Ernst Meier (Medienwissenschaftler)

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Ernst Karl Meier (* 4. September 1893 in München; † 17. September 1965 in Schweinfurt) war ein deutscher Politiker (BVP), Nationalökonom und Zeitungswissenschaftler. Er gehörte dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus an.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Meier studierte nach dem Abitur am Realgymnasium in München Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten in München, Tübingen, Berlin und Erlangen. 1919 (Dr. phil.) und 1921 (Dr. rer. pol.) wurde er promoviert.

1920 wurde er Referent in der Außenhandelsabteilung des Auswärtigen Amtes in Nürnberg. Später ging er als Handelsredakteur zum Fränkischen Kurier in Nürnberg und wurde Syndikus beim Verband Bayerischer Zeitungsverleger. 1924 habilitierte er sich in wirtschaftlichen Staatswissenschaften und wurde Privatdozent an der Universität Erlangen; er war Geschäftsführer des Erlanger Universitätsbundes.[1]

Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde er 1934 wegen seiner Mitgliedschaft in der Bayerischen Volkspartei (BVP), für die er zuvor erfolglos für den Bayerischen Landtag kandidiert hatte[2] und von 1929 bis 1933 im Erlanger Stadtrat saß,[3] und der 1932 gegründeten BVP-Wehrorganisation Bayernwacht, deren Vorsitz er in Franken innehatte, entlassen. Er wurde in der Folge wiederholt verhaftet (Schutzhaft) und lebte am Existenzminimum.[4] Zufällig wurde er die „Rechte Hand“ des bayerischen Widerstandskreises um Franz Sperr, der 1945 hingerichtet wurde.[5] Joachim H. Knoll bezeichnete ihn später als „linksliberale[n], bayerische[n] Heimattreue[n]“.[6]

1935 wurde er nach Peking berufen, konnte die Stelle aber aufgrund des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges nicht antreten. 1937 wurde er Sachverständiger bei der Wehrwirtschaftsinspektion München. 1939 referierte er im Rahmen einer Vortragsreihe der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften und der Universität München zum Thema „Die Wirtschaft im Weltkriege“.[7] Von 1939 bis 1945 diente er in der Wehrmacht, zuletzt als Hauptmann der Reserve. Am Ende des Krieges geriet er in Kriegsgefangenschaft.

Nach 1945 war er zunächst Landrat in Neumarkt in der Oberpfalz. Außerdem war er Treuhänder des Industrieunternehmens Buchtal A.G. 1948 wurde er außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Hochschule für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Nürnberg, wo er das Institut für Publizistik leitete. Ab 1949 war er auch als Lehrbeauftragter für Publizistik an der Universität Erlangen und der Philosophisch-theologischen Hochschule Bamberg tätig. Zu seinen akademischen Schülern gehörte u. a. Wilhelm Bierfelder. 1964 wurde Meier emeritiert; er wirkte danach noch publizistisch. Er war u. a. Mitarbeiter am Handwörterbuch des Kaufmanns und am Handwörterbuch der Arbeitswissenschaft. Gemeinsam mit Karl d’Ester gab er das Handbuch der Presse heraus. Außerdem war er Mitglied des Kuratoriums der Nürnberger Joseph-E.-Drexel-Stiftung.

Bei der Bundestagswahl 1965 trat er als Direktkandidat der Deutschen Friedensunion im Bundestagswahlkreis Schweinfurt an, starb aber zwei Tage vor der Wahl. Somit wurde in diesem Wahlkreis (wie auch im Bundestagswahlkreis Obertaunuskreis wegen des Selbstmords eines anderen Bewerbers) zwei Wochen nach der eigentlichen Wahl, am 3. Oktober 1965, eine Nachwahl nötig. Es war für 22 Jahre die letzte Nachwahl zu einer Bundestagswahl.[8]

Meier war zweimal verheiratet und Vater eines Kindes. Sein Nachlass befindet sich im Universitätsarchiv Erlangen-Nürnberg.

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • mit Gustav Aubin, Eduard Lukas, Hero Moeller, Carl L. Sachs, Adolf Günther: Eheberg-Festgabe. Beiträge zur Wirtschaftsgeschichte und Sozialtheorie. Carl Theodor von Eheberg zum 70. Geburtstage. A. Deichert, Leipzig 1925.
  • Handbuch der deutschen Reparation. A. Deichert, Leipzig 1927.
  • Zeittafel der deutschen Reparation 1918–1930. Palm & Enke, Berlin 1930.
  • Alfred Nobel, Nobelstiftung, Nobelpreise. Duncker & Humblot, Berlin 1954.
  • Zeitungen auf Grönland (= Schriften des Instituts für Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg. H. 1). Duncker & Humblot, Berlin 1961.
  • Zeitungsstadt Nürnberg (= Schriften des Instituts für Publizistik an der Universität Erlangen-Nürnberg. H. 2). Duncker & Humblot, Berlin 1963.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Nathan Kravetz: Displaced German scholars. A guide to academics in peril in Nazi Germany during the 1930s (= Studies in Judaica and the Holocaust. Nr. 7). Borgo Press, San Bernardino 1993, ISBN 0-89370-374-5, S. 32.
  2. Joachim Lilla (Bearb.): Der Bayerische Landtag 1918/19 bis 1933. Wahlvorschläge, Zusammensetzung, Biographien (= Materialien zur bayerischen Landesgeschichte. Band 21). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 2008, ISBN 978-3-7696-0421-4, S. 171.
  3. Christoph Friederich: Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg 1743–1993. Geschichte einer deutschen Hochschule. Ausstellung im Stadtmuseum Erlangen, 24.10.1993 – 27.2.1994 (= Veröffentlichungen des Stadtmuseums. Nr. 43). Hrsg. durch das Stadtmuseum, Erlangen 1993, ISBN 3-930035-00-6, S. 104.
  4. Winfried Becker: Der Widerstand in Bayern gegen das NS-Regime. In: Werner J. Patzelt, Martin Sebaldt, Uwe Kranenpohl (Hrsg.): Res publica semper reformanda. Wissenschaft und politische Bildung im Dienste des Gemeinwohls. Festschrift für Heinrich Oberreuter zum 65. Geburtstag. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2007, ISBN 978-3-531-15393-3, S. 459.
  5. Walter Ziegler: Sperr, Franz. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN 978-3-428-11205-0, S. 670 f. (Digitalisat).
  6. Joachim H. Knoll: Jugendbewegung. Phänomene, Eindrücke, Prägungen. Ein Essay. Leske + Budrich, Opladen 1988, ISBN 3-8100-0713-7, S. 131 f.
  7. Winfried Becker: Der Bayerische Widerstandskreis um Franz Sperr und Otto Geßler. In: Ulrich Karpen (Hrsg.): Europas Zukunft. Vorstellungen des Kreisauer Kreises um Helmuth James Graf von Moltke (= C. F. Müller Wissenschaft). Müller, Heidelberg 2005, ISBN 3-8114-5333-5, S. 40.
  8. https://www.bundestag.de/resource/blob/196108/0568d086cacf4606a62925d048ad2e88/Kapitel_01_17_Nachwahlen-data.pdf