Enfants Terribles (Künstlerduo)

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Spinnenkinder vor der Hamburger Kunsthalle
Aktion Sieben Matveys 2014. Der Verehrer an einer der drei Nanaplastiken am Leibnizufer in Hannover
Nana ET Matvey (im Hintergrund Laufbilder – Digitale Gobelins) Museet på Koldinghus, Kolding, Dänemark (2014)

Enfants Terribles auch Nana ET Matvey[1] ist ein Künstlerpaar bestehend aus Nana Rosenørn Holland Bastrup (kurz: Nana Bastrup) (* 1987 in Kopenhagen, Dänemark) und Matvey Slavin (* 1987 in Leningrad, Sowjetunion – heute St. Petersburg, Russland). Das Duo wurde in Hamburg im Jahr 2012 gegründet und benannt nach ihrer Aktion „Enfants Terribles“ – eine weitergedachte Hommage an die Spinnenskulptur Maman, die im Mai 2012 auf dem Außenplateau der Hamburger Kunsthalle in Hamburg platziert war. Zu der bekannten Skulptur von Louise Bourgeois haben Nana Bastrup und Matvey Slavin 16 Spinnenkinder dazugestellt.[2][3]

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nana Bastrup und Matvey Slavin lernten sich im Studium an der Hochschule für bildende Künste Hamburg kennen und haben dann eine Reihe gemeinsamer Ausstellungen und öffentlicher Aktionen in Deutschland, Dänemark und Österreich als Enfants Terribles realisiert.[4] Im Jahr 2014–2015 haben sie das Künstlerhaus in Meinersen und im Jahr 2016 das Künstlerhaus im Schlossgarten in Cuxhaven als Stipendiaten bezogen.[5][6][7] Seit 2015 arbeiten sie unter dem Namen Nana ET Matvey in Berlin und Kopenhagen.[8]

Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bastrup und Slavin verwenden verschiedene Techniken und Medien – Zeichnung, Malerei, Collage, Fotodruck, Skulptur und Video.[9] Sie thematisieren Tabus und knüpfen an die Arbeiten der Dadaisten an. In Nana Bastrups Collagen und Kurzvideos geht es um Konsumwahn in der heutigen Gesellschaft. Matvey Slavin, der expressiv-realistische Maler, entwirft als Zeichner vergleichbar mit Jacques Callot eine bizarr-satirische Figurenwelt.[10] Die sozialkritischen Arbeiten von Slavin führen in alptraumhaften Visionen die Idiotie einer Gesellschaft vor. Die Bezüge zu George Grosz und Otto Dix sind in seinen Zeichnungen zu erkennen. Die Übertreibung der Gesten und groteske Überzeichnung der dargestellten Personen bilden Merkmale seiner Werke.[11] Gemeinsam haben sie eine Ausdrucksform erfunden, die sie Laufbilder nennen.[12] Die Laufbilder zeigen Ausstellungssituationen, die sie erschafft haben und Ausstellungsstationen, die sie durchlaufen haben. Bastrup und Slavin verbinden dort ihre künstlerische Laufbahn, symbolische Verbindungen der Elemente und groteske Situationen.[13] Die Verbindung von Dokumentation und Kunstwerk bezieht sich auf die eigene Laufbahn und wird fortlaufend produziert und umgearbeitet: Aufnahmen bisheriger Aktionen werden durch Collage-Eingriffe von Nana Bastrup verändert und mit den Bleistiftüberzeichnungen von Matvey Slavin im Druck auf PVC-Plane vereint.[14] Die Arbeiten von Nana Bastrup und Matvey Slavin sind autobiografisch und von der Auseinandersetzung mit der künstlerischen Berufung und den gängigen Kunstbetrieb-Belangen geprägt. Sie sind in der Komposition und deren Zusammensetzung gleichzeitig von der Kunstgeschichte und der gegenwärtigen digitalen Medien-Welt inspiriert. Bastrup und Slavin arbeiten mit Fotodokumentation von ihren Aktionen, Alltag und Ausstellungen und bauen sie in multimediale Collagen ein.[15] 2014 haben die Aktionskünstler in Hannover sieben kleine Kunstfiguren Matveys mit bunten Hütchen den drei Nana-Plastiken von Niki de Saint Phalle beigefügt: Der Verehrer, Der Kritiker, Der Besserwisser, Der Bewunderer, Der Skeptiker, Der Tourist und Der Zerstörer. Realisiert wurde die Aktion nicht nur wegen des Vornamens von Nana Bastrup, sondern auch wegen der Auseinandersetzungen, die es um die Kunstform im Hannover der 1970er Jahre gegeben hat.[11][16] 2016 zeigten sie in der Berliner Ausstellung Popdada 2016 eine Auswahl von popdadaistischen Werken: Laufbilder, Mauerwerke und die Videoskulptur Dadakind, Kleinbruder 2014–2016 – die auf einem Sockel mit schwarzem Lack übergossene Kindfigur hält in einer Hand einen Bildschirm mit Video Popdada 2010–2016 am Gesicht. In der anderen ausgestreckten Hand ist eine Spielzeugpistole, mit der das Kind vor sich zielt. Mit der Ausstellung Popdada weist das Künstlerduo auf das hundertjährige Bestehen der Kunstform Dada hin. Die Intention des popdadaistischen Konzeptes ist die Welt nicht mehr wegen ihrer Konventionalität zu hinterfragen und zu parodieren, sondern wegen der Banalität und Manipulativität.[9][15]

Duoausstellungen und -aktionen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gruppenausstellungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 2013:
    • Berlin: KurtSalon mit Jim Avignon, Kathrin Ganser, Sophie Schmidt, Sarah Strassmann u. a. Galerie Kurt im Hirsch[4]
  • 2014:

Interdisziplinäre Projekte und Kooperationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In einem kollaborativen Projekt arbeiteten Matvey Slavin und Nana Bastrup als ENFANTS TERRIBLES zusammen und schufen die sogenannten Laufbilder als digitale Gobelins und Videoskulpturen. Diese Werke inspirierten die Choreografin Jessica Nupen für ihr Performance-Kunstwerk ENFANTS TERRIBLES. Die Performance fand am 10. November 2014 in der Galerie Hengevoss-Dürkop in Hamburg statt, im Rahmen des eigenarten Interkulturellen Festivals 2014[23][24][25].

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Till Bräuning: Enfants Terribles. Bräuning Contemporary, Hamburg 2012, ISBN 978-3-00-039981-7.
  • Friedrich Holtiegel, Joachim Voß: Enfants Terribles. Kinder der Louise B. Kunstverein Barsinghausen e.V., Barsinghausen 2014, ISBN 978-3-945527-00-9.
  • Michael Stoeber: Enfants Terribles – Über das Werk von/On the Oeuvre of Enfants Terribles. Hamburg 2014, ISBN 978-3-00-047552-8.
  • Michael Stoeber, Merle Radtke, Hanna Richter-Kiewning, Friedrich Holtiegel, Kerstin Hengevoss-Dürkop, John Czapilcka: 3 Jahre Enfants Terribles. Künstlerhaus Meinersen, Meinersen 2015, ISBN 978-3-00-049034-7.
  • Kerstin Hengevoss-Dürkop, John Czapicka, Matthias Schatz: Enfants Terribles – Footwork. Galerie Hengevoss-Dürkop, Hamburg 2015, ISBN 978-3-00-049805-3.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Enfants Terribles (artists) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. "Nana ET Matvey" (Memento des Originals vom 31. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nanaetmatvey.com, Webseite des Künstlerduos, abgerufen am 21. August 2015.
  2. Maman bekam unerwarteten Nachwuchs. Hamburger Abendblatt, 11. Mai 2012, S. 17
  3. a b Spinnenbrut: Enfants Terribles. (Memento vom 1. Dezember 2016 im Internet Archive) Die Welt, 11. Mai 2012, S. 29.
  4. a b c d Enfants Terribles - Nana et Matvey bei artfacts.net, Internationaler Galerieführer für moderne und zeitgenössische Kunst. Abgerufen am 23. August 2015.
  5. Stipendiaten der Bösenberg-Stiftung (Memento des Originals vom 11. Juni 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kuenstlerhaus-meinersen.de, Künstlerhaus Meinersen, abgerufen am 8. Juni 2014.
  6. Website des Kunstvereins Barsinghausen, abgerufen am 8. Juni 2014.
  7. Archiv von Künstlerhaus im Schlossgarten in Cuxhaven, Webseite des Künstlerhauses im Schlossgarten in Cuxhaven, abgerufen am 27. September 2016.
  8. Nana et Matvey (Memento des Originals vom 31. Januar 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nanaetmatvey.com, Webseite des Künstlerduos, abgerufen am 16. August 2015.
  9. a b Artfacts.net - Enfants Terribles, Ausstellung „Popdada“. Abgerufen am 25. September 2016
  10. a b „Enfants terribles“ überraschen mit interaktiven Videoinstallationen (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/archiv.con-nect.de, Calenberger Online News. Abgerufen am 24. September 2016
  11. a b Michael Stoeber, Merle Radtke, Hanna Richter-Kiewning, Friedrich Holtiegel, Kerstin Hengevoss-Dürkop, John Czapilcka: 3 Jahre Enfants Terribles… (siehe Literatur)
  12. Enfants Terribles - Kinder der Louise B. (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/kunstverein-barsinghausen.de, Kunstverein Barsinghausen. Abgerufen am 26. November 2015
  13. Galerie Ubik Space (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ubikspace.com, abgerufen am 9. Juni 2014.
  14. Grenzüberschreitungen, Die Tageszeitung von heute, 18. Oktober 2014. Abgerufen am 17. August 2015.
  15. a b Galerie Subject-Object (Memento des Originals vom 25. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.subjectobject.de, Ausstellung ”Popdada”. Abgerufen am 2. Oktober 2016
  16. a b Die Nanas haben Gesellschaft (Memento des Originals vom 24. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.haz.de, Hannoversche Allgemeine, 2. August 2014. Abgerufen am 26. November 2015.
  17. Altonale-Auftakt: Kulturnacht im Altonaer Museum. Hamburger Abendblatt vom 22. Mai 2012, abgerufen am 7. Juni 2014.
  18. a b c Friedrich Holtiegel, Joachim Voß: Enfants Terribles. Kinder … (siehe Literatur)
  19. Galerie Hengevoss-Dürkop Webseite der Galerie, abgerufen am 20. Dezember 2014.
  20. Kribbel-Krabbel Ausstellungsansichten. Abgerufen am 26. September 2016.
  21. a b Wir sind soweit Ausstellungsansichten. In: kis-cuxhaven.de, abgerufen am 26. September 2016.
  22. Museet på Koldinghus (Memento des Originals vom 27. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koldinghus.dk Webseite Museumsarchiv, abgerufen am 25. September 2016.
  23. ENFANTS TERRIBLES - Jessica Nupen. Abgerufen am 22. November 2023.
  24. eigenarten Interkulturelles Festival Hamburg: Thank you for this ... Abgerufen am 22. November 2023.
  25. Galerie Hengevoss-Dürkop. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 22. November 2023.@1@2Vorlage:Toter Link/www.galerie-hengevoss-duerkop.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)