Fichtenmühle

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Fichtenmühle
Stadt Heideck
Koordinaten: 49° 9′ N, 11° 9′ OKoordinaten: 49° 8′ 31″ N, 11° 9′ 22″ O
Höhe: 390 m ü. NHN
Postleitzahl: 91180
Vorwahl: 09177

Fichtenmühle ist ein Gemeindeteil der Stadt Heideck im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Überreste der ehemaligen „Fichtenmühle“ liegen zwei Kilometer nordöstlich der Stadt Heideck an der Kleinen Roth auf einer Höhe von 390 m ü. NHN. Zu erreichen sind sie vom Heidecker Gemeindeteil Seiboldsmühle aus über die Oberrödeler Straße und einem landwirtschaftlichen Weg. Im Siedlungsgebiet nordöstlich der Seiboldsmühle und nördlich der Oberrödeler Straße gibt es eine nach der Fichtenmühle benannte „Fichtenmühler Straße“.[1]

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Mühle ist erstmals 1390 erwähnt, als Friedrich II. von Heideck eine Messe an der Pfarrkirche zu Heideck stiftete und diese Stiftung mit Liegenschaften bei der Fichtenmühle ausstattete.[2][3] Noch im 19. Jahrhundert oblag die Pastorisierung der Fichtenmühle ausschließlich dem Frühmessbenefiziaten von Heideck.[4]

Mit Heideck gelangte die Fichtenmühle nach dem Landshuter Erbfolgekrieg 1505 zum neuerrichteten Fürstentum Pfalz-Neuburg. Mit der Verpfändung des pfalzneuburgischen Pflegamtes Heideck und damit auch der Mühle 1542 an Nürnberg wurden auch deren Bewohner der Reformation zugeführt. 1585 wurde das Amt Heideck von Pfalz-Neuburg wieder eingelöst.[5] Die Wiedereinführung der katholischen Glaubensausübung erfolgte mit der Rekatholisierung von Neuburg-Pfalz unter dem zur alten Kirche zurückgekehrten Pfalzgraf Wolfgang Wilhelm durch Jesuiten der Jesuitenstation Heideck ab dem Jahr 1627.[6]

Am Ende des Ersten Kaiserreiches unter Napoleon, gegen 1800, bestand die Fichtenmühle aus einem einzigen Anwesen, das dem pfalz-neuburgischen Landrichteramt Heideck als Grundherrschaft gehörte und hoch- und niedergerichtlich dem pfalz-neuburgischen Pflegamt Heideck unterstand; kirchlich gehörte die Mühle zur Filialkirche Selingstadt der katholischen Pfarrei Heideck.[7][8]

Im 19. Jahrhundert besaß die Fichtenmühle eine 25 Hektar große Gemarkung.[2] Im neuen Königreich Bayern (1806) wurde die Einöde Fichtenmühle mit ihren acht Bewohnern zunächst Teil des Steuerdistrikts Unterrödel.[9] Schließlich bildete die Einöde Fichtenmühle mit dem Dorf Laffenau, dem Weiler Höfen, der Seiboldsmühle und der Einöde Waldhaus die Gemeinde Laffenau und den gleichnamigen Steuerdistrikt.[10] Hierbei blieb es bis zur Gebietsreform in Bayern, bei der die Gemeinde Laffenau aufgelöst und mit der Fichtenmühle zum 1. April 1971 nach Heideck im Landkreis Roth eingemeindet wurde.

1841 saß auf der Mühle die Familie Quinat.[11] 1873 wurden in der Fichtenmühle zwei Pferde und neun Rinder gehalten.[12]

In den 1950er Jahren wurden die alten Mühlengebäude abgebrochen und modern überbaut, sowie der Lauf der kleinen Roth begradigt. Von der historischen Bausubstanz ist in situ nichts erhalten geblieben. Die beiden ehemals westlich der Mühle gelegen, 2000 m² großen Mühlweiher sowie der Leitgraben wurden zugeschüttet und ein 400 m² großer Weiher, nach Norden versetzt, neu angelegt. Eine markante Baumreihe erinnert heute noch an den Verlauf des früheren Mühlbaches (vgl. hist. Karte und Luftbild).[13]

1952 standen im nunmehrigen Weiler vier Wohngebäude mit 25 Bewohnern.[2][10] Für 1970 werden 65 Einwohner vermeldet;[10] das amtliche Ortschaftenverzeichnis für Bayern vom Jahr 1987 vermeldet für Fichtenmühle keine Angaben und verweist auf den Gemeindeteil Seiboldsmühle.[14]

Einwohnerentwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 1818/20: 8 (1 „Feuerstelle“, 2 Familien)[9][10]
  • 1871: 7 (4 Gebäude)[12]
  • 1900: 8 (2 Wohngebäude)[15]
  • 1913: 4[16]
  • 1937: 10[8]
  • 1950: 25 (4 Wohngebäude)[10]
  • 1961: 30 (5 Wohngebäude)[17]
  • 1970: 65[18]
  • 1987: keine Angaben[14]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fichtenmühle im BayernAtlas
  2. a b c Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 29 (Digitalisat).
  3. Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 107 (Digitalisat).
  4. Allgemeines Intelligenz-Blatt für das Königreich Baiern vom 27. September 1820, Spalte 808 f.
  5. Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 177 (Digitalisat).
  6. Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 179 (Digitalisat).
  7. Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 212 (Digitalisat).
  8. a b Buchner, S. 471
  9. a b Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, OCLC 1071656043, S. 25 (Digitalisat).
  10. a b c d e Wolfgang Wiessner: Hilpoltstein (= Kommission für Bayerische Landesgeschichte [Hrsg.]: Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 24). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1978, ISBN 3-7696-9908-4, S. 254 (Digitalisat).
  11. Beilage zum Königlich Bayerischen Intelligenz-Blatt für Mittelfranken, 1. Dezember 1841, Spalte 1698
  12. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 889, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  13. Fichtenmühle im BayernAtlas (Bayerische Uraufnahme)
  14. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 348 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1219 (Digitalisat).
  16. Meyers Orts- und Verkehrs-Lexikon des Deutschen Reichs, Band 2, Leipzig 1913, S. 4
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 796 (Digitalisat).
  18. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 179 (Digitalisat).