Escobar Inc

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Escobar Inc
Rechtsform Privat, Mischkonzern (Konglomerat)
Gründung 1. Mai 1984
Sitz Medellín, Kolumbien
Leitung Roberto de Jesús Escobar Gaviria (Gründer),

Olof K. Gustafsson (CEO)

Branche Investitionen, Restaurants, Bekleidung, Spielzeug, Medien, Konsumgüter, Internet, Immobilien
Website escobarinc.com

Escobar Inc ist eine kolumbianische Holdinggesellschaft (Mischkonzern) mit Sitz in Medellín. Das Unternehmen betreibt seine Geschäfte multinational und geht auf ein gleichnamiges Unternehmen von Pablo Escobar in den 1980ern zurück, welches diesem zur Geldwäsche diente. Seit der Neugründung im Jahre 2014 durch Escobars ältesten Bruder Roberto de Jesús Escobar Gaviria wird es von Olof K. Gustafsson geführt.[1][2]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gegründet wurde Escobar Inc am 1. Mai 1984[3][4] von Pablo Escobar, nach der Ermordung des kolumbianischen Justizministers Rodrigo Lara Bonilla.[5][6] Der Zweck der Unternehmung bestand darin, große Bargeldsummen, die Escobar mit seinen kriminellen Aktivitäten und dem Drogenhandel erzielte, zu waschen und aus Kolumbien zu schleusen. Im Anschluss wurden dann die Gelder im Ausland investiert. Dabei griff er bei der Geschäftsführung auf die Unterstützung seines Bruders Roberto Escobar zurück, um mit dem Unternehmen bis zu 420 Millionen US-Dollar pro Woche zu transferieren.[7] Die Aktivitäten des Unternehmens wurden eingestellt, als sich Roberto Escobar am 8. Oktober 1992 den Behörden stellte und sein Bruder Pablo im Jahr darauf von einer US-amerikanisch-kolumbianischen Eliteeinheit auf der Flucht getötet wurde.[8]

Neugründung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

2014 wurde das Unternehmen von Roberto Escobar im kolumbianischen Medellín mit dem Geschäftsführer Olof K. Gustafsson wieder hergestellt.[9] Hauptgrund für die Neugründung war, die Kontrolle über die Marke Pablo Escobar und die der Escobar-Familie zurückzuerlangen und aufrechtzuerhalten. Das Unternehmen registrierte erfolgreich die Nachfolgerechte für Pablo Escobar in Kalifornien, USA.[10] Außerdem konnte das Unternehmen erfolgreich 10 weitere Marken beim US-Patent- und Markenamt eintragen lassen.[11]

Die Firma agiert auch nach ihrer Neugründung im Grenzbereich von Legalität und seriösem Geschäftsgebaren. Wiederkehrend werden von ihr Produkte wie Mobiltelefone, Armbanduhren oder spezielle Goldbarren offeriert, die sich an private Kunden richten und in ihrer Erscheinung aktuellen Trends folgen. Die angebotenen Produkte sind dabei mitunter Kopien von namhaften Herstellern, die deutlich günstiger angeboten werden[12][13] und es gibt Berichte über nicht gelieferte Bestellungen und den Verlust des Kaufpreises durch unsichere Zahlungsdienstleister.[14]

Weitere Kontroversen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konflikt mit Netflix[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 1. Juli 2016 sandte Escobar Inc einen Brief an die Produktionsfirma Netflix. Darin wurde auf die Fernsehserie Narcos Bezug genommen und für eine vermeintlich nicht autorisierte Nutzung von Inhalten 1 Milliarde US-Dollar als Kompensation für entgangene Gewinne gefordert.[15] Ein Jahr später, am 11. September 2017, fand man dann den für Netflix tätigen Locationscout Carlos Muñoz Portal ermordet in seinem Auto in Mexiko.[16] Roberto Escobar stritt jede Beteiligung an dem Vorfall ab und bot ergänzend an, einen vormals als Auftragsmörder verurteilten Mitarbeiter Netflix als Sicherheitsdienst zur Verfügung zu stellen. Am 6. November 2017 einigten sich die beiden Firmen bezüglich der Verwendung von nicht autorisierten Inhalten mit der Zahlung eines nicht genannten Betrages.[17]

US-Präsidentschaftswahl 2016[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 11. April 2016, im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2016 berichtete die Washington Post unter Berufung auf die Nachrichtenplattform Zignal labs, dass der CEO von Escobar Inc, Olof K. Gustafsson, den republikanischen Kandidaten Donald J. Trump angeblich dabei unterstützt habe, in den Sozialen Medien Anhänger zu gewinnen, wodurch die Präsenz und der Erfolg von Donald Trump in diesen Bereichen erheblich zunahm. Drei Jahre später bezog die Firma eine gegenteilige Position und startete am 8. Januar 2019 eine Spendenaktion in Höhe von 50 Millionen US-Dollar auf der Spendenplattform GoFundMe zur Finanzierung eines Amtsenthebungsverfahrens gegen Präsident Donald Trump. Die Aktion endete bereits nach 10 Stunden – in denen bereits circa 10 Millionen US-Dollar gesammelt wurden – weil die Plattform das Projekt unterband.[18][19]

Elon Musk und The Boring Company[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juli 2019 begann Escobar Inc mit dem Verkauf eines Propanbrenners, der das Aussehen eines Flammenwerfers haben sollte. Parallel beschuldigte die Firma medienwirksam den CEO von The Boring Company, Elon Musk, des Diebstahls von geistigem Eigentum. Dessen im April 2018 vorgestelltes Produkt Not-a-Flamethrower – vertrieben von The Boring Company – soll angeblich auf einem Design von Roberto Escobar basieren, welches bereits 2017 mit einem von Musks Ingenieuren diskutiert wurde.[20] Im Verlauf des öffentlich ausgetragenen Streits bot Escobar Inc Musk an, den Streit mit 100 Millionen US-Dollar in Bar oder in Form von Teslaaktien beizulegen.[20][21] Weiter drohte Roberto Escobar damit, gerichtlich gegen Musk vorzugehen und suggerierte so gegebenenfalls auch neuer CEO von Tesla werden zu können.[22]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Sandra Gonzales: Killing of 'Narcos' scout resurfaces Escobar trademark feud In: CNN, 22. Oktober 2017. Abgerufen am 22. August 2019 (english). 
  2. Jon Lee Anderson: The Afterlife of Pablo Escobar In: The New Yorker, 26. Februar 2018. Abgerufen am 22. August 2019 (english). 
  3. Escobar Inc - History. In: Escobar Inc. Abgerufen am 21. August 2019.
  4. Antonio Giangrande: La Mafia in Italia - Volume 200 of L’Italia del Trucco, l’Italia che siamo. Antonio Giangrande, ISBN 978-1-79215-465-2 (google.com).
  5. El Asesinato de Rodrigo Lara Bonilla. In: Semana. 7. August 1987, ISSN 0124-5473 (spanisch, semana.com (Memento des Originals vom 6. September 2015 im Internet Archive) [abgerufen am 29. September 2010]).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.semana.com
  6. Associated Press: Justice Minister slain in Bogota (Memento des Originals vom 24. Mai 2015 im Internet Archive) In: The New York Times, 1. Mai 1984. Abgerufen am 6. September 2015 
  7. Amanda Macias: 10 facts reveal the absurdity of Pablo Escobar's wealth In: Independent, 29. Dezember 2017. Abgerufen am 22. August 2019 (english). 
  8. Federico Fulleda: Colombian drug cartel leaders surrender In: UPI, 8. Oktober 1992. Abgerufen am 22. August 2019 (english). 
  9. David Dowling: Immersive Longform Storytelling: Media, Technology, Audience. Routledge, 2018, ISBN 978-0-429-94846-6.
  10. California Business Portal: Successor-In-Interest. 28. April 2015, archiviert vom Original am 21. Februar 2015; abgerufen am 22. August 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sos.ca.gov
  11. Trademark Electronic Search System (TESS). 22. August 2019, abgerufen am 22. August 2019.
  12. Stefanie Bernhardt: Echt oder Fake - Pablo Excobars Bruder bringt faltbares Smartphone raus. Stuttgarter Nachrichten, 4. Dezember 2019, abgerufen am 20. Juni 2020.
  13. Przemyslaw Szymanski: Escobar Fold 2: Schnäppchen – oder doch Betrug? Computerbild.de, 11. März 2020, abgerufen am 20. Juni 2020.
  14. Lorenz Keller: vermeintliches Iphone-Schnäppchen - die Smartphones von Drogenboss Escobar sind Abzocke. blick.ch, 17. Juni 2020, abgerufen am 20. Juni 2020.
  15. Ingram, Matthew: Real-Life Drug Kingpin Wants Netflix to Pay Him $1 Billion for 'Narcos' In: Fortune Magazine, 7. Juli 2016. Abgerufen am 22. August 2019 
  16. Lotito, Thomas: ‘Narcos’ Location Scout Found Dead in Mexico In: New York Times, 17. September 2017. Abgerufen am 22. August 2019 
  17. Nattrass, JJ: Pablo Escobar’s brother says ‘Narcos’ should ‘provide hit men’ for crew after location scout killed In: Global News, 19. September 2017. Abgerufen am 22. August 2019 
  18. Martinez, Jose: Pablo Escobar's Brother Reportedly Raised $10 Million for His Impeach Trump GoFundMe Page In: Complex, 11. Januar 2019 
  19. Scott, Katie: Pablo Escobar’s brother launched $50M GoFundMe to impeach Donald Trump In: Global News, 8. Januar 2019. Abgerufen am 11. Januar 2019 
  20. a b Tristan Greene: Pablo Escobar’s brother escalates flamethrower feud with Elon Musk, threatens Tesla takeover, 11. Juli 2019. Abgerufen am 22. August 2019 
  21. Arthur Villasanta: Pablo Escobar's Brother Wants $100M Tesla Shares, Claims Musk Stole Flamethrower Design, 17. Juli 2019. Abgerufen am 22. August 2019 
  22. Emily Price: Pablo Escobar’s brother pours fuel on the flamethrower feud with Elon Musk, 11. Juli 2019. Abgerufen am 22. August 2019