräch mit Heidegger am 25. Juli 1945, die die o.a. Punkte 1-3 und 5 nennt u. S. 143 u. ebd. S. 372: „Die Erklärungen Heideggers in diesem Brief [an Jaspers] entsprachen seinen schon während des Bereinigungsverfahrens entwickelten apologetischen Argumenten“; Brief an Marcuse: „geistige Erneuerung“; GA 16, S. 402: „geistiger Widerstand“; Heidegger/Jaspers, S. 173: „in die Opposition“.
  12. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 304: „Diese biographische Strategie erlaubte zwar das Eingeständnis begrenzter Irrtümer, aber kein Eingeständnis grundsätzlichen Fehlgehens oder gar von Schuld. So hielt Heidegger in seiner apologetischen Argumentation nach 1945 stets daran fest, 1933 durchaus das Richtige gewollt zu haben, nämlich die wesenhafte Erneuerung der Universität, und sich lediglich über das politisch Mögliche und den Charakter der nationalsozialistischen Bewegung zeitweilig getäuscht zu haben.“
  13. Vgl. z. B. Magnus Brechtken, Der Fall Globke, in: ders., Hans-Christian Jasch, Christoph Kreutzmüller, Niels Weise (Hg.),Die Nürnberger Gesetze – 80 Jahre danach, S. 265: „Die These so vieler, sie seien 'im Amt geblieben, um Schlimmeres zu verhüten', wirkt heute so grotesk, dass ihre zeitweise Akzeptanz nur mit gesellschaftlicher Gleichgültigkeit zu erklären ist, die Aussagende und Rezipierende in den 1950er und 1960er Jahren noch verband. Anders formuliert: Wer 1955 sagte er habe 'Schlimmeres verhüten' wollen, hätte schon damals die Rückfrage erhalten können, was denn angesichts von sechs Millionen ermodeter Juden, drei Millionen bewusst dem Hungertod preisgegebener sowjetischer Kriegsgefangener, der Vernichtungspolitik im eroberten Osten, dem systematischen Terror in weiten Bereichen der deutsch-europäischen Herrschaftspraxis noch 'schlimmer' war als diese Taten“; Hans-Peter de Lorent, Täterprofile: Die Verantwortlichen im Hamburger Bildungswesen unterm Hakenkreuz, Band 2, 2017, Hugo Millahn, zit. n. Landeszentrale für politische Bildung Hamburg: „Millahn gab vor, ohne eigene Ambitionen in Parteifunktionen und leitende Tätigkeiten im NSLB gedrängt worden zu sein, immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, um Schlimmeres zu verhüten. So argumentierten viele in ihren Entnazifizierungsverfahren“; Alexander und Margarete Mitscherlich, Die Unfähigkeit zum Trauern. Grundlagen kollektiven Verhaltens. München 1977, S. 42: „Das Folgenschwerste dürfte der emotionale Antikommunismus sein. Er ist die offizielle staatsbürgerliche Haltung, und in ihm haben sich ideologische Elemente des Nazismus mit denen des Westens amalgiert.“
  14. George Leaman: Heidegger im Kontext. Gesamtüberblick zum NS-Engagement der Universitätsphilosophen. Argument Sonderband 205, Hamburg / Berlin 1993, S. 27:„Farias (1989), Ott (1988) und Martin (1989) haben belegt, daß auf Heideggers Aussagen in dieser Hinsicht kein Verlaß ist, und die vorliegende Studie zeigt, daß Heideggers Täuschungen nicht etwa die Ausnahme waren“; Helmut Heiber, Universität unterm Hakenkreuz, Band 1, München, London, New York, Paris, 1991, S. 483: „von ihm selbst gehäkelte Saga aus den Nachkriegsjahren“; Lutz Hachmeister, Heideggers Testament S. 35: „Martin Heidegger hat seine Biographie und seinen Denkweg in zahlreichen Lebensläufen und Selbstreflexionen immer wieder überschrieben, retuschiert und neu justiert.“
  15. Gérard Raulet, Die 'Gemeinschaft' beim jungen Marcuse, in: ders., Manfred Gangl (Hg.): Intellektuellendiskurse in der Weimarer Republik: Zur politischen Kultur einer Gemengelage, Frankfurt am Main 2007, S. 181 f.
  16. Heidegger in „Einführung in die Metaphysik“, GA 40, S. 151, s. dazu H. Ott, Die Weiße Rose‘. Ihr Umfeld in Freiburg und München, 2004 und ders., Hugo Ott,Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 255-267, ebd. S. 258 fragt Ott, ob Heidegger das Recht gehabt habe „anklägerisch zu diffamieren“.
  17. GA 16, 392.
  18. Hugo Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 266.
  19. Lothar Struck, Rezension des Buches von L. Hachmeister: „Kein Wort braucht man eigentlich darüber zu verlieren, wenn sich Heidegger in einer Bemerkung als Inspirator der 'Weißen Rose' stilisiert; eine veritable Unverschämtheit und Obszönität“; H. Ott, S. 266: „Die 'entlastenden' Sätze Heideggers in Tatsachen und Gedanken entbehren demnach jeder Grundlage“.
  20. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 145: „In der heute in Frankreich aufbewahrten Akte des Sicherheitsdienstes (SD) des Reichsführers SS über Martin Heidegger findet sich ein 'Fragebogen zur politischen Beurteilung' Heideggers vom 11. Mai 1938, in dem er nach wie vor als politisch zuverlässig eingestuft wurde.“
  21. Vgl. Hugo Ott, Martin Heidegger. Unterwegs zu seiner Biographie, Frankfurt/M. 1988, S. 225 f., 300, 305; Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 143 f. u. S. 402, Anm. 143: Im Gespräch mit Heribert Heinrichs 1958 nannte Heidegger als das „Wendejahr“ nicht 1934, sondern 1938; Hans Köchler, Politik und Theologie bei Heidegger, 1991, S. 13: „Glaubwürdigkeit seines Wandels durch gewaltsame Uminterpretation (...) stark eingeschränkt“.
  22. Vgl. Victor Farías, Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/M., 1989, S. 247; Lutz Hachmeister, S. 67 f.; H. Zaborowski folgt hier weitgehend Heidegges Entlastungsthese, S. 258; GA 16, S. 345 ff.; S. 393 (Tatsachen und Gedanken); S. 665 (Spiegel-Gespräch).
  23. Gerhard Ritter 1946 an Karl Jaspers: „Heidegger ist kein starker Charakter. Vielleicht ist er nicht unbedingt aufrichtig, jedenfalls irgendwie ‚hintersinnig‘ im Sinn der Schwarzwälder ‚Schlitzohren‘“, zit. n. Klaus Schwabe, Rolf Reichardt (Hrsg.): Gerhard Ritter: Ein politischer Historiker in seinen Briefen, Oldenbourg, München 1996, S. 409; Hannah Arendt, Brief an Blücher, 8. Februar 1950: „er, der doch notorisch immer und überall lügt, wo er nur kann"; Brief an Blücher, 3. Januar 1950: „Gemisch von Echtheit und Verlogenheit oder besser Feigheit“, vgl. dazu auch Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, S. 102. m. Anm. 66.; Georg Steiner, Heidegger, abermals, Merkur, 43 (480), S. 97: „Wie wir aus dem Spiegel-Interview wissen, legte er sich zur postumen Veröffentlichung eine besonders lügnerische Apologie seiner Rolle in den 30er und 40er Jahren zurecht“.
  24. vgl. Gespräch mit U. Herrmann, 28. Juli 2007, taz.
  25. Brief an K. Jaspers vom 29. September 1949, Martin Heidegger/Karl Jaspers: Briefwechsel 1920-1963, hg. v. Walter Biemel u. Hans Saner, München/Frankfurt a. M. 1990, S. 178, zit. n. Annette Vowinckel, Hannah Arendt: zwischen deutscher Philosophie und jüdischer Politik, Berlin, 2004, S. 48; Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, Wiesbaden, 2017, S. 102, Anm. 67.
  26. Günther Anders, Über Heidegger, München, 2001, S. 360 ff. das Kapitel „Die Falschheit Heideggers“.
  27. Vgl. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 372 u. 375 f. m. Anm. 49: Hannah Arendt/Karl Jaspers, Briefwechsel 1926-1969, Lotte Köhler u. Hans Saner (Hg.), München, Zürich, 2001, S. 198 u. 204.
  28. Martin Heidegger/Karl Jaspers: Briefwechsel 1920-1963, hg. v. Walter Biemel u. Hans Saner, München/Frankfurt a. M. 1990, S. 209 f., zit. n. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 373.
  29. vgl. Maria Robaszkiewicz, Übungen im politischen Denken: Hannah Arendts Schriften als Einleitung der politischen Praxis, S. 99 f. m. Anm. 54 ff.
  30. vgl. z. B. George Steiner, Martin Heidegger. Eine Einführung, New York 1978, München 1989, S. 33 u. 36 f; Rudolf Ringguth, Der Spiegel (18. August 1986), Führer der Führer; Ute Guzzoni: Bemerkungen zu Heidegger 1933, in: Gottfried Schramm, Bernd Martin (Hrsg.): Martin Heidegger. Ein Philosoph und die Politik. 2. Auflage. Freiburg 2001, S. 203; Philippe Lacoue-Labarthe: Die Fiktion des Politischen. Heidegger, die Kunst und die Politik. (Paris 1987) Stuttgart 1990, S. 201; Maurice Blanchot: Ein Brief von Maurice Blanchot an Catherine David. Die Apokalypse denken. 1987. In Die Heidegger-Kontroverse. 1988, S. 99; Otto Pöggeler (Hrsg.): Heidegger und die praktische Philosophie. Suhrkamp, 1988, S. 62.
  31. Jacques Derrida: Heideggers Schweigen. In: Emil Kettering, Günther Neske (Hrsg.): Antwort. Martin Heidegger im Gespräch. Klett-Cotta, 1988, S. 160.

5.2 nimmt ja mit der Selbstdarstellung Bezug auf 5.1, deshalb würde ich beide gerne zusammen auf die Seite setzen.--BaneshN. (Diskussion) 14:07, 11. Dez. 2017 (CET)

Zitat von Günther Anders hinzugefügt. (Woran erinnert mich das Zitat nur?)--BaneshN. (Diskussion) 14:55, 18. Dez. 2017 (CET)
Ist ok! Ja - das Zitat erinnert mich auch an hiesige Gestalten...--KarlV 15:36, 18. Dez. 2017 (CET)
Schön & o.k. --Machtjan X 18:56, 27. Dez. 2017 (CET)
Ich habe den Abschnitt gelesen und bin einverstanden. Zur beabsichtigten Bearbeitung der FN komme ich zZ nicht. Das ist aber nur Optik. Also kann das umgesetzt werden. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:30, 5. Jan. 2018 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 11:47, 5. Jan. 2018 (CET)

5.3.

Heideggers Kommentierung des Holocaust

Seit der Forderung von 1933/34 einer „völligen Vernichtung“ des Feindes „in der innersten Wurzel des Daseins eines Volkes“ hatte Heidegger mit Darlegungen zum „Weltjudentum“, zum „Rasseprinzip“ und zur „Rassereinheit“ eine Geisteshaltung geteilt, die dem Beginn des Völkermordes an Juden im Sommer 1941 ursächlich vorausging (s.o.). Chronologisch an seine Forderung der „Rassenpflege“ als eine „notwendige Maßnahme“ anschließend, spricht der Philosoph 1942 von einer „Selbstvernichtung“ des „Jüdischen“. Durch Aussagen dieser Art und durch Belege wie dem Bericht von Paul Jurevics über ein Gespräch 1944 wird Heideggers Kenntnis des Völkermordes noch für die Zeit der NS-Herrschaft überwiegend vorausgesetzt – parallel zu der Korrektur in der Frage der zeitgenössischen Kenntnis vom Holocaust in Deutschland.[1] Die Vernichtung der Juden, nach 1945 ausdrücklich als industrieller Massenmord, wurde von Heidegger nur beiläufig, doch mehrfach und deutlich kommentiert. Kontrovers debattiert wird heute die Frage, ob Heidegger den Holocaust befürwortete oder nicht.

Zitate aus dem Zeitraum vor 1945

Ungeklärt ist der Inhalt eines unausgesprochenen Wissens, das Heidegger in einem Brief an Kurt Bauch vom 10. August 1941 für sich beansprucht, doch in höherem Maß noch dem Adressaten zuspricht, dem Kunsthisthoriker und, seit 1941, Stabsmitglied der Seekriegsleitung des Oberkommandos der Kriegsmarine in Berlin: „Und nun ist der russische Krieg da; dieser aber bedeutet mehr, als er selbst ist. Ich brauche dir ja nichts zu erzählen, da du mehr weißt. Aber ich weiß genug.“[2] Im Monat zuvor und somit gleich zu Beginn des Völkermordes hatte Heideggers Sohn Hermann als Soldat an der Ostfront nach eigenem Bekunden „zum ersten Mal mitbekommen, dass Juden ermordet wurden“, er habe seinem Vater davon aber nichts gesagt.[3] Doch nimmt R. Wolin an, dass Heidegger aufgrund der engen Freundschaft zu Eugen Fischer bereits „von den Vorbereitungen der Nazis zum Genozid gewusst haben könnte.“[4] Und nach der Exegese der Schwarzen Hefte lässt P. Trawny keinen Zweifel an Heideggers Kenntnis vom Holocaust noch zur NS-Zeit.[5] Ein Jahr nach Beginn des Völkermordes notiert Heidegger im August 1942 den Gedanken, dass die „Judenschaft“ seit „dem Christ“ das „Prinzip der Zerstörung“ sei, die Vernichtung des Judentums eine „Selbstvernichtung“ und der Kampf gegen Juden die Erfüllung eines seinsgeschichtlichen Gebotes:[6]

„Der Anti-christ muß wie jedes Anti- aus dem selben Wesensgrund stammen wie das, wogegen es anti- ist - also wie‚ 'der Christ'. Dieser stammt aus der Judenschaft. Diese ist im Zeitraum des christlichen Abendlandes, d.h der Metaphysik, das Prinzip der Zerstörung. Das Zerstörerische in der Umkehrung der Vollendung der Metaphysik-d.h. Hegels durch Marx. Der Geist und die Kultur wird zum Überbau des 'Lebens'-d.h. der Wirtschaft, d.h. der Organisation-d.h. des Biologischen-d.h. des 'Volkes'. Wenn erst das wesenhaft 'Jüdische' im metaphysischen Sinne gegen das Jüdische kämpft, ist der Höhepunkt der Selbstvernichtung in der Geschichte erreicht; gesetzt, daß das 'Jüdische' überall die Herrschaft vollständig an sich gerissen hat, so daß auch die Bekämpfung‚ des 'Jüdischen' und sie zuvörderst in die Botmäßigkeit zu ihm gelangt.[7]

Nach dem Zeugnis des lettischen Philosophen Paul Jurevics wurde Heidegger von ihm selbst zwar im Herbst 1944 vom Völkermord der Juden der baltischen Länder in Kenntnis gesetzt, habe diesen aber scharf ablehnend kommentiert.[8]

Kommentierung des Holocaust nach 1945

Eine Abhandlung, ein Essay oder ein Schreiben, in dem sich Heidegger dem Thema der Vernichtung europäischer Juden widmet, ist unbekannt. In einigen Hinweisen darauf erhält der Holocaust aber eine Wertung, die der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa nach 1945 gleichgesetzt oder in die Kritik an der Technik in der zunehmenden Entwicklung industrialisierter Verfahren integriert ist. Das folgende Zitat der Schwarzen Hefte wird als Beleg dafür herangezogen, dass Heidegger 1946 das Verkennen des „Weltwollens“ bezüglich der Deutschen seinsgeschichtlich wichtiger gewesen sei, als das Grauen der Gaskammern, und dass der alliierte Sieg, der dieses Weltwollen begrenzt habe, verbrecherischer sei.[9]

„Wäre z. B. die Verkennung dieses Geschickes – das uns ja nicht selbst gehörte, wäre das Niederhalten im Weltwollen – aus dem Geschick gedacht, nicht eine noch wesentlichere ’Schuld‘ und eine ’Kollektivschuld‘, deren Größe gar nicht – im Wesen nicht einmal am Greuelhaften der ’Gaskammern‘ gemessen werden könnte –; eine Schuld – unheimlicher denn alle öffentlich ’anprangerbaren‘ ’Verbrechen‘ – die gewiß künftig keiner je entschuldigen dürfte. Ahnt ’man‘, daß jetzt schon das deutsche Volk und Land ein einziges Kz ist – wie es ’die Welt‘ allerdings noch nie ’gesehen‘ hat und das ’die Welt‘ auch nicht sehen will – dieses Nicht-wollen noch wollender als unsere Willenslosigkeit gegen die Verwilderung des Nationalsozialismus.“[10]

Es wurde darauf aufmerksam gemacht, dass Heidegger neben den Begriffen „Schuld“ und „Kollektivschuld“ auch das Wort „Gaskammern“ in Anführung setzte.[11] Gemäß P. Trawny, bestätigt das Zitat auch den Tenor des Antwortschreibens an Marcuse von 1948, in dem Heidegger beklagte, dass die Alliierten vor den Augen der Weltöffentlichkeit „'Ostdeutsche' umbringen konnten“, während der Holocaust aber von den Nationalsozialisten geheimgehalten worden sei.

„Zu den schweren berechtigten Vorwürfen, die Sie aussprechen 'über ein Regime, das Millionen von Juden umgebracht hat, das den Terror zum Normalzustand gemacht hat und alles, was ja wirklich mit dem Begriff Geist und Freiheit u. Wahrheit verbunden war, in sein Gegenteil verkehrt hat', kann ich nur hinzufügen, daß statt 'Juden' 'Ostdeutsche' zu stehen hat und dann genauso gilt für einen der Alliierten, mit dem Unterschied, daß alles, was seit 1945 geschieht, der Weltöffentlichkeit bekannt ist, während der blutige Terror der Nazis vor dem deutschen Volk tatsächlich geheimgehalten worden ist.“

Heidegger[12]

Herbert Marcuse antwortete am 13. Mai 1948:

„wie ist es möglich, die Folterung, Verstümmelung und Vernichtung von Millionen Menschen auf eine Stufe zu stellen mit einer zwangsweisen Verpflanzung von Volksgruppen, bei der keine dieser Untaten vorgekommen ist (vielleicht von einigen Ausnahmefällen abgesehen). Die Welt sieht heute so aus, dass in dem Unterschied zwischen Nazikonzentrationslagern und den Deportierungen und Internierungslagern der Nachkriegszeit schon der ganze Unterschied zwischen Unmenschlichkeit und Menschlichkeit liegt.“

H. Marcuse[13]

In seiner Beurteilung der Rezeptionsgeschichte weist H. Givsan die Deutung von O. Pöggeler zurück, der zufolge Marcuse in seiner Antwort lediglich die „Annahme“ geäußert habe, dass Heidegger in seinem Brief Auschwitz mit der Vertreibung der „Ostdeutschen“ habe aufrechnen wollen: „Heidegger sagt es selber. (...) Hat die eine 'Gegenpartei' das getan, so hat die andere 'Gegenpartei' jenes getan.“[14]

Im Jahr nach dem Briefwechsel mit Marcuse, im Dezember 1949, hielt Heidegger in Bremen einen Vortrag mit dem Titel „Das Ge-Stell“, seiner Kritik an der Technik gewidmet, in dem er beiläufig von Gaskammern und Vernichtungslagern sprach:

„Ackerbau ist jetzt motorisierte Ernährungsindustrie, im Wesen das Selbe wie die Fabrikation von Leichen in Gaskammern und Vernichtungslagern, das Selbe wie die Blockade und Aushungerung von Ländern, das Selbe wie die Fabrikation von Wasserstoffbomben.[15]

„Hunderttausende sterben in Masse. Sterben sie? Sie kommen um. Sie werden umgelegt. Sterben sie? Sie werden Bestandsstücke eines Bestandes der Fabrikation von Leichen. Sterben sie? Sie werden in Vernichtungslagern unauffällig liquidiert. Und auch ohne Solches – Millionen verelenden jetzt in China durch den Hunger in ein Verenden. Sterben aber heißt, diesen Austrag vermögen. Wir vermögen es nur, wenn unser Wesen das Wesen des Todes mag. Doch inmitten der ungezählten Tode bleibt das Wesen des Todes verstellt.[16]

Die Urteile über Heideggers Vergleich zwischen der Ernährungsindustrie und Auschwitz liegen nahezu einhellig auf der Linie der „Banalisierung“ des Holocausts (E. Traverso)[17] und der „Entmenschlichung der 'Endlösung'“ (H.-J. Sandkühler).[18] Es wird die „Pervertierung des Verantwortungsbegriffes“ konstatiert und die "Produktion von Eintrübungen“ (F. Grosser).[19] Der Gedanke erfülle den Zweck einer „exkulpativen Funktion der Technikkritik in der Nachkriegszeit“ (D. Morat).[20] Es wurde zwar auch gefragt, ob „die Shoah zumindest teilweise im Hinblick auf Konstellationen innerhalb der Geschichte des Denkens verstanden werden kann, die auch zur 'motorisierten Ernährungsindustrie' geführt“ hätten (H. Zaborowski)[21], doch ist der „'inkommensurable Unterschied zwischen der Massenvernichtung und irgendeinem anderen technischen Phänomen'“[22] für die meisten Forscher der Minimalkonsens und Heideggers Verstoß dagegen der eigentliche Kritikpunkt, den J. Habermas wie folgt zusammenfasst: „Unter dem nivellierenden Blick des Seinsphilosophen erscheint auch die Judenvernichtung als ein beliebig auswechselbares Geschehen.“[23]

Darüber hinaus haben insbesondere die dokumentierten Gedankengänge zur seinsgeschichtlichen „Botmäßigkeit“ der „Selbstvernichtung“ des „Jüdischen“ als dem „Prinzip der Zerstörung“ und zum „Niederhalten“ dieses „Weltwollens“ durch die Alliierten, worin eine „wesentlichere“ Schuld als im Tod durch Gaskammern zu sehen sei, diverse Forscher zur interpretativen Exegese veranlasst, der zufolge Heidegger „eine 'Endlösung' für notwendig“ hielt. Vereinzelt heißt es auch, dass die Alliierten gemäß dem letzteren Zitat die Deutschen schuldhaft davon abgehalten hätten, die Vollendung der „Endlösung“ zu erreichen.[24] Dagegen steht eine Lesart, in der der Holocaust ein von Heidegger marginalisiertes Ereignis[25] innerhalb der seinsgeschichtlichen Etappe der Machenschaft überhaupt ist und der Nationalsozialismus eine „notwendige Steigerungsform“ der letzteren, „da erst in ihrer vollständigen Ausformung ein apokalyptischer Umschlag einsetzen könne“, wobei die Deutschen für Heidegger „das einzige Volk“ seien, „in dem sich der Wandel zum Positiven vollziehen könne“.[26] Zu berücksichtigen sind auch weiterhin verteidigende Äußerungen aus der Zeit vor der Publikation der Schwarzen Hefte, in denen beispielsweise die Formulierung der „Bestandsstücke eines Bestandes der Fabrikation von Leichen“ noch als Pendant zu Adornos kritischen Darlegungen zum Verwaltungsmassenmord gedeutet wurde[27] oder in denen schlicht dafür gehalten wurde, man könne „in keinem Fall“ behaupten, „dass Heidegger die Judenvernichtung legitimiert habe."[28]

Im Sinn der schon 1948 laut gewordenen Forderung nach einem Schlussstrich und weiterhin mit dem Mittel der Relativierung der NS-Verbrechen durch den Hinweis auf den Kommunismus äußerte sich Heidegger in einem Leserbrief zu einem Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 14. Juni 1950:[29]

„Wo Verbrechen geschehen sind, müssen sie gesühnt werden. Wie lange aber will man noch fortfahren, diejenigen, die sich kurze oder auch längere Zeit politisch geirrt haben, immer neu in der Öffentlichkeit zu diffamieren und dies in einem Staat, nach dessen Verfassung jeder Mitglied und Kämpfer der kommunistischen Partei sein kann. Eine seltsame Verblendung betreibt auf diese Weise die Zermürbung und die innere Auflösung der letzten substantiellen Kräfte unseres Volkes.[30]

  1. Vgl. z. B. Karl-Heinz Reuband: Gerüchte und Kenntnisse vom Holocaust in der deutschen Gesellschaft vor Ende des Krieges. Eine Bestandsaufnahme auf der Basis von Bevölkerungsumfragen. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 9 (2000), S. 196–233, hier: S. 207: „Wie man den Angaben entnehmen kann, bekunden rund ein Drittel der Befragten, sie hätten vor Ende des Krieges etwas vom Massenmord an den Juden gehört“, vgl. auch ebd. S. 220: „Die realen Kenntniswerte dürften etwas niedriger als bei einem Drittel liegen“; Saul Friedländer, "Sie zuckten nur mit den Achseln", Neues Deutschland, 2007: Die Deutschen „wussten viel früher und viel mehr, als man bisher dachte und als ich zu ahnen gewagt hätte. Die Berichte des Sicherheitsdienstes, die ziemlich präzise die öffentliche Stimmung beschrieben, belegen dies eindeutig. Man sprach überall davon, aber nicht etwa mit Entsetzen oder Grauen, sondern eher achselzuckend: So sei es nun einmal.“
  2. Vgl. Martin Papenbrock, Rezension: Martin Heidegger/Kurt Bauch, Briefwechsel 1932-1975, Freiburg, 2010, in: Regine Hess, Martin Papenbrock, Norbert Schneider (Hrsg.): Kirche und Kunst: Kunstpolitik und Kunstförderung der Kirchen nach 1945 (Kunst Und Politik). Göttingen 2012, S. 157-162, hier: S.159, Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 253.
  3. Hermann Heidegger, „Er war ein lieber Vater“, Interview in „Die Zeit“, 2014, 11, S. 3: „Ich wusste davon seit der Nacht vom 21. zum 22. Juni 1941 beim Vormarsch in Rumänien. Damals habe ich zum ersten Mal mitbekommen, dass Juden ermordet wurden. (...) Später hat mir in Freiburg ein alter Pfadfinderkamerad, der SS-Offizier geworden war, erzählt, dass in Russland Juden umgebracht werden.“/Zeit: „Sie haben das Ihrem Vater aber nicht erzählt?“/H: „Nein.“
  4. Richard Wolin, French Heidegger Wars, in: Ders. (Hg.), The Heidegger Controversy - A Critical Reader, 1998, S. 283: „because of his ties with Fischer, the philosopher may well have been aware of the nazi preparations for genocide“.
  5. Peter Trawny, Hohe Luft, 2015, 2 „Moralische Schuld ist in Heideggers Philosophie nicht möglich“:„Es ist ja ganz klar, dass Heidegger von der Verfolgung und den Deportationen gewusst hat.“
  6. Vgl. die Deutungen bei Reinhard Mehring, Heideggers "große Politik": Die semantische Revolution der Gesamtausgabe, Tübingen, 2016, zur „Selbstvernichtung des Judentums“, S. 208: „Heidegger (...) interpretiert den Völkermord als eine Art 'Selbstvernichtung' des Judentums. Die Eintragung ist nach dem August 1942 zu datieren (dazu GA 97, 17 Fn), nach der Wannseekonferenz vom Januar 1942 und mitten im Vollzug des Holocaust. Heidegger bezeichnet den Völkermord, dessen damaliges Ausmaß er gewiss nicht ahnte, als eine Art Sterbehilfe: Botmäßigkeit gegenüber der Selbstvernichtung. Die Juden sind demnach an ihrer Vernichtung - metaphysisch - nicht nur selbst schuld, sondern sie wollten sie sogar! Es ist ein Akt des Gehorsams oder der „Botmäßigkeit“, wenn der Nationalsozialismus dieses metaphysischen Willens vollstreckt“; Peter Trawny, Nachwort, GA 97 : Zu den „Vernichtungen“ des Zweiten Weltkrieges zählte Heidegger auch die „Vernichtung der Juden“; es habe sich darin „nichts anderes als die ‚Selbstvernichtung‘ der ‚Machenschaft‘“ vollzogen, die Heidegger dem „wesenhaft ‚Jüdischen‘ im metaphysischen Sinne“ zuschreibe und das in diesem Krieg gegen das „Judentum“ kämpfe und es vernichte; Ders., Heidegger und der Mythos der Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 2015 S. 111: „Die 'Selbstvernichtung' der 'Machenschaft' geschieht in Form der Vernichtung des 'Jüdischen' durch das 'Jüdische': Auschwitz - die 'Selbstvernichtung' des Judentums? Der Gedanke vernichtet die Vernichteten noch einmal“, m. Anm. 24, in der Trawny das Zitat als eine Vorwegnahme dessen einordnet, was Heidegger 1949 über die „Fabrikation von Leichen in Gaskammern“ sagt: „Was allerdings hier neutral-relativistisch dem 'Ge-stell' zugeschrieben wird, wird ungefähr acht Jahre früher dem 'Jüdischen' zugeschrieben.“
  7. Martin Heidegger, GA 97 (Anmerkungen I-V, Schwarze Hefte, 1942-1948), Frankfurt/M., 2015, S. 20.
  8. Pauls Jurevics: Meine Begegnung mit Heidegger und seiner Philosophie. In: Alfred Denker, Holger Zaborowski (Hrsg.): Heidegger und der Nationalsozialismus I. Dokumente. Heidegger-Jahrbuch 4, München 2009, Karl Alber, S. 265: „Er fragte, was mit den in unsere Länder gebrachten Juden passiert sei. Als ich das erzählte, wurde er noch dunkler und äußerte sich immer schärfer über das jetzige Unwesen, wenn alles von total verblendeten Parteibonzen bestimmt werde.“
  9. Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 2015, S. 118.
  10. Martin Heidegger, GA 97 (Anmerkungen I-V, Schwarze Hefte, 1942-1948), Frankfurt/M., 2015, S. 99-100
  11. Sidonie Kellerer, Des Meisters neue Kleider, Hohe Luft, 2015, 03.
  12. Brief an H. Marcuse, 20. Januar 1948 in: Martin Heidegger, GA 16 (Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges, 1910–1976), Frankfurt/M., 2000, S. 430 ff.; Peter Trawny, Heidegger und der Mythos der jüdischen Weltverschwörung, Frankfurt/M., 2014, 2015, S. 118.
  13. Abgedruckt in: Bernd Martin, Martin Heidegger und das Dritte Reich, 1989, S. 156; Ortwin Reich-Dultz, Die Nürnberger Anklage gegen die deutsche Kulturgeschichte, Diss., Flensburg, 2006, S. 168 f.
  14. Otto Pöggeler, Philosophie und Nationalsozialismus — am Beispiel Heideggers, Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Vorträge G 301, Opladen, 1990, S. 34; Hassan Givsan, Eine bestürzende Geschichte: warum Philosophen sich durch den „Fall Heidegger“ korrumpieren lassen, Würzbug, 1998 S. 80.
  15. Martin Heidegger, GA 79/III (Bremer und Freiburger Vorträge), Frankfurt am Main 2005, S. 27.
  16. Martin Heidegger, GA 79/III (Bremer und Freiburger Vorträge), Frankfurt am Main 2005, S. 56.
  17. Enzo Traverso, Auschwitz denken. Die Intellektuellen und die Shoah, Hamburg, 2000, S. 23.
  18. Hans Jörg Sandkühler, Philosophie im Nationalsozialismus, S. 145.
  19. Florian Grosser, Revolution denken: Heidegger und das Politische 1919 bis 1969, München, 2011, S. 351.
  20. Daniel Morat, Von der Tat zur Gelassenheit, Göttingen 2007, S. 465.
  21. Holger Zaborowski, Eine Frage von Irre und Schuld?, Frankfurt/M., 2010, S. 643.
  22. Vgl. Florian Grosser, Revolution denken: Heidegger und das Politische 1919 bis 1969, München, 2011, S. 351.
  23. Jürgen Habermas, Heidegger – Werk und Weltanschauung, Vorwort zu: Victor Farías, Heidegger und der Nationalsozialismus, Frankfurt/M., 1989, S. 11-37, hier: S. 32.
  24. Vgl. z. B. Richard Wolin, Heidegger hielt 'Endlösung' für notwendig, „Hohe Luft“, 2015, 03: „Da Heidegger glaubte, dass die Auflösungstendenzen der Moderne durch den jüdischen 'metaphysischen' Hang zum 'rechnenden Denken' vorangetrieben würden, hielt er eine 'Endlösung' für notwendig. (...) Nach Heideggers Auffassung ist ein 'neuer Anfang' erst möglich, wenn der jüdische Geist besiegt ist. (...) Hier ist Heideggers Verwendung des Wortes 'Vernichtung' frei von jeglicher Mehrdeutigkeit“; Sidonie Kellerer, Des Meisters neue Kleider, Hohe Luft, 2015, 03: „Heidegger zufolge haben die Alliierten unermessliche Schuld auf sich geladen, indem sie die Deutschen in ihrer seinsgeschichtlichen Aufgabe aufhielten, 'das Prinzip der Zerstörung' (GA 97, 29), womit er die Juden meint, vom Erdboden zu tilgen.“
  25. Miguel de Beistegui, Heidegger and the Political, London, New York, 1998, S. 153: „he will have broken his silence only to reveal the extent to which the Holocaust remained to him an event amongst others“.
  26. Thomas Rohkrämer, Heidegger, Kulturkritik und völkische Ideologie, in: Marion Heinz, Sidonie Kellerer (Hg.), Martin Heideggers 'Schwarze Hefte'. Eine philosophisch-politische Debatte, Berlin, 2016, S. 273.
  27. Peter Trawny, Denkbarer Holocaust: die politische Ethik Hannah Arendts, Würzburg, 2005, S. 57 f.
  28. Holger Zaborowski, Eine Frage von Irre und Schuld?, Frankfurt/M., 2010, S. 627.
  29. Hubert Lenz, Der Schlußstrich. Gedanken zur Entnazisierung, Köln 1948, vgl. dazu: Bernd Struß, "Ewiggestrige" und "Nestbeschmutzer": die Debatte über die Wehrmachtsausstellungen – eine linguistische Analyse, Frankfurt/M., 2009, S. 132, Anm. 198.
  30. Martin Heidegger, GA 16 (Reden und andere Zeugnisse eines Lebensweges, 1910–1976), Frankfurt/M., 2000, S. 453.

--BaneshN. (Diskussion) 18:51, 20. Dez. 2017 (CET)

Reif, eingepflegt zu werden, danke. --Machtjan X 18:58, 27. Dez. 2017 (CET)
@He3nry: Vielleicht möchtest du noch den verlorenen Sohn (Lutz) anmorsen - wenn ich diese beiden Abschnitte in dieser Woche auf die Seite setze, kann ich nächste Woche mit dem letzten Kapitel beginnnen.--BaneshN. (Diskussion) 12:00, 3. Jan. 2018 (CET)
Ich habe den Abschnitt gelesen und bin einverstanden. Zur beabsichtigten Bearbeitung der FN komme ich zZ nicht. Das ist aber nur Optik. Also kann das umgesetzt werden. Lutz Hartmann (Diskussion) 10:31, 5. Jan. 2018 (CET)
Danke Dir :-) --He3nry Disk. 11:08, 5. Jan. 2018 (CET)

Genug qualifizierte Voten gesammelt, umsetzen, --He3nry Disk. 11:08, 5. Jan. 2018 (CET)

Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --He3nry Disk. 11:08, 5. Jan. 2018 (CET)

Foto

Oben auf der Seite ist das Bild von Heidegger ja etwas unpassend, weil es den Heidegger aus den Jahren nach dem Nationalsozialismus zeigt. Alfred Denker, in seiner Eigenschaft als Direktor des Martin-Heidegger-Archivs Meßkirch, hat uns aber ein Foto zur Verfügung gestellt. Doch um von ihm Foto und Grunddaten zu erhalten, vergingen Wochen, und in der Redaktion Bilder hier gab es wenig Kooperation. Deswegen habe ich die Sache gelassen, als es um den Namen des Urhebers ging. Jetzt habe ich das Foto aber in der google-Version von Zaborowskis Buch gesehen, um 1928, dort ohne Hinweis auf den Verfasser, der aber am Ende des Buches im Bildnachweis angegeben sein sollte. Lässt sich der Name des Fotografen in Eerfahrung bringen?--BaneshN. (Diskussion) 11:10, 21. Apr. 2017 (CEST)

Hat Denker die Bildrechte für unsere Lizenz freigegeben? Kann er das? Bei einem solchen Foto gelten nicht nur die Rechte des Photographen, sondern auch die der aufgenommenen Person?! Lutz Hartmann (Diskussion) 22:27, 29. Mai 2017 (CEST)
Personen des öffentlichen Lebens - da gelten, soweit ich weiß, andere Rechte am eigenen Bild - besonders bei Toten. Die Rechte des Fotos gehören, soweit ich es verstanden habe, dem Archiv. Ich schrieb das:
„Sehr geehrter Alfred Denker, vielen Dank für die Übersendung der Fotos des jungen Martin Heidegger und der Heidegger-Hütte. Für die Publikation bei wikipedia müsste ich noch die Urheberschaft der Fotos und, wenn möglich, das Jahr ihrer Erstellung oder Erstveröffentlichung kennen, so dass außer Zweifel gestellt werden kann, dass sie den common rights unterliegen bzw. ohne Honorarzahlungen veröffentlicht werden dürfen. Könnten Sie mir solche Informationen dazu geben? Vielen Dank für Ihre Antwort.“
Denker: "... am besten vermelden Sie bei den Bildern copyright Martin-Heidegger-Archiv, Meßkirch.
Herzliche Grüße
Alfred Denker
On Saturday, December 10, 2016 1:07 PM"
Genügt es, genügt es nicht? Wenn wir noch den Namen des Fotografen haben?--BaneshN. (Diskussion) 22:46, 29. Mai 2017 (CEST)
Mit dem copyright Martin-Heidegger-Archiv behält das Archiv die Rechte. Damit ist eine Veröffentlichung hier nicht möglich. Das Archiv muss unseren Lizenz-Bedingungen zustimmen. Lutz Hartmann (Diskussion) 23:32, 29. Mai 2017 (CEST)
Aha, ich kenne mich da nicht gut aus. Willst Du das nicht übernehmen? Muss ja nicht morgen sein, es hat ja Zeit. Ich schicke Dir das Foto plus email, und dann setzt du dich statt meiner mit Denker auseinander, der ebenso freundlich wie wortkarg ist und so nach und nach dann mal auf eine kleine Nachfrage also antwortet. Ich habe da irgendwann aufgegeben.--BaneshN. (Diskussion) 23:40, 29. Mai 2017 (CEST)
Ich habe mal Herrn Denker eine Anfrage geschickt mit einem Entwurf für eine formale Freigabe. Lutz Hartmann (Diskussion) 08:07, 22. Jun. 2017 (CEST)
Das hat sich wohl inzwischen erledigt.
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 13:04, 23. Jan. 2018 (CET)

Provisorische Seite zur Bibliographie

Hier habe ich den Entwurf zur Seite einer Bibliographie zur allgemeinen Bearbeitung angelegt.--BaneshN. (Diskussion) 01:04, 30. Mär. 2017 (CEST)

Das ist, weil offenbar wohldurchdacht, viel besser, als ich es mir vorgestellt hatte. Respekt! --Machtjan X 10:15, 30. Mär. 2017 (CEST)
Gleichfalls, mir wäre der Gedanke einer bibliographischen Seite gar nicht eingefallen.--BaneshN. (Diskussion) 11:21, 30. Mär. 2017 (CEST)
Zum Kommentar von Machtjan X auch jener von Anima (Diskussion) 22:03, 25. Mär. 2017 (CET) „P.S.: Die Idee hinsichtlich der zusätzlichen Bibliographie finde ich ausgezeichnet.“
Natürlich können wir auch über die Seite Deskriptive Bibliographie zur Seite Martin Heidegger und der Nationalsozialismus und ihrer redaktionellen Verbindung mit dieser nochmal formal abstimmen. Es wäre aber sinnvoll, die Vorteile dieser bibliographischen Seite vorher in Ruhe zu bedenken.--BaneshN. (Diskussion) 13:28, 31. Mär. 2017 (CEST)
Ich habe der bibliographischen Seite das Schlagwort „Levinas, E., Verhältnis zu H.“ hinzugefügt, das noch mit dem dazu gehörigen Quellenmaterial ausgestattet werden muss. Wenn es dort in der Übersicht lexikalisch gelistet ist, können wir auch leicht einen Konsens für die adäquate(n) Formulierung(en) dazu finden.--BaneshN. (Diskussion) 14:32, 31. Mär. 2017 (CEST)
Dank dir, BaneshN., für dein außerordentlich großes Engagement. Dadurch wird die vorhandene Philosophie-Bibliographie Heideggers sehr viel substantieller. Aus meiner Sicht kannst du das Erarbeitete unter dem Gliederungspunkt: Heidegger + noch heute veröffentlichen. Mein Dank gilt auch Filinthe, der vieles zu dieser Bibliographie beigesteuert hat. --Anima (Diskussion) 17:56, 31. Mär. 2017 (CEST)
Die Seite ist jetzt im Artikelnamensraum.--BaneshN. (Diskussion) 14:24, 7. Feb. 2018 (CET)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 14:24, 7. Feb. 2018 (CET)

Erste Erwähnung „Volksgemeinschaft“

Es gab eine Debatte um das Wort „Volksgemeinschaft“ bei Heidegger, von J. Fritsches Behauptung initiiert, dass die Formulierung in Sein und Zeit - „der Gemeinschaft, des Volkes“ das gleiche sei. Heidegger benutzt das Wort aber erst sechs Jahre später, in der Immatrikulationsrede am 6. Mai 1933, umseitig 2.1.4 Dort jedoch fehlt das Stück des Satzes mit der „Volksgemeinschaft“, weshalb ich vorschlage, das zu komplettieren. Ab: „Und daraus gefolgert...“ jetzt:

Und daraus gefolgert, mit Heideggers frühester dokumentierter Erwähnung des Wortes „Volksgemeinschaft“: „Die Aufnahme in die höchste Schule der geistig-politischen Erziehung verpflichtet Sie zur größten Strenge und Härte gegen sich selbst in allen inneren und äußeren Dingen, verpflichtet Sie zur Vorbildlichkeit (...) inmitten (...) der Volksgemeinschaft.“[1]

  1. vgl. T. Sheehan, L’affaire Faye: Faut-il brûler Heidegger? A Reply to Fritsche, Pégny, and Rastier, Philosophy Today, 2016, Vol. 60, Heft 2, S. 481-535, hier: S. 485, Anm. 6

--BaneshN. (Diskussion) 17:40, 4. Jul. 2018 (CEST)

OK! --KarlV 17:48, 4. Jul. 2018 (CEST)
Ein einsamer Zurückrüfer in der Wüste - dank dir, Kar! --BaneshN. (Diskussion) 12:33, 8. Jul. 2018 (CEST)
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 10:57, 20. Jul. 2018 (CEST)
Als Dritter im Bunde, wenn Ihr mich nach dem Archivierungsbeschluss noch lasst, stimme ich gleichfalls zu. --Machtjan X 15:43, 21. Jul. 2018 (CEST)

Feuchtwanger-Zitat

Sollten wir dieses Zitat von Feuchtwanger im Kapitel 1.2.2 einfügen, vor den letzten Absatz?

Am 22. Juni 1932 schrieb der Schriftsteller Lion Feuchtwanger an Ernst Simon: „Heidegger ist der Vorspann des Nat.-Soz. u. ist mit seinem Seminar der Partei längst mit Haut u. Haar verschrieben."[1]

  1. Archiv der National Library, Jerusalem, Nachlass Ernst Simon Arch. File 332, zit. n. Thomas Meyer, Zwischen Philosophie und Gesetz: Jüdische Philosophie und Theologie von 1933 bis 193, Leiden, 2009, S. 285 m. Anm. 31.

--BaneshN. (Diskussion) 13:37, 8. Jul. 2018 (CEST)

Finde ich schon.--KarlV 14:04, 20. Jul. 2018 (CEST)
Warum auch nicht. --Machtjan X 15:44, 21. Jul. 2018 (CEST)
Demzufolge umgesetzt
Archivierung dieses Abschnittes wurde gewünscht von: --BaneshN. (Diskussion) 10:19, 27. Jul. 2018 (CEST)