Epirus (griechische Region)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juli 2007 um 22:02 Uhr durch 88.65.128.102 (Diskussion) (→‎Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Verwaltungsregion Epirus in Griechenland

Epirus (Griechisch: Ήπειρος, Ípiros, bedeutet auf Deutsch: Festland) ist eine Landschaft und Verwaltungsregion im Nordwesten Griechenlands. Sie grenzt im Süden an den Ambrakischen Golf und die Region Ätolien-Akarnanien (Ätoloakarnanien), im Osten an Thessalien und Makedonien, von denen es durch das Pindosgebirge getrennt wird. Im Norden hat Epirus eine gemeinsame Grenze mit Albanien, im Westen bildet die Küste des Ionischen Meeres die Grenze. Hauptstadt ist seit dem Mittelalter Ioannina. Die heutige griechische Provinz umfasst ein Gebiet von 9.200 Quadratkilometern und hat etwa 350.000 Einwohner. Epirus ist in die Präfekturen (nomoi) Arta, Ioannina, Preveza und Thesprotia unterteilt.

In früheren Zeiten erstreckte sich die historische Landschaft Epirus weiter nach Norden in das Gebiet des heutigen Albaniens. In dieser Region, die die Griechen Nord-Epirus (Βόρεια Ήπειρος) nennen, ist eine größere griechische Minderheit beheimatet.

Geographie

Epirus hat einen bergigen Charakter, besonders an der Küste, wo die 2045 m hohen Keraunischen Berge steil zum Meer abfallen. Die östlichen Gebirge (Bvion, Lakmos, Kition) sind, den Pindos mit 2168 m Höhe ausgenommen, weniger hoch und bleiben zwischen 1500 und 1600 m Höhe. Im Innern des Landes sind die Berge nicht hoch, sie werden von einer Anzahl Flüsse quer durchbrochen. Fast alle epirotischen Flüsse, der Inachos (Aspropotamo), Arachthos (Arta), Acheron (Phanariotikos) und Thyamis (Kalamas), haben eine nordsüdliche Richtung. Nur der Aoos fließt nach Nordwesten in die Adria. Das ganze Land ist reich an Gewässern und Wäldern. Es gedeihen Eichen und Buchen und Föhren und vor allem recht große Oliven.

Geschichte

Satellitenbild der Region

Nach der griechischen Mythologie wurde das Königreich Epirus vom trojanischen Prinzen Helenos gegründet, der wie der Vorvater Roms, Aeneas, den Fall Trojas überlebt hatte.

Im antiken Griechenland spielte Epirus nur eine untergeordnete Rolle. Die griechischen Stadtstaaten (Poleis) gründeten eine Reihe von Kolonien, die als Schutzhäfen für die Seeroute nach Italien und Sizilien dienten. Die bedeutendste dieser Städte war die korinthische Kolonie Ambracia.

Im Altertum lebten neben Griechen in den Kolonialstädten im Inneren und im Norden des Landes vor allem illyrische Stämme. Der wichtigste Volksstamm im antiken Epirus war in den zentralen Regionen die Molosser, welche noch zu Herodots Zeiten als Barbaren galten und erst hundert Jahre später zu den Olympischen Spielen zugelassen wurden. Sie bildeten später den Kern des epirotischen Bundes.

Andere bekannte Stämme waren die Chaoner im Nordwesten und die Thesproter im Süden. Bei beiden machte die Monarchie frühzeitig einer Adelsherrschaft Platz. Die Hauptstadt der Chaoner war Phoenice (nahe Delvina im heutigen Albanien). Hauptort der Thesproter war Pandosia. Im Gebiet der letztern lag Ambracia, eine starke Festung. In Epirus lag Dodona, die nach Delphi bedeutendste Orakelstätte des antiken Griechenlands. Sie war dem Zeus geweiht, der in einem Eichenhain verehrt wurde. Im Süden wurde in römischer Zeit zum Andenken an den Sieg von Actium die Kolonie Nikopolis angelegt. Von einiger Bedeutung war in der Antike auch die Stadt Kassope.

Die Erzählung, dass Pyrrhos, der Sohn des Achilles, sich zum König der Molosser gemacht habe, ist eine spätere Erfindung, um dem molossischen Königshaus der Aiakiden griechischen Ursprung zu sichern. König Admetos, der den aus Athen verbannten Themistokles um 466 v. Chr. aufnahm, lebte noch mit der Einfachheit eines bäuerlichen Dorfältesten. Erst Tharypes, der gegen Ende des 5. Jahrhundert v. Chr. zur Regierung kam und in Athen erzogen worden war, führte griechische Zivilisation bei seinem Volk ein.

Alexander I., der Bruder der Olympias, versuchte in Italien Eroberungen zu machen, fiel aber 331 in Lukanien. Unter den Königen Aiakides und Alketas II. wurde Epirus in die makedonischen Händel verwickelt. König Pyrrhos I. vereinigte durch Eroberung des Küstengebiets und der Pindoslandschaften ganz Epirus zu einem mächtigen Königreich. Sechs Jahre führte er gegen die Römer in Süditalien und auf Sizilien Krieg. Bald darauf fiel Epirus wieder in die Bedeutungslosigkeit und seine Könige waren im dritten Jahrhundert v. Chr. dauernd in Auseinandersetzungen mit der makedonischen Dynastie verstrickt.

Unter Alexander II., Ptolemaios und Pyrrhos II. wurde die Königsmacht unter beständigen innern und äußern Kämpfen so ohnmächtig, dass die Epiroten um 231 eine Föderativrepublik errichteten, Einige Regionen, Athamania, Ambrakia und Amphilochia schlossen sich dem Ätolischen Bund an. Da die Epiroten Perseus von Makedonien in seinem Kampf gegen den gemeinschaftlichen Feind, die Römer, unterstützten, brach Paullus Aemilius, nachdem er Perseus besiegt und gefangen hatte, 168 in Epirus ein, gab 70 epirotische Städte und Dörfer der Verwüstung preis und ließ 150.000 Einwohner als Sklaven verkaufen, angeblich zur Strafe für die Einfälle des Königs Pyrrhos in Italien.

Das Land selbst wurde zur römischen Provinz gemacht und später über das südliche Illyrien ausgedehnt. Bei der Neugliederung des Reiches unter Kaiser Diokletian wurden die Provinzen Epirus Nova und Epirus Vetus gebildet, wobei letztere Provinz die historische Landschaft Epirus umfasste.

Bei der Teilung des Römischen Reiches (395) wurde Epirus Teil des Ostens. Seit dem 5. Jahrhundert litt das Land unter den Invasionen verschiedener Völker aus dem Norden - Goten, Slawen und andere. Seit dem 7. Jahrhundert siedelten sich Slawen an. Zeitweise konnte das Bulgarische Reich sich bis nach Epirus ausdehnen. Zur Verteidigung des Balkans übertrugen die Byzantiner Ende des 9. Jahrhunderts die Themen-Organisation aus Kleinasien nach Europa. Epirus bildete fortan das Thema Nikopolis. Als das Byzantinische Reich nach der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204 zerfiel, entstand unter Michael Angelos Komnenos das Despotat Epiros als einer der griechisch dominierten Nachfolgestaaten. Ende des 13. Jahrhunderts begann die Zuwanderung albanischer Stämme aus dem Norden.

Ende des 14. Jahrhunderts wurde Epirus zum ersten Mal von den Türken erobert. 1443 konnte der albanische Fürst Skanderbeg seinen Machtbereich für kurze Zeit bis nach Epirus ausdehnen, nach seinem Tod folgten an der Küste die Venezianer als Herren, doch Ende des 15. Jahrhunderts wurde das gesamte Land erneut von den Osmanen erobert, die hier bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts herrschten.

Im 18. Jahrhundert verfiel die osmanische Macht auch im Epirus und der albanische Pascha Ali Tepelena, der 1788 in Ioannina Provinzgouverneur geworden war, konnte an der ionischen Küste eine quasi unabhängige Herrschaft begründen. Ali paktierte mit den aufständischen Griechen und versuchte einen unabhängigen Staat zu errichten, wurde aber von osmanischen Agenten ermordet. Als Griechenland unabhängig wurde, verblieb Epirus beim Osmanischen Reich. Erst durch die Balkankriege 1912/13 konnten die Griechen den größten Teil von Epirus ihrem Staat anschließen, während der Norden mit Saranda, Delvina, Gjirokastra und Korça an Albanien fiel.

Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 zerfiel das eben unabhängig gewordene Albanien. Im März 1915 schlossen die Entente-Mächte ein Abkommen, wonach Italien den größten Teil Albaniens, Griechenland aber Nord-Epirus erhalten sollte. Nach Kriegsende konnten die Albaner die griechischen Besatzungstruppen aber vertreiben.

Vom im April 1939 annektierten Albanien aus überfielen die Truppen des faschistischen Italiens 1940 Griechenland, wurden aber zurückgeschlagen. Im Gegenzug konnten die Griechen wiederum Nord-Epirus beziehungsweise Südalbanien besetzen. Mit dem Eintritt Deutschlands in den Krieg auf dem Balkan im April 1941 änderte sich die Lage. Jugoslawien und Griechenland wurden von den Achsenmächten bald besiegt und Epirus fiel unter italienisches Besatzungsregime. Die Gebirge Epirus wurden eine der Hauptregionen des griechischen Widerstands gegen die Besatzer. Auch im griechischen Bürgerkrieg war Epirus stark umkämpft. Griechische Nationalisten fordern bis heute den Anschluss des albanischen Nord-Epirus an Griechenland. Die griechische Regierung hat sich von solchen Bestrebungen in den neunziger Jahren aber distanziert.

Bevölkerung

Religion

Die Bevölkerung bekennt sich zum größten Teil zur orthodoxen Kirche.

Ethnien

Im Mittelalter wanderten Slawen nach Epirus ein. Nach der Eroberung durch die Osmanen kamen seit dem 15. Jahrhundert Türken hinzu. Bis zur Eingliederung in den griechischen Staat (1912/13) gab es in der Stadt Ioannina eine bedeutende türkische Bevölkerung. Die aus dem Epirus stammenden Albaner werden als Çamen bezeichnet. Auch einige Aromunen (Vlachen) leben im Epirus, und zwar besonders in und um Metsovo.

Sprache

Die Bevölkerung ist zum größten Teil griechischsprachig.

Wirtschaft

Epirus gehört zu den ärmsten Regionen Griechenlands und der Europäischen Union. Industrie und intensive Landwirtschaft konzentrieren sich um die Hauptstadt Ioannina, wo auch der größte Teil der Bevölkerung lebt. Für den Export wird vor allem Olivenöl und Tabak angebaut. Die Fischerei bietet nur wenigen Menschen Arbeit und der Tourismus ist im Vergleich zu anderen griechischen Regionen schwach entwickelt. Hauptanziehpunkte für Urlauber sind die Küstenregionen und die traditionellen Dörfer der Zagoria im Gebirge wie z.B. Sbokia.

Einzig die Hafenstadt Igoumenitsa hat sich mittlerweile zum größten Tor Griechenlands zu Europa entwickelt. Tausende Urlauber nutzen die Anreise über Italien in den Westen Griechenlands.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Epirus einen Index von 66.4 (EU-25:100) (2003).[1]

Literatur

  • N.G.L. Hammond: Epirus. The Geography, the Ancient Remains, the History and the Topography of Epirus and adjacent Areas. Oxford/New York 1967, 1981. ISBN 0405140584
  • Sotirios Dakaris: Epiro e Magna Grecia fino all’ età arcaica. in: Magna Grecia, Epiro e Macedonia. Atti del ventiquattresimo convegno di studi sulla Magna Grecia. Taranto 1984 (1985), 103-131, 1990.
  • Ηπειρώτικα παραμύθια – Märchen aus dem Epirus. Hrsg. von Thede Kahl und Andreas Karzis. Zweisprachige Ausgabe Griechisch-Deutsch. Mit einem Vorwort des griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias und Zeichnungen von Ioannis Chryssos. Thessaloniki/Köln 2006. ISBN 3929889838
  • Peter Soustal: Tabula Imperii Byzantini. 3. Nikopolis (Epirus) und Kephallēnia. Verlag der Österr. Akad. d. Wiss., Wien 1981. ISBN 3-7001-0399-9

Weblinks

Quellen

  1. Eurostat News Release 63/2006: Regional GDP per inhabitant in the EU 25[1]

Vorlage:Navigationsleiste Verwaltungsregionen in Griechenland