EnviroChemie
EnviroChemie GmbH
| |
---|---|
Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1976 |
Sitz | Roßdorf, Deutschland |
Leitung | Jörg Krause, Stefan Letschert, Volker Oles, Peter Leyendecker |
Mitarbeiterzahl | 926[1] |
Umsatz | 200,79 Mio. Euro[1] |
Branche | Industrielle Wasseraufbereitung, Abwasserbehandlung, Wasserrecycling |
Website | www.envirochemie.com |
Stand: 2021 |
Die EnviroChemie GmbH mit Sitz im hessischen Roßdorf ist ein international agierender Anlagenbauer und Dienstleister im Bereich der industriellen Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung.[2][3] Das Unternehmen fungiert als Muttergesellschaft der EnviroWater Group.[1]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen wurde 1976 als Ingenieurbüro in Eschenbach in der Schweiz gegründet. In den 1980er Jahren wurde ein weiteres Büro in Deutschland aufgebaut.[4]
In den 1990er Jahren beteiligte sich die damalige RWE-Tochtergesellschaft RWE Umwelt an EnviroChemie. Anschließend übernahmen die Stadtwerke Darmstadt 75 Prozent und leitende Mitarbeiter von EnviroChemie 25 Prozent der EnviroChemie-Anteile.[4]
2001 übernahm die EnviroChemie die heutige EnviroDTS.[5] Im Jahr 2006 erwarb EnviroChemie die 1989 von Karl Falk, Erhard Burggraf und Peter Leyendecker gegründete Firma EnviroFalk, die Wasseraufbereitungsanlagen für Prozesswasser anbietet.[6][7]
Im Sommer 2013 übernahm die Finanzholding SKion 75 Prozent der Anteile an der EnviroChemie-Dachgesellschaft Enviro Mondial von der Stadt Darmstadt.[8][9] Zuvor hatte die Stadt Darmstadt Enviro Mondial über die Heag Südhessische Energie gehalten. Nach dem Verkauf an SKion blieb das Management der Enviro Mondial in Höhe von 25 Prozent beteiligt.[10] Ein Jahr später investierte das Unternehmen etwas mehr als eine Million Euro in den Bau einer Misch- und Abfüllanlage mit einer Fläche von 600 Quadratmetern für Mittel zur Wasserbehandlung und Wasserflockung.[11] Im Jahr 2017 lagen 100 Prozent der Anteile an dem Unternehmen bei der Beteiligungsgesellschaft SKion.[9]
EnviroChemie wurde mit sieben weiteren Partnern aus der Industrie und Forschung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung über die Förderung des Projekts Dyna Water 4.0 in Höhe von 1,5 Millionen Euro zwischen Dezember 2018 und November 2021 beauftragt, die wissenschaftlichen, technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten einer Digitalisierung im industriellen Wassermanagement herauszufinden und umzusetzen.[12][13]
2019 übernahm das Unternehmen die schwedische Firma Processing, welche in der Wasseraufbereitung für die Bereiche Schwimmbad und Spa tätig ist. Im Rahmen der Übernahme wurde das Unternehmen in EnviroProcess umbenannt.[14][15] Zum 1. Januar 2021 verschmolzen Enviro Mondial und EnviroChemie zu einem Konzern. EnviroChemie führte als aufnehmender Rechtsträger die Geschäfte fort.[1] Zudem übernahm das Unternehmen die Geschäftsanteile an der Innowac GmbH, einem Hersteller für wasserführende Systeme in der Industrie.[16] Am 11. Juli 2022 übernahm EnviroChemie den Biozidlösungshersteller Cealin Chemische Fabrik GmbH.[17] Die ProWaTech sowie deren Tochterfirma Hauser + Walz – Beratende Ingenieure übernahm das Unternehmen zum April 2023.[18]
Unternehmensstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]EnviroChemie bildet die Muttergesellschaft der EnviroWater Group, welche Teil der Unternehmensgruppe SKion Water ist und an der wiederum die Beteiligungsgesellschaft SKion 100 Prozent der Anteile hält.[1][19] Tochtergesellschaften von EnviroChemie sind die Unternehmen EnviroFalk, EnviroProcess, Schweitzer-Chemie, Innowac, Industrial Water Management, EnviroDTS, ProWaTech, EnviroFalk PharmaWaterSystems, AEW Wassertechnologie, AFS Solutions und Hauser + Walz.[1][7][20][18] Das Unternehmen liefert Anlagensysteme und Dienstleistungen für die Behandlung von industriellem Abwasser und das Wasserrecycling, sowie Wasserchemikalien und den Anlagenbetrieb.[11]
Die Geschäftsführung des Unternehmens obliegt mit Stand von Dezember 2023 Jörg Krause, Stefan Letschert, Volker Oles und Peter Leyendecker.[1]
EnviroChemie vertreibt seine Produkte und Dienstleistungen in über 30 Länder.[21][22]
Wirtschaftliche Kennzahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Umsatz für das Jahr 2021 lag bei 200,79 Millionen Euro. In dem Jahr waren 926 Mitarbeiter in dem Unternehmen beschäftigt.[1]
Jahr | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Umsatzerlöse (in Mio. Euro) | 81,24[23] | 117,41[24] | 89,27[25] | 81,99[26] | 91,96[27] | 114,89[28] | 162,74[29] | 160,69[30] | 200,79[1] |
Produkte und Dienstleistungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]EnviroChemie bietet die Planung und den Anlagenbau sowie den Betrieb und Service für die industrielle Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung an.[31] Dazu gehört auch die Entwicklung von Wasserchemikalien zur Wasserbehandlung.[17] Ein Schwerpunkt liegt auf der Abwasserbehandlung von pharmazeutischen Unternehmen, insbesondere der Entfernung von bedenklichen Stoffen (wie Antibiotika und Hormone) aus dem Abwasser.[32][33] Für Molkereien bietet das Unternehmen Wasserrecycling und die Abwasserbehandlung mit Biogasgewinnung an.[34]
Das Unternehmen führte 2010 die patentierte Abwasserbehandlungsanlage namens Biomar ein, mit der mehr als 90 Prozent der im Abwasser enthaltenen Biomasse mithilfe von anaeroben Bakterien in Biogas umgewandelt werden können.[35] Für den Anlagenbetrieb wurde ein System namens Advanced Process Control entwickelt, das nach der Eingabe gemessener Werte eine Verknüpfung mit Onlinewerten herstellt, um eine Handlungsempfehlung für Einstellungen an der Anlage zu geben.[36] Die dafür genutzte digitale Serviceplattform mit dem Namen WaterExpert enthält Messdaten, Fotos, Videos, Berichte und Dokumentationen von Anlagen aus dem konkreten Unternehmen, die über eine mobile App zusammen mit einer Handlungsempfehlung zur Verfügung stehen.[37]
Zudem entwickelt das Unternehmen auf den individuelle Anforderungen zugeschnittene Abwasserbehandlungskonzepte, die z. B. einen 30 Prozent geringeren Chemikalieneinsatz und eine Reduktion der zu entsorgenden Schlammmenge um 80 Prozent im Vergleich zu einer zuvor genutzten Anlage erreichen,[38] oder eine Wasseraufbereitungsanlage für den Betrieb eines PEM-Elektrolyseurs zur Erzeugung von grünem Wasserstoff an einen deutschen Großanlagenbauer.[39]
Gesellschaftliches Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]EnviroChemie ist Förderer und Stifter der Strahlemann-Stiftung, die sich für verbesserte Ausbildungschancen junger Menschen einsetzt.[40]
Forschungsprojekte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen nahm zwischen 2018 und 2020 an dem Verbundforschungsprojekt EmiStop im Forschungsschwerpunkt Plastik in der Umwelt – Quellen, Senken, Lösungsansätze teil. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung förderte dieses Projekt als Bestandteil der Leitinitiative Green Economy des Rahmenprogramms Forschung für nachhaltige Entwicklung.[41] Im Rahmen des Forschungsprojekts B-Water Smart arbeitet EnviroChemie mit an Anwendungen zur Beschleunigung des nachhaltigen Wassereinsatzes in Küstennähe.[42] An einem Molkereistandort in Norddeutschland werden unterschiedliche Aufbereitungstechnologien wie Membrantechnologien und verschiedene biologische Verfahren für Wasser und Abwasser untersucht.[43]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i EnviroChemie GmbH, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2021 zum 31.12.2021, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 12.12.2022.
- ↑ Thomas Glöckner: Zukunftstechnik made in Germany. In: Focus. 19. Mai 2008, Ausgabe 21, S. 108–109, abgerufen am 11. August 2023.
- ↑ Kathrin Mundt: IFAT: Wassermangel fordert auch die Unternehmen heraus. In: Wassermeister. 28. März 2022, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
- ↑ a b Elisabeth Dostert: Glänzende Geschäfte mit trüber Brühe. In: Süddeutsche Zeitung. 8. Februar 2011, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ EnviroDTS GmbH, Friedberg. In: Northdata. Abgerufen am 4. Dezember 2023.
- ↑ Angela Baumeier: Envirofalk feiert Jubiläum mit 25 guten Taten. In: Westerwälder Zeitung. 2. Juni 2014, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ a b Schweitzer-Chemie wird Teil der Enviro Water Group. In: AK-Kurier. 1. Juni 2023, abgerufen am 14. September 2023.
- ↑ Hans-Jürgen Jakobs: Aus Freude am Wandel. In: Handelsblatt. 23. Dezember 2012, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ a b Achim Preu: Erfolgswelle trägt Enviro-Chemie. In: Darmstädter Echo. 7. Januar 2017, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Susanne Klatten: Milliardärin will mit Skion Envirochemie übernehmen. In: Manager Magazin. 21. August 2013, abgerufen am 16. August 2023.
- ↑ a b Sabine Eisenmann: Spatenstich für Produktionshalle. In: Darmstädter Echo. 15. November 2014, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Manja Wühr: Das Wassermanagement muss digitaler werden. In: Process Vogel. 24. April 2019, abgerufen am 14. August 2023.
- ↑ Wasser Zukunft Innovation, Abwasser digital managen. In: Bundesministerium für Bildung und Forschung. 2022, S. 4, abgerufen am 14. August 2023.
- ↑ En ren framgångssaga. In: Norra Halland. 2. Februar 2019, abgerufen am 4. Dezember 2023 (schwedisch).
- ↑ Enviroprocess Sweden AB, Kungsbacka, Schweden. In: Northdata. Abgerufen am 4. Dezember 2023.
- ↑ Envirochemie übernimmt Gesellschafteranteile von Innowac. In: Chemieproduktion-online. 6. August 2021, abgerufen am 14. September 2023.
- ↑ a b EnviroChemie übernimmt Vermögensgegenstände der Cealin Chemische Fabrik. In: Oberfläche Online. 8. Januar 2022, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
- ↑ a b EnviroChemie übernimmt Schweizer ProWaTech und Hauser + Walz. In: CHEManager. 5. April 2023, abgerufen am 14. September 2023.
- ↑ SKion GmbH, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2021 bis 31. Dezember 2021, veröffentlicht im Bundesanzeiger.
- ↑ Fruchtzubereitungshersteller baut biologische Abwasserbehandlung aus. In: Lebensmittelverarbeitung Online. 12. Mai 2022, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Dreckiges Wasser wird wieder klar. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 27. Oktober 2010, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Wolfgang Gillmann: Saubere Geschäfte. In: Handelsblatt. 25. Juli 2011, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2013 bis zum 31.12.2013, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 29. Juni 2015.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2014 bis zum 31.12.2014, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 23. März 2016.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2015 bis zum 31.12.2015, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 22. November 2016.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2016 bis zum 31.12.2016, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 20. Februar 2018.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2017 bis zum 31.12.2017, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 18. Januar 2019.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2018 bis zum 31.12.2018, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 24. Januar 2020.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2019 bis zum 31.12.2019, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 8. Februar 2021.
- ↑ Enviro Mondial GmbH, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2020 bis zum 31.12.2020, veröffentlicht im Bundesanzeiger am 10. Januar 2022.
- ↑ Die Gesamtkosten zuverlässig im Blick. In: LVT Lebensmittel Industrie. 9. Juni 2021, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Anke Geipel-Kern: Arzneimittelrückstände im Abwasser – ein immer noch unterschätztes Risiko. In: Process Vogel. 13. Juli 2022, abgerufen am 15. August 2023.
- ↑ Bedenkliche Inhaltsstoffe wirksam aus dem Abwasser entfernen. In: Wasser Abwasser Technik. 2. Oktober 2022, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
- ↑ Ein Anaerobreaktor erzeugt Biogas aus Molkereiabwässern. In: LVT Lebensmittel Industrie. 23. März 2020, abgerufen am 14. September 2023.
- ↑ Biomar – Energie aus Abwasser. In: Deutschland Land der Ideen. 2011, abgerufen am 14. August 2023.
- ↑ Florian Erler: Abwasserreinigung: Wie eine Käserei in Russland ihre Prozessabwässer aufbereitet. In: Digital Process Industry. 1. Juni 2021, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
- ↑ Florian Erler: Wassertechnik: Vorausschauender Anlagenbetrieb mit digitaler Plattform. In: Digital Process Industry. 8. August 2022, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
- ↑ Manja Wühr: Effiziente Behandlung von Produktionsabwasser. In: Process Vogel. 26. April 2019, abgerufen am 14. August 2023.
- ↑ Envirochemie liefert Wasseraufbereitung für Elektrolyseur. In: Prozesstechnik. 16. August 2022, abgerufen am 15. August 2023 (deutsch).
- ↑ Förderer Strahlemann-Stiftung. In: Strahlemann Stiftung. Abgerufen am 14. August 2023 (deutsch).
- ↑ Verbundforschungsprojekt EmiStop gestartet. In: Bundesministerium für Bildung und Forschung. 5. März 2018, abgerufen am 14. August 2023.
- ↑ B-WaterSmart. In: IWW Zentrum Wasser. Abgerufen am 14. September 2023 (deutsch).
- ↑ Molkerei will Wasser sparen und so Umwelt schonen. In: NWZonline. 8. November 2020, abgerufen am 14. September 2023.