Dschanna

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Mohammeds Paradies: Gemälde aus Persien, vermutlich aus dem 11. Jahrhundert, Bibliothèque nationale de France

Dschanna (arabisch جنّة, DMG ǧanna) ist der arabische Name für das Paradies im Islam. Er ist mit dem hebräischen Begriff Gan Eden (גן עדן) verwandt. Auch عدن, DMG ʿadn ‚Eden‘ wird im Koran verwendet, z. B. in Sure 20:76. Arabische Gegenbegriffe zu Dschanna sind Dschahannam (Hölle) und Nār („Höllenfeuer“). Dschanna wird, je nach islamischer Überlieferung, in sieben[1] oder acht[2] Stufen aufgeteilt, wobei die höchsten Stufen für die Frommsten bestimmt sind.[3]

Dschanna im Koran[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Koran lässt Gott am Anfang der Zeiten Adam und Eva in der Dschanna wohnen (Sure 7:19). In zahlreichen Stellen im Koran wird sie als jenseitiger Ort der Freude, der den Auserwählten verheißen ist, beschrieben:

„Das Paradies, das den Gottesfürchtigen versprochen ist, ist so beschaffen: In seinen Niederungen (w. unter ihm) fließen Bäche. Und es hat andauernd Früchte und Schatten. Das ist das letzte Ziel derer, die gottesfürchtig sind. Das letzte Ziel der Ungläubigen aber ist das Höllenfeuer.“

Koran: 13:35[4]

„Das Paradies, das den Gottesfürchtigen versprochen ist, ist so beschaffen: In ihm sind Bäche mit Wasser, das nicht faul ist, andere mit Milch, die (noch) unverändert (frisch) schmeckt, andere mit Wein, den zu trinken ein Genuß ist, und (wieder) andere mit geläutertem Honig. Sie (d.h. die Gottesfürchtigen) haben darin allerlei Früchte und Barmherzigkeit von ihrem Herrn (zu erwarten). (Sind die Insassen eines so herrlichen Paradieses etwa) Leuten gleich, die (ewig) im Höllenfeuer weilen und heißes Wasser zu trinken bekommen, das ihnen die Eingeweide zerreißt?“

Koran: 47:15[5]

Dschanna in der islamischen Theologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der mittelalterlichen islamischen Theologie wurde oft diskutiert, ob das Paradies Adams mit dem Paradies identisch ist, in das am Ende der Zeiten die Seligen eintreten werden. Während al-Hasan al-Basrī und mit ihm auch die Gründer der Muʿtazila, Wāsil ibn ʿAtā' (gestorben 748) und ʿAmr ibn ʿUbaid, lehrten, dass diese identisch seien und somit das den Menschen versprochene Paradies von Anfang an existiere, glaubte Dirār ibn ʿAmr (gestorben 796), dass Paradies und Hölle erst während des Jüngsten Gerichts erschaffen werden würden. Dirārs Position haben sich später viele andere Muʿtaziliten wie Hischām al-Fuwatī, ʿAbbād ibn Sulaimān und Abū Hāschim angeschlossen. Die Gegenseite hat sich erst nach langem Kampf durchgesetzt.[6]

Ob auch Nichtmuslime in das Paradies gelangen können, ist unter muslimischen Theologen umstritten. Einige Gelehrte legen die Koranstelle 2:62 – welche Dschanna als Lohn für die Gläubigen unter den Leuten des Buches ankündigt – so aus, dass sich diese nur auf jene in vorislamischer Zeit beziehe, sodass sie, falls sie danach keine Muslime werden sollten, vom Zugang zum Paradies ausgeschlossen seien.[7] Die sunnitischen Gelehrten Muhammad Abduh und Raschīd Ridā lehnen diese Sichtweise unter Verweis auf die Koranstelle 4:123-124 ab, welche besage, dass die Anerkennung der Prophetie Mohammeds nicht zur Bedingung für das Seelenheil gemacht werden könne.[7] Im schiitischen Iran gelten Leute des Buches, die im Ersten Golfkrieg für die iranische Seite gefallen sind, ebenfalls als Märtyrer,[8] weshalb der „Oberste FührerAli Chamenei zu Weihnachten regelmäßig die Familien christlicher Gefallener besucht[9] und ein Denkmal für die jüdischen Gefallenen existiert.[10]

Umsetzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Gartentyp des Tschahār Bāgh („viergeteilter Garten“) soll das islamische Paradies darstellen.[11]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Louis Gardet: Art. „Djanna“. In: Encyclopaedia of Islam, New Edition. Bd. 2., S. 447–452.

Belege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Helmut Werner (Hrsg.) Das islamische Totenbuch – Jenseitsvorstellungen des Islam, nach der Dresdner und Leipziger Handschrift, neu herausgegeben. Köln 2009, S. 191 ff.
  2. Thomas Patrick Hughes: Lexikon des Islam, Wiesbaden 1995, S. 574.
  3. Ursula Spuler-Stegemann: Die 101 wichtigsten Fragen, Islam. München, C. H. Beck 2007, S. 43
  4. corpuscoranicum
  5. corpuscoranicum
  6. Josef van Ess: Theologie und Gesellschaft im 2. und 3. Jahrhundert der Hidschra. Eine Geschichte des religiösen Denkens im frühen Islam. De Gruyter, Berlin 1991-1997, hier: Band 3, S. 53 f.
  7. a b Der Koran, hrsg., übersetzt und kommentiert von Adel Theodor Khoury, Gütersloh 2004, S. 67 (Fußnote).
  8. Shayan Arkian, Markus Fiedler: Die sogenannte Kopfsteuer diskriminiert keine Christen, MultiPerspektivisch, 30. April 2018.
  9. Christ in the Night of Glory. The story of Supreme Leader’s presence at the homes of Armenian and Assyrian martyrs in the years 1984 to 2015, 2016, S. 9.
  10. Omri Ron: Iran's Revolutionary Guards honor Jewish soldiers who died in Iran-Iraq War, JPost.com, 31. Oktober 2019.
  11. Annemarie Schimmel 1976. The celestial Garden in Islam. In: Elisabeth B. MacDougall, R. Ettinghausen (Hrsg.), The Islamic Garden. Washington, Dumbarton Oaks