Eberhard III. (Württemberg, Herzog)

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Eberhard III. (* 16. Dezember 1614 in Stuttgart; † 2. Juli 1674 ebenda) war von 1628 bis 1674 der achte Herzog von Württemberg.

Eberhard III. ca. 1670
Eberhard III. von Württemberg

Vormundschaft

Eberhards III. Regentschaft begann 1628 während des Dreißigjährigen Krieges bereits im Alter von 14 Jahren nach dem Tod seines Vaters Herzog Johann Friedrich (Haus Württemberg). Zunächst stand er unter der Vormundschaft des Bruders seines Vaters, Ludwig Friedrich von Württemberg-Mömpelgard. Nach dessen Tod am 26. Januar 1631 übernahm Julius Friedrich von Württemberg-Weiltingen zusammen mit Eberhards Mutter Barbara Sophie von Brandenburg die Vormundschaft.

Durch das Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands II. vom 6. März 1629 hatte Württemberg etwa ein Drittel seines Territoriums verloren. Alle geistlichen Güter, die nach dem Passauer Vertrag 1552 säkularisiert worden waren, wurden wieder zurückgegeben. Eberhards Vormund Julius Friedrich beteiligte sich ab Ende 1632 nach der Schlacht bei Lützen auf Seiten Schwedens am Dreißigjährigen Krieg. Sein Ziel war die Räumung des Landes von den feindlichen Truppen und den katholischen Inhabern des säkularisierten Kirchenguts. Trotz Erfolgen wurde ihm Eigennützigkeit vorgeworfen. Er wurde deshalb von den Geheimräten und Landständen von der Vormundschaft Eberhards verdrängt.

Regierungsantritt, Flucht und Rückkehr

Nachdem Eberhard durch Kaiser Ferdinand II. für volljährig erklärt worden war, übernahm er unter dem Beistand des Kanzlers Jakob Löffler am 8. Mai 1633 die Regierung. Er trat zunächst dem durch den schwedischen Reichskanzler Axel Oxenstierna begründeten Heilbronner Bund der protestantischen Stände der fränkischen, schwäbischen und rheinischen Reichskreise bei. Württembergische Truppen waren so auch von der Niederlage in der Schlacht bei Nördlingen vom 6. September 1634 betroffen. Württemberg wurde daraufhin geplündert und gebrandschatzt.

Eberhard floh ins Exil nach Straßburg. Dort heiratete er am 26. Februar 1637 die Wild- und Rheingräfin Anna Katharina Dorothea von Salm-Kyrburg (1614–1655), eine Tochter des schwedischen Feldherrn Johann Kasimir von Salm-Kyrburg.

Der Kaiser verschenkte große Gebiete in Württemberg an seine Verwandten und Günstlinge:[1]

Rückkehr und Kriegsende

Nach langen Verhandlungen mit Kaiser Ferdinand III. konnte Eberhard am 20. Oktober 1638 nach Württemberg zurückkehren, musste hierzu aber die Restitution der Klöster und die Abtretung der verschenkten Besitzungen anerkennen. Dennoch begann der Herzog damit, die Klöster durch Gewalt und Repressalien wieder in seine Gewalt zu bekommen. Die bedrängten Klöster wandten sich um Schutz an den Kaiser. Die Frage wurde auf dem Westfälischen Friedenskongress behandelt, auf dem sich Eberhards Gesandter Johann Konrad Varnbüler aufgrund der Unterstützung seitens Schwedens, Frankreichs und der protestantischen Reichsstände durchsetzen konnte.

Wiederaufbau

Württemberg war im Krieg – vor allem in den Jahren 1635 und 1636 – durch Armut, Hunger und die Pestepidemie entvölkert worden (rund 120.000 Einwohner 1648 nach 350.000 im Jahr 1618), so dass nach dem Friedensschluss der Wiederaufbau und die Wiederherstellung der Wirtschafts- und Verwaltungsstrukturen die wichtigsten Aufgaben waren.

1649 schloss Eberhard mit seinem jüngeren Bruder Friedrich einen Erbvergleich. Friedrich erhielt die Ämter Neuenstadt, Möckmühl und Weinsberg und wurde zum Begründer der Seitenlinie Württemberg-Neuenstadt. 1651 folgte eine Einigung mit einem weiteren Bruder, Ulrich, der das Schloss Neuenbürg erhielt.

Im Geiste des Merkantilismus kümmerte sich Eberhard III. intensiv um die wirtschaftliche Sanierung seines Landes.

Nachkommen

Anna Katharina von Salm-Kyrburg (1614–1655)

Nach dem Tode seiner ersten Gemahlin Anna Catharina von Salm-Kyrburg am 7. Juni 1655, heiratete Eberhard am 20. Juli 1656 Gräfin Maria Dorothea Sophia von Oettingen. Der ersten Ehe entstammten 14, der zweiten elf Kinder. Eberhard starb am 2. Juli 1674 an einem Schlaganfall und wurde am 21. Juli in der Stiftskirche Stuttgart beigesetzt.

Aus der Ehe mit Anna von Salm-Kyrburg gingen folgende Kinder hervor:

  • Johann von Württemberg-Winnental (* 9. September 1637)
  • Ludwig von Württemberg-Stuttgart (* 2. November 1638)
  • Christian von Württemberg-Stuttgart (* 29. November 1639)
  • Eberhard von Württemberg-Stuttgart (* 12. Dezember 1640)
  • Sophie Luise von Württemberg-Stuttgart (* 19. Februar 1642 in Stuttgart) – verheiratet am 8. Februar 1671 mit Markgraf Christian Ernst von Bayreuth (1644–1712)
  • Dorothea von Württemberg-Stuttgart (* 13. Februar 1643)
  • Christine Friederike von Württemberg-Stuttgart (* 28. Februar 1644 in Stuttgart) – verheiratet am 7. Juni 1665 mit Fürst Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen (1642–1683)
  • Christine Charlotte von Württemberg (* 21. Oktober 1645) – verheiratet am 10. Mai 1662 mit Fürst Georg Christian von Ostfriesland (1634–1665)
  • Wilhelm Ludwig von Württemberg (* 7. Januar 1647 in Stuttgart), Herzog von Württemberg – verheiratet am 6. November 1673 mit Magdalena Sibylla von Hessen-Darmstadt
  • Anna von Württemberg-Stuttgart (* 27. November 1648)
  • Karl von Württemberg-Stuttgart (* 28. Januar 1649/50)
  • Eberhardine von Württemberg-Winnental (* 12. April 1651) – verheiratet am 30. April 1682 mit Fürst Albrecht Ernst I. von Oettingen-Oettingen (1642–1683)
  • Friedrich Karl von Württemberg-Winnental (* 12. September 1652 in Stuttgart)
  • Karl von Württemberg-Winnental (* 28. September 1654)
Maria Dorothea Sophia von Oettingen (1639–1698)

Aus der zweiten Ehe mit Maria Dorothea Sophia von Oettingen gingen folgende Kinder hervor:

  • Georg Friedrich (1657–1685), gefallen
  • (Sohn) (*/† 1659)
  • Albrecht Christian (1660–1663)
  • Ludwig (1661–1698)
  • Joachim Ernst (1662–1663)
  • Philipp Siegmund (1663–1669)
  • Karl Ferdinand (1667–1668)
  • Johann Friedrich (1669–1693)
  • Sophie Charlotte (1671–1717) – verheiratet am 20. September 1688 mit Herzog Johann Georg II. von Sachsen-Eisenach (1665–1698)
  • Eberhard (*/† 1672)
  • Emanuel Eberhard (1674–1675)

Literatur

  • Paul Friedrich von StälinEberhard III., Herzog von Würtemberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 559–561.
  • Robert Uhland: Eberhard III.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 236 f. (Digitalisat).
  • Joachim Fischer: Herzog Eberhard III. (1628–1674). In: Robert Uhland (Hrsg.): 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung für Land und Volk 3., durchgesehen Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 1985, ISBN 3-17-008930-7, S. 195–209.
  • Albrecht Ernst: Württembergische Politik aus dem Straßburger Exil. Herzog Eberhard III. während seiner Flucht im Dreißigjährigen Krieg (1634–1638). In: Geschichtsverein Leinfelden-Echterdingen (Hrsg.): 20 Jahre Geschichtsverein Leinfelden-Echterdingen e.V. Leinfelden-Echterdingen 2005, S. 187–210.
  • Andreas Neuburger: Konfessionskonflikt und Kriegsbeendigung im Schwäbischen Reichskreis. Württemberg und die katholischen Reichsstände im Südwesten vom Prager Frieden bis zum Westfälischen Frieden (1635–1651) (= Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B: Forschungen. Band 181). Kohlhammer, Stuttgart 2011. ISBN 978-3-17-021528-3.
  • Gerhard Raff: Hie gut Wirtemberg allewege. Band 2: Das Haus Württemberg von Herzog Friedrich I. bis Herzog Eberhard III. Mit den Linien Stuttgart, Mömpelgard, Weiltingen, Neuenstadt am Kocher, Neuenbürg und Oels in Schlesien. 4. Auflage. Landhege, Schwaigern 2014, ISBN 978-3-943066-12-8, S. 356–388.

Weblinks

Commons: Herzog Eberhard III (Württemberg) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Aufzählung nach Neuburger, Konfessionskonflikt, S. 34–36.
VorgängerAmtNachfolger
Johann FriedrichHerzog von Württemberg
1628–1674
Wilhelm Ludwig