Far North Line

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Far North Line
British Rail Class 158 in der Nähe vom Bahnhof Scotscalder
British Rail Class 158 in der Nähe vom Bahnhof Scotscalder
Strecke der Far North Line
Streckenlänge:270 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
0,0[1] Inverness
nach Perth und Aberdeen
von Perth und Aberdeen
River Ness, Clachnaharry Swing Bridge
Clachnaharry
Bunchrew
Lentran
Clunes
River Beauly
16,3 Beauly
21,0 Muir of Ord
ehem. Black Isle Line
Conon Bridge
River Conon
30,1 Dingwall
Kyle of Lochalsh Line
Foulis
Evanton
River Alness
46,5 Alness
50,6 Invergordon
Delny
Kildary
Nigg
65,6 Fearn
71,3 Tain
74,8 Meikle Ferry bis 1869
Edderton
93,1 Ardgay bis 1977: Bonar Bridge
98,2 Culrain
Kyle of Sutherland, Shin Viaduct
99,6 Invershin
107,8 Lairg
111,9 Lairg Summit (149m)
Acheilidh Crossing aufgelassen 1956
123,9 Rogart aufgelassen 1960, wiedereröffnet 1961
129,6 The Mound aufgelassen 1960
ehem. Dornoch Light Railway
135,8 Golspie
138,8 Dunrobin Castle (nur im Sommer);
aufgelassen 1965, bis dahin: Dunrobin,
wiedereröffnet 1985 unter jetzigem Namen
River Brora
145,8 Brora
153,7 Loth aufgelassen 1960
West Helmsdale aufgelassen 1871
163,9 Helmsdale
167,8 Salzcraggie aufgelassen 1965
178,7 Kildonan
184,7 Borrobol aufgelassen 1965
190,3 Kinbrace
202,5 Forsinard
208,4 County March Summit(216m)
215,5 Altnabreac
230,1 Scotscalder
234,2 Halkirk aufgelassen 1960
236,9
0,0
Georgemas Junction
Hoy aufgelassen 1965
10,7 Thurso
241,0 Bower aufgelassen 1960
247,4 Watten aufgelassen 1960
251,1 Bilbster aufgelassen 1960
ehem. Wick and Lybster Railway
259,4 Wick

Die Far North Line ist die nördlichste Eisenbahnlinie Großbritanniens. Sie verbindet Inverness mit Wick und Thurso.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Far North Line wurde in mehreren Abschnitten durch vier verschiedene Gesellschaften erbaut:

Abschnitt
Eröffnet
Gesellschaft
InvernessDingwall 1862 Inverness and Ross-shire Railway
Dingwall–Invergordon 1863 Inverness and Ross-shire Railway
Invergordon–Bonar Bridge (seit 1977: Ardgay) 1864 Inverness and Ross-shire Railway
Bonar Bridge–Golspie 1868 Sutherland Railway
Dunrobin – West Helmsdale 1870 Duke of Sutherland’s Railway
Golspie–Dunrobin 1871 Duke of Sutherland’s Railway
HelmsdaleWick and Thurso 1874 Sutherland and Caithness Railway

George Sutherland-Leveson-Gower, 3. Duke of Sutherland (1828–1892), war ein begeisterter Hobby-Eisenbahner, der – er war einer der reichsten Männer Großbritanniens seiner Zeit – nicht nur die Duke of Sutherland’s Railway finanzierte, sondern sich auch privat eine Lokomotive, Dunrobin, zulegte und sie auch selbst fuhr, sowie einen Salonwagen[2], um seine Gäste spazieren fahren zu können. Dazu zählte auch Königin Victoria. Ursprünglich hatte er sogar geplant, die Strecke mit einem Tunnel unter seinem Schloss zu verlegen, wovon dann allerdings Abstand genommen wurde, weil es die Parkanlagen zu sehr beeinträchtigt hätte. Zur Eröffnung seiner Eisenbahn waren der damalige Prince of Wales und seine Ehefrau, Prince Edward und Alexandra, eingeladen worden und gekommen.

Bis 1884 absorbierte die Highland Railway die vier Gesellschaften. 1914 baute sie den Abschnitt zwischen Clachnaharry und Clunes zweigleisig aus.[3] 1923 wurde die Highland Railway im Rahmen der von der britischen Regierung infolge des Ersten Weltkriegs betriebenen Konsolidierungspolitik für die Eisenbahnen des Vereinigten Königreichs von der London, Midland and Scottish Railway übernommen. Von 1948 bis 1997 betrieb dann die Staatsbahn British Rail die Far North Line, im Rahmen der Privatisierung übernahm Scotrail den Betrieb. Von 2005 bis März 2015 war die Konzession im Besitz von First ScotRail, am 1. April 2015 übernahm Abellio ScotRail den Betrieb.[4] Am 1. April 2022 übernahm die schottische Regierung den Betrieb des ScotRail-Franchises in eigene Regie, nachdem der Vertrag von Abellio ausgelaufen war.[5] Die Marke ScotRail wurde wie bei den vorigen Betreiberwechseln beibehalten.

Während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs hatte die Far North Line strategische Bedeutung als einzige landseitige Versorgungslinie zur Marinebasis Scapa Flow auf den Orkneyinseln. Aufgrund ihrer Trassierung zwischen Golspie und Helmsdale, unmittelbar an der Küstenlinie, befand sie sich in einer sehr exponierten Lage für Angriffe von der Seeseite.

Der Jellicoe Express verband Thurso direkt mit London Euston und Portsmouth. Von 1903 bis 1944 bestand eine Anschlusslinie von Wick nach Lybster, die Wick and Lybster Railway.

Dunrobin Castle – Sitz der Dukes of Sutherland

Im Zuge der Beeching-Axt sollte die Strecke Mitte der 1960er Jahre eingestellt werden. Erheblicher lokaler Widerstand sorgte dafür, dass die Stilllegung der gesamten Strecke abgewendet werden konnte, jedoch wurden diverse Unterwegsbahnhöfe für den Personenverkehr aufgegeben und der zweigleisige Abschnitt zwischen Clunes und Clachnaharry verlor 1966 wieder sein zweites Gleis.[3] Ab Mitte der 1970er Jahre wurden, beginnend mit dem Bahnhof von Muir of Ord im Jahr 1976, ein Teil der eingestellten Stationen wieder in Betrieb genommen.[6] Als der Haltepunkt Dunrobin 1965 (wiedereröffnet 1985 als Dunrobin Castle) aufgegeben wurde, bestand theoretisch ein Recht des jeweiligen Duke of Sutherland, jeden planmäßigen Zug anhalten zu dürfen, wenn er ihn benutzen wollte, ein Recht, das sich noch aus der Zeit ableitete, als seine Vorfahren Eigentümer dieses Streckenabschnitts waren. Ob davon Gebrauch gemacht wurde, ist nicht bekannt. Das Empfangsgebäude gehört ihm heute noch.

Betrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Strecke gehört zum Netz von ScotRail, seit April 2015 wird dieses von Abellio betrieben. Auf ihrer ganzen Länge verkehren (Stand: Oktober 2019) von Montag bis Samstag täglich vier Züge, Sonntags einer. Sie sind etwa 4 ½ Stunden unterwegs.[7] Im südlichen Abschnitt, zwischen Inverness und Ardgay, gibt es zusätzliche Züge. Zwischen Inverness und Dingwall ist die Strecke Bestandteil eines regionalen Verkehrsverbundes mit dem Namen Invernet.

Das Signal zeigt den Beginn eines RETB-Abschnitts an.

Die Strecke wird ohne Form- oder Lichtsignale befahren. Stattdessen kommt seit 1985 das Radio Electronic Token Block zum Einsatz: Der Triebfahrzeugführer fordert über Funk jeweils eine Fahrerlaubnis bis zum nächsten Bahnhof an. Die das System steuernde zentrale Betriebsleitung sitzt in Dingwall. Die Weichen werden vom Triebfahrzeugführer gestellt. Der Betrieb der Strecke kommt so ohne örtliche Fahrdienstleiter aus.

Züge aus Inverness fahren nach Georgemas Junction, wechseln dort die Fahrtrichtung und bedienen zunächst die Zweigstrecke nach Thurso. Von dort kehrt der Zug zurück nach Georgemas Junction, um dann weiter nach Wick zu fahren. In der Gegenrichtung wird genau umgekehrt verfahren.

Strecke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bahnhof Thurso, Straßenseite

Die Trasse verläuft zwischen Inverness und Tain entlang der Küste des Moray Firth. Zwischen Tain und Golspie machte die Linie einen weiten Umweg ins Landesinnere entlang des Dornoch Firth und über Lairg. Diese Streckenführung wurde gewählt, um den zentralen Teil von Sutherland besser zu erschließen. In der Vergangenheit gab es wiederholt Pläne, die Strecke über Dornoch abzukürzen, was aber nie umgesetzt wurde. Ab Golspie verläuft die Strecke wieder entlang der Nordseeküste, ab Helmsdale erneut durch das schwach besiedelte Landesinnere. Dies wurde durch die Topografie der Steilküste verursacht, die es nicht ermöglichte, die an der Küste gelegenen Orte von Süden her anzubinden. Bei Georgemas verzweigt sich die Strecke; der nördliche Zweig führt nach Thurso, dem nördlichsten Bahnhof Schottlands, der andere weiter östlich nach Wick.

Wissenswert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Es gibt einen Verein, der sich für die Strecke, die darauf Reisenden und die Nutzer einsetzt: Friends of the Far North Line. Er publiziert regelmäßig eine kleine Zeitschrift, Newsletter of the Friends of the Far North Line.
  • Im Bahnhof von Dingwall ist eine Erinnerungstafel angebracht, die darauf hinweist, dass hier im Ersten Weltkrieg 134.864 Seeleute und Soldaten mit Tee versorgt worden seien.[8]
  • Neben dem Bahnhof Rogart bietet ein Hostel Übernachtungen in ehemaligen Schlafwagen an.

Weitere Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Michael G. Ball: European Railway Atlas – British Isles. 2. Auflage. Allan Books, Shepperton 1996, ISBN 0-7110-2407-3.
  • David McConell: Rails to Wick & Thurso. Dornoch Press, Dornoch 1988, ISBN 0-9513358-7-1.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Angaben in km nach Mike Bridge (Hrsg.): Track Atlas of Mainland Britain. Bradford on Avon 2009.
  2. Der Nachfolger dieses Salonwagens aus edwardianischer Zeit wird heute in der Sammlung des National Railway Museum in York aufbewahrt.
  3. a b railscot.co.uk: Inverness and Ross-shire Railway, abgerufen am 21. August 2022
  4. Global rail news: Abellio ScotRail franchise launched, 1. April 2015, abgerufen am 23. April 2015
  5. Railway Technology: ScotRail to move into government ownership from April 2022, 10. Februar 2022, abgerufen am 8. August 2022
  6. railscot.co.uk: Muir of Ord, abgerufen am 21. August 2022
  7. McConell, S. 84: Zum Zeitpunkt der Eröffnung des durchgehenden Eisenbahnverkehrs zwischen Wick/Thurso und Inverness 1874 betrug die Fahrzeit etwa sieben Stunden.
  8. Richard Deiss: Flügelradkathedrale und Zuckerrübenbahnhof. Kleine Geschichte zu 200 europäischen Bahnhöfen. Bonn 2010, S. 73.